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Schmerzhafte Erinnerungen

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14.04.2016
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Schmerzhafte Erinnerungen

Ich schlug die Tür hinter mir zu. Diese Erinnerungen, diese verdammten Erinnerungen! Ich wollte sie nicht mehr sehen, nicht mehr davon hören und sie erst recht nicht mehr fühlen. Ich wollte nicht mehr fühlen, wie mir jemand sanft über den Kopf strich und mir dabei meinen Namen ins Ohr flüsterte. Ich wollte die Geister der Bücher, die ich hier gelesen hatte, nicht mehr sehen. Ich wollte nicht mehr sehen, wie sie, wenn ich ein Buch aufschlug, heraus kamen und mich umschwärmten.

Damals, ja damals, hatte ich sie gemocht, teilweise sogar vermisst, wenn sie fehlten, doch jetzt wollte ich sie nicht bei mir haben. Sie hatten zu viel, was mich verletzte und mich erinnerte an Erinnerungen die ich nicht wollte. Alle waren sie immer und irgendwie da gewesen. Als ich zurück dachte, sah ich sie wieder: Ronja, die Räubertochter und ihren Bruder Birk; den Grafen von Monte Christo (wie hieß er noch einmal richtig?) und da in der Ecke den um Alfredo trauernden Gorgio. Ich schüttelte den Kopf um sie zu verscheuchen. Doch anstatt, dass sie gingen, kamen noch mehr. Da, sich einer seiner Streiche schämend saß Michel aus Lönneberga; unter der Decke, da wo er am liebsten war, hing Karlson vom Dach; ich entdeckte das Sams, das so viele Punkte im Gesicht hatte, dass man sein Gesicht kaum erkennen konnte und sich im Schatten versteckend konnte ich Aragorn und den Jungen mit den hundert Namen erahnen. Abermals schüttelte ich den Kopf. Ich wollte diese Erinnerungen nicht mehr haben!

Die Geister verschwanden, doch eine neue Flut Erinnerungen überschüttete mich. Von Menschen, Gefühlen und Gedanken. Da, da waren sie wieder. Die Menschen die sangen, lachten, musizierten und einfach nur schweigend neben mir saßen. Sie schwiegen, doch ich hörte sie trotzdem, denn ihre Gedanken konnte ich mit einem Blick erahnen. Während sie so schweigend neben mir saßen, kamen auch die Gerüche wieder. Schweiß, Parfüm und die eigenen individuellen Gerüche eines Menschen. Wie durch einen Windstoß wurden die Bilder zur Seite gefegt und die Gefühle schlugen über mich ein. Alles was ich jemals an diesem Ort gefühlt hatte, durchströmte mich nun. Immer, wenn ich ein neues Gefühl wahrnahm, war es wie ein Stromschlag. Da war Freude, Geborgenheit und Sicherheit; doch da waren auch Gefühle wie Angst, Reue und sogar Trauer fand ich.

Völlig erschöpft setzte ich mich auf den kalten Boden. Doch es half nichts! Ich merkte wie die Menschen, die mir doch so nah waren und schweigend neben mir saßen, mir fremd wurden. Ich hörte Gedanken, die ich längst gedacht hatte und merkte wie uralte Gefühle mich durchströmten. Ich ließ mich an der Hauswand hinab gleiten, winkelte die Beine an und legte meinen Kopf auf die Arme, die ich auf den Knien kreuzte. Die kalte Hauswand ließ mich zittern und als ich den Kopf hob und an die Wand lehnte merkte ich wie ein kleines Stück Putz von der Wand ab und an meinem Rücken entlang auf den Boden fiel.

Ich schaute mich um und sah den Fahrradständer, bei dem ich selbst geholfen hatte ihn auf zu bauen. Nun zerfiel er in seine Einzelteile und zwei Fahrräder, die scheinbar niemanden gehörten, standen verrostet in den Ständern. Links neben dem Fahrradständer war das Beet, das mein Vater vor all zu langer Zeit aus dem Stein des Hofes gehauen hatte. Nun war es verwildert und die Rose, die einer von uns vor so langer Zeit gepflanzt hatte, kletterte an dem Pfosten des Fahrradständers in den Himmel empor. Ich entdeckte die Terrasse, die allen Bewohnern des Hauses so viel Schweiß gekostet hatte. Die wir selbst gebaut hatten und für die das alte Heizhaus verschwinden musste. All das sah ich und ich spürte wie die erste Träne meine Wange hinunter glitt. Warum, warum hatte ich mich nicht an das gehalten, was ich vor einem Jahr zu mir selbst gesagt hatte.

