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Schicksalsschlag

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01.04.2013
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Schicksalsschlag

Ich sehe in den Spiegel und betrachte meine klägliche Gestalt, diese erbärmliche Erscheinung, die sich mein „Selbst“ nennt.
Wie ich es verabscheue, dieses „Selbst“.
Der Gedanke, auf ewig in diesem „Selbst“ gefangen zu sein. Als wäre es eine Schale, aus der herauszubrechen keine Möglichkeit bestünde.
Viel länger vermag ich es nicht auszuhalten, so verspüre ich doch schon des Längeren den stechenden Drang, endlich herauszubrechen aus dieser einengenden Hülle, die mich erstickt und die mich einsperrt mitsamt den Nichtigkeiten eines solch mickrigen Dinges, wie die Seele eines Menschen.
Denn was ist das schon, diese Seele? Ist sie denn wirklich mehr als lediglich ein Ding, ein Sammelsurium aller guten und schlechten Erfahrungen, die ein Mensch macht? Was ist sie mehr als ein schlechtes Buch, das die alltäglichsten, banalsten Widerlichkeiten der Welt enthält? Und jeden Tag wird dieses Buch aufs Neuste aufgeschlagen, so, als würde irgendetwas Neues darin stehen.
Da frage ich mich: Welch’ Dreistigkeit besitzt der Mensch, zu behaupten, er sei ein komplexes Wesen, angesichts dieses tristen Daseins, das der Mensch führt? Wäre er komplex, so könne er doch mehr tun als fortwährend dasselbe Buch aufzuschlagen, so, als wäre er ein Mechanismus, der immer dem gleichen System zu folgen hat. Es ist wie ein Teufelskreis, dem man nicht entfliehen kann.
Ekel kommt mir auf, wenn ich mir all das vor Augen führe, und Abscheu; herausreißen könnte ich mir meine Seele!
Wäre dies möglich und würde ich dies auch tun, so würde mir wohl meine Individualität abhanden kommen, doch was schert es mich?
Individualität!
Nichts weiter ist sie als eine Farce; eine Einbildung des Menschen, welche erwachsen ist aus dem verzweifelten Sehnen ebenjener, eine solche Individualität möge bestehen, und will mir irgendeiner behaupten, dass Sehnsucht die Wahrheit bringe oder gleich Wahrheit sei?
Nein, der Mensch ist eine Marionette. Eine Marionette des Schicksals, und das wird mir klar, nun, da ich vor diesem Spiegel stehe, welcher mir eine Lüge offenbart.
Diese Lüge öffnet mir gleichzeitig die Augen für die niederschmetternde Wahrheit, die mich soeben meiner ganzen individuellen Existenz beraubt hat.
Es ist das Schicksal, das mir meine Individualität verleiht, insofern muss ich zugeben, dass sie wahrlich existiert, doch sie tut es anders, als wir denken.
Mir durch eigenes Zutun also ein Selbst zu bilden, es zu formen und es im Laufe der Zeit immer weiter auszubauen wie ein Bauwerk oder ein Gemälde, das immer weiter voranschreitet, mal langsamer, mal schneller - das ist mir nicht gegeben. Keinem von uns!
Wie kann ich da überhaupt noch von einem „Selbst“ sprechen? Wenn das Bauwerk schon gedacht ist, bevor ich überhaupt lebe?
Folglich bin ich nicht mal im Recht oder überhaupt in der Lage, ein „Selbst“ zu verabscheuen, es zu verfluchen.
Nein nein, die Hülle - die Schale - die mich einsperrt, mich meiner Freiheit beraubt und die mir die Banalität eines menschlichen Daseins aufzwingt – das ist nicht mehr länger das „Selbst“, sondern es ist vielmehr das Schicksal.
Verabscheuen muss ich jenes ...
Sehe ich nun in den Spiegel, so kann ich auch jetzt die klägliche Gestalt, die erbärmliche Erscheinung erkennen, die mich so quält, doch ich vermag mich zu trösten: ich kann nichts dagegen tun, denn es nicht mein „Selbst“, das ich in dem Spiegel vor mir sehe.
Es ist nur ein Bauwerk des Schicksals ...
Doch, wenn ich den Gedanken vollends zu ende denke, wird mir etwas bewusst:
Trotzdem bin „ich“ es, der in diesem Bauwerk leben muss. Und so, dessen bin ich mir sicher, habe ich nur eine Wahl ...

Aber ich fürchte, nicht mal mehr der Tod kann mich aus den Fesseln dieser Wahrheit befreien.

Es wäre bloß mein Schicksal ...

 

Hallo Poetro,

und herzlich Willkommen hier auf kg.de.

In deinen bisher zwei eingestellten Texten hast du sehr merkwürdige *, die nur irritieren.

Auch sind weitere Zeichensetzungsfehler zu sehen, wie z.B. die fehlenden Leerzeichen zwischen Wort ... und Wort - dabei wäre auch zu bedenken, ob die so inflationär wirklich zielführend sind.

