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Schmerzen

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13.01.2013
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Schmerzen

Fassungslos sehe ich meinen Freund an. Meinen Freund!
Auf die lockere Art und Weise, wie er immer ist, will er mir erklären warum er mir fremdgegangen ist. Wie kann dieser Typ so ruhig dabei sein? Hat er sie noch alle?
Hallo? Ich stehe wirklich hier! Ich zerbreche gerade!
Siehst du das nicht? Sag dass das alles eine Lüge ist und nimm mich wieder in den Arm! Lieb mich und küss mich. Aber bitte erzähl mir nicht von diesem Mist.
Bitte sag dass das alles nicht wahr ist!

Ich spüre die Tränen die in meinen Augen immer größer werden.
Er redet immer weiter.
Stopp! Ich bekomme kein Wort aus mir heraus. Wie gelähmt stehe ich da, gegenüber von ihm, unter einem Kirschbaum. Unserem Kirschbaum.
Hier haben wir uns das erste Mal gesehen und dann auch immer wieder getroffen.
Wieso sieht er mich nicht an? Er soll sehen dass ich Schmerzen habe. Er soll merken wie ich vor ihm kaputt gehe. Jede einzelne Erinnerung wird plötzlich zu einem unfassbaren, unechten Traum.
Wie Erinnerungen aus einem bekannten Film. Ich bin Fertig!

Jetzt fließen die Tränen über meine Wangen.
Ich kann sie nicht zurück halten. Ich will sie nicht zurück halten.
Plötzlich hebt er den Kopf und sieht mich an.
Er betrachtet mein weinendes Gesicht. Stille.
Nur das Rauschen der Bäume ist zu hören.
Sein Bick ist einfach magisch! Auch diesmal, obwohl ich so verletzt bin, schlägt mein Herz schneller.
Die Sekunden in denen wir jetzt so dastehen kommen mir wie Stunden vor.

Dann, nachdem er ein paar mal ein- und ausgeatmet hat, macht er einen Schritt auf mich zu.
Er steht jetzt nur noch ein paar Zentimeter vor mir.
Ich kann seinen Geruch riechen. Wie ich diesen Duft doch liebe!
Dann schaut er mir wieder tief in die Augen.
„Es tut mir so leid Sophie.“
Dieser Satz gibt mir den Rest. Es ist jetzt entgültig vorbei.
Doch anstatt in ein Schluchzen auszubrechen, bin ich auf einmal völlig ruhig.
Ohne ein Wort, drehe ich mich um und gehe.

 

Hallo sherine,

und Willkommen bei KG.de!

Dieser kleine Text wirkt ein bisschen wie eine Zusammenfassung von 1000 Filmen und Romanen. Er geht fremd, bittet um Verzeihung und sie verlässt ihn. Will sagen, daran ist nix, was ich noch nicht kenne, was mich packt und mich reinzieht, wovon ich mich nicht lösen kann, weil, kenne ich schon. Es ist sehr, sehr schwierig einen Leser mit einer Kurz-Kurzgeschichte fangen zu wollen. Das ist fast olympisch ;). Nicht gerade etwas, womit man anfangen sollte, wenn man sich mit dem Schreiben beschäftigt.
Ich sage nicht, dass man das Thema oder den "Plot" nicht mehr nutzen darf, weil er schon so oft erzählt wurde, ich will sagen, wenn man so ein Thema bemüht, dann muss man es dem Leser so verpacken, als würde er es zum ersten Mal lesen. Und zum ersten Mal würde ich es lesen, wenn es da zwei Figuren geben würde, die ich nicht kenne, die mir im Text vorgestellt werden. Die so individuell sind, dass ich wissen will, wie die beiden jetzt damit umgehen. Das heißt, der Text bräuchte viel mehr Zeilen, um sie in mir zu einzigartigen Personen erwachsen zu lassen und nicht eine wie 1000.

Es ist jetzt aber kein Beinbruch, viele fangen genau so an. So, oder mit einer Stimmung. Irgendwie muss man ja anfangen ;). Nur, wenn Du das nächste Mal einen Text planst, dann versuche Dich nicht an Allgemeinplätzen/Figuren/Handlungen, sondern an etwas sehr Individuelles. Stell mir die Leute vor, ihre Ängste, ihre Sorgen, wie konnte es dazu kommen, dass er sie betrogen hat? Was ist da vorher schief gelaufen in der Beziehung oder ist er einfach so ein Typ, der nicht stillhalten kann, wenn wer mit dem Hintern vor ihm wackelt? Hatte die Beziehung eigentlich nie eine Chance? Das sind so Fragen, die mich interessieren. Das wäre die Geschichte hinter den Zeilen, die ich lesen will. Was haben sie schönes erlebt, wie sind sie zueinander gekommen und was hat die beiden zerbrochen. Und je mehr man all diese Fragen in "Kürze" beantworten kann, je mehr ist es wirkliches Können. Also, für den Anfang, lang und breit erzählen und sich dann der Kürze nähern ;).

Ich wünsche Dir viel Spaß an dem schönen Hobby des Schreibens. Und ja, es ist Handwerk, dass man lernen muss. Und will ;).

Beste Grüße Fliege

 

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