Ich hatte mir doch versprochen nie wieder hier her zu kommen. Ich hatte es mir versprochen, da ich wusste wie schmerzlich diese wunderschönen Erinnerungen für mich waren. Das letzte mal als ich hier gewesen war, hatte ich mir selbst gesagt:“Heute war das letzte mal, dass du hier her gekommen bist. Du wirst NIE mehr dieses Haus betreten und du wirst NIE mehr an diese alte Zeit zurück denken, denn sie tut nur weh und so schön sie auch war, jetzt ist sie nur noch da um weh zu tun.“ So hatte ich es mir versprochen und ich hatte mir vorgenommen dieses Versprechen zu halten.

Doch heute, ungefähr ein Jahr nach meinem letzten Besuch, bin ich wieder hier vorbei gekommen. Ich hatte einen Termin in der Nähe – den ich übrigens vollständig vergessen hatte – und bin diese Straße entlang gelaufen. Dann tauchte das Haus auf und obwohl ich mir in Gedanken sagte, dass dieses Haus nur ein Haus ist, wie viele andere Häuser in der Straße – gut vielleicht war es mit seinen drei Farben bunter als viele andere – aber es war dennoch nur ein Haus, zog es mich förmlich an.

Ich war schon fast vorüber gegangen als die Erinnerungen mich einholten und ich umdrehte. Ich öffnete das inzwischen verrostete Hoftor – es knirschte in den Angeln – und betrat den schattigen Hof. Als wäre es eine Selbstverständlichkeit zog ich den alten Schlüssel aus meiner Tasche und schloss die Haustür auf. Langsam, die Tür hinter mir offen stehen lassend, betrat ich das Haus und besuchte nach und nach alle Wohnungen, die es hier gab. Ich schaute mir alles an und erschuf mit Hilfe meiner Fantasie die alten Zimmer wieder. Doch plötzlich bemerkte ich die Schmerzen, die ich immer spürte, wenn diese Erinnerungen mich packten. Wie sehr wünschte ich mir noch heute, diese Zeit wäre nie gegangen. Ich drehte mich um und rannte, alles andere vergessend aus dem Haus. Als ich wieder in den Hof trat, knallte ich die Tür hinter mir zu.

Hier saß ich nun und die Tränen flossen über mein Gesicht. Ich musste nichts tun, sie kamen einfach und unter dem Schleier der Tränen verschwand die ganze Umgebung. Ich versuchte meine Augen mit Hilfe meines T-Shirts zu trocknen, doch immer wenn ich dachte, dass nun keine Tränen mehr kommen konnten, kamen noch mehr. Ich schloss die Augen und spürte wie die kalte, raue Hauswand, die an meinem Kopf juckte, wenn ich diesen bewegte. Dann bemerkte ich die Stille. Es war als ob die ganze Umgebung in einen Wattebausch gehüllt war. Um mich herum war alles still.

Obwohl es mitten im Sommer war und alle Vögel normalerweise ihr Lied anstimmten und die Sonne mit unerlässlicher Kraft strahlte, war es nun still und kalt. Langsam öffnete ich die Augen wieder und schaute auf die Straße. Sie war wie leer gefegt. Kein Mensch ging an diesem Haus vorbei, in der Zeit in der ich an der Hauswand lehnte und weinte. Mit steifen Bewegungen erhob ich mich, trocknete zum letzten mal meine Wangen, nahm meine Tasche – die ich neben mich gelegt hatte – und verließ den Hof mit den gleichen Gedanken wie beim letzten Mal:“Dieses mal sollte das letzte mal sein. Komm nicht wieder hier her!! Es hilft doch nichts. Nichts bringt die Zeit zurück und nichts löscht den Schmerz außer das Vergessen!!“

Doch ich wusste, dass ich das nicht konnte.....

 

Hallo SikaCat!

Willkommen bei den Wortkriegern.

Da du noch keinen Kommentar bekommen hast, schreibe ich dir nun einen.
Nimm es nicht persönlich (denn es ist keine Kritik an dir, sondern nur meine subjektive Meinung, mein Eindruck vom Text), aber ich kann mit deinen "Schmerzhaften Erinnerungen" wenig anfangen. Weil ich einfach nicht erfassen kann, worum es in deinem Text geht.

"Sie hatten zu viel, was mich verletzte und mich erinnerte an Erinnerungen die ich nicht wollte."
"Sie schwiegen, doch ich hörte sie trotzdem, denn ihre Gedanken konnte ich mit einem Blick erahnen."
"Da war Freude, Geborgenheit und Sicherheit; doch da waren auch Gefühle wie Angst, Reue und sogar Trauer fand ich."
=> Das ist alles so schwammig, allgemein gehalten. Was soll deine Geschichte konkret aussagen? Was willst du erzählen? Willst du überhaupt etwas erzählen oder nur ein Gefühl erzeugen? Letzeres würde mir nicht reichen für eine Geschichte.

Soviel von mir. Wie gesagt, nur meine Meinung.

Grüße,
Chris

 

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