Was ist neu

Schocktherapie

Seniors
Beitritt
26.10.2001
Beiträge
1.572
Zuletzt bearbeitet:

Schocktherapie

Schocktherapie

Er liebte Sie.
Er hatte sie vom ersten Moment an geliebt.
Und doch war er es, der sie so tief verletzt hatte.
Der Vorwurf den er gegen sich selbst erhob, war der, dass er sie missbraucht hatte.
Mehrmals. Er sah alles klar vor sich.
Er hatte ihre Zustände nicht richtig erkannt, war nur auf seine Wünsche bedacht gewesen.
Diese Schuld, nicht richtig erkannt und deshalb sie nicht richtig behandelt zu haben, brannte wie ein Feuer in seinem inneren.
Nun aber bot sich die Möglichkeit, diese Schuld abzutragen.
Klar wie Diamant leuchtete die Lösung ihres Dilemmas in ihm.
Sah den Weg, den einzig logisch sichtbaren Weg vor sich, ihr das eigene Leben und die Selbstachtung, die Möglichkeit sich wieder selbst zu lieben, für immer zurück zu geben und sich selbst von seiner Schuld zu befreien. Er würde sich sich selbst zum Opfer machen um seine Schuld zu begleichen und sie zu befreien.
Ihre Psychotherapeutin war erst entsetzt und strikt dagegen.
Nach und nach aber überzeugte er sie von der zwingenden Logik, welche diesem Gedankengang zugrunde lag.
Schließlich willigte sie ein. Ihre Panik unterschied sich in nichts von seiner.
Alle, ohne Ausnahme gingen ein großes Risiko ein.
Sie als Opfer-Täterin, er, als Täter-Opfer, die Psychologin, weil sie damit ihre Karriere und möglicherweise die noch verbliebene Seelische Gesundheit ihrer Klientin sowohl die Seelische und körperliche Unversehrtheit ihres Ex-Freundes, des Täters, aufs Spiel zu setzen bereit war.
Es sollte dafür gesorgt werden, dass sie ihn nicht umbrachte, und selbst danach betreut werden konnte.
So hatte man sich entschieden.
Er war bereit zu bezahlen, sie, bereit ihren Dämonen entgegenzutreten.
Der Tag kam. Es war Herbst.
Die Blätter der Bäume erstrahlten in rot-braun-gelber Pracht.
Sie wurde in den Raum geführt, in dem er auf sie wartete.
Die Augen verbunden, die Hände gefesselt, nackt inmitten des Zimmers stehend.
Als sie ihn so sah, wollte sie davonlaufen und wurde doch magisch von ihm und dem Bild welches er bot angezogen.
Tief in ihr drinnen kämpfte sie einen Kampf, dessen Ausgang doch, wie sie ahnte, von vornherein feststand.
Sie stand da wie eingefroren, zitternd, und starrte abwechselnd auf ihn, dann auf die schwarze Peitsche, welche neben ihm auf dem Boden lag.
Dann öffnete er den Mund und begann leise zu sprechen.
„Wenn du dich jemals wieder selbst lieben willst, dann tu es.“
Sie zitterte und schwieg.
Schweiß rann an ihrem Körper herab.
Sie roch ihren eigenen Angstschweiß, der sich ätzend mit seinem Angstschweiß vermischte.
Ein Würgen stieg ihr im Hals hinauf und krallte sich direkt unterhalb ihres Adamsapfels fest.
Immer noch stand sie regungslos, von inneren Bildern und Schmerzeswogen durchflutet.
„Traust dich wohl nicht? “ Kam fast körperlos seine Stimme an ihr Ohr.
Wut wallte stärker als ihre Angst vor sich selbst, der Gewalt des angestauten Hasses in ihr, tief aus ihrem Inneren kommend auf und sie fühlte, wie der Damm in ihrem Inneren zu bröckeln begann.
„...Kann nicht... will nicht...“ stieß sie mühsam hervor.
„Du feiges, kleines, blödes Stück Scheiße, wenn du es nicht tust, dann werde ich dich jetzt lehren, zu tun, was man von dir verlangt.“ schrie er plötzlich mit fast Unmenschlicher Stimme, und taumelte blindlings auf sie zu.
Ihr Tritt stoppte seinen unsicheren Gang.
Der Damm war gebrochen.
Sie schlug, und schlug und schlug, bis sie von starken Armen davon abgehalten wurde.
Völlig entleert und entkräftet ließ sie sich in die starken Arme fallen.
Es war vorbei... endlich vorbei.
Die Tränen die ihre bleichen Wangen benetzten spülten die Trümmer des alten, nun nutzlos gewordenen Deiches fort und brachten die ersehnte Entspannung.

