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Schnick

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18.03.2014
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Schnick

Stein schlägt Schere.
Papier schlägt Stein.
Ivo gewann jede Runde, und es waren verdammt viele Runden, noch eine und noch eine und dann noch eine. Es war ihm fast peinlich, und allmählich wurde es auch langweilig. Aber diese kleinen Aliens mit ihren großen Augen waren offenbar ganz versessen auf das Spiel. Was sollte er denn machen, wenn sie nicht aufhören wollten? Ivo hatte bereits zwei Mal vorgeschlagen, dass Schluss sein sollte. Das wurde jedoch einfach ignoriert.
Brunnen schlägt Schere.
Die kleinen Aliens schienen nicht müde zu werden. Sie waren zu viert und wechselten sich ständig ab. Verstohlen blickte er auf seine Armbanduhr; es waren inzwischen über drei Stunden, die sie bereits auf diese Weise miteinander verbracht hatten. Und währenddessen war kein einziges Wort gewechselt worden - nur die Handzeichen.
Brunnen schlägt Stein.
Ivo konnte es immer noch nicht glauben, doch es war Tatsache: das hier war ein Erstkontakt.
Papier schlägt Brunnen.


Schnack
Stunden zuvor hatte sich sein heutiger Heimweg als Umweg erwiesen. Zuerst hatte Ivo eine Abfahrt verpasst, weil er sauer auf seinen Chef war, der ihm kurz vor Feierabend zusätzliche und reichliche Arbeit für die nächsten Tage aufgebürdet hatte. Da er dem seinen Frust nicht ins Gesicht sagen konnte oder wollte, hatte er diesen lautstark im Auto rausgelassen, als er allein war. Und dabei hatte er die Abfahrt verpasst, die er hätte nehmen müssen. Als Nächstes kam eine Baustelle, so dass er nicht wenden konnte, wie er es eigentlich vorgehabt hatte. Also entschloss er sich, die längere und schlechtere Strecke über Clausdorf zu nehmen.
Kurz hinter dem Ort fiel ihm dann ein, dass es eine alte Verbindungsstraße gab, die nicht mehr auf den Karten eingetragen war. Vor ein paar Jahren hatte Ivo diese gelegentlich benutzt, als er noch Ausflüge mit dem Fahrrad unternommen hatte. Das wäre eine Abkürzung gewesen, dachte er und bog ab. Doch er kam nicht weit, denn er fand den Grund heraus, weshalb die Straße aus den Verzeichnissen gelöscht worden war. Man hatte die Betonplatten, aus denen sie bestand, nach den ersten hundert Metern abgebaut.
Da hätte er noch umkehren können, aber irgendwie gefiel ihm der Gedanke nicht. Deshalb und weil er ja noch erkennen konnte, wo es langging, fuhr er weiter. Allerdings war sein Auto kein Geländewagen, und selbst mit einem solchen wäre er wohl stecken geblieben. Die Stelle, an der dies passierte, war vom letzten Regen unterspült und völlig aufgeweicht. Eine Weile versuchte er nun rückwärts rauszukommen, aber die Räder drehten nur durch und versanken immer tiefer im schlammigen Boden. Schließlich gab er auf und wollte Hilfe rufen. Natürlich war der Akku von seinem Handy leer, wie konnte es auch anders sein? Es war eben nicht sein Tag, dachte Ivo und blieb ein paar Minuten mit zusammen gepressten Lippen sitzen. Als er sich wieder etwas gefasst hatte, stieg er aus, um zu Fuß weiterzugehen. Und da sah er sie.
Im ersten Augenblick fielen ihm nur deren großen Augen auf. Ivo verglich die Aliens zunächst mit Kindern, weil sie recht klein waren. Danach verglich er sie mit Plüschtieren, weil ihre Gesichter von einem kurzen Fell oder Flaum überzogen waren. Doch dann erinnerte er sich an E.T.
Erst danach entdeckte er das unscheinbare Raumschiff, das nur wenige Meter entfernt mitten auf einer Wiese stand. Es hatte einen erdfarbenen Anstrich, der den Eindruck vermittelte, als ob dieses Objekt hierher gehörte. Wahrscheinlich hatten die Kleinen Ivo bereits beobachtet, seitdem er in das Matschloch hineingefahren war.


