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Schneeballschlacht
Gluckerndes Gelächter weit und breit. Die Kinder um mich herum tollten und spielten fröhlich im wilden Schneegestöber. Ihre Wangen waren rot, ihre Lippen waren blau. Glänzende Augen, kalte Finger. Das glitzernde Weiß war längst nicht mehr still und schön, sondern eher eisig und matschig.
Als ich heute früh erwachte, schaute ich hinaus, und sah die weiße Landschaft, die sich vor mir erstreckte. Es war so lieblich anzusehen, ich wusste jedoch, dass es gefährlich war. Ich erinnerte mich noch lebhaft an den Tag, an dem ich ein Teil der fröhlichen Gruppe von Kindern war. Eine wunderbare Schneeballschlacht hatten wir ausgefochten, und als nächstes war das Schlittenfahren dran. Doch bevor es soweit kam, rutschte ich auf einer eisigen Fläche aus und flog Kopf über in den Abhang, wo der Schnee sich nur so auftürmte. Ich spürte die Kälte, und bevor ich begriff, was geschah, versank ich in den weißen Tiefen. Ich bekam keine Luft und ausgraben konnte ich mich auch nicht. Panisch schaufelte ich den Schnee über mir weg, nur um festzustellen, dass neue Massen auf mich herabstürzten. Angst, Panik und Verzweiflung machten sich in mir breit. Der Frost fuhr mir in die Lungen und Glieder, ich konnte nicht atmen. Zum Glück war damals jemand so geistesgegenwärtig gewesen, mich aus dem Schneegestöber auszugraben. Ich war keuchend und völlig durchgefroren an der Oberfläche angekommen. Traumatisiert hatte ich vor mich hingestarrt. Seit jenem Tag fürchtete ich mich vor dem Winter.
Und als ich nun die anderen Kinder so fröhlich spielen sah, saß ich traurig und allein im kalten Schnee. Ich schaute nun schon eine Weile zu, traute mich aber nicht mitzuspielen, da rief plötzlich eines von ihnen: „Komm doch her, spiel mit uns.“
Betrübt schüttelte ich den Kopf, doch es lockte mich doch sehr. Vielleicht nur einen Schneeball? Das würde mir doch nicht wehtun. Ich packte, einer Eingebung folgend, mit der Hand tief in den kalten aber weichen Schnee, nahm mir eine Portion, formte sie und stand dann auf, um meine Kugel zu werfen. Zögerlich und sehr langsam ging ich auf die anderen zu und warf vorsichtig den Ball. Die anderen freuten sich anscheinend sehr über meinen Wurf, denn sie kamen und tanzten glücklich und gackernd um mich herum. Da packte mich der Drang, mit ihnen fröhlich zu sein, zu tanzen und sich im Schnee zu wälzen. Ein kleines Mädchen nahm mich bei der Hand, und zog mich mit hinein. Mitten in die Schneeballschlacht. Singend und mich im Kreise drehend, tanzte ich umher, und wirbelte den Schnee auf, der wie weiche Wolken in der frostigen Mittagsluft umherwehte.
Plötzlich und ganz und gar unerwartet bekam ich einen kleinen Schubs, fiel hin und landete Bäuchlings im Schnee. Geschockt und entsetzt, spürte ich das kalte Nass in meinem Gesicht. Ich konnte mich nicht regen. Es war nicht gut. Es war keine gute Idee gewesen. Ich hätte einfach sitzen bleiben sollen. Doch da tippte mir plötzlich jemand auf die Schulter. Es war das kleine Mädchen von vorhin
„Geht es dir gut? Willst du vielleicht lieber nach Hause?“
nun drehte ich mich um, so dass ich mit dem Rücken auf dem weichen Schnee gebettet war. Ich blickte in den Himmel, der nicht wolkenverhangen war, sondern ganz im Gegenteil, in leuchtendem Blau erstrahlte. Dann blickte ich in die Augen des kleinen Mädchens.
„Nein. Lasst uns weiterspielen“, sagte ich.