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Schicksal

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07.02.2022
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Anmerkungen zum Text

Dies ist meine erste Kurzgeschichte. Über konstruktive Kritik freue ich mich :)

Hier einige Links zum historischen Hintergrund:

https://en.wikipedia.org/wiki/Berliet
https://en.wikipedia.org/wiki/Pals_battalion
https://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_an_der_Somme

Schicksal

Am Horizont grollte es. Ein Pfiff unterbrach das Gelächter.
„Los, es geht los! Auf!“ Brown kam in die Scheune, in der es sich die Soldaten gemütlich gemacht hatten. Der dickbäuchige Feldwebel war doppelt so alt wie die Neuankömmlinge, für deren Transport er heute zuständig war. Die gerade mal achtzehn bis neunzehnjährigen Soldaten lagen allesamt im Stroh verteilt. Ihre Uniformen sahen aus wie frisch aus der Schneiderei. Die fünf Soldaten erhoben sich.
„Fast schon paradereif“, dachte Brown, als er einen dieser armen Irren dabei beobachtete, wie er noch schnell seine Knöpfe nachpolierte, bevor er sich sein Gewehr schnappte.
Die Knöpfe auf Browns Uniform waren verschlissen, einer hing sogar leicht herab. Und auch der Rest seiner Uniform hatte weitaus bessere Tage gesehen.
„Der Transporter ist gleich hier, ich kann ihn schon sehen.“ Brown lehnte sich demonstrativ aus der Tür und blickte den Feldweg hinab.
John strich sich das Stroh von der Uniform, nahm sein Gewehr und folgte den anderen nach draußen.
„Ja, da sind sie“, rief George. „Mann, so ein Glück ist kaum zu fassen oder? Ich meine, die gesamte Ausbildung über, bis heute, waren wir immer zusammen. Ich hatte ja gedacht wir würden alle vielleicht doch noch auf andere Einheiten verlegt, aber sieh uns jetzt an. Alle vereint. Naja, bis auf Benett.“
„Ja, selbst unsere beiden Trunkenbolde haben sie extra für unsere große Feuertaufe früher aus ihrer Disziplinarhaft entlassen“ sagte John lachend.
Ein Berliet-Transporter kam scheppernd über den holprigen Feldweg angefahren. Auf der Ladefläche standen Charlie und Jack und winkten ihnen euphorisch zu. Dahinter saß ein Offizier.
Der Wagen stoppte vor ihnen.
„Okay, Männer, rauf auf den LKW“ befahl Brown, und nickte dem Offizier auf der Ladefläche kurz zu.
Die fünf Soldaten schwangen sich auf den Berliet, umarmten ihre beiden Freunde nacheinander, und nahmen dann Platz auf den Sitzbänken des Transporters.
„Mensch, da seid ihr ja! Na, wie war´s im Knast? Wir dachten schon, ihr würdet gar nicht mehr rauskommen vor unserem großen Tag!“ rief John ihnen zu.
„Verdammt langweilig, aber bestens zum Kater auskurieren “ sagte Jack mit einem Lächeln. „Muss ich aber nicht wiederhaben. Bei der nächsten Flasche Schnaps bin ich raus.“
„Als ob!“ rief John. „Du hast doch am meisten gebechert, darum konntest du auch nicht mehr so schnell weglaufen.“
„Psst, sonst hört euch der Feldwebel“ warf George flüsternd ein und warf einen fast ängstlichen Blick zum Wagenende. „Wir sollten am ersten Tag vorne vielleicht nicht direkt ´nen schlechten Eindruck hinterlassen!“
„Ach, Streber-George mal wieder!“ sagte John mit einem Grinsen und winkte höhnisch ab.
„Ja, bei der nächsten Pulle lassen wir uns einfach nicht mehr erwischen. Vor allem ihr beide nicht“ John deutete auf Charlie und Jack. „War ja auch nicht gerade schlau, mitten auf dem Kasernenhof so einen Lärm zu machen.“
