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Schnee

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29.09.2002
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Schnee

Iris, meine kleine Tochter, hatte sich so sehr auf den Schnee gefreut!
Nun war er da und nicht zu knapp!

Gegen zwei Uhr Nachts hatte es langsam und geheimnisvoll angefangen zu schneien. Ich wurde von der absoluten Geräuschlosigkeit im Haus plötzlich wach und stand auf. Alles wirkte so dumpf auf einmal.
Wie von einem Magneten angezogen ging ich hinüber zum Wohnzimmerfenster und traute meinen Augen nicht. Es war ein wunderbarer Anblick im Licht des Vollmondes! Schneeweiß und bizarr ragten die Äste der Bäume in den nächtlichen Himmel. Unter ihnen eine unberührte, weiße Fläche, die Straßen waren nur noch zu erahnen.
Andächtig öffnete ich die Balkontür und trat hinaus in das wirre Schneetreiben.
Schneeflocken schmolzen kalt auf meiner ungeschützten Haut.
Von absoluter Ehrfurcht gepackt stand ich, nur mit meinem Schlafanzug bekleidet, mit nackten Füßen in 20 cm hohem Schnee auf unserem Balkon.
Irgendwie kam ich wieder zur Besinnung, klopfte mir den Schnee aus den Haaren bevor ich zurück ins Wohnzimmer ging und stieg die Treppen hinauf ins Kinderzimmer.

Leise flüsterte ich meiner kleinen Tochter Iris ins Ohr: „Es schneit, es schnei-heit!"
Sie schlug schlaftrunken die Äuglein auf und blinzelte mich an.
„Papaaa, weißt Du waas? Em, em, ich bin sooo müde.....! Geh wieder schlafen, der Schnee ist doch nur in meinem Traum.“
„Komm Schatzi, steh auf und zieh dich warm an, ich hole schon mal den Schlitten raus aus der Garage.“
Da schlug Iris endlich ihre Augen auf und sprang mir unvermittelt in die Arme!
Ich hob sie von ihrem Hochbett und trug sie die Treppe runter ins Wohnzimmer vor die Balkontür.
Als Iris all den Schnee sah, es schneite mittlerweile so kräftig, das man, außer einer dichten, weißen Wand, nichts anderes mehr sehen konnte, sprang sie aus meinen Armen und tanzte wild und völlig hellwach, durch die ganze Wohnung.
Ich sagte: „Sei bitte leise, Mami schläft noch, wir wollen sie doch nicht wecken!“

Wir wuschen uns, putzten die Zähne und packten uns anschließend warm ein, bevor es nach draußen ging.
Handschuhe, Schal, Mütze, all das lag bereits seit gestern auf der Garderobe, da ich den Wetterbericht gehörte hatte.

Ach, wie war es doch herrlich diese vor Freude funkelnden Augen zu sehen.

Auch Iris stand, als wir den Hof betraten, wie vom Donner gerührt der weißen Pracht gegenüber.

„Du Papi?“

„Ja mein Engel?“

„Ziehst Du mich ganz weit mit dem Schlitten?“

„Ja, bis ich nicht mehr kann, versprochen!“

Es war gar nicht so einfach das Garagentor zu öffnen. Der Schnee lag sicher einen halben Meter hoch davor.
Aber dann hatte ich es geschafft!
Iris saß auf und ich zog sie die Auffahrt hinauf, wobei ich bereits ganz schön ins Schwitzen geriet.

Immer wieder jauchzte und lachte sie glücklich hinter mir und ab und zu bekam ich einen Schneeball an den Kopf, ich lachte mit.

Der Schnee knirschte unter meinen Stiefeln, die immer tiefer im lockeren Schnee einsanken.

„Leise rieselt der Schnee.“ An diesen Satz mußte ich denken, als dicke Flocken an meinen Augenbrauen hängen blieben.

Die herumstehenden Autos waren nur noch als große, unförmige, weiße Hügel auszumachen. Sträucher, Hecken, Mülltonnen und kleine Bäume bildeten eine wellenförmige, einzigartige Schneedecke.

Ich zog Iris auf dem Schlitten einmal um den ganzen Häuserblock, dann konnte ich nicht mehr.
Mein Gott! Soviel Schnee hatten wir hier ja noch nie!

Schwer atmend setzte ich mich vor unserer Garageneinfahrt hinter Iris auf den Schlitten und gab ihm einen Schubs. Uiii, jetzt ging es abwärts! Iris lachte lauthals, doch als wir unten ankamen sagte sie: „Papi? Gehen wir wieder nach oben, mir ist so kalt!?“
„Na gut mein Schatz, der Schnee liegt jetzt auch zu hoch, da kommen wir ja kaum noch durch. Wenn es hell wird bauen wir einen großen Schneemann ja?

Morgen ist Heilig Abend und wir haben noch so viel vorzubereiten.
Hilfst Du mir beim Plätzchen backen?“

„Ja, ja, ja!“ rief Iris und klatschte glücklich und voller Freude in die kleinen Hände.


>Ende<

 

Hallo Waldi!

Mir gefällt Deine flüssige und schön erzählte Geschichte gut. Du schilderst eine sehr gute Beziehung zwischen Vater/Kind.

Eine Formulierung allerdings ist mir aufgefallen:

.....! Geh wieder ins Bettchen, der Schnee ist doch nur in meinem Traum

Meist sind es wir Erwachsenen, die beim Sprechen mit Kindern alles verniedlichen, nicht die Kinder.

Ein paar Mal hast Du auch die Anführungszeichen vergessen.

Schöne Grüße, :)

Anne

 

Hallo Anne!

Vielen Dank für Deine nette Beurteilung.

Hattest recht, habe die Verniedlichung rausgenommen, aber die vergessenen Anführungszeichen, die find ich nicht.

Lieben Gruß

Walter

 

Hallo Walter!

Leise flüsterte ich meiner kleinen Tochter Iris ins Ohr: „Es schneit, es schnei-heit! (hier fehlen sie! ;))
Sie schlug schlaftrunken die Äuglein auf und blinzelte mich an

schöne Grüße, Anne

 

Danke "kleine" Maus, bist sehr nett und aufmerksam:

Liebe Grüße

waldi7

 

Hallo waldi7,

"Ist das Leben nicht wunderbar?". Dieser Titel eines alten Filmes ist mir beim Lesen deiner Geschichte eingefallen.

Sehr schön hast du die liebesvolle Beziehung zwischen Vater und Tochter dargestellt. Eine Hommage an das Leben. Wie schön es doch sein kann... Sehr gut und gefühlvoll geschrieben.

Eine kleine Sache hat mich ein wenig gestört.

Ach wie war es doch herrlich in die funkelnden Augen dieses kleinen Mädchens zu blicken.
Hier fehlt ein Komma nach "ach". Dies ist der einzige Satz, der für mich ein bisschen kitschig klingt. Vielleicht hätte man es indirekter sagen können?

Liebe Grüße

Jan

 

Hi PeterPan!

Ich habe Dir für diese schöne Beurteilung zu danken, was ich hiermit von Herzen tue!

Ja, kitschig ist wohl das richtige Wort, habe es geändert, nochmals danke!

Gruß

waldi7

 

Hey Waldi!

Deine Geschichte hat mir recht gut gefallen, jedenfalls dein Stil und auch die grundlegende Idee. Nur irgendwie habe ich die ganze Zeit darauf gewartet, dass etwas passiert, dass noch etwas kommt.
Durch das gleichweg schöne Erzählen entsteht irgendwie ein gewisser Spannungsbogen, der sich aber nicht entlädt.
Man rechnet irgendwie damit, dass noch was passiert. Aber ehrlich gesagt, war ich auch ganz erleichtert, dass eben nichts passierte.

Die Vater-Kind-Beziehung kommt ebenfalls sehr schön raus.
Durch die liebevolle Beziehung der Beiden gewinnt der Leser die beiden Protagonisten sehr lieb, du könntest mit dieser Identifikation des Leser mehr anfangen und der Story noch, in irgendeiner Art und Weise, einen Kick geben. Probier ruhig mal ein bißchen rum.

Hat mir aber gut gefallen.

Lieben Gruß
Maya

 

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