Schmerz II
Die neue Kronenzeitung 10.1.2101: www.kurzgeschichten.de hat eine Monopolstellung in der deutschsprachigen Fachliteratur für Prosa und Kurzprosa. Auch Kurzgeschichten finden hier Platz. Alles weitere, und wie dies im Zusammenhang mit der Jörg Haider jun. steht, tun sie auf Seite 5 lesen.
Harry lag regungslos auf dem OP Tisch. Man schrieb das Jahr 2101, vor allem diejenigen, die auch schreiben konnten. Das war ja heutzutage keine Seltenheit mehr. Vor genau hundert Jahren schien das Leben ja noch in Ordnung, doch jetzt, hundert Jahre später hatte sich wirklich viel ereignet: Zwei weitere Weltkriege, Aliens haben für einige Jahre die Herrschaft über den Planeten übernommen wurden aber danach gleich wieder vertrieben, und es gibt fliegende Autos, die sich mit Ultraschallhighfive-Geschwindigkeit durch die Städte bewegen, da dort ja soviel Platz ist. „Das fünfte Element“ nichts dagegen!
Jedenfalls ist sehr viel passiert, man kann und darf jetzt Menschen klonen, man hat ein Mittel gegen Aids, Krebs und lästige Gelsenstiche gefunden, nur bei der gewöhnlichen Mandeloperation war alles beim alten geblieben.
Nun lag Harry regungslos auf dem OP Tisch und rührte sich nicht. Er konnte sich nicht bewegen, darum rührte er auch keinen Finger, nur den kleinen der rechten Hand. Kurz gesagt: Harry hielt still.
Er hatte sehr viel Angst gehabt, als plötzlich der russisch-polnische Arzt Dr. Vlader Mobilska (Mutter: Russin, Vater: Autodieb), der kein Wort deutsch konnte, aber zumindest an der Wiener Uni studiert hatte, was viele Patienten aufatmen ließ; und die großbusige Krankenschwester Dolly, die noch vor kurzen ihren neuesten Film „Doktor, zeig mir dein Stethoskop!“ fertiggedreht hatte, hereinkamen. Doch dann sagte die Krankenschwester: „Hab keine Angst, Harry, es tut nicht weh!“ Zumindest glaubte Harry, dass sie das sagte, denn auch sie sprach kein Wort deutsch, doch Harry dachte, es sei das, was Krankenschwestern immer in einer solchen Situation sagten.
Sie verabreichte Harry eine Vollnarkose. Sie setzte die Nadel an seinen Oberarm an, holte tief Luft und schlug ihm dann mit einem riesigen Hammer so lange auf den Kopf, bis er plötzlich in Ohnmacht fiel. Dann spritze sie ihm die Nadel.
Zuerst spürte Harry, der normalerweise nicht sehr ängstlich war, da Organspender von Beruf, einen leichten Schmerz, doch die dunkle Wolke der wohligen Amnesie ließ ihn den Schmerz bald vergessen.
Und Harry träumte! Zuerst träumte er, er sein Kandidat bei Glücksrad, und dürfe gerade Träume einkaufen, doch es gab keine Träume mehr und so bekam er den Trosttraum: er durfte seine eigene Operation sehen: In Originalfassung mit Untertiteln!
Die Krankenschwester legte Harry frei indem sie das chirurgische Leintuch, dass seinen Körper bedeckt hatte, zur Seite legte.
„Oh mein Gott! Was zum Teufel ist das?????“, schrie der Arzt plötzlich, als er den nackten Harry betrachtete.
„Ahhhhhhhhh!“, schrie die Krankenschwester vor Entsetzen (dafür brauchte Harry keine Untertitel), „Ist der aber groß!“ Sie beugte sich weiter hinab um Harrys Penis Longus näher zu betrachten. Plötzlich wurde das Licht gedämmt und von irgendwoher sang Toni Braxton „Unbreak My Heart“. Dollys langes blondes Haar wehte im Wind, ihre Brust quoll nun fast aus der verdammt engen Krankenschwesterbluse und streifte beinahe an Harrys Harry.
„Das meine ich nicht!“, schnauzte der Arzt, „Sie haben ihn nicht rasiert!“
Der Strom war plötzlich wieder da und Toni Braxtons Stimmtherapie war zu Ende und die Krankenschwester rasierte überraschend geschickt Harrys Intimbereich.
Da schreckte Harry auf. Er konnte spüren wie Dolly mit ihren geschickten Händen sein Glied auf die Seite schob. Das bedeutete, er konnte alles spüren. Er war aufgewacht, er war nicht in Narkose. Verdammt, er konnte sich aber trotzdem nicht bewegen. Sein Puls war auf 180.
„Schauen Sie mal Herr Doktor, des Patienten Puls ist auf 180 gestiegen und steigt weiter. Das bedeutet er ist wach!“
„Dolly, das ist nicht der Pulsmesser, das ist das russische Schrottgerät, dass mir die neuesten Daten des Deutschen Spionage... ach ja, der Pulsmesser Dolly, du hast recht! Sehr brav! Aber da brauchen wir ja nicht! Der Patient kann nicht wach sein“, Er ging zu Harry hin und stach ihm mit dem Skalpell ins linke Auge. „Sehen Sie, der Patient müsste doch gezuckt haben, das Gerät ist kaputt“. Und somit schaltete der Doktor das Lebenswichtige Hilfsgerät ab!
Als Dolly Harrys Intimbereich fertig rasiert hatte, war der Weg endlich frei und der Doktor konnte Harrys Mandeln entfernen.
Harry dachte er müsse jetzt sterben! Er fühlte solche elendigen Schmerzen, dass er es nicht mehr aushalten konnte. Plötzlich erinnerte er sich an die Kurzgeschichte im Internet, in der ein Mann während der Narkose aus der Operation erwacht, sich nicht bewegen kann aber trotzdem alles spürt. Ihm hatte die Geschichte nicht gefallen und sie wurde auch entsprechend heftig kritisiert, doch nun sah er, dass die Geschichte doch nicht so unrealistisch war.
Der Doktor holte nun eine rostige, alte mit Schmutz beschmierte 5’ Zange aus dem Werkzeugkasten neben sich heraus und öffnete Harrys Mund und holte mit der Zange beide Mandeln heraus. Blut spritze im ganzen Zimmer herum.
„Holen sie den Schlauch und saugen sie das Blut ab. Er blutet mehr als erwartet“, schrie der Doktor.
Dolly holte den Schlauch und saugte mit der Dieselpumpe das ganze Blut aus dem OP-Zimmer ab!
Harry wollte vor Schmerz schreien, doch schreien konnte er nicht. Es war nicht der gewöhnliche Schmerz, wenn man sich verbrennt oder wenn man eine 8mm Patrone ins Herz geschossen bekommt. Es war ein Schmerz, als würde man gerade U2 im Walkman hören, die Lautstärke ganz laut aufgedreht und wenn man mitten im mitsingen ist, an jener Stelle die am absolut übergeilsten ist..., diese Stelle hat die Großmutter mit Modern Talking überspielt.
Harry wurde beinahe ohnmächtig...
Die Operation dauerte nur 2 Tage, also eine durchschnittliche Mandeloperation, aber es schien Harry die längsten 2 Tage seines Lebens gewesen zu sein. Vielleicht war ja das Narkosemittel abgelaufen, oder Dolly hatte wieder einmal Narkotisiaka mit Vaseline verwechselt.