Wären sie alleine gewesen, hätten sie laut losgelacht, bei der gemeinsamen Erinnerung an diese verrückte Nacht, doch der Offizier am Ende der Ladefläche blickte bereits zu ihnen herüber, so dass sie ihr Kichern mühselig unterdrückten.
Der Wagen fuhr an. Die Soldaten hielten sich an den Sitzbänken fest, als der Berliet sich weiter über den unebenen Weg schleppte.
Jack blickte sich auf einmal hektisch um.
„Wo ist eigentlich Benett?“ fragte er erstaunt.
„Ihr habt es noch nicht gehört?“, fragte John mit weit aufgerissenen Augen. „Er hatte einen Unfall. Das Pferd vom alten Dubois, der die Kaserne beliefert, ist durchgegangen, samt Kutsche. Hat ihn glatt überfahren.“
„Oh mein Gott! Wann ist das passiert?“ wollte Jack wissen.
„Vor drei Tagen. Sein linkes Bein hat´s wohl schlimm erwischt, meinte Martine aus dem Schwesternheim, aber der Arzt hat wohl gesagt, man könne es retten. Er habe Glück im Unglück gehabt“ berichtete Jack, während er sich seine viel zu große Pfeife mit Tabak vollstopfte.
„Scheiße! Und jetzt? Kommt er noch nach?“ fragte Charlie besorgt.
„Nein, das kannst du vergessen, denke nicht, dass er noch für den Dienst geeignet sein wird“ Jack zündete sich seine Pfeife an „Denke er schippert gerade zurück über den Kanal.“
„Verdammt! Was für ein Schicksal! Dabei hat er sich noch am meisten auf den großen Tag gefreut. Letzte Woche hat er mir noch erzählt, dass er es kaum erwarten kann, die ersten Orden entgegenzunehmen. Er hat auch immer von einer Statue von uns allen auf dem Marktplatz zuhause geträumt, wenn alles vorbei ist. Wenn sie die später bauen, ist er nicht dabei.“ Jack wirkte niedergeschlagen, kein Wunder, kannte er Benett doch am besten von allen. Die Höfe ihrer Eltern lagen direkt nebeneinander.
„Ja, schrecklich. Wir sollten ihm schreiben, sobald wir da sind“ schlug George vor.
„Und ihn noch daran erinnern, dass er das größte Abenteuer seines Lebens verpasst? Als einziger des ganzen Dorfes? Willst du ihn noch mehr quälen?“ Jack deutete eine Ohrfeige in Richtung George an.
„Stimmt auch wieder. Verdammter Gaul. So ein Pech“, gab dieser sich einsichtig.
„Es hätte jedem von uns passieren können, die Woche davor hatte ich noch Dienst beim alten Dubois. Ich hab dem Vieh von Anfang an nicht getraut. Viel zu schreckhaft. Nicht wie unsere Pferde zuhause“, sagte Jack.
„Ja, jeder von uns kann froh sein, dass er jetzt nicht selbst da liegt und alles hier verpasst. Für Benett ist es bestimmt eine einzige Schmach, nicht mit dabei zu sein, während wir alle fleißig Orden sammeln dürfen“, ergänzte Charlie.
„Ja, was für ein Schicksal“, stimmte John ein.
„Schicksal ist das richtige Wort!“ rief Jack. „Armes Schwein!“
Sie alle nickten zustimmend bis auf den Offizier, der schon seit einer Weile nicht mehr zuhörte und nur noch Richtung Himmel starrte.
„Das Grollen wird lauter“ sagte George.
„Okay, Männer, prüft ein letztes Mal eure Gewehre, es ist nicht mehr weit“, rief der Offizier am Wagenende.
Der Transporter bog an der nächsten Kreuzung links ab und überquerte einen Fluss. Davor stand ein weißes Schild auf dem in schwarzer Farbe nur ein Wort geschrieben stand:

Somme

 

Hallo @CptRiker
und willkommen bei den Wortkriegern! Ich fand, dass deine erste Geschichte ganz gut geschrieben ist. Mir sind beim Lesen keine größeren Fehler oder Stolpersteine aufgefallen und insgesamt liest sich dein Text auch problemlos, ohne über unschöne Formulierungen usw. zu stolpern. In der Hinsicht also alles in Ordnung.

