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Schicksalsfahrt

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13.12.2012
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Schicksalsfahrt

Fjodor Smirnow war im Sommer 1988 einer der letzten nach West-Berlin einschleusten KGB-Spione. Der Enddreißiger lebte einfach und zurückgezogen in einer modrigen Einzimmer-Wohnung in Steglitz. Sein Deckname war Thomas Lorenz. So nannten den Physiker auch Kollegen von der Forschungsgruppe an der Berliner Universität. Freunde hatte Smirnow keine. Keiner in seiner Umgebung schöpfte jemals Verdacht. Er war einer der besten KGB-Agenten. Ein Mann mit jahrelanger Erfahrung.

Smirnow fühlte sich häufig einsam. Seine Frau musste mit dem kleinen Sohn in Moskau bleiben. Aus Sicherheitsgründen.

Maria lernte Smirnow auf einer Tagung kennen. Er glaubte nicht an die Liebe auf den ersten Blick und suchte auch sonst nicht die Nähe einer Frau. Doch irgendetwas faszinierte Smirnow an der jungen Doktorandin.
-Darf ich Sie nach Hause begleiten?, fragte er.
- Ich wohne in Schönefeld, sagte sie.
Er brachte sie bis vor die Haustür und verabschiedete sich höflich. An diesem Abend verspürte Smirnow zum ersten Mal seit seiner Ankunft in Berlin ein Glücksgefühl. Er war zum zweiten Mal in seinem Leben verliebt.
Seitdem sahen sich Smirnow und Maria täglich. Er war ihr erster Mann. Sie stellte ihm keine Fragen. Sie wusste nichts davon, das Fjodor ein Geheimagent war. Sie kannte nicht einmal seinen richtigen Namen.

Im Frühjahr 1989 erhielt Smirnow den Abberufungsbefehl. Schon am nächsten Morgen sollte er von Sperenberg aus mit einem Militärtransport zurück nach Moskau fliegen. Neues Einsatzziel: Polen – stand in dem kurzen Telegramm.

Maria wartete schon auf Smirnow. An diesem Tag wirkte sie glücklicher als sonst.
- Ich bin schwanger. Wir kriegen ein Mädchen, sagte sie fast schüchtern.
Ihre Augen leuchteten.
Smirnow ließ sich nichts anmerken. Als er gegen Mitternacht ging, wußte er, dass er Maria nie mehr wiedersehen wird.

* * *

Zwei Jahre lang wartete sie auf Smirnow. Dann beschloss Maria endgültig, mit dem alten Leben abzuschließen, wechselte sogar ihren Namen.
Sie heiratete einen Bankier und zog mit der kleinen Anna nach Friedrichshain.

Anna dachte sehr oft an ihren Vater. Jahrelang versuchte sie seine Identität zu erfahren. Vergeblich. Das Einzige, was sie von ihrem Vater hatte, war ein kleines vergilbtes Schwarz-Weiß-Foto, das Smirnow beim Abschied ihrer Mutter gegeben hatte. Sie trug es immer bei sich. Die Hoffnung, ihren Vater jemals zu treffen, hatte sie aufgegeben.

Ihren Schmerz vergaß sie hinter Büchern. Anna war immer die Klassenbeste. Sie studierte Medizin und arbeitete nach dem Abschluss als Assistenzärztin in der Kardiologischen Abteilung des städtischen Klinikums.
An diesem Tag stieg Anna wie gewöhnlich um 7:23 Uhr morgens in die U-Bahn Richtung Potsdamer Platz. Sie fuhr immer schon sehr früh zur Arbeit. Die Bahn war überfüllt. Es war stickig und warm.
Plötzlich hörte Anna aufgeregte Schreie vom anderen Ende des Waggons.
- Hilfe, schnell. Ist hier irgendjemand Arzt?
Anna eilte durch die Massen der Passagiere. Ein grauhaariger alter Mann lag bewußtlos am Boden. Als sie sich über den Bewußtlosen beugte und in sein Gesicht sah, stockte Anna der Atem. Sie erkannte ihren Vater wieder.

