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Schlaf Kindlein, schlaf...
Das ist ganz einfach falsch, naiv, so funktioniert es nicht...
Das Kind will nicht schlafen.
Nie...?
Doch immer, den ganzen Tag...
Aber jetzt nicht...
Es will nicht!
Es ist nur 65 cm groß und wiegt 9 Pfund.
Wie kann es da schon einen Willen haben ?
Woher weiß es, das Mutti beim Elternabend in der Schule ist?
Woher weiß es von der Fußballübertragung im Fernsehen?
Ich bin ratlos aber ruhig. In den ersten Minuten fällt meist kein Tor, vorsichtiges abtasten...
Es schreit.
Der Schnuller!!!
Gierig nuckelt es daran. Es ist zufrieden. Es ist glücklich.
Aber warum spuckt es den Schnuller dann wieder aus und schreit?
Natürlich...es ist ein Baby!
Da hast du deinen Schnuller.
Es ist zufrieden und glücklich und spuckt ihn wieder aus und schreit.
Herrgott!!!
Ich mache ein paar Faxen, ziehe eine lange Nase, wackel mit dem Kopf.
Das Kind mustert mich in einer Mischung aus Mitleid und Unverständnis.
Tut es nicht ...es ist nur ein Baby.
Im Fernseher fällt das 1:0. Für wen kann ich nicht sagen.
Wieso will es nicht schlafen. Es schläft immer und überall. Wieso nicht jetzt!
Ich bin Vater und von Kindererziehung habe ich keine Ahnung.
Aber von zwei Sachen habe ich gehört.
Eine davon ist „Hunger“, an die andere wage ich nicht zu denken.
„Hattu Hunger...?“
Es antwortet nicht.
Natürlich nicht...es ist ein Baby.
Nein, niemals würde die Mutter das Haus verlassen ohne das Kind gefüttert zu haben.
Bleibt die andere Sache.
Ich schnüffle aus einem gesunden Sicherheitsabstand an seiner Windel.
Bitte, bitte nicht...
Es fällt das 2:0 und ich höre den Reporter von einem sensationellen Fußballspiel sprechen.
Ich singe ein Kinderlied.
Aber ich kenne keine Kinderlieder, also summe ich nur, irgendeinen Hit von Elton John.
Es beobachtet mich, aber das ist doch falsch.
Augen zu...tief und fest...
Will es mich nicht begreifen? Will es mich ärgern, ist das schon die „Trotzphase“?
Also raus aus dem Bettchen und rauf auf meinen Arm.
Ich lege es an meine Schulter, streiche sanft mit meiner Hand über seinen Rücken.
Es ist ruhig, es fühlt sich wohl und es schreit nicht.
Es schläft.
Wunderbar.
Ich lege das Kind vorsichtig in das Bettchen zurück und ziehe mich zurück.
Jetzt schläft es nicht mehr.
Es schreit.
Wie kann es schreien, wenn es Sekunden vorher doch so fest schlief?
Ich gebe dem kleinen Tyrannen ein Stofftier.
Es ignoriert das Stofftier obwohl ich weiß, dass es das Lieblingsstofftier ist.
Dann nehme ich dir dein Lieblingsstofftier eben weg, wenn du nicht schlafen willst?
„...ein Fußballspiel, das Geschichte schreiben wird...“
Argggg...
Mit Logik und Einfühlungsvermögen komme ich hier nicht weiter.
Ich bin sehr entschlossen.
Wieder nehme ich das Kind aus dem Bettchen.
Mit dem Baby an meiner Schulter gehen wir ins Wohnzimmer.
Ich lege mich mit dem Kind auf die Couch.
Das kleine Köpfchen behindert meine Sicht auf den Fernseher, so dass ich kaum mehr als die eingeblendete Spielzeit in der oberen rechten Ecke des Fernsehapparats sehe.
Trotzdem ist das Kind noch unruhig.
Also drehe ich auch den Ton der Liveübertragung herunter.
Viel bewegen kann ich mich auch nicht, das Bier auf dem kleinen Zimmertisch bleibt unerreichbar.
Langsam und monoton schaukele ich das Kind an meiner Schulter.
Es ist ruhig. Es ist zufrieden. Es schläft.
Sicher.
Ich bin so müde.