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Schrappkuck
Der Wörter-Erfinder war gleichzeitig auch ein Wortsinn-Erfinder, oder besser gesagt ein Wortsinn-Finder.
Eines Morgens wachte er auf und rieb sich mit Erfrischungsstäbchen ein, stellte aber fest, dass es ein schlechter Ersatz für das Duschen war.
Nachdem der Wortsinn-Finder also aufgestanden war und sich die Schokolade abgeduscht hatte, entblößte er sich, indem er sich bekleidete - nahm sich also die Blöße. Dann eilte er zu seinem tragbaren Schreib –und Rechengerät mit klappbarem Bildschirm, für welches er noch ein passendes Wort erfinden musste. Er dachte in diesem Zusammenhang an etwas wie Schrappkuck oder vielleicht sogar Schrappkling, denn Töne konnte es auch machen.
Jedenfalls gab er sein Nur-Er-Kennwort ein, welches natürlich niemand sonst kannte, weswegen ich es auch hier nicht nennen kann. Ein Nur-Er/Sie-Kennwort schützt übrigens sensible Daten, die sich auf einer geheimnisvollen Platte im Inneren eines Schrappkucks befinden. Der Wortsinn-Finder hegte jedoch seit einiger Zeit Zweifel, ob diese Daten tatsächlich so sensibel seien, denn geweint haben sie noch nie, wenn er auf sie zugegriffen hatte.
Ein Mann im Schrappkuck-Laden hatte dem Wort-Sinnfinder erklärt, er müsse den Mauszeiger auf das Icon für das Rechtschreibprogramm bewegen und einen Doppelklick ausführen. Damit war er jedoch völlig überfordert. Er konnte machen was er wollte, aber der Pfeil zeigte ihm einfach nicht, wo in seinem Haus sich eine Maus befand. Also beschloss er, das Ding einfach nur ´Schrappkuck-Pfeil´ zu nennen und bewegte es auf dem Bildschirm, den das Gerät eigentlich gar nicht gebraucht hätte, denn der Wortsinn-Finder betrieb es nie im Freien. Er bewegte jedenfalls den Schrappkuck-Pfeil nun auf das so genannte Word-Icon, welches ein kleines einfaches Zeichen war, quasi das Gegenteil einer Ikone.
Dann drückte er auf der Tastatur die Return-Taste.
Wenn man berücksichtigt, dass das englische Wort ´Return´ übersetzt ´zurück´ heißt, muss man sich wundern, dass danach ein neues Fenster aufgeht (aus dem man sich übrigens nicht hinauslehnen kann). Der Wortsinn-Finder versuchte nun den Sinn von Wörtern zu finden, die er im Laufe der Woche aufgeschrieben hatte. Dabei quälten ihn immer mehr Fragen:
Warum heißt es Vier-Augen-Gespräch und nicht Zwei-Münder-Gespräch?
Wann ereignete sich der Bandscheibenvorfall?
Was ist ein Mini-Riesenrad?
Was ist das Gegenteil von Speisequark?
Viele Antworten fielen ihm an diesem Tag nicht ein. Er fühlte sich wie der Hofnarr im Königreich der Poeten. Am Abend fuhr er seinen Rechner runter und haute sich wieder aufs Ohr.