Schnuck
Es wurde langsam dunkel, was seine neuen Freunde nicht davon abhielt, das Spiel weiter fortzusetzen.
Schere schlägt Papier.
Ivo gewann. Was sonst? Als er so darüber nachdachte, fiel ihm auf, dass sie die Regeln gar nicht abgesprochen hatten. Das war allerdings nicht verwunderlich, denn sie hatten ja überhaupt nicht miteinander geredet. Erst jetzt stellte er fest, dass ihn das irritierte.
Papier schlägt Stein.
Dagegen hielt er das ständige Gewinnen inzwischen für selbstverständlich. Es ging ja gar nicht anders, meinte er. Die kleinen Aliens machten nämlich ständig denselben Fehler: sie wollten wohl schneller sein als Ivo und daher zeigten sie ihr Symbol immer als Erste. Er fragte sich in dem Zusammenhang, wie sie wohl die Weiten des Universums gemeistert hatten. Naja, wahrscheinlich war dort die Geschwindigkeit ein Vorteil.
Brunnen schlägt Schere.
Eigentlich wusste er nicht, was ihn hier hielt. Das Spiel begann zu nerven, seine Füße waren nass und wurden kalt, und er wollte nun doch allmählich nach Hause. Irgendwo in einem Winkel seines Verstandes sagte er sich, dass er vielleicht auf irgendeine Alienart beeinflusst wurde. Das war nicht schön, aber offenbar wollten ihm die Kleinen nichts Böses antun. Sonst hätten sie es sicher längst hinter sich gebracht.
Papier schlägt Brunnen.
Ihm schoss eine Idee durch den Kopf, von der er überzeugt war, dass sie tatsächlich seine eigene war. Natürlich gab er zu, dass diese Idee nichts Besonderes war, nichts Weltenveränderndes. Doch er würde dann endlich hier wegkommen, hoffte Ivo. Wie sagte einst C-3PO? »Lass den Wookiee gewinnen.«
Genau das wollte er nun tun.
Schere verliert gegen Stein.
Die kleinen Aliens mit den großen Augen verharrten. Sie schauten ihn an, und erneut musste er an Kinder und Plüschtiere denken. Sie hatten wirklich etwas Süßes an sich. Er betete im Stillen, dass sich das nicht ändern würde. Unwillkürlich kamen ihm scharfe Zähne und lange Krallen in den Sinn. Aber die kleinen Aliens verzogen ihre Münder, ohne dass etwas Derartiges zum Vorschein kam. Sie lächelten nur.
»Wir freuen uns, dich kennenzulernen, Mensch«, hörte Ivo plötzlich ihre Kanonstimmen.
Er nickte, war ein wenig durcheinander, weil sie nicht laut gesprochen hatten, und weil er den Klang immer noch wie einen Echohall im Kopf hatte.
»Du hast bestanden«, fügten sie hinzu.
Das erleichterte ihn.
»Könnt ihr mich nach Hause bringen?«


Und Brunnen
Ivo ärgerte sich nicht mehr über seinen Chef. Das war Vergangenheit. Sein neuer Job war wesentlich stressfreier. Er konnte inzwischen selbst bestimmen, wie viel und ob er überhaupt an einem Tag arbeitete. Staatsoberhäupter und Minister aus der ganzen Welt hofierten ihn. Und wenn er keine Lust hatte, ließ er sie eben vor der Tür stehen. Das hatte er schon einmal mit dem Kanzler und einmal sogar mit dem Amipräsidenten gemacht. Die waren verdammt sauer, konnten aber nichts dagegen unternehmen.
Denn er war der Botschafter. Ivo war der einzige Botschafter, der von den kleinen Aliens - die eine gewaltige, interstellare Zivilisation vertraten - anerkannt und zugelassen wurde. Sie hatten ihn getestet, für geeignet befunden, und so war er ihr Vertreter auf der Erde geworden. Er - Ivo - nicht irgendein gelernter Parteigänger oder Lobbyist. Wer hätte das gedacht?
Bescheidenheit schlägt Politiker.
-

 

Hallo Sven,
der Schluss hat mir dann so gefallen, dass ich das Lesen nicht bereut habe. Aber die ganze Geschichte liesst sich flüssig und ist sauber und korrekt geschrieben.
Nur das:

Das war allerdings nicht verwunderlich, denn sie haten ja überhaupt nicht miteinander geredet.
Insgesamt eine nette Geschichte.
Viele Grüsse, Fugusan
PS: Herzlich Willkommen, wenn dies Dein Einstand ist.

 

O danke, da freue ich mir, wenn es Dir gefallen hat. Ja, die berühmten Rechtschreibfehler, die trotz Prüfung und mehrfachen Selbstlesens doch noch durchrutschen. Auch für den Hinweis bin ich dankbar.