Vom Inhalt her bin ich ein wenig unschlüssig. Vermutlich wolltest du einen Kontrast aufmachen zwischen einerseits den kriegsbegeisterten Jugendlichen,/ jungen Männern, die begeistert und mit völlig unrealistischen Heldenvorstellungen an die Front eilen und andererseits dem Schrecken des Ersten Weltkriegs (hier Schlacht an der Somme). So weit, so nachvollziehbar. Ich finde allerdings, dass dein Text zwei Probleme hat.
Zum Einen finde ich es zum Zeitpunkt deiner Geschichte nicht mehr nachvollziehbar, dass die Jungen derart blauäugig in ihren Untergang rennen wollen. Die Schlacht an der Somme begann am 1. Juli 1916, der Krieg aber bereits im Sommer 1914. Ich will gar nicht absprechen, dass es zu Beginn bei vielen der Eingezogenen auf allen Seiten eine absurde Kriegsbegeisterung gab. Der Traum vom schnellen Sieg/ Heldenstatus/ nationalem Ruhm usw. Aber 1916 hatte sich die Westfront ja bereits lange festgesetzt und der furchtbare Stellungskrieg war da bereits allen Beteiligten bekannt. Will sagen, dass ich es deinen Protagonisten trotz ihres Alters nicht abnehme, dass sie derart begeistert und unwissend in den Krieg stolpern. Denke da müsstest du entweder am Jahr oder an der Haltung der Personen schrauben.

Zum anderen ist mir die Perspektive zu distanziert. Ich denke, dass du da eindeutig mehr aus dem Setting rausholen könntest, wenn du uns am Denken eines der Beteiligten direkt teilhaben lässt. Die Perspektive eines Ich-Erzählers würde deiner Geschichte guttun, könnte ich mir vorstellen. Eben weil du dann deine Leser noch deutlicher an den (vielleicht unrealistischen) Vorstellungen, Hoffnungen oder Ängsten eines jungen Soldaten teilhaben lassen könntest.

Was mir auch noch aufgefallen ist, ist, dass deine Soldaten sich gar nicht so sehr voneinander unterscheiden. Auch hier gibt es meiner Meinung nach noch Potenzial. Die Kriegsbegeisterung, die du darstellen willst, hat sich ja sicherlich nicht gleichmäßig durch alle Klassen der Bevölkerung durchgezogen. Junge Männer aus der Arbeiterschaft, die als einfache Soldaten zu Tausenden verheizt wurden, hatten sicherlich weniger Lust auf Krieg als beispielsweise gut betuchte Söhne aus Offiziersfamilien. Eingezogene Iren vermutlich weniger Begeisterung als englischer Adel. Was ich sagen möchte, ist, dass du auch hier vielleicht noch ein wenig differenzieren könntest.
Der Titel deiner Geschichte ist mir ebenfalls nicht klar geworden, steht er doch hier in einem Widerspruch zum Handeln der Personen, oder? So wie es sich liest, sind das ja Freiwillige? In diesem Zusammenhang von Schicksal zu sprechen, passt für mich nicht so ganz.
Aber genug der Kritik, gerne gelesen!

Hoffe, dass du mit meinen Anmerkungen etwas anfangen kannst.
Viele Grüße
Habentus

 

Hallo @CptRiker ,

herzlich willkommen bei den Wortkriegern. Da du hier im Kriegs-Genre schreibst, ist der Begriff ja doppelt passend.

Ich bin selbst noch nicht lange hier im Forum und habe am Anfang nicht verstanden, wie es hier abläuft. Deshalb übernehme ich gerne den Part des "Herold". Dabei kann ich Dir nicht nur die Gepflogenheiten und Regeln erklären, sondern dich vielleicht motivieren, dich hier einzureihen:

Dieses Forum lebt vom Geben und Nehmen. Schau Dir auch andere Geschichten an, lese Kommentare, gib selber Feedback, interagiere mit uns. Dann wirst du Spaß haben und am meisten lernen. Eventuell findest du sogar Freunde.