Smirnow wurde in ein nahegelegenes Krankenhaus eingeliefert. Als er sich gegen Abend von seinem Schwächeanfall erholte, durfte Anna endlich zu ihm. Sie brach in Tränen aus, als sie ihm das verknitterte Foto zeigte.

Smirnow nahm seine Tochter zum ersten Mal in seinem Leben fest in den Arm.
- Ich habe all die Jahre nie die Hoffnung aufgegeben, dich zu treffen, sagte er.

 

Hallo Scheka

Dein Erstling hier war mir angenehm zu lesen. Allerdings fand ich die lange Zeitspanne, die du in einem doch sehr kurzen Text abhandelst, nicht sehr vorteilhaft. In einer Kurzgeschichte bleibt dir relativ wenig Raum für die Tiefe, die aber das ist, was die Geschichte trägt. Schon bei der Einleitung schreckte ich auf. Die Figur eines KGB-Agenten gibt an sich schon sehr viel Stoff her und will man auf dessen Tätigkeit eingehen, wird es sehr eng, wenn man sich nicht auf eine kurze Episode beschränkt. Im Prinzip machst du dies ja, aber es sind verschiedene Episoden aneinandergereiht, die jeweils nur einen flüchtigen Einblick in die Szenen gewähren.

Vielleicht wäre mein Vorbehalt als Leser weniger stark, wenn es ein Rückblick von Smirnow wäre, als er im Spital lag und die junge Frau sich zu erkennen gibt. Doch auch dann wünschte ich mir doch ein wenig mehr über seine damalige Beziehung zu Maria erfahren zu können, stattdessen könnte seine Spionagetätigkeit in einem Satz abgehandelt sein. Der Moment, wie sich Anna zu erkennen gibt, muss für ihn doch irgendwie schrecklich sein. Er machte sich damals ja wortlos aus dem Staub.

Das sind nur ein paar Hinweise, wie sich dieser Stoff für meine Sichtweise als Leser, besser präsentieren könnte. Vielleicht gibst du dem Ganzen ja noch den nötigen Schliff. Dabei musst du dir sich bewusst sein, dass eine Kurzgeschichte keinen Roman in Zeitraffung und entsprechend verkürzt darstellen kann. Dennoch nicht ungern gelesen.

Schöne Grüsse

Anakreon

 

Hallo Anakreon,

vielen Dank für Dein Feedback. Ich weiß selber das meine Geschichte eher keine Kurzgeschichte ist sondern vielmehr ein Plot für etwas Größeres. Vllt. werde ich das mal bei Zeiten in Angriff nehmen.

Ich freue mich auf weitere Kommentare.

Viele Grüße
Scheka

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Scheka,

herzlich willkommen auf kg.de. Ich werde dir keine Kritik schreiben. Ich werde dir nur eine Geschichte erzählen.

Für eine Ausstellung von Holzbooten kann jeder ein Modell einreichen. Ein Teilnehmer reicht ein Stück Holz ein. Man sagt ihm, dass dies kein Boot sei. Der Teilnehmer stimmt zu. Ein Boot wäre das nicht, aber er könne daraus ein Boot machen. Das würde er vielleicht (!) irgendwann man in Angriff nehmen. Aber trotzdem wolle er gern mal wissen, wie man sein Boot fände.

Und darauf möchte ich antworten: Das ist kein Boot. Das ist ein Stück Holz. Mach ein Boot daraus, dann sage ich dir, wie ich es finde. Vielleicht ...

Rick

 

Ich denke auf eine derart sinnlose Kommentierung wie von Dir Rick, kann ich künftig gut verzichten. Eine konstruktive Kritik ist das jedenfalls nicht was Du hier geschrieben hast!

Schöne grüße

 

Hallo Scheka,

ich versteh hier was nicht. Du schreibst selbst:

Ich weiß selber das meine Geschichte eher keine Kurzgeschichte ist sondern vielmehr ein Plot für etwas Größeres. Vllt. werde ich das mal bei Zeiten in Angriff nehmen.
Und dann noch:

Ich freue mich auf weitere Kommentare.