Und ja, es ist mein Einstand, bin erst seit gestern hier. Ich hatte aus ... anderen Gründen ein paar Jahre eine Schreibpause bzw. -blockade. Jetzt habe ich wieder angefangen. Und da wollte ich hier mal ein bisschen Feedback sammeln.
LG

 

Servus Sven Svenson,

im Großen und Ganzen mochte ich die Geschichte, die Grundidee fand ich ganz nett. Sich durch das Zurechtbiegen der Spielregeln eines simplen Kinderspiels zum Botschafter einer extraterrestrischen Zivilisation aufzuschwingen ist ja wirklich reizvoll. Allerdings kommt mir der Schluss (die Schlusspointe?) etwas zu abrupt, scheint mir nicht recht plausibel vorbereitet zu sein. Es wirkt auf mich beinahe so, als wolltest du den Text möglichst schnell zu Ende bringen.
Obendrein gehst du für meinen Geschmack viel zu verschwenderisch mit entbehrlichen Füllwörtern um. Und außer dem Fehler, den Fugusan gefunden hat, gibt es noch einige weitere.

Die kleinen Aliens scheinen [Präsens?] nicht müde zu werden.

es waren inzwischen über drei Stunden, die sie bereits auf diese Weise miteinander verbracht hatten.
Eines der beiden Adverbien ist überflüssig

Da er dem seine [seinen] Frust nicht ins Gesicht sagen konnte oder wollte,

Als Nächstes kam da eine Baustelle, so dass er nicht wenden konnte, wie er es eigentlich vorgehabt hatte.

Kurz hinter dem Ort fiel ihm dann ein,

Das Fette haölte ich für entbehrlich.

mit zusammen gepressten [zusammengepressten] Lippen

um zu Fuß weiter zu gehen [weiterzugehen]


Im ersten Augenblick fielen ihm nur deren großen Augen auf. Ivo verglich sie mit Kindern, weil sie recht klein waren.
Das gefällt mir nicht recht, weil es klingt, als vergliche Ivo die Augen mit Kindern.

das beinahe unscheinbare Raumschiff, das nur wenige Meter entfernt mitten auf einer Wiese stand. Es hatte einen erdfarbenen Anstrich, der tatsächlich den Eindruck vermittelte,

Als er so darüber nachdachte,

und er wollte nun doch allmählich nach Hause

siehe oben

Erst jetzt stellte er fest, dass ihn das irritiert.[Präsens?]

ohne dass etwas derartiges [Derartiges]

»Wir freuen uns, dich kennen zu lernen [kennenzulernen], Mensch«,

wieviel [wie viel] und ob er überhaupt an einem Tag arbeitete. Staatsoberhäupter und Minister aus der ganzen Welt hofierten ihm [ihn]

offshore

 

Hallo Sven,
das ist mal eine erfreulich zu lesende Geschichte; gut durchstrukturiert und korrekturgelesen.
Das meiste steht schon in den Vorkommentaren, daher nur:

Wenn die Moral von der Geschicht' "Bescheidenheit schlägt Politiker" ist, dann ist das nicht viel, aber es ist schön inszeniert und durchgeführt. Hübsch, wie es bei "Schnuck" schnackelt. Weil aber noch "Und Brunnen" kommt (die einzig unfaire Figur beim Knobeln, wo die Wahrscheinlichkeiten nicht mehr ausgeglichen sind), frage ich mich doch ein paar Dinge:
Wieso hat I. das Gefühl, nicht er treffe die Entscheidung? Wird er wirklich manipuliert? Immerhin haben die Wesen ja bereits gesehen, wie er erst starrköpfig eine aussichtslose Richtung einschlug, dann hilflos war; dann hat er Stunden (!) geknobelt und stundenlang (!) nicht begriffen, worum es ging -- ausgerechnet ihn machen sie zum Botschafter? Ist das wirklich der eher magere Lernerfolg, der ihn qualifiziert, oder ist da doch etwas Böseres im Gange?
All diese Fragen werden nicht beantwortet (und das ist auch gut so), aber für mich machen sie einen Teil des Reizes aus.

