Mitglied
- Beitritt
- 16.02.2010
- Beiträge
- 22
- Zuletzt von einem Teammitglied bearbeitet:
- Kommentare: 3
Schon wieder Tag
Schon wieder Tag
Das Telefon ging. Ich nahm schnell die Kommunikationspille und befahl dem Computer abzuheben. Klick. „Wer da?“, fragte mein Gesprächspartner.
„Männlich.“, antwortete ich. Die weiblichen von den männlichen Stimmen zu unterscheiden, das hatte ich noch nicht drauf. War zu teuer - fünf Maggies die Pille!
„Schade.“, sagte mein Gesprächspartner und legte auf. Offenbar auch männlich. Na, man kann ja nicht immer alles haben. Ich setzte mich erstmal auf die Bettkante, schluckte eine Pille fürs Wachwerden. Ich würde sonst wahrscheinlich noch den ganzen Tag hier rumhängen. Es half nichts. Ich musste was tun. Die Firma wartet nicht.
Die Firma wartet auf Sie - einchecken
Ist ja gut, dachte ich und checkte ein. Mitch begrüßte mich. „Guten Tag, der Herr.“ Was hat der denn heute geschluckt? Wahrscheinlich ‘ne Pille mit der Kommunikation von vor dreihundert Jahren. „Ja ja, schon gut!“, meinte ich und sah zu, dass ich von Mitch wegkam. In mein Büro. Da wartete ein Stapel Akten auf mich. „Hallo!“ begrüßte mich jemand. Das war Sylvia, erinnerte ich mich. Ich wusste aber nicht mehr, ob männlich oder weiblich. „Re-Hallo“, grüßte ich zögerlich. Zum Glück hatte ich wenigstens schon die Kommunikationspille genommen. „Bist unsicher?“, fragte mich Sylvia. „Ziemlich“, gab ich zu. „Weiblich“, sagte Sylvia und grinste. Sie hatte heute wohl schon alle Pillen geschluckt. Ich befahl dem Computer, sich einzuschalten. Die Arbeit konnte beginnen.
Pause
In der Kantine oder dem, was davon übriggeblieben war, erwarteten mich meine Freunde aus dem zweiten Stock. „Hallo, M.“ „Hallo“ ‘re-te ich. „Wie geht’s dir?“, wurde ich gefragt. Oh nein, nicht schon wieder! „Weiß nicht“, sagte ich wahrheitsgemäß. „Willst ‘ne Gorbi-Eins?“, fragte mich Marc. Er wusste, was mir fehlte. „Wie viel?“, erkundigte ich mich. Zum Glück hatte ich schon meine Kommunikationspille genommen. „Drei.“ Das war okay. Sonst bezahlt man für die Dinger mindestens fünf. Ich reichte ihm die Kröten rüber und schnappte mir das abgefahrene Teil. Wasser? „Irgendwo hier auf’m Tisch“, sagte Marc, und gab mir ein Glas. Ich schluckte die Pille, nichts geschah. Aber das ist völlig normal. Gorbis wirken erst nach ungefähr zwanzig Minuten. Ich wartete. Aß auf.
Pausenschluss
Zurück im Büro. Sylvia saß mir gegenüber. Irgendwie sah sie anders aus als heute morgen. Schöner. Ihre Haare. Irgendwas war mit ihren Haaren passiert. Ich sah sie immer noch an. Sie schaute zurück, musste wohl was gemerkt haben. „Sollen wir?“, fragte sie. Irgendwie musste auch sie an eins dieser Gorbi-Dinger geraten sein. Das traf sich gut.
Schönen Feierabend
Die Sache mit Sylvia war gut gewesen, erinnerte ich mich. „Computer. Tür auf“, befahl ich. Die verriegelte Sicherheitstür glitt nach innen auf. Meine Wohnung war total unordentlich. Die Gorbi-Pille wirkte immer noch. Das sind gute Teile, aber manchmal sind sie einfach zu lange aktiv. Es half nichts. Ich musste aufräumen. „Computer. Aufräumen“, befahl ich und ertrug stumm die Prozedur. Dann noch ein bisschen Fernsehen. Irgendwo war ein Porno. Der interessierte mich aber nicht mehr. Gorbi hatte sich schlafen gelegt.
„Computer. Schlafmodus.“ Auch ich war jetzt müde. Gerade, als ich mich hinlegen wollte, ging das Telefon. Einmal, zweimal läutete es. Aber das störte mich jetzt eher, als dass ich mich darüber gefreut hätte. Ich konnte sowieso nicht mehr kommunizieren, ohne meinen Freund von Communications United. Die Pille wirkt halt nur elf Stunden, und man bekommt nur eine pro Tag. „Computer“, befahl ich, „Licht aus.“