Wir sind eher kritisch. Lass' dich davon nicht unterkriegen. Das alles hilft dabei, uns als Autoren zu verbessern. Dabei ist es egal, ob wir als Hobby oder beruflich schreiben. Meine ersten Geschichten hier wurden ziemlich zerrissen. Inzwischen bekomme ich positiveres Feedback.

Ganz wichtig: Es hat sich bewährt, direkt in deinem Posting am Text zu arbeiten. Wenn jemand Fehler findet, korrigiere sie gleich in Ursprungspost. Das motiviert andere, dir auch Feedback zu geben. Wenn es stilistische, grammatikalische oder auch plot-bezogene Kritik gibt, bleibt es natürlich immer deine Entscheidung, was du annehmen willst.

Aber auch hier: Die Geschichten werden besser, wenn du an ihnen arbeitest.

Ich zitiere mal Tolkien (verändert): “Es ist eine gefährliche Sache, Frodo, den Wortkriegern beizutreten. Du betrittst diese Forum, und wenn du nicht auf deine Finger aufpasst, kann man nicht wissen, wohin sie dich tragen.“ ... meistens lohnt sich die Reise. :-)

Nutz auch andere Ressourcen (lies über den Aufbau von Geschichten, "Charakter-Entwicklung", Archetypen, genre-typische Szenen etc.) Das macht die Geschichten spannender, lesbarer und .... nunja, allgemein besser.

__

Direkt zur Geschichte kann ich dir schon mal folgende Rückmeldung geben.

„Ja, jeder von uns kann froh sein, dass er jetzt nicht selbst da liegt und alles hier verpasst. Für Benett ist es bestimmt eine einzige Schmach, nicht mit dabei zu sein, während wir alle fleißig Orden sammeln dürfen.“ ergänzte Charlie. „Ja, was für ein Schicksal“ stimmte John ein. „Schicksal ist das richtige Wort!“ rief Jack. „Armes Schwein!“ Sie alle nickten zustimmend, bis auf den Offizier, der schon seit einer Weile nicht mehr zuhörte und nur noch Richtung Himmel starrte.
Mir geht es ein wenig wie @Habentus ... ich finde den Grundkonflikt gut. Tatsächlich war der Hinweis auf die "Somme" der Moment, in dem ich am ehesten in die Geschichte hinein kam.

Aber wie in dem zitierten Abschnitt wirken die Charaktere auf mich sehr klischeehaft, wie Holzschnitte. (Das passiert mir mit den eigenen Geschichten auch oft.) Ich fühle wenig mit ihnen mit, merke mir die Unterschiede nicht (obwohl Du teilweise schön und detailliert beschreibst).

Das liegt eventuell auch daran, dass es keinen Konflikt und keine Entwicklung gibt. Sie fragen sich nicht, ob sie sollen, sie entwickeln sich nicht weiter, sie gehen einfach blauäugig in ihren Tod. Das ist schade, denn das Setting hat etwas.

Meine Empfehlung wäre, dass Du ihnen ein wenig mehr Zweifel gestattest, dass sie mit sich ringen, bevor sie gehen.

Grundsätzlich habe ich die Geschichte gerne gelesen und kommentiert.

Viele Grüße, Gerald

(Mir fällt jetzt erst auf, dass Tolkien, den ich oben paraphrasierte, selbst an der Somme gekämpft hat.)

 
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Hallo @CptRiker

und willkommen hier.

Du hast ja schon einiges zum Inhalt gehört. Ich möchte auf anderes eingehen:

Am Horizont grollte es. Ein Pfiff unterbrach das Gelächter. „Los, es geht los! Auf!“ Brown kam in die Scheune, in der es sich die Soldaten gemütlich gemacht hatten.
Wer pfeift denn da? Jemand in der Scheue oder draußen? Könnte man es denn drinnen von draußen überhaupt hören, wenn es doch grollt und die Männer in der Scheune ja wohl nicht mucksmäuschenstill sind oder auf den Pfiff lauern?