Noch etwas Korrekturlese:

Stein schlägt Schere.
... als er noch Ausflüge mit dem Fahrrad unternahm.
... unternommen hatte.
Es wäre eine Abkürzung gewesen, dachte er und bog ab.
Das wäre eine Abkürzung, ...
... unterspült und völlig aufgeweicht worden.
... und völlig aufgeweicht.
Im ersten Augenblick fielen ihm nur deren großen Augen auf.
... ihre großen Augen ...
... hatten die Kleinen Ivo bereits eine Weile beobachtet, seitdem er in das Matschloch hineingefahren war.
... Ivo bereits beobachtet, seit ...
... Lass den Wooki gewinnen. ...
... Wookiee ...
... mit dem Amypräsidenten ...
... Amipräsidenten ...

Viel Spaß hier!
L.

 

Oha
In erster Linie ärgern mich die Rechtschreibfehler, Zeitformfehler und so.
Habe ich bei mir geändert. Ich weiß nicht ob es hier üblich ist, den reingestellten Text dahingehend zu korrigieren.

Ernst: ein paar der überflüssigen Füllwörter habe ich bei mir entfernt. Einige aber auch gelassen, weil ich sie für meinen persönlichen schreibstil wichtig halte.

Lakritze: wookiee... Echt peinlich von mir...


Flammbert und Lakritze: sicherlich hätte ich einzelne Passagen länger ausbauen können. Als ich die geschichte schrieb, wollte ich nur eine wirklich kurze Story haben. Und der Inhalt sowie die Pointe sind jetzt nicht so gewaltig, als dass ich das allzu sehr in die Länge hätte ziehen wollen. Und ein bissel soll noch die Fantasie des Lesers arbeiten dürfen, ist da mein Standpunkt. Aber ich gebe euch insofern recht, dass man Geschichten mit größeren Inhalt dann auch mehr ausbauen kann und soll.

:)

Ansonsten freue ich mich aber über die allgemeine positive Aufnahme meiner Story. Vielen Dank dafür.

 

Hallo Svenson!

Ich vermute, die Aliens haben ihn in dem Moment zum Botschafter gemacht, als er sie gewinnen ließ, in dem er ihre vermeintliche Schwäche nicht mehr ausnutze.
Die hatten ihm absichtlich den Vorteil verschafft. Alles ein verdammter Test!

und es waren verdammt viele Runden, noch eine und noch eine und dann noch eine.
Da fehlen noch zwei Runden! :D
Also, ich würde diesen Rattenschwanz weglassen oder anders formulieren:
und es waren schon verdammt viele Runden gewesen, dann noch eine und darauf eine weitere und jetzt wieder eine.
Oder so ähnlich.

Gruß

Asterix

PS
Ich weiß nicht ob es hier üblich ist, den reingestellten Text dahingehend zu korrigieren.
Klar! Mach mal richtig hübsch, den Text!
Über „Bearbeiten“ das Schreibfenster öffnen, den alten Text entfernen und den verbesserten Text einfügen, dann speichern.

 

So, hab jetzt meine Änderungen reingestellt.
VIelen Dank an alle, die mich unterstützt haben.
Ich finde es sehr wohltuend, wie hier kommentiert wird. Ihr bleibt sachlich und konstruktiv.
Über Geschmack lässt sich streiten (deshalb habe ich ja auch nicht alle vorgeschlagenen Änderungen durchgeführt), aber es bringt eben weiter.

Ansonsten: Tippfehler oder

Wookis
passieren nun mal, und so was muss dann auch gesagt werden.

:thumbsup:

 

Hallo Sven,

Coole Idee an sich! Die Geschichte gefällt mir und ich werde jetzt hier nicht mehr weiter auf die Fehler eingehen, die an anderer Stelle bereits geschildert wurden.

Positiv finde ich die Verknüpfung der an sich banalen Situation (Schnick, Schnack, Schnuck) mit der durchaus historischen Situation des Erstkontakts. Das hat Potential!

Was mir eher nicht so gefällt, ist aber der bereits erwähnte eher nüchterne Erzählstil. Man merkt der Geschichte meiner Meinung etwas zu stark an, dass Du es von anfang an nur als "kurze Geschichte" aufgesetzt hast. Mir kommt es dann aber teilweise so vor, als ob Du dich teilweise zur Kürze zwingen musstest und eigentlich während dem Schreiben noch viele weitere Ideen hattest.

Auch kommt mir die Pointe etwas zu schnell und der Sprung von "Gewinnen lassen" und "Alien Botschafter werden" ist mir persönlich zu gross bzw. zu unerklärt. Das würde viel Raum lassen um hier wenigstens noch etwas mehr ins Detail zu gehen.

Aber trotzdem, der Twist hats rausgehauen ;-)

Danke für die Story und viel Spass beim Schreiben...

Gruss
madcybi

 

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