Schnürsenkel-Gedanken
Mein Herz ein Magnet und Du wie tausend Eisensplitter; umfängst mich und richtest Dich nach mir aus und versetzt mir gleichviel Nadelstiche und besetzt mich. Wir kommen nicht von einander los, sind These und Antithese, ein stacheliges Gebilde, ein Seeigel voller Schmerz und Glück, verletzlich und wehrhaft zugleich.
Du bliebst plötzlich stehen, daß ich fast das Gleichgewicht verlor. Bücktest dich nieder, um dir die Senkel zu schnüren. Das klingt fast wie „dir das Mütchen zu kühlen“ denke ich beim zurück denken. Doppelt gedacht hält aber nicht unbedingt besser.
Deine alten Halbschuhe in blau und gelb haben so manche deiner Moden überdauert. Die gefärbten Frisuren, die weiten Hosen und natürlich die Zigaretten mit Filtermundstück. Wenn ein Trend gemütlich ist, wird er zum Mainstream. Der Verrat an der Exklusivität stärkte dir den Rücken.
Ich stolperte eine Peruette um dich herum und denke an die Wertung unserer Liebeskür. Manchmal habe ich gemeint, wir laufen unter dem Olympischen Geist des „Dabei-seins“ unser unspektakuläres Pflichtprogramm und an schlechten Tagen ahne ich, daß wir uns noch gar nicht für die Spiele qualifiziert haben. Doch du lächelst mich immer wieder an und wir schwingen uns hinauf und die Doppelschleife wird bis nach Hause halten.
Wir wollten essen gehen. Das alte Spiel; zuerst der Kontinent. Ich trieb die blaue Kugel an, hielt dir die Augen zu und dein Erdenfinger stoppte den Globus. Madagaska, also Afrika. Das war natürlich schwierig, denn in unserer kleinen Stadt gibt es kein afrikanisches Restaurant. Nun waren viele afrikanische Länder von Frankreich besetzt, gabst du unschuldig zu bedenken. Ich schlug vor Englisch oder Holländisch zu speisen und vergaß auch nicht, deutsche Hausmannskost ins Spiel zu bringen. Das Problem war also nicht so leicht zu lösen. Im Delphi hat früher einmal ein Schwarzer gearbeitet, bei Mc Donald´s arbeiten mindestens fünf Afrikaner. Und da ich einmal in Afrika war und dort Chinesisch gegessen hatte, brauchten wir schließlich doch nicht zum Griechen oder gar zum Amerikaner. Allein, wir hatten uns zur Buße auferlegt mit Stäbchen zu essen. Zum Glück gibt es noch andere Chinesen bei uns und in die Kneipe brauchten wir nun auch nicht mehr. Es war ein lauer Sommerabend und wir machten einen Umweg. Morgen hatten wir richtig frei und als wir gegen halb elf am Kino vorbei kamen, dachten wir beide an Casablanca und alles was dazu gehört. Wir mußten lachen und haben uns geküßt. Dann nahm ich dich bei der Hand, träumte meinen Traum und dir ging der Schnürsenkel auf.