Liebe Grüße
bernadette

 

Hallo Poetro,

wegen der erwähnten Mängel bei der Zeichensetzung (vor den Auslassungspunkten, die du oft am Satzende verwendest, setzt man beispielsweise ein Leerzeichen) verschiebe ich diesen Text aus Philosophisches ins Korrektur-Center. Du hast vier Wochen Zeit, ihn zu korrigieren.

Freundliche Grüße,

Berg

 

Hallo,

danke für den Hinweis. Ich werde den Text korrigieren.
Und diese * kann ich mir auch nicht erklären.
Naja, schöne Grüße

Poetro

 

Hallo Berg,

ich denke ich habe die Zeichensetzungsfehler und die anderen Mängel korrigiert und hoffe, dass Sie meinen Text nun annehmen können, so wie er ist.

Freundliche Grüße

Poetro

 

Hallo Poetro

In diesem Stück setzt sich dein Prot. mit sich selbst auseinander, ein legitimer Prozess, der den Menschen ab der Pubertät sein Leben lang begleitet. Sein Selbstwertgefühl zeigt sich gleich im ersten Satz als höchst deprimiert:

Ich sehe in den Spiegel und betrachte meine klägliche Gestalt, diese erbärmliche Erscheinung, die sich mein „Selbst“ nennt.

Das Satzende klingt auf mich merkwürdig, so als würde der Prot. sich selbst als Selbst bezeichnen. Ich würde den gestrichenen Teil löschen, da der Satz auch ohne dieses verständlich und aussagekräftig wirkt. Inhaltlich ist deine Überlegung schon korrekt. In der Psychologie ist das Selbst der Ausdruck dafür, dass das erlebende Subjekt seiner selbst bewusst und zugleich sich selbst zum Objekt wird.

Wie ich es verabscheue, dieses „Selbst“.
Der Gedanke, auf ewig in diesem „Selbst“ gefangen zu sein. Als wäre es eine Schale, aus der herauszubrechen keine Möglichkeit bestünde.

Hier verlässt du nun aber die begriffsanalytische Ebene, in der sich verschiedene hypothetische Bedeutungen etablierten. Ich gehe hierbei natürlich nur von anerkannten Interpretationen aus. – Also wende ich mich ab von diesem dem Ich nahestehenden Konstrukt und lasse mich auf die Welt deines Prot. ein. Seine Befindlichkeit unterliegt nun nach meinem Dafürhalten einem wahnhaften Destruktionstrieb, dessen Wahrnehmung ihm vorgibt in seinem Körper gefangen zu sein, den er als unrein und unvollkommen empfindet.

herauszubrechen aus dieser einengenden Hülle, die mich erstickt und die mich einsperrt mitsamt den Nichtigkeiten eines solch mickrigen Dinges, wie die Seele eines Menschen.

Es überrascht da nicht, dass ihm nicht nur seine Körperlichkeit zuwider ist, sondern auch die Seele, was er auch darunter verstehen mag. In der modernen Psychologie versteht man darunter die Summe der Selbstwahrnehmungen aller Lebensvorgänge und der sie überlagernden Verarbeitung.

Da frage ich mich: Welch’ Dreistigkeit besitzt der Mensch, zu behaupten, er sei ein komplexes Wesen, angesichts dieses tristen Daseins, das der Mensch führt?

Da würde sich ihm beinah philosophische Erkenntnis aufdrängen, wie die innere Befreiung aussehen könnte, wäre er nicht in seiner wahnhaften Vorstellungswelt gefangen.

Nichts weiter ist sie als eine Farce; eine Einbildung des Menschen, welche erwachsen ist aus dem verzweifelten Sehnen ebenjener, eine solche Individualität möge bestehen, und will mir irgendeiner behaupten, dass Sehnsucht die Wahrheit bringe oder gleich Wahrheit sei?

Er dreht sich im Kreis, verunmöglicht sich selbst eine Reifung. Dass Sehnsucht nicht Wahrheit gleichzusetzen ist, kann ich ihm zustimmen, wenngleich sich mir nicht erschliesst, wie er dies deutet.

Nein, der Mensch ist eine Marionette. Eine Marionette des Schicksals,

Eine relative Erkenntnis findet er doch, wenn auch unterschätzend, ist Schicksal für den Menschen doch ein Spielraum mit grosser Bewegungsfreiheit, wenn man diese wahrnimmt. Aber eben, er lehnt eine klare Wahrnehmung ab.

Wie kann ich da überhaupt noch von einem „Selbst“ sprechen? Wenn das Bauwerk schon gedacht ist, bevor ich überhaupt lebe?

Der Arme, könnte er doch begreifen, was Selbst wirklich bedeutet.

Nein[KOMMA] nein, die Hülle - die Schale - die mich einsperrt, mich meiner Freiheit beraubt und die mir die Banalität eines menschlichen Daseins aufzwingt – das ist nicht mehr länger das „Selbst“, sondern es ist vielmehr das Schicksal.

Welche fatale Verwirrung, da bliebe ihm eigentlich nur ein Ausweg.

ich kann nichts dagegen tun, denn es nicht mein „Selbst“, das ich in dem Spiegel vor mir sehe.
Es ist nur ein Bauwerk des Schicksals ...

Das Nicht-Ich der hinduistischen und der buddhistischen Philosophie, oder hat er sich einfach an Schopenhauer orientiert, sind seinem Denken in einzelnen Zügen nicht ganz fern.

Trotzdem bin „ich“ es, der in diesem Bauwerk leben muss. Und so, dessen bin ich mir sicher, habe ich nur eine Wahl ...

Ah! Er zieht eine Erkenntnis aus seinem Weltbild.

Aber ich fürchte, nicht mal mehr der Tod kann mich aus den Fesseln dieser Wahrheit befreien.

Also doch im östlichen Denken verhaftet. Glücklicherweise nennt er es aber Wahrheit und nicht Wirklichkeit, sonst hätte ich da Einspruch erhoben.

Eine Merkwürdigkeit, die du da vorlegtest. Sie dürfte Pessimisten beflügeln, die mit ihrem Leben nicht zurechtkommen, ihnen Bestätigung schenkend, es sei das Schicksal, das sie beutelt. Doch mir war es amüsant zu lesen, ob der Widersprüche in die er sich da verwickelt, strikt seiner Befangenheit folgend.

Schöne Grüsse

Anakreon

 

Hej Poetro,

ich habe zwei Kritikpunkte.

Zum einen handelt es sich weniger um eine Geschichte, mehr um einen inneren Monolog. Ginge natürlich, als Handlung, ist aber schwieriger als man denken mag: Um einen Bezug zu Deinem Protagonisten zu bekommen, müsste ich mehr über ihn erfahren.

Zweiter Kritikpunkt: Du benutzt ähnliche Begriffe, ohne dem Leser zu verraten, in welchem Sinn er sie verstehen soll. Du schreibst von einem "Selbst", das ist u.U. etwas ganz anderes als eine "Seele" oder "Individualität". "Mensch" ist auch nicht unbedingt gleichbedeutend mit "Selbst".
Unter einer "Hülle" den menschlichen Körper zu verstehen, kann ich mir gut vorstellen, aber ich habe den Eindruck, Du meinst etwas anderes damit?

Sonst hab ich noch:

Denn was ist das schon, diese Seele? Ist sie denn wirklich mehr als lediglich ein Ding, ein Sammelsurium aller guten und schlechten Erfahrungen, die ein Mensch macht? Was ist sie mehr als ein schlechtes Buch, das die alltäglichsten, banalsten Widerlichkeiten der Welt enthält?
Meinst Du Gedächtnis? Unterbewusstsein?

Welch’ Dreistigkeit besitzt der Mensch, zu behaupten, er sei ein komplexes Wesen,
Is' er nicht? Ich finde schon. Ich würd aber auch jedem Tintenfisch, bestimmten Viren und dem Planeten Erde Komplexität zugestehen ...

Wäre er komplex, so könne er doch mehr tun als fortwährend dasselbe Buch aufzuschlagen,
Oder anders: Weil er ein komplexes Wesen ist, kann er fortwährend dasselbe Buch aufschlagen und es immer wieder auf eine andere Art und Weise genießen.

will mir irgendeiner behaupten, dass Sehnsucht die Wahrheit bringe oder gleich Wahrheit sei?
Hab ich auch noch nie von irgendwem gehört.

Es ist das Schicksal, das mir meine Individualität verleiht, insofern muss ich zugeben, dass sie wahrlich existiert, doch sie tut es anders, als wir denken.
Wie?

Mir durch eigenes Zutun also ein Selbst zu bilden, es zu formen und es im Laufe der Zeit immer weiter auszubauen wie ein Bauwerk oder ein Gemälde, das immer weiter voranschreitet, mal langsamer, mal schneller - das ist mir nicht gegeben. Keinem von uns!
Ist das der Beweis dafür, dass alles schon "gedacht" sein soll? Und wäre die Hülle nicht auch als Schutz denkbar?

Sehe ich nun in den Spiegel, so kann ich auch jetzt die klägliche Gestalt, die erbärmliche Erscheinung erkennen, die mich so quält, doch ich vermag mich zu trösten: ich kann nichts dagegen tun, denn es nicht mein „Selbst“, das ich in dem Spiegel vor mir sehe.
Es ist nur ein Bauwerk des Schicksals ...
Doch, wenn ich den Gedanken vollends zu ende denke, wird mir etwas bewusst:
Trotzdem bin „ich“ es, der in diesem Bauwerk leben muss. Und so, dessen bin ich mir sicher, habe ich nur eine Wahl ...
Jetzt ist der Körper das Bauwerk, vorhin war es die Seele. Oder verstehe ich das falsch?

Aber ich fürchte, nicht mal mehr der Tod kann mich aus den Fesseln dieser Wahrheit befreien.
Eine schöne Entdeckung, ganz nebenbei: Gegen Wahrheit nützt der Tod nix.

Ich wünsche Dir noch viel Spaß hier,

LG
Ane

 

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