Und wer sagt denn "Los ..."? Brown kann es ja nicht sein, er kommt ja erst nach dieser Aufforderung in die Scheue hinein.

Der dickbäuchige Feldwebel war doppelt so alt wie die Neuankömmlinge, für dessen Transport er heute zuständig war. Die gerade mal achtzehn bis neunzehnjährigen Soldaten lagen allesamt im Stroh verteilt. Ihre Uniformen sahen aus, wie frisch aus der Schneiderei. Die fünf jungen Soldaten erhoben sich.
Ich finde, du gehst hier viel zu oft auf das Alter ein. Das letzte "jungen" kann man sich sparen.

„Fast schon paradereif“ dachte Brown, als er einen dieser armen Irren dabei beobachtete, wie er noch schnell seine Knöpfe nachpolierte, bevor er sich sein Gewehr schnappte.
Gedanken würde ich anders als wörtliche Rede darstellen, z.B. kursiv.

Die Knöpfe auf Browns Uniform waren verschlissen, einer hing sogar leicht herab. Und auch seine Uniform hatte weitaus bessere Tage gesehen.
"und auch seine Uniform"? Die Knöpfe sind doch Teil der Uniform.

„Der Transporter ist gleich hier, ich kann ihn schon sehen.“ Brown lehnte sich demonstrativ aus der Tür und blickte den Feldweg hinab.
Er konnte ihn sehen, bevor er aus der Tür blickte?
Gleiches Problem mit der falschen Reihenfolge wie oben.


„Ja, da sind sie“ rief George.
sie", rief
oder: sie!", rief

Die wörtlichen Reden müsstest du mal alle prüfen.
Weiterhelfen kann da sehr gut: www.woertlicherede.de


„Ach, Streber-George mal wieder!“ lachte John und winkte ab.
Er wird den Satz ja wohl kaum lachen.

„Stimmt auch wieder. Verdammter Gaul. So ein Pech.“ gab dieser sich einsichtig.
Hier ein weiteres Beispiel:
So ein Pech“, gab dieser sich einsichtig.

Wenn du unterhalb des Textes auf den Knopf "bearbeiten" klickst, kannst du die Korrekturen vornehmen. Bei dieser Gelegenheit könntest du auch die vielen unnötigen Leerzeilen killen.

Wünsche dir viel Spaß hier beim Lesen, Kommentieren, Schreiben, Bearbeiten.

Viele Grüße, GoMusic

 
Zuletzt bearbeitet:

Vielen Dank an alle Kommentatoren für die vielen Antworten! Das geht ja wirklich schnell hier ^^
Gleichzeitig möchte ich um Entschuldigung bitten, dass ich erst jetzt antworten kann.


Aber 1916 hatte sich die Westfront ja bereits lange festgesetzt und der furchtbare Stellungskrieg war da bereits allen Beteiligten bekannt. Will sagen, dass ich es deinen Protagonisten trotz ihres Alters nicht abnehme, dass sie derart begeistert und unwissend in den Krieg stolpern. Denke da müsstest du entweder am Jahr oder an der Haltung der Personen schrauben.

Allerdings - Habentus hat es schon geschrieben - zu diesem Zeitpunkt ist Naivität wohl kaum mehr zu finden.

Ich sehe ein, dass der Zeitpunkt für solche Begeisterung nicht unbedingt symptomatisch für das Jahr 1916 steht. Zur Erklärung: die Grundmechanik der Geschichte geistert schon länger in meinem Kopf rum: begeisterte verblendete junge Soldaten ziehen eifrig in den Krieg, und passieren dabei ein Schild mit einem Wort, das für sie zu diesem Zeitpunkt nur die Bezeichnung einer Stadt oder eines Flusses ist. Beim Leser stellt dieses Wort jedoch Assoziationen an ein großes Blutvergießen her: "Somme", "Marne", "Verdun", "Stalingrad".
Erst mit dem Lesen dieses letzten Wortes in der Geschichte, welches einen dunklen Kontrast zu der bisherigen jugendlichen Naivität, und der Verblendung, die ihnen von höheren Stellen, Medien, und vielleicht auch ihrem sozialem Umfeld eingetrichtert wurden (Orden sammeln, als wäre es ein Sportereignis), versteht der Leser, was da überhaupt passiert.