Als sie ihn Tage später wiedersah, blickte sie auf ein blaugrün geschlagenes etwas in einem Bett hinab, welches nur noch entfernte Ähnlichkeit mit seinem vorher so ansehnlichem Gesicht zu tun hatte.
Er spürte, dass sie bei ihm war und öffnete vorsichtig die geschwollenen Augen.
„Du hast keine Schuld“ sagte er und versuchte zu lächeln.
„Jetzt bist du endlich wieder frei“.
Vorsichtig ergriff sie seine Hand und schaute ihm in die Augen...
Das, was sie jetzt durchströmte, konnte das die langersehnte, angstlose, freie und unbedingte Liebe sein?

2002-08-24

Arvid A. Pringsauf


 

Mahlzeit Lord,

ziemlich heftiger Tobak, das macht deine einfühlsame Erzählweise umso bemerkenswerter. :)

Eine Frage hätte ich: Hat er sie seelisch oder auch körperlich misshandelt? Und vor allem aus welchem Grund? Du schreibst ja, dass er sie liebt. Geht es um SM-Spielchen, die außer Kontrolle geraten sind? Eine kurze Erklärung was diese Punkte betrifft, geht der Geschichte ab und lässt den Leser unbefriedigt zurück. Ach, noch was. Schreit er sie so gemein an, um sie dazu zu bringen, endlich zuzuschlagen oder weil er wirklich wütend auf sie ist?

Grüße!

PS: Ein paar Flüchtigkeitsfehler haben sich eingeschlichen, die findest du aber sicher selber!

 

Hi Liz.
Danke für den Hinweis...ich werde versuchen diese Fragen noch einzubauen.
Soviel sei aber gesagt, dass er sie anschreit, damit sie zuschlägt, und der Damm endlich brechen kann, im Sinne einer kontrollierten Sprengung.

Lord

 

Die Geschichte hat mir überhaupt nicht gefallen und das aus einem einfachen Grund. Teilziel der Geschichte ist es folgenden Satz zu verwirklichen.

sich selbst von seiner Schuld zu befreien

Das ist definitiv nicht möglich.

Weiterhin fraglich ist, dass die Frau sich durch einen solchen Gewaltakt wieder lieben kann. Ich sage nein, zu diesem Gewaltakt Auge um Auge, Zahn um Zahn. Es muss anders gehen, so wäre es der falsche Weg.

Deine Geschichte hat daher eine mE schlechte und zu verurteilende Intention.

Frederik

 

Hallo Lord.

Ehrlichgesagt hätte ich Dir, besonders bei einem Thema wie diesem, mehr Tiefe zugetraut, sowohl inhaltlich als auch handwerklich/stilistisch.

Die Idee der Handlung trieft mE nach Hobby- bzw. Möchtegernpsychologíe. Nur fiktive Psychologen würden sich auf so eine 'Therapiemethode' einlassen. Alright, die Geschichte ist natürlich Fiktion, überzeugen muss sie allerdings immer noch. Das tut sie mMn nicht.

Zudem macht mich das Konzept der Therapie, das in Deinem Text angewendet wird, schon ein bisschen wütend. Der Vergewaltiger als Beinahe-Held am Ende, schließlich hat er sich aufopfernd Qualen zufügen lassen, damit sich sein Opfer wieder besser fühlt. Oberflächlich betrachten dient dies dem Opfer, unterbewusst aber wohl eher dem Täter. Vielleicht nicht wieder gutgemacht, aber wenigstens einen Teil dazu beigtragen, huh?

Auch stilistisch enttäuscht der Text. 08/15, fast reine Erzählung, kaum Darstellung. Keine sprachlichen Höhepunkte, dagegen desto öfter abgedroschene und Klischees sehr nahekommende Phrasen.

Ich würde Dir raten, den Text mit einer anderen Perspektive noch einmal anzugehen, dabei bewusst auf Sprache zu achten (wozu gibt es stilistische und rhetorische Mittel?), aber vor allem zu überprüfen, ob sich Motiv und Textintention mit dem decken, was der Text, so wie er hier steht, aussagt.

San

 

Ähm, warum interpretiert ihr die Story so?

Also, ich habe das so verstanden, dass Lord diese Therapiemöglichkeit zur Diskussion stellt. Die Aufgabe des Lesers ist eben nachzudenken, ob das wirklich das Wahre ist. Und die schwache Argumentation macht dann auch Sinn.

Das erinnert mich an eine Story von Brecht. Es ging eben darum, wie man mit Gewalt nicht umzugehen hat. Kam in meiner Abiprüfung vor. Habe aber vergessen, wie die Story heißt.

