Mitglied
- Beitritt
- 16.02.2021
- Beiträge
- 1
Schmerz
Tränen oder Ruhe?
Schmerz oder Erlösung?
Leben oder Tod?
Wenn ich aufhöre zu weinen, werde ich kalt. Ich werde zu einem lebenden Eisblock, weil ich aufgegeben habe. Aber ich kann langsam nicht mehr weinen. Meine Hände zittern, weil mich keine Decke der Welt mich wärmen kann, mein Magen dreht sich und mein Kopf brummt. Beeindruckend, was unsere seelische Verfassung für Auswirkungen auf unseren Körper hat. Ein tiefer innerer Schmerz zerstört uns nicht nur innerlich, sondern mit der Zeit auch äußerlich. Als ob es nicht reichen würde, dass alles in mir schreit und schmerzt, dass ich innerliche zerreiße. Nein. Auch mein ganzer Körper wird erfasst. Langsam werde ich von innen aufgefressen und es bleibt nur noch die äußerliche Hülle über, die von einer Maschine geführt wird. An welchem Punkt stehe ich? Wie weit wurde ich schon zerstört? Kann man mich noch heilen? Vor ein paar Wochen dachte ich noch, dass man das kann, dass ich eigentlich gar nicht so kaputt bin, sondern nur ein wenig geschädigt. Jetzt sitze ich hier vor meiner Hülle, die immer mehr auseinanderfällt und sehe das verweste Innere meiner Seele. Ich finde kaum noch grüne Zweige. Jede Sekunde beginnt sich ein weiterer Zweig anzustecken und langsam zu verglühen. Wo bist du? Wo zur verdammten Scheiße bist du? "Hilfe" erklingt laut und klar in meinem Kopf, aber an wen sollte ich es richten? Hier ist niemand, der mir helfen könnte, denn du bist weg. Ja, das bist du. Du bist einfach weg. Weg. Und da kommt es wieder mit voller Wucht zurück, es umschließt mich und nimmt mich gefangen. Ich bin gefesselt und zum Schweigen gezwungen. Schmerzen. Es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, dass es jeden Zentimeter meines Körpers erreicht. Nein. Er sammelt sich um mein Herz und lässt es zerspringen nur, um es dann mühselig wieder zusammensetzen zu lassen. Ich hatte es geschafft, es war fast heile, aber dann habe kamst du. Deine Fäden wickelten sich immer mehr um und in mein Herz und setzten es sogar noch weiter zusammen. Ich habe dir mein Herz überlassen. Voller Vertrauen. Ich habe meine Augen verschlossen und mich fallen gelassen. Ich fiel auf wunderschöne Wolken, weit über all den Schmerz. Wolken, die von dir gebaut wurden. Die Wolken trübten meine Augen und meine Sinne, ich bekam Angst, jedoch vertraute ich dir in meiner Tiefe. So lag ich da und lebte…eine lange Zeit. Du hattest mein Gewicht, meine Last unterschätzt und ich deine Kraft und Liebe überschätzt. Die Wolkenschicht wurde immer dünner, ich rückte dem Boden immer näher, dem Feuer, den Schlangen, bis du mich nicht mehr tragen konntest. Ich spürte die Flammen des Feuers, die Bisse der Schlangen schon Tage vorher. Ich schrie, du hörtest, du versprachst, du brachst. Leere, nein noch nicht, Schmerzen. Nein, Leere, Schmerzen, weinen, schreien, Pause. Ein Kreislauf. Ich setze mich ins Feuer und bewundere mein Inneres, wie sich die kleinen Zweige immer wieder durchkämpfen. Ich habe vergessen, wie es ist allein für sich selbst zu kämpfen. Er lag falsch, ich bin nichts. Ich habe meine Seele verschenkt und jetzt bekomme ich die Abrechnung. Sie ist zu schwach, um allein zu steigen, um sich zu regenerieren. Ich spüre, wie ich langsam verbrenne, wie mein Blick zum Himmel geht, um seine Wolken zu erblicken, die mich wieder retten sollten. Die Flammen schlugen immer höher um mich herum. Sie ernährten sich von meiner Hoffnungslosigkeit. Bis ich verstand. Wasser löscht Feuer. Trauer, weinen, Tränen, Wasser, löschen. Mir wird schlecht. Der Schmerz ergreift mich wieder und bringt mein Herz zum Schlagen, sich zu wehren. Ein Kribbeln erfasst mein Körper, das Zittern startet wieder. Ich beginne zu fühlen.