Beim Stichwort "soziales Umfeld" kamen im Besonderen die Pals-Bataillons der Briten ins Spiel. In einer früheren Version der Geschichte waren die Protagonisten Franzosen, und auf dem Schild am Ende stand "Verdun". (Aus dieser Version ist einzig der Berliet-Transporter übriggeblieben.) Ich entschied mich jedoch für die Briten, da diese mit den angesprochenen Pals-Bataillions ganze bestehende soziale Umfelder in militärische Einheiten packten. Das macht die Kriegsbegeisterung zu diesem späten Zeitpunkt in meinen Augen etwas realistischer. Die Soldaten in der Geschichten waren bis zu diesem Zeitpunkt, seit ihrer frühen Kindheit, immer zusammen, wuchsen gemeinsam im selben Dorf auf, übernahmen auch die Ansichten und Regeln dieser kleinen Welt, die sie bis zu diesem Zeitpunkt nie verlassen haben. Vielleicht haben sie sogar seit Kriegsausbruch auf diesen Tag hingefiebert. Jetzt endlich haben sie das Alter erreicht, wo sie selber in das große Geschehen auf dem Kontinent eingreifen können. Von den Schrecken, die bis zu diesem Zeitpunkt vielen schon bekannt waren, bekamen sie in ihrer Welt nichts mit.

Aber ja, ich sehe ein, dass eine vergleichbare Schlacht im Jahr 1914 hier vielleicht eine bessere Wahl gewesen wäre. Ich entschied mich für die Somme-Schlacht, da hier viele der Pals-Bataillions eingesetzt wurden. Im Nachhinein wäre die Marne-Schlacht von 1914 vielleicht die bessere Wahl gewesen.

Der Titel deiner Geschichte ist mir ebenfalls nicht klar geworden, steht er doch hier in einem Widerspruch zum Handeln der Personen, oder? So wie es sich liest, sind das ja Freiwillige? In diesem Zusammenhang von Schicksal zu sprechen, passt für mich nicht so ganz.

Die Soldaten sprechen über Bennets "Schicksal". In den Augen seiner Freunde verpasst er nun dieses große "Abenteuer". Dafür bemitleiden sie ihn, während sie die Gefahr für sich selbst, also ihr eigenes Schicksal, gar nicht sehen. Bennet wird wahrscheinlich der einzige Überlebende ihres Dorfes sein, da er durch seinen Unfall nicht an den Schlachten des ersten Weltkrieges teilnehmen "darf". Die von den Soldaten angesprochene Statue auf dem Marktplatz ihres Dorfes, wird in der späteren Realität wohl eher ein Gefallenendenkmal sein, auf dem Bennets Name jedoch nicht stehen wird. So dreht sich das Schicksal um 180 Grad.

Selbst bei Freiwilligen könnte man theoretisch von Schicksal sprechen. Ihr Schicksal wäre die Verblendung, die ihnen von anderen eingetrichtert wurde.


Das "Schicksal" von Benett dürfte erheblich weniger schlimm sein als das seiner naiven Kollegen.

Wenn man ganz genau aufpasst ist sein Name bereits ein Hinweis darauf :)

https://www.babelli.de/bennet/


Wir sind eher kritisch. Lass' dich davon nicht unterkriegen. Das alles hilft dabei, uns als Autoren zu verbessern. Dabei ist es egal, ob wir als Hobby oder beruflich schreiben. Meine ersten Geschichten hier wurden ziemlich zerrissen. Inzwischen bekomme ich positiveres Feedback.

Das ist eher ein Ansporn :) Die Objektivität hier weiß ich sehr zu schätzen.

Wer pfeift denn da? Jemand in der Scheue oder draußen? Könnte man es denn drinnen von draußen überhaupt hören, wenn es doch grollt und die Männer in der Scheune ja wohl nicht mucksmäuschenstill sind oder auf den Pfiff lauern?
Brown pfeift.

Er konnte ihn sehen, bevor er aus der Tür blickte?

Ja, da er vorher ja draussen stand, und ihn da bereits erblickte. Daraufhin pfiff er, kam in die Scheune um den Soldaten Bescheid zu sagen. Während er das Eintreffen des Transporters ankündigte, lehnte er sich im Türrahmen stehend dann noch einmal demonstrativ nach draussen.

Brown kann es ja nicht sein, er kommt ja erst nach dieser Aufforderung in die Scheue hinein.

Doch, aus dem weiteren Kontext, kann der Leser das meines Erachtens schließen.

Ich finde, du gehst hier viel zu oft auf das Alter ein. Das letzte "jungen" kann man sich sparen.

Stimmt. Der Fehler kam durch mehrmaliges umsetzen und anders formulieren.
Gedanken würde ich anders als wörtliche Rede darstellen, z.B. kursiv.

Stimme ich auf jeden Fall zu. Kursiv wäre hier definitv die bessere Wahl.

"und auch seine Uniform"? Die Knöpfe sind doch Teil der Uniform.

Oh ja. Das darf nicht passieren. Ich muss mir echt angewöhnen nach dem Umformulieren sauberer zu korrigieren.

Er wird den Satz ja wohl kaum lachen.
Hier ein weiteres Beispiel:
So ein Pech“, gab dieser sich einsichtig.

Agreed. Auch hier muss ich bei der Nachbearbeitung auf jeden Fall besser aufpassen.

Vielen Dank nochmal an alle für die Kritik an meiner ersten Geschichte.
Das hat mir sehr geholfen. :)

Die angesprochenen Korrekturen nehme ich später vor, also nicht wundern, wenn der Grundtext sich trotz meiner Antwort noch nicht geändert hat.

Viele Grüße

CptRiker

 

„Mann, so ein Glück ist kaum zu fassenKOMMA oder Gedankenstrich oder? Ich meine, die gesamte Ausbildung über, bis heute, waren wir immer zusammen. Ich hatte ja gedachtKOMMA wir würden alle vielleicht doch noch auf andere Einheiten verlegt, aber sieh uns jetzt an. Alle vereint. Naja, bis auf Benett.“

Moin,

CptRiker,

da mich „historische“ Themen interessieren, schau(t)e ich in Dein Debut rein, erkenne, dass Du dran gearbeitet hast – aber was ist mit den offensichtlichen Fehlern, die bereits meine Vorredner aufgezeigt haben?

Sei doch bitte so nett, wenn ich den Namen „Benett“ mal denglisieren darf, und führe auf, was sich so noch finden ließ:

Der dickbäuchige Feldwebel war doppelt so alt wie die Neuankömmlinge, für dessen Transport er heute zuständig war.
„deren“ statt „dessen“

Die gerade mal achtzehn bis neunzehnjährigen Soldaten lagen allesamt im Stroh verteilt.
Ist „verteilt" überhaupt notwendig? Wenn sie übereinander (also auf einem Haufen) oder nebeneinander lägen, wäre es sicherlich etwas ungewöhnlich und erwähnenswert, finde ich.

Ihre Uniformen sahen aus, wie frisch aus der Schneiderei.
Komma weg – bloßer Vergleich. Komma wird bei den vergleichenden Konjunktionen i. d. R. nur gesetzt, wenn vollständige Sätze folgen – wie gleich hiernach auch nach dem „als“ ...

„Fast schon paradereif“KOMMA dachte Brown, als er einen dieser armen Irren dabei beobachtete, wie er noch schnell seine Knöpfe nachpolierte, bevor er sich sein Gewehr schnappte.
Nicht falsch, so spricht man halt auch, aber das Reflexivpronomen ist entbehrlich

Wörtl. Rede endet entweder mit Satzzeichen vor auslaufenden, und – sofern ein (Rede-)Begleitsatz [in dem Fall „dachte Brown“] folgt, mit Komma nach den auslaufenden Gänsefüßchen, wie bereits hier wieder

„Ja, da sind sie“KOMMA rief George.

Hier nun trifft mancherlei zusammen
„Ok, Männer, rauf auf den LKW“ befahl Brown, und nickte dem Offizier auf der Ladefläche kurz zu.
Die Buchstaben o/O + k/K sind ohne Leerstelle dazwischen eine Abkürzung für „Ok(lahoma)“ … Im Deutschen hat sich eingebürgert o. k. oder O. K., aber was soll das für eine Abkürzung sein mit fünf Zeichen (zwo Buchstaben, zwo Punkten und zwo Leerzeichen) bei einem vierbuchstabigen, ausgeschriebenen „okay“?

Kommt gegen Ende nochmals vor … Bitte auch dort: korrigieren nicht vergessen!

Hier nun hastu ausnahmsweise mal Glück (so was braucht es manchmal im Deutschen), weil das „und“ zwischen zwei Hauptsätzen eine „besondere Hervorhebung“ signalisiern soll (denn üblicherweise ersetzen Konjunktionen wie „und“ oder auch „oder“ das Komma ganz gut wie im Folgesatz

Die fünf Soldaten schwangen sich nacheinander auf den Berliet und umarmten ihre beiden Freunde nacheinander, und nahmen dann Platz auf den Sitzbänken des Transporters.

Vor allem ihr beiden nichtPUNKT“ John deutete auf Charlie und Jack. „
„ihr beide“, aber ja so wie oben zitiert spricht man, wenn man denn german spräche – aber auch im Englischen?

Wären sie alleine gewesenKOMMA hätten sie laut losgelacht, …

„Ihr habt es noch nicht gehört?“, fragte John …
Sollte ich Deine Korrektur gefunden haben?

..., aber der Arzt hat wohl gesagt, man könne es retten. Er hätte Glück im Unglück gehabt“ …
Warum der Bruch in der wörtl. Rede zwischen Konj. I (könne) und II (hätte)?

Und dann bin ich erfolgreich – und finde die korrigiert Stelle, wenn auch unvollständig repariert

Für Benett ist es bestimmt eine einzige Schmach, nicht mit dabei zu sein, während wir alle fleißig Orden sammeln dürfen“, ergänzte Charlie.
...
„Schicksal ist das richtige Wort!“KOMMA rief Jack. „Armes Schwein!“

Sie alle nickten zustimmend[Komma weg!] bis auf den Offizier, der schon seit einer Weile nicht mehr zuhörte und nur noch Richtung Himmel starrte.

Nun überlässtu den geneigten Leser seinem Schicksal mit dem Abschließenden Ort und die Zukunft braucht – wie wir in Europa derzeit bitter erfahren müssen – „Erinnerung“skultur.

Alles nix -
gegenüber dem Schicksal der jungen Leute – denn vor allem die werden verschlissen, findet der Friedel, der standardmäßig schließt

dass noch kein Meister vom Himmel gefallen ist -
was hätte der auch davon außer einem gebrochen Genick

Friedel

 

Hallo @Friedrichard,

ich bitte um Entschuldigung, dass ich mit meiner Korrektur etwas auf mich hab warten lassen.
Vielen dank für die vielen Tipps :)
In Sachen Kommasetzung muss ich zukünftig echt mal mehr aufpassen.

Habe jetzt alles soweit korrigiert.

Viele Grüße

CptRiker

 

Alles okay,

lieber @CptRiker ,

es ist halt lästig, über Dinge zu stolpern, die schon entdeckt wurden. Manchmal les ich auch Kommentare durch, bevor ich ans Werk gehe - aber hier gerade mal nicht.

Alles halb so wild und wie gesagt, wird schon werden,

schönen Sonntag noch und bis bald

Friedel

 

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