Was glaubst Du, würden die Leute da reinschreiben? Doch wohl immer und und immer wieder, mach da ne richtige Geschichte draus.
Dadurch, dass das viele Leute sagen, wird die Geschichte aber nicht besser, sondern nur, wenn Du da was dran machst. Und genau das sagt Rick. Mach ne Geschichte draus, dann macht es auch Spaß, dass zu kommentieren. Was daran ist unkonstruktiv? Ich versteh das nicht?

Beste Grüße Fliege

 

Hallo Fliege,

auch Deine Kritik ist leider nicht konstruktiv. Konstruktive Kritik bedeutet konstruktive und konkrete Verbesserungsvorschläge. Wie kann man die Geschichte besser machen? Da müssen konkrete Vorschläge her - wenn Du und andere diese Geschichte kritisieren. Ansonsten sind es leider nur leere Worte.

Beste Grüße

 

Hallo Scheka,

für konkrete Vorschläge muss erst einmal Verhandlungsmasse da sein. Das ist hier nicht der Fall. Du hast ein Konzept für eine Geschichte erarbeitet, aber keine Geschichte geschrieben. Das haben dir nun schon einige Kommentatoren gesagt. Meinst du nicht, dass dann vielleicht ein Fünkchen Wahrheit dahinterstecken könnte?

Okay, möglichst konkret:
Du lieferst eher einen Bericht, eine Nacherzählung. Geschichten werden heutzutage bevorzugt in Szenen präsentiert, weil die Leser sie so gern haben. Das heißt, der Autor sagt nicht einfach: Erst passierte das, dann passierte das und schließlich jenes. Sondern er zeigt die Handlung.

Zum Beispiel behauptest du, dass Smirnow ein toller KGB-Agent ist. Besser wäre es, das dem Leser zu zeigen. Gestalte eine Szene, in der er als Agent tätig wird. Lass ihn einem Informanten wichtige Informationen entlocken, ohne dass der das merkt. Zeig ihn einfach in Aktion. Und lass dann den Leser selbst drauf kommen: "Wow, das hat der aber geschickt eingefädelt. Der ist ein begnadeter Agent."

Auch die Szenen mit seiner Geliebten: Die Figuren sind mal eben so auf Papier (bzw. den Bildschirm) geworfen. Ich als Leser habe keine Chance, sie kennenzulernen, mich eventuell mit ihnen zu identifizieren, mitzuleiden oder in irgendeiner Weise Anteil an dem zu nehmen, was mit ihnen geschieht. Und den Figuren selbst scheint das auch relativ egal zu sein. Da ist keine Dramatik. Dein Stoff bietet zwar jede Menge Konfliktpotenzial, sowohl für innere wie auch für äußere Konflikte, aber die finden einfach nicht statt. Eine Geschichte aber lebt von Konflikten.

Kurz gesagt: Du hast das Gerüst. Nun mach eine Geschichte draus.

Viele Grüße
Kerstin

 

Ich denke auf eine derart sinnlose Kommentierung wie von Dir Rick, kann ich künftig gut verzichten. Eine konstruktive Kritik ist das jedenfalls nicht was Du hier geschrieben hast!
Rick hat dir deutlich geschrieben, warum er eben keine "konstruktive" Kritik zu deinem Text schreiben kann.

Hast du das mit dem Boot nicht verstanden?

Und: Du bist neu hier, Oder mit dem xten Account hier angemeldet, der Tonfall kommt mir jedenfalls sehr bekannt vor. Du kannst doch nicht herkommen in ein gewachsenes Forum und als erstes den Leuten sagen, wie sie dich gefälligst zu kommentieren haben. Gehst du im normalen Leben auch so vor? Dann hattest du sicher eine schwierige Zeit bis hierhin. Darüber solltest du schreiben. Stell ich mir spannend vor. Wie der Neue in der Straße erstmal die Nachbarschaft auf Vordermann bringt. Stutzt die Hecke besser! Leinen Sie den Hund mal an!
Oder die Abenteuer eines neuen Sängers im Chor. Und Sie nennen sich Dirigent? Wie wollen Sie mir denn etwas über das Singen beibringen, wenn Sie beide Hände auf die Ohren pressen!
Es gibt so viel spannenden Stoff, warum liest man darüber so wenig. Immer nur KGB-Agenten. So kann es nicht weitergehen.

 

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