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Schmerz der Einsamkeit

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15.02.2021
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Schmerz der Einsamkeit

Prolog​

Heute war Freitag, der Freitag vor den Ferien. Ich hatte schon ewig auf diesen Tag gewartet. Nach der Schule, um Ein Uhr, konnte ich nun endlich heim und die ganze nächste Woche genießen. Meine Familie war für diese Zeit auch nicht da. Meine Eltern und mein kleiner Bruder waren zurzeit wohl schon bei meinen Großeltern und entspannten dort, während ich sturmfrei hatte.

Die ersten paar Meter des Heimwegs rannte ich, da ich so schnell wie möglich zu Hause sein wollte, bis ich erkannte, dass die Strecke wohl doch zu lange ist um zu laufen. Also ließ ich, etwas erschöpft, eine langsamere Geschwindigkeit einpendeln. Während dieser Phase, konnte ich noch das Stadtleben welches durch den bewölkten Himmel in ein schattiges Licht, oder eher in eine kühle Wärme getaucht war beobachten.

Menschen mit Anzügen, Männer in Jogginghosen, große Familien, Einzelpersonen, drängten gleichermaßen in Cafés und Restaurants ein, wie aus. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite, am Bürgersteig, stritt ein junger Mann sich mit einer jungen Frau. Ein Stück vor mir, schlich eine ältere Dame, mit ihren Einkäufen über die Straße und hielt damit, den sonst fließenden Verkehr auf. Ein paar Meter weiter, in einer Abbiegung, wurden vier Jugendliche, die etwas älter als ich waren von zwei in die Jahre gekommenen Polizisten verhaftet und eines der Kinder war in eine heftige, durch gegenseitige Abneigung geprägte Diskussion mit einem der älteren geraten. Was da wohl los war?

Schritt um Tritt bewegte ich mich Meter um Meter aus der Stadt und in Richtung des eher ländlichen Vororts. Mit der Zeit war ein weicher Übergang zwischen Stadt und Natur zu erkennen. Die vielen Bäume und Blumen, die die Gärten schmückten und von dem mittlerweile wolkenfreien Himmel erleuchtet wurden. Tannen, Ulmen, Buchen und die verschiedensten anderen hohen Gewächse, die die vielen Einfamilienhäuser überragten, türmten um mich herum und warfen große Schatten auf meinen Weg. Die verschlagene Umgebung, die wundervolle Natur und das Zusammenspiel zwischen dem sanften kühlen Wind und der erwärmenden Sonnenstrahlen, waren mir altbekannte Freunde. Bis zu meinem Heim war es nicht mehr weit.

Die Vögel zwitscherten, eine Plastikfigur meines Lieblings Tieres, einer Eule wachte über mich auf den Ästen, gleich neben einem Vogelhaus. Der Bürgersteig wurde enger, bis der auf meiner Seite endete und ich die ältere, bereits brüchige Straße überqueren musste.

Plötzlich wurde der Wind kühler, fast schon kalt, die Sonne wurde durch Wolken von mir abgeschirmt und ich sah das Grundstück eines Nachbars. Der Garten war ungepflegt und wurde von den verschiedensten Pflanzen und Unkraut überwuchert.

Der Besitzer kam gerade aus dem Hinterhof, mit einer schmutzigen Schaufel in seinen Händen fest umklammert. Während er mich beobachtete und mir dabei zulächelte drang die Kälte in mich ein. Die Sekunden die ich dort vorbeiwandernd verbrachte fühlten sich wie Stunden an. Die Angst stand mir ins Gesicht geschrieben. Der Versuch das mit einem lächeln zu überspielen, viel mir so schwer, dass dich Schweißtropfen auf meiner Stirn bildeten.

Nach einer gefühlten Ewigkeit war er endlich vorbei. Ich konnte getrost die letzte Etappe auf meinem Heimweg genießen, dachte ich, als plötzlich schnelle Schritte hinter mir ertönten und nach einem Schlag auf meinen Kopf urplötzlich alles dunkel wurde.


Kapitel 1​

Ich habe einen neuen Tag geschafft, ich habe heute wieder überstanden. Jedoch weiß ich nicht wie lange ich noch durchhalte. Ich fühle mich krank, dem Tod nah und weiß nicht mal mehr wofür es sich noch zu leben lohnt. Ich glaube, ich werde es bald beenden. Zumindest habe ich darüber nachgedacht, aber ich weiß nicht, ob ich den Mut dazu habe.

Ich hatte wieder diese Träume, man kann sie kaum noch als Albträume beschreiben, vielmehr kommen sie mir wie die letzten Qualen vor meinem Tod vor. Jedes Mal, nachdem ich eingeschlafen war begann es von neuem.

Meine Familie war verschwunden und ich war in dunkelster Nacht allein im Haus. Ich konnte aus dem Traum nicht entkommen. Ich hatte es zuvor bereits versucht. Ich blieb Stunden lang in meinem Bett liegen und konnte trotzdem nicht wieder einschlafen. Der einzige Weg, zu entkommen, war es nicht zu entkommen und stattdessen den schrecklichen Dingen entgegenzutreten, die mir mein Unterbewusstsein Tag für Tag durchleben lies, bis ich in den nächsten Traum gleite und es so weiter geht, bis ich durch die ganze Traumwelt gereist bin. Also machte ich mich, ohne eine andere Wahl zu haben auf, um die fremde Welt zu erkunden. Ich verließ mein Bett und schritt quer durch mein Zimmer in Richtung der Tür, die mich förmlich anzuziehen schien. Als ich sie öffnete, sah ich davor meinen kleinen Bruder hängen, ohne Luft in der Lunge und mit der Schlinge um den Hals. Dieses Bild war mir nichts Neues. Ich hatte es schon oft gesehen und dich überraschte es mich jedes Mal aufs Neue, dies zu sehen. Auch dieses Mal war es nicht anders, bis darauf, dass ich mich nun an jedes vorherige Mal erinnern konnte. Doch statt davon überwältigt zu sein, war ich einfach daran gewöhnt. Und als ich das Haus weiter durchforstete bemerkte ich die Leere in meiner Seele. Ich dachte ich würde meinen Bruder mögen, allerdings berührte sein Tod mich kein bisschen. Ich verspürte sogar etwas Freude und Erleichterung, dass es ihn und nicht mich erwischt hatte.

Nach einer kurzen Wanderung, die mir dank der Gedankengänge recht schnell erschien, fand ich meine Mutter. Ihre leeren, toten, aber dennoch weit geöffneten Augen starrten mich durch die schwarzen Locken hindurch an, während der restliche Körper über die gesamte Küche verteilt, in einem See aus Blut ertrank. Ich hatte keinerlei Emotionen mehr in mir. Die Angst war ebenfalls verflogen. Ich wollte nur noch hier raus.

So leicht war mein Ausweg aber nicht erarbeitet. Zuerst musste ich noch weitere Qualen durchleben und diese Welt zeigt mir auch was ich zu tun hatte. Aus dem Blutbad führte eine rote Spur, die durch einen Flur in die Garage führte. Als ich die letzte Tür öffnete, die mich von meinem Ziel trennte, spross zum ersten Mal in meinen Träumen Hass. Diese Wut richtete sich auf alles, was es gab. Mich, meine Familie meine Nachbarn, sogar auf die ganze Welt. Aber am meisten auf einen eben dieser „Nachbarn“. Der Zorn wurde so immens, dass nachdem ich die Tür aufriss und die Leiche meines Vaters und meines Hundes sah, ich sofort in meinem Bett aufwachte.

Und es war so dunkel, so stockdunkel, dass man nicht mal die Hand vor seinem Gesicht sehen konnte. Das war jedoch nicht das einzige, dass mir suspekt vorkam. Meine Decke war warm und feucht und als ich das Licht einschaltete, erkannte ich dann auch wieso. Mein ganzes Zimmer war durchtränkt mit Blut. Mein Bett, die Wände, der Fußboden und sogar Ich selbst, Haut, Haar und Kleidung. Als ich die Umgebung weiter untersuchte, merkte ich, dass die Flüssigkeit stellenweiße bereits eingetrocknet war und abbröselte, wenn man sie berührte und anderswo noch so warm und nass war, als wäre es frisch aus den Wänden geflossen. Überall im Raum verteilt kläfften Kratzer. Teils schwache, leichte und schwache, die man durch die dicken Blutschichten kaum sehen konnte, teilweise mehrere Zentimeter tief, als wäre eine wilde urzeitliche Bestie in meinem Zimmer eingesperrt gewesen. Nachdem ich kurz meine Augen schloss um ihnen eine Pause von der unaufhörlich blendenden Lichtquelle zu gönnen, befand ich mich im nächsten Träum.

Ich war in einem frei hängenden Käfig gesperrt, der in der Leere hing. Um ihn herum war nichts, außer den vier schweren Metallketten, die ihn vom dunklen Abgrund fernhielten und einem leicht rot braunen Lichtschein, der aus der Ferne zu kommen schien und durch den dünnen Nebel und die dicke Luft kaum wahrnehmbar war.

Ich sah weder woher das Licht diesen Ort erhellte, noch wie tief der Abgrund war, oder woher diese ewig langen Metallketten herkamen. Der Käfig selbst, war robust und besaß handgroße Löcher und die stählernen Stangen hatten rasiermesserscharfe Kanten, die mir tief ins Fleisch schnitten.

Erst jetzt, nach einem kurzen Moment der Ruhe, fühlte ich den Schmerz, der dadurch verursachten Wunden und neues Blut, spross aus der dicken Schicht, die mich bereits bedeckte. Ich verbrachte mehrere Minuten, vielleicht sogar Stunden an diesem Ort. Wie lang ich tatsächlich hier war wusste ich nicht, keinerlei Anhaltspunkt, wie schnell oder langsam die Zeit verstrich war mir geboten und weshalb ich mich Minute um Minute sogar selbst verlor.

Hier war ich allein, vielleicht sogar sicher und mit dem Schmerz bezahlte ich für diesen Moment, von allem abgeschottet und mit meinen Gedanken allein zu sein, bis ich begann mein Schicksal und die Qualen zu akzeptieren. Dieser Ort war perfekt. Hier gab es keine Fehler, nichts Schlechtes. Nur die Sicherheit, die mit meinem Blut bezahlt wurde. Mein Blick folgte einem Tropfen, der sich von meinem Körper löste, tief in den roten Nebel viel und schließlich damit verschmolz. Plötzlich fand ich mich in der nächsten Ebene meiner Träume wieder.

Auf einmal stand ich steif in einem Wald, genauer gesagt an einer durch den Mondschein erhellten Lichtung. Die Bäume warfen durch das Mondlicht dunkle Schatten, die sich um mich herum breit machten, Figuren in meiner Umgebung bildeten und die mit Nadeln und Laub durchtränkte Wiese weiß, schwarz und mit allen Kombinationen dazwischen färbten. Durch die Blätter und Äste hindurch, bewegten sich ebenfalls Schatten und Figuren und passend dazu brachte der Wind Bewegung in das Waldleben.

Nach längerer Betrachtung des Gesamtbilds erkannte ich, die Eulen, die auf den Ästen saßen und mich mit ihren großen gelben Augen anstarrten. Sie alle unterschieden sich voneinander, in ihrem Aussehen. Die eine war größer, als die andere, die erste hatte eher gräuliche Federn und die zweite eher bräunliche.

Eine Eule unterschied sich allerdings von allen anderen. Sie war größer, sah fast wie ein Riese gegenüber den anderen aus, hatte ein pechschwarzes Federkleid, welches dunkler als die Nacht war und riesige ahornrote Augen, die allein furchteinflößender, als die aller anderen Eulen zusammen waren.

Ich musterte sie für eine Weile und bemerkte, dass sie sich kein bisschen bewegte, keine einzige Muskelzuckung, nicht einmal ein Atemzug, als wenn sie eine Statue wäre. An dem Ast, auf dem sie saß, war ein Seil befestigt. Ich wagte das Risiko, ließ ab von ihr und blickte Stück für Stück an dem Strang hinunter, bis ich eine Schlinge und weniger als zwei Meter darunter einen dreifüßigen Hocker sah.

Als würde der Stuhl mich anziehen, ging ich einen Schritt nach dem anderen, wie hypnotisiert darauf zu, bis ich direkt davorstand. Dort stehend starrte ich in den Boden während mehrerer Minuten vergingen und mein Körper keinen meiner Befehle folgte.

Irgendwann wanderte mein Blick an dem Strang vor mir nach oben und ich erkannte, dass die große Eule verschwunden war und in dem Moment, als ich mich umdrehen wollte, spürte ich plötzlich eine Hand auf meiner Schulter. Und als ich mich erneut umdrehen wollte, um herauszufinden, wem sie gehörte, packte sie mich um einiges fester, bis es weh tat und ich erstarrte. Nichts als seine Hand war für mich zu sehen und es war eine Hand, die schwarz wie Teer war und statt Fingernägel lange Klauen hatte, an denen Blut klebte.

Es herrschte absolute Stille. Nicht ein einziger Ton war zu hören. Wie verzaubert, setzte ich meinen rechten Fuß auf den Hocker. Und dann den Linken. So blieb ich dann für einige Minuten stehen, bis ich merkte, dass die Bestie ihren Griff langsam löste und stattdessen nach der Schlinge griff und diese herabzog.

Er hängte sie sanft um meinen Hals und zog sie zu, bis ich kaum noch Luft bekam. Noch nie hatte ich so etwas erlebt. Ich war mir absolut sicher, dass ich hier sterben würde. Die Luft in meinen Lungen wurde von Moment zu Moment weniger, bis der letzte atembare Rest, verschwindend gering war und nach und nach alles vor meinen Augen schwarz wurde. Ich konnte kaum noch die Bäume vor mir, mit den zahllosen gelben Augen sehen konnte. In dem Moment fühlte ich, wie der Hocker unter mir langsam nach vorne kippte, bis er schlagartig umgestoßen wurde.

Dann wachte ich auf, von Schweiß durchtränkt, obwohl es dieselben Träume wie immer waren, dieselben wie jede Nacht, dieselben, die ich seit damals habe. Plötzlich erinnerte ich mich an die Schmerzen, die Angst und das Leid, aller vorherigen Erlebnisse ein und ich fragte mich, wie ich so weitermachen sollte, oder ob ich überhaupt noch weitermachen sollte.


Kapitel 2​

Die Träume, sie werden immer realer, immer intensiver und mittlerweile immer anders als die der letzten Nacht.

Gestern, bin ich in einer zerstörten Stadt aufgewacht. Es sah so aus, als hätte sie viele Jahre Krieg durchlebt. Überall gab es Brände und Schutt war an allen Ecken verstreut und, Leichen. Manche unter den eingestürzten Häusern begraben, manche hinter Feuer eingesperrt, oder zerfetzt und zerquetscht. An jeden Ort, den ich erblickte, gab es Leid im Überfluss. Die Sinnlosigkeit des menschlichen Daseins war hier in einem Bild zusammengefasst.

Alles was von anderen erbaut wurde, wird von wieder anderen niedergerissen und damit alles in ihrer Umgebung. Überall in der Stadt war der Tod. Jeder hatte seinen letzten Lebensatem bereits ausgehaucht, oder lag noch auf einem langen nur mehr von Schmerzen bevölkertem Weg dorthin. Es gab keine Ausnahmen. Es betraf jeden hier.

Irgendwie sogar mich. Und dennoch lag eine beruhigende, fast schon einladende Stille über der Stadt. Ich könnte mich daran gewöhnen. Die Sonne strahlte auf den Asphalt und die allerorts verteilten Beton-Strukturen.

Rechts neben mir, war ein großer Schulkomplex. Links neben mir eine Straße und gegenüber von mir, kaum mehr als 500 Meter entfernt türmte ein Gebäude auf einem Hügel. Von dort könnte man sich ein perfektes Bild von der Umgebung machen, weshalb ich beschloss mich dort hinzubegeben.

Auf dem Weg nach oben, durch Schutt, Schmerz und Sterben, sah ich mir bekanntes im, selben oder größerem Ausmaß an und verlor mich darin fast. Aber nachdem ich mein Ziel erreicht hatte war ich errettet. Jedoch war ein betreten der hohen Baute, wegen der hier herrschenden Umstände nicht möglich, weshalb ich die imposante Umgebung von hier aus mustern musste.

Mein Blick war in Richtung des Weges, von dem ich gekommen war gerichtet. Hinter mir auf dem Hügel und rechts von mir ein Stück bergab, befand sich ein Wald und ein Park. Die Bewaldung beider war nichts mehr als eine Sammlung von brennenden und abgebrannten überdimensionalen Fackeln, die über mit Asche bedecktem schwarzem Boden thronte.

Links neben mir und aus der Richtung, aus der ich gekommen war, lagen Trümmer, wie Bauklötze eines Kindes, die in sich zusammengefallen waren. Ein beeindruckendes Bild. Nachdem ich alles erfasst und in mich aufgenommen hatte, sprang ich in den nächsten Traum, ohne noch einen einzigen Gedanken an dieses traurige Versagensbild zu verschwenden.

Ich wachte auf und fand mich in einer Wüste wieder. Der Sand war warm, die Sonne brannte vom Himmel. Ich konnte spüren, dass hier niemand außer mir war. So war es mir auch lieber. Ich brauchte niemanden, die Einsamkeit steht mir besser. Was bringen mir schon andere Menschen.

Der kühle Wind wehte Sand auf mich und drückte mich nach vorne. Ich ließ mich einfach fallen und wanderte durch den Sand. Ich war zum ersten Mal in der Lage vollends in meine Gedanken zu versinken. Ich dachte darüber nach, was die Zukunft für mich bereithält. Wofür sollte ich noch leben. Ich hatte niemanden und nichts, den ich vermissen würde und niemand würde mich vermissen. Ich will einfach, dass es bald vorbei ist, denn der Schmerz der Einsamkeit, wird Tag für Tag größer. Und es gab niemanden der mich von dort herausholte, der mich daraus befreite. Ich wusste klarer als je zuvor, was mir bevorstand. Ich hatte nicht mehr lange.

Lieber nehme ich den Lebensrest, den ich noch habe selbst in die Hand. Ich werde ihn töten und dann mich. Als Rache und Bestrafung für ihn und Erlösung und Befreiung für mich. Mir fiel erst nach einer Weile auf, dass meine Bewegung mit dem Wind gestoppt hatte und ich in die Ferne, in den Sonnenuntergang blickte.

Tränen rannen über meine Wangen und tropften schließlich in die mir bis zur Hüfte gewachsene Dünne. Der Wind wehte den Sand immer höher. Er war bereits bis zu meinem Bauchnabel gestiegen. Ich ließ es zu. Wehrte mich kein Stück. Nun stand er mir schon bis zum Hals. Er drückte, als würde er mich erwürgen. Nun ging er mir bis zum Kinn. Ich war gefangen. Er stieg über meine Nase. Ich konnte nicht mehr atmen. Der Sonnenuntergang verschwand, vor und mit meinen Augen. Ich war in Dunkelheit. Gefangen und der Tod gewiss.

Plötzlich war ich wieder an dieser Lichtung. Bedrückende Stille herrschte. Keine Eulen. Keine Bestien. Nur der Wald und darin Hocker und Schlinge. Der Hocker war umgestoßen und darüber hing eine schwarz gekleidete Gestalt. Die Person hing schlaff herunter und wand mir den Rücken zu. Abgesehen von der toten Gestalt war ich völlig allein.

Ich wartete darauf das etwas passierte. Irgendwas. Aber nichts geschah. Keinen Eulen tauchten auf, der schlaffe Körper bewegte sich nicht, nichts. Ich stand an diesem Ort für Minuten, Stunden, bis hin zum Sonnenaufgang.

Die ersten Lichtstrahlen leuchteten durch die Äste, auf mein Gesicht. Ich fühlte Wärme auf meinen Wangen. Es wurde jeden Moment wärmer und die Sonne stieg parallel dazu an, bis dieses wärmende Gefühl zur Hitze wurde.

Die Blätter wurden welk, die Wiese trocknete aus. Auf dem ausgedörrten Waldboden entfachten stellenweiße kleine Brände. Die Bäume begannen zu brennen und mein Pullover ging ebenfalls in Flammen auf. Dennoch hielt ich weiterhin stand und blieb starr, wie Eis, während das Feuer Haut und Haar versengte. Ich fühlte wie ich langsam aber stetig zu nichts als Asche und Knochen zerfallen würde, ähnlich wie der Wald.

Die Welt brennt und nichts wird dieses Inferno überstehen. Auf einmal spürte ich einen unbeschreiblichen Schmerz, durch meinen Körper fahren, der mich aus der Starre löste. Die hängende Leiche hatte sich zu mir gedreht und ich starrte in dessen Augen, oder eher in meine Augen. Der Anblick war verstörend. Aus purer Furcht sprintete ich weg über das brennende Graß, zwischen den in sich zusammenfallenden Bäumen.

Vor mir lag ein See, der wegen der Hitze dampfte und brodelte, doch ich hatte keine Wahl. Ich sprang in das kochende Wasser und tauchte so tief ich konnte. Nach und nach spürte ich, wie die Luft in meinen Lungen weniger wurde. Ich konnte nicht mehr lange durchhalten. Das Wasser brannte auf meinen offenen Wunden am ganzen Körper. Ich musste jetzt auftauchen. Es war nicht möglich den Schmerz und das Leid zu überstehen. Ich schwamm bis zur Oberfläche und versuchte auf zu tauchen.

Plötzlich war es kalt, eiskalt. Die Oberfläche des Sees war hart und undurchdringlich geworden. Ich konnte durch die Eisschicht nur noch den Vollmond sehen, bevor ich weder zum Atmen, noch zu irgendeiner Bewegung in der Lage war und ich fühlte wie ich in die Dunkelheit des Sees gezogen wurde. Meine Augen schlossen sich.

Erst als ich sie wieder öffnete, merkte ich, dass ich mich im freien Fall befand. Um mich herum, war nichts außer dem roten Schein, Nebel und vier schweren Metallketten, die aus dem Nichts über mir kamen und ins Nichts unter mir verschwanden.

Die verbrannte Haut löste sich von meinem mitgenommenen Körper Stück für Stück. Ich füllte meine Lungen zum ersten Mal seit langem mit Luft. Es war der schwere, dicke Nebel von diesem Ort, aber dennoch konnte ich wieder atmen. Plötzlich sah ich etwas auf mich zufliegen. Einen schwarzen Schatten, mit dunklen Schwingen. Ich schloss erneut meine Augen und er überzog mein Gesicht mit seinen Klauen.


Kapitel 3​

Nach diesen Träumen war ich noch lange völlig verwirrt. Diese Erlebnisse waren anders als die, die ich sonst immer hatte und Qualen machten sich noch immer in meinem ganzen Körper breit. Die Kratzer, die verbrannte Haut, der Schmerz in mir brannte wie die Hölle. Auch wenn er nicht sichtbar war, saß er dennoch tief. Am meisten in meinen Träumen. Dort waren die Wunden nicht verschwunden, als wäre ich nie aufgewacht. Ansonsten waren meine Träume wieder so wie früher. Ich allein im Haus, allein im Käfig, mit Blut bedeckt im Bett und hin und wieder kam auch der Tram mit den Eulen, an der Lichtung zum Vorschein.

Wenn ich mich durchs Haus bewegte war mir schwindlig, manchmal war mir schwarz vor Augen und manchmal musste ich mich setzen, um nicht umzufallen. Oft schlief ich auch viel länger als sonst, meistens mehr als den halben Tag, aber es gab ja sowieso nichts für mich zu tun. Due Müdigkeit überkam mich, als ich eine Zeit lang herum saß und ich ging in Richtung meines Zimmers, als mir so speiübel wurde, dass ich zur Toilette rennen musste, auf die Knie viel und alles was in mir war auskotzte und als mein Kopf gegen den Klodeckel knallte und auf ein neues alles Schwarz wurde, war ich wieder in einer fremden Welt.

Es war dunkel. Man konnte fast nichts erkennen. Ich versuchte mich durch die Dunkelheit zu tasten und wedelte mit meinen Händen vor mir her, um gegen keine Wand zu rennen. Der Schmerz war kaum noch zu fühlen. Schritt für Schritt kämpfte ich mich voran, als etwas meinen rechten Fuß streifte. Erschreckt taumelte ich, viel zu Boden und hörte etwas quietschen. Es war eine Maus. Nach und nach konnte ich ihre Umrisse erkennen.

Meine Augen schienen sich an die Dunkelheit gewöhnt zu haben. So langsam konnte ich die Tische und Stühle und den großen Raum, in dem ich lag erkenne. Ein paar Meter vor mir befanden sich die Umrisse einer Tür. Mehr schwankend als laufend, bewegte ich mich darauf zu und warf mich schließlich an die Tür. Sie bewegte sich kein Stück. Obwohl ich alles daran setzte sie zu öffnen, lies sich nichts daran ändern. Ich rüttelte daran, schmiss mich dagegen, aber nichts half.

Nach einiger Zeit entschied ich mich aufzugeben und einen anderen Weg hinaus zu finden. Nach ein paar Minuten der Suche, fand ich eine Treppe, die nach oben führte.

Offenbar war dies der einzige weitere Weg nach draußen, also wanderte ich hinauf, Stufe um Stufe, bis ich auf eine alte Tür traf. Sie klemmte ein wenig, aber nachdem ich etwas dagegen drückte, ließ sie sich schlussendlich doch, mit einem Lauten Knarren öffnen.

Nachdem ich durch die Tür hindurch geschritten war, befand ich mich im Freien und das Gebäude hinter mir war verschwunden. Nebel bedeckte die Landschaft und sonderlich hell war es auch nicht. Trotzdem wurde ich von diesem gedämpften Licht geblendet.

Meine Arme waren vernarbt, wie ich jetzt erkennen konnte. Ebenso mein Oberkörper, meine Beine und der Rest meines Körpers. Als ich über mein Gesicht strich fühlte ich dort ebenfalls narbenartige Erhebungen. Offensichtlich stammten diese von den früheren Träumen und da mich hier nichts mehr hielt, war ich entschlossen das Weite zu suchen. Vollkommen ziellos wanderte ich durch den Nebel, bis mir weder bewusst war, woher ich kam, noch wo ich war und ich fühlte die Einsamkeit tief in mir verankert.

Daraufhin setzte ich mich auf die kalte, wegen dem Tau feuchte Wiese und wartete, mit leerem Kopf und leerer Seele. Das einzige woran ich dachte, waren Einsamkeit, Schmerz und Tod.

Diese Gedanken waren meine Welt, solang bis der helle Nebel sich verdunkelte und immer grauer wurde, bis ich erneut von Dunkelheit umhüllt wurde und meine gefassten Gedanken zu Hass führten. Und als ich mich erhob, war ich wieder in diesem Keller, doch diesmal, stand die Tür weit offen und eröffnete den Weg in ein weiten Gang. Mit zwei Türen rechts und einer links. Am Ende des Flures befand sich eine Treppe nach oben, die der vorherigen glich. Obwohl es dunkel war, konnte ich alles klarsehen. Als würde ich in der Dunkelheit seit Jahren leben.

Die erste rechte Tür war verschlossen, ebenso die zweite. Nur die Linke war zu öffnen. Also schritt ich ein und musterte die neue Umgebung. Es war hier weit dunkler als im Gang. Trotzdem konnte ich noch wenig erkennen. Die Wände waren tief schwarz und Teile davon vielen bereits ab. Eine Treppe vor mir führte tiefer in den Bau und deren Stufen waren in den Stein gehauen. Ansonsten konnte ich aufgrund der Dunkelheit nichts erkennen. Die Schwärze des Ortes unter mir zog mich an. Ich hob langsam meinen Fuß bewegte ihn in Richtung der Treppe und als ich ihn auf die erste steinerne Stufe setzte, verdunkelte sich meine Welt, und ich fiel in den Abgrund.

Ich wachte an einem tief unter dem Keller liegenden Ort, mit dem Gesicht zum Boden gerichtet auf. Der Ort, an dem ich mich befand, glich einer Ebene. Der Boden Beton, die Decke nicht zu sehen.

Licht strahlte schwach aus allen Richtungen, von Orten, die zu weit weg waren, um sie sehen zu können. Alles in mir schmerzte. An meinem Liegeplatz hatte ich eine Blutlache zurückgelassen. Ich versuchte gerade zu stehen, aber nach ein paar Sekunden brach ich wieder zusammen, schneller als ich aufgestanden war. Auf allen Vieren hielt ich mich vom Boden fern, während Tropfen für Tropfen Blut und Leben meinen Körper aus Nase und Mund verließ. Allein von dem Versuch aufzustehen war ich außer Atem.

Ich hob meinen Kopf, die Welt war rot geworden. Himmel und Licht hatten die Farbe angenommen und ließen den Boden ähnlich leuchten. Plötzlich spürte ich einen stechenden Schmerz, zwischen Brust und Bauch. Es fühlte sich so an, als hätte jemand einen glühenden Metallspeer in meinen Rücken gejagt und die Hitze brennt sich durch mich durch. Der Betonboden bekam Risse, welche wuchsen und über kurze Zeit hinweg gedeihen. Die erschaffene Welt wurde brüchig. Ich spie und hustete gleichzeitig massig Blut aus. Ich hörte ein Krachen, der Boden weit fern stürzte ein. Mein Sichtbereich verkleinerte sich. Ich konnte kaum noch etwas sehen. Mein Körper wurde taub, der Schmerz aber nicht. Weitere Teile der Betonwelt stürzten ein. Das war das unausweichliche Ende. Ich fiel erneut ins Endlose, wieder wurde alles schwarz.

Ich wachte auf, wo ich bewusstlos wurde, spülte die rote Masse, in der Toilette runter und ging, ohne einen Gedanken, oder eine Emotion an die Träume und das Vergangene zu verschwenden in mein Zimmer und genoss die Einsamkeit, die ich Leben nannte, bis ich wieder müde wurde.


Kapitel 4​

Meine Taschentücher waren rot gefärbt. Meine Kleidung hatte ebenfalls der farbige Sprenkle abbekommen. Ich weiß nicht wieso das Blut meinen Körper verlässt. Ich habe aber auch gar nicht mehr das Bedürfnis, den Grund dafür zu erfahren, oder der Anzeichen, für mein schleichendes Verderben zu verstecken. Ich will sterben und ich weiß, dass es bald soweit ist.

Doch bevor ich diese Welt verlasse, habe ich noch etwas zu tun. Ihn werde ich mit mir reißen. Das war mein Plan, meine Erfüllung, meine Bestimmung.

Ich hatte nie jemanden erzählt, wo ich diese beiden Tage war. Ich hatte gelogen, aus Angst, ohne überhaupt zu wissen wovor. Ich bin mir immer noch nicht sicher, wie ich damals entkommen konnte. Ich weiß nur noch, wie ich durch die Dunkelheit der Nacht nach Hause rannte und mich dort versteckte. Ich war entkommen, dennoch ist dort ein Teil von mir gestorben.

Doch jetzt, da mir klar ist, dass ich nichts mehr zu verlieren habe, werde ich ihm das antun, was er anderen angetan hat und mir antun wollte. Nach all diesen Träumen bin ich innerlich völlig abgestumpft. Sie waren die perfekte Vorbereitung auf meine Tat, denn nun habe ich keine Angst mehr, keine Freude, oder irgendein anderes Gefühl, außer Hass. Hass ist alles, was ich noch habe. Dieser Mann ist dafür verantwortlich und dafür werde ich ihn auch zur Rechenschaft ziehen, denn wo er wohnt, weiß ich genau. Es ist nicht allzu weit wag. Er lebt sogar in derselben Straße wie ich und gesehen habe ich ihn auch schon ein paar Mal, seit jenem Tag. Und er hat mich auch gesehen. Mit seinen toten Augen und seinem dunklen Lächeln, hat er mich beobachtet. Heute sollte es sein, heute mache ich mich auf den Weg, mit nichts als einem Küchenmesser bewaffnet. Als ich mein Heim verließ, verschwand die Sonne bereits und nach kaum zwanzig Minuten war sie nicht mehr zu sehen und ich war an meinem Ziel.

Das Haus war flach, die Wände schmutzig, der Garten ungepflegt und überwuchert und die Fenster verschmiert und kaum durchsichtig. Aus dem Haus schien ein durch die dreckigen scheiben gedämpftes Licht. Plötzlich sachte ich in mich zusammen und hustete mir die halbe Seele aus dem Leib. Noch nicht, ich werde jetzt noch nicht gehen. Ich rappelte mich auf und schritt voran. Nur der Mondschein beleuchtete meine Fußspuren, als meine Schuhe durch das hohe Gras mich um das Haus herumführten.

An dieser Stelle war ich damals bereits aus dem Gebäude entkommen und jetzt würde ich denselben Weg zurückverfolgen. Hier war sie, die Tür vom Hinterhof, in den Keller. Ungeschützt, unverschlossen, für jeden zugänglich und dennoch strahlte sie etwas Abstoßendes aus, eine Aura der Furcht und des Todes. Umgeben war ich von einer kleinen, von den anderen Wohnhäusern durch einen hohen, dunklen und löchrigen Lattenzaun abgeschnittene Wiese. Das nette Landstück wies ein par Erdhügel, die nicht von Gras bedeckt waren auf. Insgesamt waren es neun. Und auf einem dieser schönen Erhebungen lag noch eine schmutzige Schaufel. Die durch die Lichteinstrahlungen blitzte. Ein gemütliches Plätzchen entschied ich angewidert.

Ich machte einen Schritt näher an die morsche Tür heran, legte meine rechte Hand auf den rostigen Türgriff und hatte dabei das Messer in der linken. Ein leises Knarren erschall, als ich den Griff nach unten drückte und ein etwas Lauteres, als ich die Tür aufzog. Mein Herz klopfte hörbar. Direkt dahinter war die Treppe, die ins Loch führte. Er war wohl da untern. Die Dunkelheit leuchtete geradezu von dort herauf. Ich fühlte den Schmerz, der von hier ausging, in Körper und Seele und entgegnete ihm Hass. Ich setzte meinen ersten Schritt auf die Stufe und trat in die Schwärze. Von hier an gab es kein zurück mehr. Ich fühlte mich eingeengt, als würde ich keine Luft mehr bekommen.

Als ich am unteren Ende der abschüssigen Treppe angekommen war, sah ich einen kargen Lichtschein unter einer als provisorische Tür aufgehengten Decke, Nachdem ich sie zur Seite gedrückt hatte, blickte ich in die Quelle meiner größten Quallen ein. Der aus scharfkantigem Metall gefertigte Käfig, der Knapp über dem Boden hing, die vollgeblutete Matratze, auf der er oft schlief und den hölzernen Querbalken, von dem ein Seil herunterhing, an dem ein kleiner Junge befestigt war. Zweifel durchströmten mich. Die Frage, ob ich je wieder die Sonne sehen würde blitzte auf, wie damals, als ich schonmal hier war.

Gegenüber von mir war der andere Zugang in diesen Keller. Eine weitere Tür, die schon halb zerfallen war. Ich musterte seit langem wieder mal die Umgebung, die mir leider nur allzu bekannt war. Überraschender Weise, bemerkte ich aber auch mir gänzlich unbekanntes. Den Jungen beispielsweise hatte ich noch nie zuvor gesehen. Er war kaum acht Jahre alt, hatte dunkel blonde lange Haare, die selbst bei diesem Licht und unter dem Schmutz glänzten, eine kleine Stupsnase, ein etwas molliges Gesicht, verschlossene Augen und keine äußerlichen Verletzungen, was eher untypisch für diesen Ort war. Diesen Fremden zu sehen, erinnerte mich an die Verletzungen, die ich mir hier zugezogen hatte und an den brennenden Schmerz, der Schnitte, die mich bis heute verfolgten.

Der Käfig, war bereits in die Jahre gekommen. An vielen Teilen setzte Rost an, hier und da waren Stangen gebogen und Stellen weise waren die rostigen Teile sogar brüchig. Mir wurde bei diesem Anblick schwindlig. Die alte Matratze sah uneinladender aus, den je. Sie machte zwar noch nie einen bequemen Eindruck, aber das war für deren jetzigen Zustand weit untertrieben. Sie war verstaubt, das Blut war tief eingetrocknet und sie fing bereits an zu verfallen. Hier schlief schon lange niemand mehr.

Meine Hände waren starr, meine Beine taub und ohne Gefühl. Ich musterte die Wände, den Boden, die Decke über und hinter mir und verlor mich dabei, bis ich Schritte hörte, von dort, wo die Tür stand und ich sackte erneut zusammen. Ich zitterte. Mir war kalt. Mir war heiß. Ich fühlte glühende Schmerzen in meiner Brust, die sich auf jeden meiner Muskeln ausweitete.

Nicht jetzt. Es durfte nicht jetzt sein. Ich konnte mir nun keinen Moment der Schwäche erlauben. In diesem Zustand konnte ich ihn nicht töten. So würde er mich wieder in seine Hände bekommen. Ich muss raus. Ich stand wieder auf und lief zur Treppe, während die Schritte näherkamen. Ich sprintete die Treppe hoch, warf die Tür hinter mir zu rannte nach Hause und schaffte es gerade so in mein Bett. Dort fing ich wieder an zu husten und blutete das halbe Bett voll, bis ich auf ein weiteres vor Erschöpfung bewusstlos wurde.

In meinen Traum war ich abermals Im Keller. Ich hatte wieder mein Messer dabei, doch dieses Mal, saß er vor mir. Den Blick auf den Boden gesenkt und mit dem Rücken zu mir. Ich hob die Klinge, starrte ihn voller Wut an, rammte ihm das Messer in den Rücken, schritt einen Schritt zurück und beobachtete ihn voller Wut. Für einen Moment lang, passierte gar nichts. Blut rieselte seinen Rücken hinunter, bis er plötzlich zur Seite viel und regungslos am Boden lag. Eine Woge der Emotionen brach über mich herein. Ich Fühlte Freude, Glück, Befriedigung und Freiheit. Das Gefühl der Rache durchströmte mich. Ich hatte mich noch nie so gut gefühlt.

Doch plötzlich verschwand all dies Glück, während ich zusah, wie er anfing sich zu bewegen. Er hob seine Arme und drückte sich damit vom Boden hoch. Die Freude erlosch. Ich hatte Panik, Angst und Furcht. Er drehte seinen Kopf zu mir und starrte tief in meine Seele. Ich muss hier raus.

Ich rannte wieder aus dem Keller, die Treppe hoch, bis zur verrotteten Tür und warf mein ganzes Gewicht dagegen, wodurch die Tür zersprang. Ich lag am Boden. Als ich meinen Blick hob, sah ich nur Dunkelheit. Ich hob meinen Kopf immer weiter, bis ich in die roten Augen der Eule sah. Sie zog auf ein Neues ihre Krallen über mein Gesicht und zerfetzte es und wieder war alles schwarz. Nachdem ich meine Augen öffnete spürte ich das Blut über mein Gesicht rinnen und erkannte, dass ich wieder im Käfig war. Die scharf kantigen Stangen schnitten wieder in mein Fleisch, mein Gesicht zerfetzt und ich gefangen.


Kapitel 5​

Am nächsten Nachmittag erwachte ich. Mir war kalt, da ich auf der Decke, statt darunter lag, hatte Muskelkater, vom nächtlichen Sprint, war völlig verkrampft, wegen der Art und Weiße wie ich geschlafen hatte oder eher wegen der Art und Weiße, in der ich bewusstlos da lag und war vollkommen verschwitzt von meinen Albträumen. Das Küchenmesser von gestern lag auf meinem Kopfkissen und während ich es so anstarrte merkte ich, dass ich noch etwas zu erledigen hatte und ich würde weder Ruhe finden, noch in Frieden sterben können, solang ich mein Ziel nicht erreicht hatte.

Die Träume von letzter Nacht hatten mich eines gelehrt. Ich war bereits tot. Seit Jahren. Nur mein Körper hielt meine geplagte Seele noch im Diesseits und das würde sich nicht ändern, bis ich mein Ziel erreicht habe. Die Zeit, in der mein Körper leblos durch die Welt gleitet war nun bald vorbei. Ich hatte die absolute Gewissheit, dass ich alles tun würde um ihn zu vernichten. Ein für alle Mal. Für mich existier nur noch die Rache. Nichts weiter. Sie erfüllt mich. Sie rettet mich und wenn ich mich gerächt hätte, wäre ich frei. Ich würde alles tun um dieses Ziel zu erreichen. Der Rest an Leben, den ich noch habe, opfere ich gerne dafür.

Mein Leben ist so oder so absolut wertlos. Es musste jetzt sein. Ich hob das Messer auf und ging ins Bad. Dort war unser Arzneischrank, wo ich die Schmerzmittel fand und alle ein warf um meine Schmerzen zu betäuben. Das Döschen lies ich einfach fallen. Dann machte ich mich zum zweiten Mal auf. Sich an meiner Familie vorbei zu schleichen war leicht. Ich hatte es schon oft getan und mittlerweile schon Übung darin. Die Straße war leer. Auch an Nachbarn war keiner zu sehen. Nach einem kurzen Marsch war ich wieder angekommen.

Es war Nachmittag, zu dieser Zeit war er normalerwiese noch nicht wach. Jedenfalls hatte ich ihn um diese Zeit nie gesehen. Ich ging denselben Weg, wie letzte Nacht, durch die verschimmelte Tür, die rutschige Treppe hinunter, durch die raue alte Decke ins Zimmer der Quallen. Mit dem Käfig und dem Bett darin. Nachdem ich kurz angehalten hatte, schritt ich weiter voran, zur anderen Tür dieses Raumes.

Sie war ebenfalls nicht verschlossen und etwas rustikal. Ich trat in den Gang dahinter ein. Auf der rechten Seite waren zweit Türen, auf der linken eine und am Ende Eine Treppe nach oben. Alle Türen standen weit offen und die einzige Lichtquelle war eine Glühbirne, die von der Decke hing. Ich schlich zunächst an die erste rechte Tür heran und versuchte so leise wie möglich zu sein.

Ich erschrak, als ich in den Raum blickte. Er war kaum größer als eine Abstellkammer. Und darin befand sich nichts außer Schmutz, Knochen und einer großen Eulenstatue, die von zwei Kerzen umgeben war. Die eine Kerze war bereits ausgebrannt. Die andere war ebenfalls nur Sekunden vom ersterben entfernt. Der Kopf der Eule wurde von einer Metallkette, die um den Hals gelegt war an der Wand dahinter befestigt. Nachdem ich mich vom Schreck erholt hatte und merkte, dass sie sich nicht bewegte, untersuchte ich den Raum genauer. Vor der erloschenen Kerze lag ein kleines braunes Buch im Dreck. Getrocknetes Wachs bedeckten den Einband flächenweiße. Ich wollte danach greifen, aber kurz bevor ich es berührte, spürte ich tiefen Schmerz in der Brust. Ich fiel auf ein Knie und Tränen stießen mir aus den Augen.

Daraufhin entsann ich mich weshalb ich hier war und schritt voran zur linken Tür. Darin war nichts als Müll und einer Treppe, die noch tiefer in die Welt des Schmerzes führte. Die Dunkelheit und die Geheimnisse von dort zogen mich ins Dunkel. Aber ich wiederstand. Hier gab es nichts für mich. Ich riss mich von diesem Bann los und entschied mich zur letzten Tür zu gehen.

Hier musste er sein, Mir strömten die Gedanken durch den Kopf. Was wenn ich es nicht schaffen würde ihn zu töten und er mich wieder einfangen würde. Nein. Lieber würde ich es selbst beenden. Lange hatte ich ja eh nicht mehr. Ich trat ein, ins letzte Zimmer. Ich war absolut im Tunnel und sah deshalb nichts außer dem Bett, in dem er lag. Ich ob die Klinge und trat vor bis ich dicht genug an ihm dran war. Um es zu erledigen. Doch bevor ich zustoßen konnte bemerkte ich etwas. getrocknetes Blut verband seinen offenen Mund mit der Matratze. Er bewegte sich kein Stück. Machte keinen Laut. Er war schon Tod.

Da brach ich zusammen. Ich konnte es nicht glauben. Ich war zu spät, ich hatte versagt. Das Messer glitt mir aus der Hand, als ich zusammensackte. Mir war schwindlig und übel wie nie zuvor und ich fühlte nur leere, als mir das Blut aus der Nase floss und Eisengeschmack einen Mund erfüllte. Damit erlosch nun auch die zweite Kerze.

 

Hi @OliverG,
willkommen im Forum! :)

Ich habe erstmal nur den Prolog gelesen und ich erkläre dir auch, wieso.
Es ist nicht sonderlich sinnvoll als Einsteiger prompt einen so langen, ersten Text zu posten. Einige Menschen laden einen Text hoch, warten auf Kommentare, antworten dann nicht und melden sich nie wieder. Daher hat bisher wohl niemand reagiert.
Du solltest mit Kurzgeschichten oder Flash Fiction anfangen und dich danach an die längeren Texte wagen - du wirst viele Wortkrieger finden, die sich unterstützen wollen. :)

Jetzt zum Prolog:

Meine Familie war für diese Zeit auch nicht da.
Komischer Satz. Um diese Zeit?
wohl doch zu lange ist, um zu laufen.
Komma
Während dieser Phase, konnte ich noch das Stadtleben, welches durch den bewölkten Himmel in ein schattiges Licht, oder eher in eine kühle Wärme getaucht war, beobachten.
Komma und Komma
wurden vier Jugendliche, die etwas älter als ich waren, von
Komma
Der Versuch das mit einem lächeln zu überspielen
Lächeln
Der Besitzer kam gerade aus dem Hinterhof, mit einer schmutzigen Schaufel in seinen Händen fest umklammert. Während er mich beobachtete und mir dabei zulächelte drang die Kälte in mich ein. Die Sekunden die ich dort vorbeiwandernd verbrachte fühlten sich wie Stunden an. Die Angst stand mir ins Gesicht geschrieben.
Schmutzige Schaufel in der Hand ... ist schon ziemlich klischeehaft. Fällt dir vielleicht etwas Individuelleres ein? :) Und es wird auch nicht klar, warum er eigentlich Angst hat.
Nach einer gefühlten Ewigkeit war er endlich vorbei.
Wer? Der Augenblick?

Also der Prolog ist schon mal ok. Solide geschrieben und vom Tempo her gut. Die Handlung wird ja erst im Verlauf der nächsten Kapitel in Fahrt kommen, aber ich warte erstmal auf deine Antwort. Denk doch mal über meinen Vorschlag zu Beginn nach. :)

Liebe Grüße,
Waldläufer

 

Hi @OliverG,
willkommen im Forum! :)

Ich habe erstmal nur den Prolog gelesen und ich erkläre dir auch, wieso.
Es ist nicht sonderlich sinnvoll als Einsteiger prompt einen so langen, ersten Text zu posten. Einige Menschen laden einen Text hoch, warten auf Kommentare, antworten dann nicht und melden sich nie wieder. Daher hat bisher wohl niemand reagiert.
Du solltest mit Kurzgeschichten oder Flash Fiction anfangen und dich danach an die längeren Texte wagen - du wirst viele Wortkrieger finden, die sich unterstützen wollen. :)

Jetzt zum Prolog:

Meine Familie war für diese Zeit auch nicht da.
Komischer Satz. Um diese Zeit?
wohl doch zu lange ist, um zu laufen.
Komma
Während dieser Phase, konnte ich noch das Stadtleben, welches durch den bewölkten Himmel in ein schattiges Licht, oder eher in eine kühle Wärme getaucht war, beobachten.
Komma und Komma
wurden vier Jugendliche, die etwas älter als ich waren, von
Komma
Der Versuch das mit einem lächeln zu überspielen
Lächeln
Der Besitzer kam gerade aus dem Hinterhof, mit einer schmutzigen Schaufel in seinen Händen fest umklammert. Während er mich beobachtete und mir dabei zulächelte drang die Kälte in mich ein. Die Sekunden die ich dort vorbeiwandernd verbrachte fühlten sich wie Stunden an. Die Angst stand mir ins Gesicht geschrieben.
Schmutzige Schaufel in der Hand ... ist schon ziemlich klischeehaft. Fällt dir vielleicht etwas Individuelleres ein? :) Und es wird auch nicht klar, warum er eigentlich Angst hat.
Nach einer gefühlten Ewigkeit war er endlich vorbei.
Wer? Der Augenblick?

Also der Prolog ist schon mal ok. Solide geschrieben und vom Tempo her gut. Die Handlung wird ja erst im Verlauf der nächsten Kapitel in Fahrt kommen, aber ich warte erstmal auf deine Antwort. Denk doch mal über meinen Vorschlag zu Beginn nach. :)

Liebe Grüße,
Waldläufer

Hallo @Waldläufer,

danke für deine Tipps und Rechtschreibkorrekturen. Ich werde versuchen die Fehler auf jeden Fall auszubessern. Dass man anfangs nicht unbedingt einen so langen Text hochladen sollte wusste ich leider nicht, aber ich danke dir dennoch für deine Unterstützung und versuche mich in nächster Zeit daran zu halten. Außerdem werde ich auch versuchen mich allgemein hier in die Community einzubringen, wenn es meine verfügbare Zeit erlaubt.

Liebe Grüße,
OliverG

 

Hallo @OliverG,

auch von mir ein herzliches Willkommen.

Der Protagonist ist eine seelisch zerstörte Person. Ich bin mir nicht ganz sicher, was passiert. Teilweise sieht es aus, als wäre er von dem Mann mit der Schaufel gekidnappt worden und würde Albträume durchleben, um die Quälerei durch den Mann zu überstehen. Dann sieht es so aus, als hätte der Protagonist schon vorher Albträume gehabt und es stellt sich heraus, dass er schon lange wieder zu Hause ist. Teilweise sieht es für mich aus, als gäbe es diesen Mann mit der Schaufel überhaupt nicht oder als wäre es einfach ein Passant und der Protagonist hätte sich die Entführung nur eingebildet.

Einige Stellen fand ich spannend. Nach dem Anfang des ersten Kapitels wollte ich wissen, wie es mit der Entführung weitergeht, aber leider kam nichts. Die Stelle, wo er den Mann zu Hause aufsuchen will und mit den Dingen dort konfrontiert wird und seinen widersprüchlichen Gefühlen fand ich auch spannend. Die Traumsequenzen fand ich teilweise zu viel und zu lang. Sie haben mir irgendwann nichts Neues mehr gesagt, während ich darauf gewartet habe, dass die Hauptgeschichte weitergeht.

Ich dachte erst, du hättest verschiedene Zeitformen genutzt, um die Realität von Träumen bzw. Rückblenden zu trennen - das fand ich gut. Dann aber tauchten Zeitformwechsel auch in gleichen Absätzen auf oder Ereignisse, die sich als Realität herausgestellt haben, waren im Past geschrieben. Das fand ich weniger gut. Es sieht aus, als wäre der Zeitenwechsel schlicht Inkonsequenz.

Ein paar kleine Anmerkungen:

Während er mich beobachtete und mir dabei zulächelte drang die Kälte in mich ein.
Ich sehe keinen Zusammenhang zwischen einem Lächeln und der plötzlichen Angst des Protagonisten. Vielleicht würde es eine Begründung klarer machen. Dass das Lächeln gruselig aussieht, Assoziationen im Protagonisten hervorruft oder dass er es sich selbst nicht erklären kann, weil der Mann freundlich aussieht, beispielsweise. Nachdem ich den Rest gelesen habe, denke ich, dass an dem Lächeln alles normal ist und es nur das schlechte Gewissen ist, das den Protagonisten quält. Auch das könnte man irgendwie andeuten.

ich habe heute wieder überstanden.
Das finde ich nicht schlüssig. "Heute wieder überstanden" klingt wie "und täglich grüßt das Murmeltier", als hätte der Protagonist den gleichen Tag nochmal überstanden. Wenn es lediglich einen weiteren Tag meint, dann sagt es dasselbe aus, wie die erste Hälfte des Satzes und ist überflüssig.

Ich fühle mich krank, dem Tod nah und weiß nicht mal mehr wofür es sich noch zu leben lohnt. Ich glaube, ich werde es bald beenden. Zumindest habe ich darüber nachgedacht, aber ich weiß nicht, ob ich den Mut dazu habe.
Das finde ich viel zu sachlich für die Ich-Perspektive, da kommt bei mir keine Angst rüber. Angst, insbesondere im Präsenz, würde für mich eher so klingen:
"Scheiße, ich will hier raus, warum tut er das, ich hab ihm nichts getan, mir ist so schlecht, ich bring ihn um, ich will nicht mehr, ich kann nicht mehr, oh, da kommt er wieder, verpiss dich, lass mich in Ruhe ..."
Ich finde, dieses sachliche würde eher zum Präteritum passen, als ob der Protagonist einen Rückblick gibt und vielleicht keinen Zugang mehr zu seinen Gefühlen aus der Zeit hat.

bis ich in den nächsten Traum gleite und es so weiter geht, bis ich durch die ganze Traumwelt gereist bin.
Der Teil ist innerhalb einer Präteritum-Passage ins Präsenz abgedriftet.

Dieses Bild war mir nichts Neues. Ich hatte es schon oft gesehen und dich überraschte es mich jedes Mal aufs Neue, dies zu sehen. Auch dieses Mal war es nicht anders, bis darauf, dass ich mich nun an jedes vorherige Mal erinnern konnte. Doch statt davon überwältigt zu sein, war ich einfach daran gewöhnt.
Das bekomme ich in meiner Vorstellung nicht zusammen. "nichts Neues" klingt, als ob der Protagonist nicht reagiert. "überrascht" klingt, als ob er zurückzuckt etc. "war ich einfach dran gewöhnt" klingt wieder nach null Reaktion.

Ich verspürte sogar etwas Freude und Erleichterung, dass es ihn und nicht mich erwischt hatte.
Das verstehe ich auch nicht. Wenn der Bruder mit einer Schlinge um den Hals im eigenen Haus hängt, dann denke ich an Selbstmord, an eine eigene Entscheidung. "erwischen" hingegen klingt nach einem Zufall oder einer Einwirkung von außen. Das passt für mich nicht zusammen.

Ich hatte keinerlei Emotionen mehr in mir. Die Angst war ebenfalls verflogen. Ich wollte nur noch hier raus.
Warum will man irgendwo raus, wenn man keine Emotionen mehr hat? Wenn man sich an dem Ort nicht schlecht fühlt, kann man genauso gut da bleiben. Für mich heißt "emotionslos", dass man nichts will.

Zuerst musste ich noch weitere Qualen durchleben
Aha, also hat er doch noch Emotionen.

Teils schwache, leichte und schwache,
Hier doppelt sich "schwache". Eigentlich bedeutet es das gleiche wie "leichte", nämlich dass die Kratzer nur flach sind.

Die Traumsequenzen werden mir hier etwas zu lang. Ich hab verstanden, dass der Protagonist eingesperrt ist und warte darauf, dass es endlich zurückgeht zur Haupthandlung. Stattdessen kommt der nächste Traum mit dem Käfig. Ich hab verstanden, dass der Protagonist irgendein psychisches Problem hat, dass sich in den blutigen Träumen manifestiert, aber ich sehe nicht, was mir noch drei weitere Träume sagen sollen, was ich nicht schon weiß. Vielleicht wäre es besser, einige davon rauszunehmen, die zur Geschichte nichts weiter beitragen.
Also ja, ich hänge hier am Haken, da wurde irgendwas richtig gemacht. :P

Der Traum mit der Schlinge sagt mir, dass der Protagonist ein schlechtes Gewissen hat wegen dem Tod seines Bruders. Im Zusammenhang mit dem kleinen Jungen, der beim Schaufelmann an der Decke hängt, könnte es der Protagonist selbst gewesen sein, der seinen Bruder umgebracht hat.

Das zweite Kapitel beginnt wieder mit einem Traum. Hier hatte ich nun wirklich die Rückkehr in die Gefangenschaft des Mannes erwartet.

Ich brauchte niemanden, die Einsamkeit steht mir besser. Was bringen mir schon andere Menschen.
Die Sätze springen in der Zeit herum. Im Folgenden gibt es noch mehr davon, schau vielleicht nochmal selbst.

Ab Kapitel 3 begann ich gedanklich abzudriften. So viele Träume, so viel Blut. Ich sehe den roten Faden vor lauter Blut und Träumen nicht mehr.

Meine Arme waren vernarbt, wie ich jetzt erkennen konnte. Ebenso mein Oberkörper, meine Beine und der Rest meines Körpers. Als ich über mein Gesicht strich fühlte ich dort ebenfalls narbenartige Erhebungen.
Das Bild gefällt mir als Darstellung der seelischen Wunden, der psychischen Probleme des Protagonisten. Allerdings war mir das durch all die Träume bereits klar.

Kapitel 4. Ich dachte erst: Juchu, endlich springt es zurück zur Gefangenschaft und die Geschichte dort geht weiter. Dann die Enttäuschung: Der Protagonist ist einfach nach Hause gelaufen und hat keine Ahnung, was passiert ist. Aber auch die Erleuchtung, dass er an den Stellen, wo es vorher so klang, wirklich zu Hause gewesen war, die ganze Zeit über. Ich hatte auf ein Ereignis gewartet, das bereits eingetroffen ist. Ich hätte besser gefunden, das früher zu erfahren, anstatt über mehrere Kapitel hinweg auf diesen Moment zu warten.

Der aus scharfkantigem Metall gefertigte Käfig, der Knapp über dem Boden hing, die vollgeblutete Matratze, auf der er oft schlief und den hölzernen Querbalken, von dem ein Seil herunterhing, an dem ein kleiner Junge befestigt war.
Irgendwie kommt mir hier der Gedanke, dass das das Haus des Protagonisten ist. Dass er sich den Mann mit der Schaufel nur eingebildet hat. Es sieht ja aus wie in den Träumen bzw. der Bruder am Seil hing beim Protagonisten zu Hause.

Hier sind noch ein paar kleine Fehler drin. Meistens betreffen sie Kommata, die zu viel sind oder zu wenig, vielleicht findest du sie mit einem intensiven Drüberlesen? Beispiele:

um Ein Uhr
"ein" klein

dass die Strecke wohl doch zu lange ist[,] um zu laufen.

Während dieser Phase, konnte ich noch das Stadtleben welches durch den bewölkten Himmel in ein schattiges Licht, oder eher in eine kühle Wärme getaucht war beobachten.
Vor dem "konnte" kommt kein Komma, aber vor "welches" und vor "beobachten."

Alles in allem eine brauchbare Geschichte. Sie hat ihre guten Stellen, aber ist inhaltlich etwas zu lang, da könnte man einiges rauswerfen oder verdichten. Die Verwirrung, was Realität ist oder nicht, da bin ich nicht sicher, ob das gewollt oder ein Versehen ist. Da könnte man noch irgendwas draus machen.

Viele Grüße
Jellyfish

 

Ich finde den Prolog als Einstieg schon gut. Deine Sätze lesen sich flüssig, auch wenn es manchmal kürzer sein könnte. Die Fehler stören mich im Text nicht so sehr. Es sind viele, aber es lenkte mich nicht wahnsinnig ab.

Beim letzten Satz im Prolog wurde ich neugierig und wollte wissen, wie es weitergeht. Da es nicht viel gibt, was in der Stadt und am Tag passiert, habe ich mich nicht weiter damit beschäftigen müssen. Brauchte ich den Prolog überhaupt?

Das zweite Kapitel fühlte sich zu überladen an. Ich las viel zu Schmerzen, aber ich fühlte sie nicht. Als dann die Stelle mit dem Sand kam, fing ich nach und nach an, Stellen zu überfliegen.

Im vierten Kapitel wurde ich zu ungeduldig. Ich wollte endlich "ihn" treffen und las nur noch stellenweise. Irgendwie musste ich am Anfang des Textes an einen Werwolf denken. Dann an einen Vergewaltiger. Hier konnte ich mich irgendwie gar nicht auf die beiden menschlichen Charaktere konzentrieren. Es gab zu viele Traumsequenzen, Beschreibungen der Umgebung und sehr oft Blut, was keine Schockwirkung für mich hatte.

Überraschender Weise, bemerkte ich aber auch mir gänzlich unbekanntes. Den Jungen beispielsweise hatte ich noch nie zuvor gesehen.

Diesen Fremden zu sehen, erinnerte mich an die Verletzungen, die ich mir hier zugezogen hatte und an den brennenden Schmerz, der Schnitte, die mich bis heute verfolgten.
Der Teil geht für mich unter. Warum erinnert der unbekannte Junge ihn an seine Schnitte?

Das fünfte Kapitel hätte meiner Meinung nach früher starten können. Als ich das Ende gelesen habe, konnte ich mir etwas unter "ihm" vorstellen. Mir fiel aber auf, dass ich mich kaum an die Stelle zur Familie oder den Nachbarn erinnern konnte, mit Ausnahme vom Prolog.

Ich glaube, es sollte eine lange Geschichte bleiben, aber es sind für mich ziemlich viele Träume. Ein Traum ist normalerweise beeindruckend, wenn man sich daran erinnert. Hier ist nicht ganz klar, was die Träume tatsächlich sind. Da aber viel von Träumen berichtet wird, wirken die vielen plötzlichen Wechsel riskant für mich.

Der Prolog hatte einen guten Stimmungswechsel und das Springen zwischen den Traumsequenzen ist natürlich bedeutend. Ich frage mich aber, was passieren würde, wenn du dich auf einen Teil beschränkst. Ob der Text noch funktionieren würde?

 

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