Was ich sagen will, man kann die Geschichte eben auch anders verstehen.

 

Hi Ihr, ich hab schon angekündigt, dass ich die Story nochmal überarbeite...stay cool..das mit der zur Diskussionstellung ist allerdings richtig und wird auch dabei bleiben...danke aber an alle die´s bisher gelesen haben.
mfg@ all
Lord

 

Hi@ all.
Ich hab die Geschichte noch ein bisschen umgeschrieben, in der Hoffnung, dass sie so besser verständlich ist, wenn immer noch nicht, lasst es mich wissen... ich bin lernfähig!

Immerhin habe ich jetzt die Grammatik-Korrektur gefunden...

@ Liz
Deine Frage hab ich glaub ich schon beantwortet.
@Frederik.
Du hast recht, eine tatsächliche Befreiung von Schuld gibt es nicht.
Was ich damit meinte, ist eher eine Versöhnung mit dem eigenen Schuldhaften Verhalten, etwas zu tun, was das „Konto“ wieder ausgleicht, und zwar auf beiden Seiten..
Was Die Intention meiner Geschichte(n) angeht, so bin ich leider nur in der Lage zu suchen.
Möglichkeiten zu durchdenken, und sie zur Auswahl, bzw. Diskussion zu stellen.
Ich erhebe keinerlei Anspruch auf absolute Wahrheit, oder Stimmigkeit.
Es sin Gedankengänge, die mir wichtig sind, einmal gedacht worden zu sein.
Liegt nicht selbst in einem Negativ-Beispiel eine Antwort verborgen?
Und sei es nur, dass das der Falsche Weg ist, so ist doch schon mal eine Variante ausgeschlossen, und zieht den Kreis um die Lösung enger...
@ Rabenschwarz.
Nicht jeder Missbrauch ist automatisch im Sexuellen Bereich zu suchen... da ist es nur am deutlichsten und am klischeebehaftetsten.
So einfach mach ich mir das nicht...es war mir beim Schreiben nicht möglich das besser zu beschreiben, vielleicht gelang es mir mit der neuen Version besser?
Bei Hobby-bzw. Möchtegernpsychologie bin ich aber der Meinung, dass Dir das als Urteil nicht so ganz zusteht...als Empfindung ist es aber ok... nur gebe ich zu bedenken, dass viele , heute anerkannte Methoden, aus Ideen, bzw Experimenten hervorgegangen sind.
Mitunter zeigen einem Gefühle oder einfach nur der „gesunde Menschenverstand“( so vorhanden und entwickelt) wo es langehen könnte.
Also Vorsicht mit vorschnellen Urteilen.. oder nicht?
In jedem falle Danke dafür, dass ihr euch damit auseinandergesetzt habt.
Mit freundlichen Grüßen.
Euer Lord
;)

 

Da diese Geschichte in "Seltsam" untergebracht ist, reagiere ich dementsprechend auch.
Unlogisch wäre sonst schon einmal folgender Satz:

Ihre Psychotherapeutin war erst entsetzt und strikt dagegen.
Nach und nach aber überzeugte er sie von der zwingenden Logik, welche diesem Gedankengang zugrunde lag.
Schließlich willigte sie ein.
Welche(r) Therapeut(in) stimmt bitte solch einer Handlungsweise zu?
Kann ich nur sagen, Beruf verfehlt wer das tun würde.

Gewalt mit Gegengewalt zu lösen ist nie Sinn der Sache. Da kann ich Frederik nur zustimmen in ALLEN Punkten die er erwähnte!!!

Der Täter versucht mE, sich von seiner eigenen Schuld freizusprechen, indem er das Opfer dazu bringt ihm ebenfalls weh zu tun. Und somit wäre ja die Schuld "ausgeglichen" für ihn.
"Wie du mir, so ich dir" in etwa.

Ein paar wenige Tippfehler sind auch noch im Text. Die werde ich jedoch jetzt nicht raussuchen.
Vom Stil her, knapp gehalten, viel Aussage drin, aber zu oberflächlich und Klischeehaft geschrieben, im Gegensatz von dem was man bisher von Dir kennt an Geschichten.

LoC

 

Hi Lady.
danke für das Feedback.
ich glaub, ich muss die Geschichte noch ausführlicher umschreiben, als ich das bisher schon gemacht habe und weiterhin vorhatte...dem gedankengang der zur Geschichte führte lag nämlich was recht "logisches" zugrunde.

Kommt Zeit, kommt neue version...ob sie dann "besser" wird kann ich noch nicht sagen.

mfg.
Lord:)

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom