Was ist neu

Schlußverkauf

Mitglied
Beitritt
24.04.2005
Beiträge
9

Schlußverkauf

Die Kaufhausdetektive hatten Angst. Mit Schrecken erinnerten sie sich noch an das letzte Mal, als der Winterschlußverkauf begann. Schon Stunden vor der Eröffnung standen die Kunden Schlange vor der Eingangstür und drängelten und schubsten, denn jeder wollte der erste sein, der reinkam. Beinahe wäre es schon draußen zu ersten Schlägereien gekommen.

Dann war es soweit, einer von den Detektiven sollte die Tür aufschließen. Es kam zu einem Streit, weil keiner sein Leben leichtfertig aufs Spiel setzen wollte. Also wurde ausgelost, wer dieses Jahr dran glauben müsste. Das Los fiel auf Herrn Wagner. Alle anderen gingen in Deckung, während Herr Wagner, zitternd vor Angst zur Tür ging. Kreidebleich steckte er den Schlüssel ins Schloß und drehte ihn um. Dann drehte er sich um und rannte, was das Zeug hielt.

Die Menge warf sich gegen die Tür, sie sprang auf und knallte so gegen eine Wand, daß beinahe die Scheibe zerbrochen wäre. Die Meute stürmte das Kaufhaus und belagerte sämtliche Regale und Wühltische des Erdgeschosses. Wie der Blitz waren aber auch alle oberen Etagen mit kaufwütigen Kunden und Kundinnen vollgestopft.

Die Verkäuferinnen verbarrikadierten sich hinter ihren Kassen und weigerten sich strikt, Kunden anzusprechen, aus Angst, man würde sie zusammenschlagen.

Besonders unter den Frauen kam es zu Schlägereien um Oberbekleidung, Bücher und Porzellan. Es wurde so schlimm, daß die Polizei anrücken musste. Mit zehn Einsatzfahrzeugen rückte sie an; in voller Montur und bewaffnet stürmte sie das Kaufhaus.

Aber die Frauen waren nun nicht mehr zu halten. Sie stopften sich alles, was sie schon ergattert hatten, in ihren Ausschnitt oder dahin, wo vermutlich kein anderer es ihnen wieder wegnehmen konnte.

In der Buchabteilung war es besonders schlimm. Bücher lagen zerrissen am Boden, um die sich einige der Frauen gestritten hatten. Aber auch die Porzellanabteilung hatte gelitten, Geschirr lag zerbrochen am Boden. Das würde dem Kaufhaus niemand ersetzen, denn in dem Gewühle konnte der Schuldige, der das Geschirr zerbrochen hatte, nicht ausfindig gemacht werden.

In der Parfümerieabteilung war ein Duftwirrwarr zu riechen, der einem Kopfschmerzen bereiten konnte. Dort hatte ein Verkäufer versucht, todesmutig zwei streitende Frauen miteinander zu versöhnen. Diese beiden hatten sich dann kurzfristig miteinander verbündet und waren auf den Verkäufer losgegangen.

Er hatte ein blaues Auge davongetragen und blutete leicht aus einer Stirnwunde. Ein Krankenwagen nahm ihn mit, um ihn im Krankenhaus zu untersuchen und seine Blessuren zu versorgen.

Ein zweiter Krankenwagen wartete vorsorglich auf weitere Verletzungsopfer. Sie brauchten auch nicht lange zu warten. Mehrere Männer traten zu den Sanitätern, allesamt von Kratz- und Beißspuren gezeichnet.

Drinnen herrschte inzwischen das reine Chaos. Es gab kein Halten mehr. Das Suchen nach Schnäppchen war Schlägereien gewichen; es ging den Kunden nur noch darum, dem anderen etwas aus der Hand zu reißen, egal ob man es nun gebrauchen konnte oder nicht.

Das gesamte Personal hatte sich in die Räume zurückgezogen, die nur von Mitarbeitern betreten werden durften und weigerten sich, wieder die Ladenflächen zu betreten; erst nach Ladenschluß würden sie wieder an ihre Arbeitsplätze gehen.

Endlich war es 18 Uhr und der Laden sollte geschlossen werden. Der Bundesgrenzschutz rückte an, um die Leute nach draußen zu treiben. Das gelang erst, nachdem Tränengas eingesetzt worden war.
In den oberen Etagen hatten sich mehrere Kunden mit Ketten, die sie in der Eisenwarenabteilung gefunden hatten, an die Verkaufstische gekettet aus Protest darüber, daß sie den Laden verlassen sollten, obwohl sie noch nicht alles gefunden hatten, was sie haben wollten. Sie mussten mit Schneidbrennern losgeschnitten werden.

Die Bilanz dieses Tages waren: Mehrere Zehntausen Euro Verlust für das Kaufhaus und 22 Verhaftungen durch die Polizei.

 

Hallo Krümelchen,

natürlich ist Deine Geschichte hier richtig! ;-) Schlimmstenfalls können die Moderatoren sie woandershin verschieben.

Einige allgemeine Anmerkungen: Mehr Beschreibungen würden dem Text guttun. Wir erfahren auch nichts, wie das arme Personal sich fühlt, angesichts eines solchen Ansturms. Warum macht das Kaufhaus überhaupt so einen Schlussverkauf, wenn er zu Verlusten führt? Ist doch unlogisch, oder? Ich würde auch gerne wissen, wie eine Verkäuferin sich fühlt, die Gefahr läuft, Prügel zu beziehen ;)
Sprachlich ist Aktiv immer besser als passiv. (Nicht: "Der Laden sollte geschlossen werden")

Gut machen würden sich vielleicht Vergleiche mit den Mänaden im Alten Griechenland oder mit Plünderungen in irgendeinem Krieg. Etwas zu kurz kommen auch Sinneseindrücke - WIE riecht es konkret in der Parfumabteilung, außer dass einem davon schlecht wird? :)
Wie wäre es mit einer überraschenden Wendung am Schluss? Ich zum Beispiel würde es hübsch finden, wenn die Frauen das Kaufhaus niederbrennen würden, nachdem sie es geplündert haben. Der Schluss ("Die Bilanz des Tages...") interessiert nicht wirklich.

Die Grundidee finde ich sehr witzig, und der Text enthält mehrere gute Einfälle.

Schöne Grüße,

Fritz

 

Fritz, danke für Deine Hinweise und Ratschläge. Natürlich ist diese Geschichte verbesserungsbedürftig. Aber da ich kein Profi-Autor bin, habe ich sie erstmal so geschrieben und gespannt auf Kritik und Anregung gewartet

Gruß
Kruemelchen

 

Hallo Kruemelchen,

nette kleine Geschichte. Das Thema ist zwar nicht das Neueste aber es wurde nett umgesetzt. :)

Ich finde Du hättest dich an einigen Stellen kürzer fassen können:

Beispiel

Die Kaufhausdetektive hatten Angst. Mit Schrecken erinnerten sie sich noch an das letzte Mal, als der Winterschlußverkauf begann.

... an das letzte Mal.

Auf den Schlußverkauf machst Du in der Überschrift schon aufmerksam, so dass ich ihn im Zweiten Satz der Geschichte nicht unbedingt lesen muss.

Dann war es soweit, einer von den Detektiven sollte die Tür aufschließen.

..., einer der Detektive...

Beinahe wäre es schon draußen zu ersten Schlägereien gekommen.

Laß sie sich doch prügeln!


Die Menge warf sich gegen die Tür, sie sprang auf und knallte so gegen eine Wand, daß beinahe die Scheibe zerbrochen wäre.

Laß die verdammten Scheiben zerbrechen! Sei mutiger, ich will Blut sehen :D

daß die Polizei anrücken musste. Mit zehn Einsatzfahrzeugen rückte sie an;

daß die Poizei mit zehn Einsatzfahrzeugen anrücken musste.

in voller Montur und bewaffnet stürmte sie das Kaufhaus.

In voller Kampfmontur stürmte die Hundertschaft das Kaufhaus, oder vielmehr das was davon noch übrig war.


In der Parfümerieabteilung war ein Duftwirrwarr zu riechen, der einem Kopfschmerzen bereiten konnte. Dort hatte ein Verkäufer versucht, todesmutig zwei streitende Frauen miteinander zu versöhnen. Diese beiden hatten sich dann kurzfristig miteinander verbündet und waren auf den Verkäufer losgegangen.

Warum im Konjunktiv? und riecht es dort nicht immer so :confused:
Oder ist der "schlichtende Verkäufer" die Ursache für das Duftchaos?

In diesem Absatz hätte ich mir mehr Details gewünscht. Wie verläuft die Prügelei, was für Waffen werden eingesetzt und vor allem wie findet die kurzfristige Verbrüderung statt? Denn schließlich landet der Verkäufer im Krankenhaus!

Die Bilanz dieses Tages waren: Mehrere Zehntausen Euro Verlust für das Kaufhaus und 22 Verhaftungen durch die Polizei.

Eine solche Bilanz als Ende zu wählen halte ich für zu schwach.
Du schreibst über Vandalen, Prügelnde Frauen, Polizeieinsatz etc. und dann nur ein solch geringer Schaden?
Fahr mal nach Berlin, da wären sie froh, wenn das die Bilanz eines normalen Tages wäre :D

Hättest die Bilanz mit 136 Beinbrüchen, 72,5 Armbrüchen, 25 Augäpfelverlusten usw. aufpeppen können.

Ansonsten fand ich sie viel besser als Dein "Erstlingswerk".

Weiter so :thumbsup:

nette Grüße
Michael

 

Hallo Michael,
danke für Deine Tips. Diese konkreten Verbesserungsvorschläge helfen mir sehr. Wenn ich etwas mehr Zeit habe, werde ich die Geschichte mal umschreiben.
Dann wird auch Blut fließen, ich verspreche es.
Ich hoffe, Du liest die Geschichte noch mal, sobald sie fertig ist und schreibst mir wieder Deine Meinung.
Viele liebe Grüße
Kruemelchen

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom