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Schesch-Machel

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24.02.2019
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Schesch-Machel

Als die feuchten Dschungel und Wälder der Erde noch ihre unbenannten Reichtümer und Tiere in ihren Schößen trugen, als die Vernunft nicht da war um den Himmelskörpern am schwarzen Firmament die Schönheit ihrer Bahnen wegzuerklären, als das Herz der Welt die ersten Träume gebar und die Natur diese wie Farben wild umherschwang, um Landschaften und Horizonte ins Dasein zu rufen; als die junge Erde noch unberührt war vom Alter, da flüchtete ein merkwürdiges Wesen von eben jener Erde und fand an anderen, fremderen Orten sein wahres Heim.
Von dem Leben dieses Wesens, das als einsamer Pionier in die leeren Weiten des Alls verschwand, weiß ich allein alles. Eben jenes Leben dieser Sagengestalt wurde von der Zeit in Stücke zerfetzt und verdreht, nur in alten Büchern blieben Fragmente der ursprünglichen Ereignisse erhalten. Ich aber beziehe mein Wissen nicht aus solchen sterblichen Quellen, welche von Menschenhand geschrieben wurden und so den Fehlern einer unvollkommenen Rasse unterliegen. Die eigentliche Wahrheit flüsterten mir die weiten Sterne der Nacht und die fabelhaften Nebelstrudel des Kosmos in meine Träume ein. Bevor ich also diese Erde verlasse, will ich jedem, den ich erreichen kann, die wahre Geschichte erzählen, die aus den Erinnerungen dieser Welt verschwand.
In einer entlegenen Höhle fand die Geburt dieses Wesens statt. Aus dem braunen Inhalt des Schlammtümpels, der den gesamten Höhlenboden unter sich begrub, erhob sich eine Gestalt, welche die Stille dieses ruhigen Ortes zerbrach, als es sich aus dem Tümpel erhob. Lange stand er da, während sein Bewusstsein langsam seine ersten, primitiven Formen annahm. Die Widerhalle der wenigen Wassertropfen, welche auf Gestein fielen, waren mit seinem Atem und seinem Herzschlag das Einzige, was die Stille brach. Er spürte die kalte Substanz auf seinem Körper, aus der sein Dasein hervorgerufen wurde, versuchte, sie mit den Händen abzustreichen.
Nichts konnte ihm definitive Auskunft über seine Lage geben, denn kein Licht befand sich an diesem dunklen Ort, nur Finsternis war für ihn zu sehen. Er fror am ganzen Leibe, wusste nicht, was das für eine Welt war, in der er sich vorgefunden hat. Etwas Seltsames regte sich in ihm, ein Gefühl, das er nicht vollkommen verstehen konnte. Nichts war ihm hier bekannt. Die ersten Fragen erschienen in seinem Bewusstsein: Wo war er? Was waren diese Geräusche, die seine Ohren vernahmen? Selbst die Finsternis war ihm befremdlich, denn er wusste nicht, was sie war, wieso sie überhaupt da war, wieso er an solch einem Ort aufgewacht ist.
Er rief in die Leere und wurde von seiner eigenen Stimme erschrocken, ein bestialischer Schrei, der durch die Höhle jagte. Doch seine Angst wandelte sich in eine Hoffnung um, als er unmittelbar nach seinem Ruf eine ähnliche Stimme vernahm. Für ihn war es der Laut einer anderen Kreatur, eines Gleichgesinnten. Verzweifelt versuchte er, diesen Anderen zu erreichen. Sein Kopf zuckte in alle Richtungen, doch den Ursprung dieser Stimme zu finden erschien ihm unmöglich. Frustration breitete sich in ihm aus und er schrie, so laut und deutlich, wie es ihm nur möglich war. Und nochmal, und nochmal, immer lauter und verzweifelter, um jemand anderen zu finden. Einen vierten Ruf stieß seine Kehle aus, bevor er hier auf etwas Seltsames aufmerksam wurde. Nochmals rief er in die Dunkelheit hinein. Die Stimme des Anderen war seiner sehr ähnlich, doch etwas war merkwürdig, sie war seiner Stimme zu ähnlich, eigentlich dieselbe. Er schrie noch einige Male mehr in die Dunkelheit, bis er erkannte, dass er seine eigenen Rufe vernahm, oder zumindest die Widerhalle dieser.
Aus dem mulmigen Gefühl in ihm entstand eine rasende Panik. Er schrie, bis seine Kehle es nicht mehr aushielt, bildete mit den Armen Drohgebärden wie ein am Boden zerstörter Wahnsinniger. Seine Beine zwang er, den dicken Schlammtümpel zu bewältigen, bevor er auf etwas Hartes stieß und auf den Rücken fiel. Wieder lag sein Körper in dieser ekelhaften Suppe. Der Kopf pochte ihm, hören tat er nur den Widerhall seiner eigenen, kurzgelebten Raserei durch die Höhle jagen. Langsam schien er sein Innenleben und mit ihm seine Lage besser zu begreifen. Dieses Gefühl war eine Furcht, die Furcht, sich mitten in einer fremden Welt vorzufinden, ohne Erklärung, nackt und frierend bis zu den Knien in einer fragwürdigen, matschigen und kalten Pampe. Langsam stand er auf und rieb sich die Stirn mit seiner in Schlamm gehüllten Hand, deren Kälte den heißen Schmerz zumindest etwas linderte.
Er war allein, einsam, ohne Artgenossen in diesem Dasein gefangen. Als dieses letzte Kettenglied der Gedankenbahn durch seinen Geist ging, spürte er etwas sehr Warmes seine Wange runtertropfen.
Eine Weile verging so im absoluten Nichts, bis ein plötzliches, die Harmonie dieses Nichts zerstörendes Ereignis der Höhle ein neues Leben gab. Es zerbrach die Dunkelheit und brachte Licht in den einst finsteren Raum. Die Zeit nahm wieder ihre Bahnen auf und offenbarte dem Wesen die Welt, in der er sich widergefunden hat. Er erblickte die grauen, feuchten Wände, die Substanz, in der er hilflos lag. Seine Arme, Beine und Brust waren, wie er nun sah, stark gebaut und von derselben Farbe wie der Schlamm, ein tiefes, eintöniges Braun. Lange starrte er auf seine Gliedmaßen mit einem wunderbaren Blick, der zugleich Furcht und Wunder in sich vermischte.
Langsam wandte er seine Augen von sich selbst ab und zu der Mitte der Höhle, deren Decke ein monströses Loch trug, welche ein Licht auf das Ding unter ihr warf. Erschrocken floh er von diesem erstaunlichen Objekt seiner neusten Erkenntnis, da dieses für ihn noch fremder war als diese kleine Welt, die nur aus braunen und grauen Dingen bestand.
Die Oberfläche dieses fremden Dinges sah ähnlich aus wie die der Höhlenwände, doch größere Krater bedeckten den Felsbrocken und seine Farbe war ein strahlendes Gold. Schließlich konnte seine Neugier den Bann der Furcht bändigen und er wagte es, sich aus seiner kalten Ecke in den warmen Schein des Lichtes zu bewegen. Langsam und gebückt schritt er voran in die Mitte der Höhle, wo dieses fremde Ding ruhte.
Je näher er sich der Helligkeit nahte, desto mehr spürte er ein neues Gefühl, das sich warm auf seiner Haut verbreitete und diese streichelte. Je näher er sich an sein Ziel wagte, desto mehr vergaß er seine Furcht, besiegt von dem wohltuenden Gefühl, welches wie goldener Nektar auf seinen Körper floss und diesen bedeckte.
Trotz der Unebenheiten und Krater auf seinem goldenen Schatz konnte er seinen Rücken an diesen anlehnen, als er sich neben den Brocken setzte. Keine Schwierigkeit befahl ihn, nur noch Glückseligkeit füllte sein ganzes Wesen, welches sich in ein fabelhaftes Staunen wandelte, als er nach oben schaute und durch das Loch blickte, das den Ursprung des goldenen Steines bezeugte.
Was sich seinen onyxschwarzen Augen offenbarte war ein ebenso onyxschwarzes Firmament, erhellt von schwefelgelben Flammenstrudeln, wo ferne Himmelssphären fremde Wege einschritten, begleitet von Sternen, deren reine, weiße Spuren zwar schnell in der Finsternis vergingen, aber dennoch atemberaubend und faszinierend waren. Nebelschwaden der vielfältigsten Farben wechselten hin und her, starben und gebaren sich erneut, ein Tanz astraler Phänomene, gekleidet in Kleidern aus smaragdgrünem Staub, hellstrahlenden Phosphorstreifen, Sternen, Monden und den an ihnen gebundenen Planeten.
Und während er die Gezeiten dieses prächtigen Meeres über ihm bestaunte, fiel sein Blick auf ein sehr kleines Leuchten, dessen Glanz sich aber von allen Farben herausstach. Eine kristalline und perfekt runde Kugel war sie, ohne die Unebenheiten der anderen Planeten. Ihre blau-weißliche Farbe hatte etwas Gesetzmäßiges im Vergleich zu den chaotischen, unruhigen Metamorphosen der anderen Kugeln, und je mehr das Wesen dieses beobachte und sich darauf konzentrierte, desto mehr fühlte er eine Bindung zu diesem kleinen, kristallinen Ball.
Aber es war auch mit der Gesamtheit dieser über ihm liegenden Welt mit welcher er eine Bruderschaft fühlte. Umso mehr also empfand er mit dieser Bruderschaft auch eine Entfremdung, eine Ausgeschlossenheit von diesem prismatischen Tanz der Farben und Kugeln und Strudel. Ein Schmerz regte sich in seiner Brust. Seine Domäne sah im Vergleich zu diesem Reich trostlos und billig aus. Ein flüchtiger Gedanke kam in seinen Geist, von hier irgendwie zu fliehen, aber das Gefühl der Geborgenheit ließ ihn zumindest jetzt nicht von der Seite des goldenen Kometen, dieses Propheten aus der Welt über ihm, weichen. In dieser Geborgenheit schloss er seine Augen, vergaß seinen Schmerz und wurde zum Träumer.
Da war er, badend in den Farben des Kosmos, ein Teil des pulsierenden Ganzen, frei von seinem Leibe, frei von dem ekelhaften, grauen Kerker seiner Geburt. Zahlreiche Möglichkeiten warteten in den mystischen Gewässern, die durch den schwarzen Raum flossen, unendliches Potenzial verbarg sich in den Sonnen, Schweifsternen und geheimen Sphären, deren Bahnen er nicht erfassen konnte. Ohne Widerstand glitt er durch den Äther dieses Weltenalls und sah zwei Figuren in der Nähe des einen, alabasterweißen Sternes, der ihm so sehr am Herzen lag. Dieser lehrte dem Träumer das Wort, sodass auch er sprechen konnte. Bald nannte er alle Sterne und Kugeln des brillanten Himmels nach ihren wahren Namen, und sie flüsterten ihm noch seltsamere Geheimnisse in seinen Geist.
Hier weckte den Träumer ein Geräusch, und er wurde nun zu einem Wesen, dass sich seiner eigentlichen Lage bewusst war. Er fluchte und wollte den Grund für sein Aufwachen quälen. Sein Körper riss sich von der Wärme des
Kometen ab, bebend vor Groll. Doch dieser Groll schwand dahin angesichts einer neuen Hoffnung, die sich in ihm regte. In der Wand der Höhle sah er einen Schlitz, aus dem goldenes Licht herausfloss. Es war anders als das Leuchten der Feuerstrudel in der dunklen Nacht, aber dennoch ein Leuchten. Mit seinen gewaltigen, muskulösen Armen brach das Wesen die Wand seiner Gefangenschaft und stand vollkommen im goldenen Licht. So trat er in eine neue Welt hinein.
Seine Sinne nahmen, bevor sich seine Augen an die Helligkeit gewöhnten, nur einen Geruch wahr. Dieser war beißend, geradezu feindselig. Ihn überraschte es auch, dass er nicht durch einen weiten Raum flog, sondern weiterhin auf festem Boden blieb. Etwas kitzelte seine Füße, es war unangenehm. Eigentlich war das Licht der Feuerstrudel, auf das er hinaufschaute, weniger grell als dieses hier, dachte er.
Endlich öffneten sich langsam seine Augen und mit seinem ersten Blick auf diese neue Welt fiel er zerschmettert auf den Boden. Eine Landschaft breitete sich vor ihm aus, eine gewaltige Wiese mit feuchtem Gras, welche jenseits des Horizontes weiterging. Blumen wuchsen hier und da, einige rot mit plumpen, fetten Kugeln als Blüten, andere hatten kleine, pinke und zärtliche Blätter. Was sich seinen onyxschwarzen Augen offenbarte war ein feinseliger, blauer Himmel, erhellt von einem tyrannischen, brennenden Ball, der alle anderen Kugeln am Firmament verbannt hatte. Die riesigen, weißen Geister, deren Formen immer dieselben blieben, waren seine geknechteten Scharen, die eintönig nach vorne schlurften. Nichts tanzte in dieser sterilen Welt, keine Schönheit konnte er in den uniformen Gestalten im Himmel und auf Erden erkennen. Bitter verzog er sich in seinen Käfig aus grauen Wänden zurück mit gebrochenen Bildern von smaragdgrünem Staub, hellstrahlenden Phosphorstreifen, Sternen und Planeten in seinen Händen.
War er bloß ein Narr eines Schicksals, das er nicht kannte? Er malte sich die schrecklichen Mächte aus, die über seinen Frust und Zorn, aber vielmehr über seine fruchtlosen Versuche lachten. Diese eine Sonne war für ihn das Ungeheuer, das despotische Biest, das ihm sein versprochenes Heim gestohlen hat. Das einzige, was er von dieser ansatzweise hatte, waren die Namen und Botschaften, Geheimnisse und Geflüster seiner Freunde, seiner Geschwister. Wenn er diese durch die Hitze des Tyrannen verloren hatte, gäbe es dann nicht noch mehr Pflicht, diesen aufzuhalten? Sein Leben könnte er in der toten Gruft fristen, in die er geboren wurde, aber wäre das wirklich ein Leben?
So schritt er mit geballten Fäusten zur Wiese zurück und blickte der brennenden Sonne ins Antlitz. Wild tanzte er umher, drohte dem Tyrannen und sang laut aus die geheimen Namen seiner Familie aus dem Äther. Der Himmel verdunkelte sich, Winde peitschten tiefgrüne Blätter in einem Strudel herum, in dem er im Mittelpunkt stand, Stürme donnerten ihren Zorn auf die Erde hinab, auf der er sich befand. Doch seinen Willen beugte er diesen Kräften nicht, sondern tanzte noch weiter und schrie die immer arkaner werdenden Namen in den peitschenden Wind hinein. Es wurde kalt und sein Leib bebte vor dieser Kälte von außen und seinem Zorn von innen. Aber weiter führte er seinen Kampf.
Und an diesem Tag, wo die Winde sein irres Gerede zu den weiten, geheimen Sphären trugen, die er selber allzu gut kannte, wurde eine Brücke über einem gewaltigen Abgrund geschlagen, und das Wesen, welches kurz zum Träumer wurde, verbrannte in dem Schwefelstrudel, der sich um ihn herum bildete. Er konnte nur lachen, als die Flammen seine braunen Gliedmaßen verschlangen. Der Leib war Asche, doch die Seele erhob und nahm ihr rechtmäßiges Heim wieder an sich. So wurde der Träumer zum Wanderer.
Frei von dem Kerker der Geburt und ungebunden von der verfluchten Erde flog er über die Sonne der Erde, die einst so riesig, doch nun so klein aussah. Seine brennende Gestalt raste durch das Weltenall in einem Wettrennen mit den Planeten, Nebelformen und Sternen, die ihn schon lange bei sich erwartet haben. In den Stürmen aus Sternenstaub und dem tosend der Feuerstrudel sah er Gesichter, und er musste nicht lange nachdenken, um zu verstehen, dass es die seinen waren, sein Volk, seine Sippe. Er flog durch sie hindurch und spürte so ihre Küsse und Umarmungen, die, obwohl sie kurz und wortlos waren, doch eine Tiefe und Liebe besaßen wie keine andere Liebkosung es je haben könnte. Aber er musste von ihnen scheiden, denn sein Ziel war ihm schon lange bekannt. So zog er seine Bahn zu der einen Himmelskugel, die sein wahres Schicksal enthielt. Als er ihren kristallinen Glanz aus der chaotischen Ferne sah, raste er noch schneller auf sie zu. Als flammender Schweifstern durchbrach er die Oberfläche und fiel hinein in eine prächtige, weiße Leere.
Der Körper war abgekühlt, glänzend, ein reines Platin. Die onyxschwarzen Augen waren nun klar wie Diamanten. Hier würde er auf ewig ruhen müssen, doch diese Ruhe würde ihm nicht das Leben nehmen. Er würde eins mit dem Kosmos werden, denn er so sehr geliebt hatte und immer noch liebte. Er würde ein Geschlecht schaffen, das ihm ähnlich wäre, ergriffen von der Vernunft und der Liebe. Sie würde lachen, lernen, lieben, leiden, so wie er es einst auf dieser kleinen Erde tat. Und sie würden letztlich zu ihm kommen und als seine Söhne an seiner Seite sitzen. In dieser leeren, heiligen Halle fiel der Weltenwanderer in seinen letzten Schlaf, langsam umhüllt von dem Wohlgeruch der Weisheit und einer Tracht aus Kristall, die ihn für alle Zeiten bekleiden sollte.
Hier endet der Bericht über die Weltenwanderung dieses Wesens. Dies ist mein letztes Vermächtnis, mein Testament, welches ich dieser Welt übergebe, damit andere den Weg auf sich nehmen mögen, den schon die Alten vor uns nahmen. Dies ist nicht unsere Heimat, und unser rechtmäßiges Eigentum liegt verborgen in fremderen Sphären, die unser irdisches Auge höchstens zum Teil erhaschen, aber nicht völlig fühlen oder begreifen kann, erreichbar nur durch das Lauschen unserer Seele. Und wie sehr habe ich den Sternen bei ihrem Flug gelauscht, und wie sehr diese mich belohnt haben mit Wissen und Träumen aus anderen ferneren Welten. Also müssen wir den Wind auf der Haut spüren, um auf ihm zu fliegen, diesen rasenden Wind, in den ich meine Wünsche reinschreie. Die Sterne leuchten heller auf als sonst. Der Duft ist so herrlich, und die Flammen kühl. Wie die smaragdgrünen Arme meiner Freunde in der mondlosen Nacht leuchten! Vom Fenster aus gesehen sind sie so nahe, als wenn sie mich mit ihren Händen streicheln, mich einladen würden, mit ihnen zu gehen. Hinfort, hinfort flieg ich!

 

Hallo @Akht ,
Eine ungewöhnliche Geschichte. Ich schreibe einfach mal, was ich mir nicht ganz gefallen hat

Von dem Leben dieses Wesens, das als einsamer Pionier in die leeren Weiten des Alls verschwand, weiß ich allein alles. Eben jenes Leben dieser Sagengestalt wurde von der Zeit in Stücke zerfetzt und verdreht, allein in alten Büchern blieb zumindest etwas von den ursprünglichen Ereignissen erhalten.
Zweimal allein! Das zweite könnte man einfach durch "nur" ersetzen.
Nichts konnte ihm definitive Auskunft über seine Lage geben, denn kein Licht befand sich an diesem dunklen Ort, nur Finsternis war für ihn zu sehen
Auch die anderen Sinne könnten ihm Auskunft geben. Wie riecht es zum Beispiel? Auch könnte er sich vorwärts tasten. Das wäre das erste, was ich in einer dunklen Höhle machen würde.
Etwas Seltsames regte sich in ihm, ein Gefühl, welches er nicht verstehen konnte
Welches wird hauptsächlich für Fragen benutzt. Man kann es auch in dieser situation verwenden, aber lieber nicht zu oft. Das ist das zweite Mal in kurzer Zeit, also würde ich vorschlagen, du ersetzt es durch "das".
Die ersten Fragen erschienen in seinem Bewusstsein, wo war er, was waren diese Geräusche, die seine Ohren vernahmen?
Willst du die Fragen einfach als einzelne Sätze schreiben, anstatt sie mit Kommas zu trennen ? Das wäre schöner.
Einen achten Ruf stieß seine Kehle aus, bevor er hier auf etwas Seltsames aufmerksam wurde.
Das ruf halt acht mal. Oder schreib einmal... Zweimal... Dreimal...
Show, don't tell
Nun lag sein Körper wieder in dieser ekelhaften Suppe, die er versucht hat, zu überwinden
Nun, das ist kein schöner Satzanfang.
Niemand außer ihm hatte gesehen, was geschehen ist
Es ist stockfinster. Nichtmal er hat das gesehen, oder?
Er war allein, einsam, verlassen von seinen Artgenossen. Vielleicht war er aus verschiedenen Gründen sogar der Einzige seiner Art.
Der Satz deutet Artgenossen an, dann wieder nicht... Ich würde beide Sätze einfach weg lassen.
Trotz der Unebenheiten und Krater auf seinem Schatz konnte er trotzdem seinen Rücken an diesen anlehnen
Rücken anlehnen? Kannst du davor bitte erwähnen, dass er sich hinsetzt.
Ich aber beziehe mein Wissen nicht aus solchen sterblichen Quellen, welche von Menschenhand geschrieben wurden und so den Fehlern einer unvollkommenen Rasse unterliegen.
Dies ist nicht unsere Heimat, und unser rechtmäßiges Eigentum liegt verborgen in fernen Sphären, die unser irdisches Auge höchstens zum Teil erhaschen, aber nicht völlig fühlen oder begreifen kann.
Am Anfang klingt er ziemlich überirdisch, am Ende ist er es doch nicht. Das verwirrt mich ein bisschen.
Generell weiß ich nicht, was ich von der Rahmenhandlung halten soll. Ich verstehe deine Intention dahinter nicht ganz. Was bringt die für einen Effekt, den man ohne sie nicht hätte. Das wirkt leicht distanziert.

Insgesammt war dein Text jedoch eine willkommene Abwechslung.

Liebe Grüße,
Träumerle

 

Hallo lieber @Träumerle ,
danke für deine Kritik. Ich finde es etwas lustig, wie die Fehler, die du aufgelistet hast, sich in dem Teil der Kurzgeschichte befinden, die ich mehrfach überarbeitet habe. Naja, kann schon mal passieren. Ich bin gerade beim Überarbeiten dran.
Meine Absicht mit der Rahmenhandlung war es eben, eine Art Gefühl von einer Sage zu vermitteln. Da habe ich also einen unbekannten Erzähler, der mit der Erzählung eine Botschaft vermitteln will, als gutes Mittel dafür gesehen.

Insgesammt war dein Text jedoch eine willkommene Abwechslung.
Danke :)

 

Hallo @Akht,

möglicherweise fragst du dich, warum deine Geschichte so wenig Beachtung findet. Ich hätte da eine Theorie parat:

Als die feuchten Dschungel und tiefen Wälder der Erde noch ihre unbenannten Reichtümer und Tiere in ihren Schößen trugen, als die Vernunft nicht da war um den Himmelskörpern am schwarzen Firmament die Schönheit ihrer Bahnen wegzuerklären, als das Herz der Welt die ersten Träume hatte und die Natur diese wie Farben nach ihren wilden Launen umherschwang, um Landschaften und Horizonte ins Dasein zu rufen; als die junge Erde noch unberührt war vom Alter, da flüchtete ein merkwürdiges Wesen von eben jener Erde und fand an anderen, fremderen Orten sein wahres Heim.

Der erste Satz bzw. der Einstieg in eine Geschichte gibt die Richtung vor, und wenn das hier die Richtung ist, in die das Ganze verläuft, dann überlegt sich der ein oder andere sicher zwei Mal, ob er weiterlesen möchte. Der Satz ist nämlich unheimlich lang und verschachtelt. Zudem beginnst du sehr adjektivlastig - feuchter Dschungel, tiefe Wälder, unbenannte Reichtümer. Ich finde, das hat durchaus seine Berechtigung, wenn man das richtige Maß findet, aber insbesondere zu Beginn läufst du da Gefahr, den Leser zu erschlagen.

Aber grundsätzlich gefällt mir der mystische Ton, den du hier anschlägst, dieser lovecraftsche Erzähler, der mehr zu wissen scheint als die restliche Menschheit.

Damit dieser Erzähler mich so richtig fesseln kann, fehlt es ihm meines Erachtens aber stellenweise an Klarheit in seinen Aussagen, oftmals gewinne ich durch kleinste Kleinigkeiten den Eindruck, dass er zu vorsichtig ist, zu wenig überzeugt von dem, was er sagt. Beispiel:

nur in alten Büchern blieb zumindest etwas von den ursprünglichen Ereignissen erhalten.

Dieses "zumindest etwas", das ist recht vage, da hätte ich mir etwas wie wie "blieben Bruckstücke dieses ursprünglichen Ereignisses erhalten" gewünscht. Ich würde den Text an deiner Stelle noch mal auf solche Feinheiten überprüfen und hinterfragen, ob der Erzähler überzeugend klingt, denn das ist für die Art von Erzähler, die er ist, sehr wichtig.
.
Bevor ich also diese Erde verlasse will ich jedem

Komma nach verlasse

Erst in einem ruhigen Rhythmus kamen sie auf und platzen, bis schließlich hunderte von ihnen sich im Tümpel bildeten, bevor sich zuletzt etwas langsam aus diesem erhob und bis zu den Knien im Schlamm stand.

Hier bin ich ein wenig über den Satzeinstieg gestolpert, klingt unrund, zu unpräzise.

Lange stand er da während sein Bewusstsein langsam die erste

Komma nach da

unterbrochen durch die Wiederhalle seines Atems, der einigen Wassertropfen, die von Oben herab auf Gestein fielen und seines eigenen Herzens, welches nun leiser, ruhiger pumpte.

Vielleicht eher: "der wenigen/vereinzelten Wassertropfen". Zudem wirkt das "und seines eigenen Herzens" etwas ungelenk, ich nehme an, du beziehst dich da auf "die Wiederhalle" (schöner wäre vielleicht "der Widerhall", aber ob Plural oder Singular: Wider, nicht wieder), das wird aber nicht eindeutig klar.

Am Ende hing einiges von dem kalten Schleim noch an seinen Armen

Dieses "am Ende" wirkt auf mich nicht so, als würde der authentische Erzähler das sagen, sondern du, der Autor, der ein Ereignis nach dem anderen abhakt und dann eben "am Ende" noch den Schleim erwähnen möchte. "Zuletzt" gefiele mir hier besser. Worauf ich aber glaub ich eigentlich hinaus wollte, als ich das zitiert habe, ist das "einiges von dem kalten Schleim", das ist wieder zu vage, schöner fände ich hier so was wie "vereinzelte Schleimklumpen".

Nichts konnte ihm definitive Auskunft über seine Lage geben, denn kein Licht befand sich an diesem dunklen Ort, nur Finsternis war für ihn zu sehen.

Vielleicht besser: "Nichts konnte ihm definitive Auskunft über seine Lage geben, denn an dem Ort, wo er sich befand, herrschte vollkommene Dunkelheit." Auch nicht ideal in seiner Abgehacktheit, aber dieses "denn kein Licht befand sich an diesem dunklen Ort"-Einsprengsel hört sich in meinen Ohren ein bisschen Yoda-deutsch an.

Einen bitterer Gestank spürte er zwar seine Nase hochgehen,

Und hier auch wieder, dieses "zwar", weg damit, und auch die Satzanordnung geht wieder ins yodaeske.

Ich höre an dieser Stelle mal auf, auf den stilistischen Kleinigkeiten herumzuhacken, ich denke, du weißt schon, worauf ich hinausmöchte. Klarer werden, Satzbau stellenweise eleganter gestalten.

Nur ... hier noch ... weil ich's grad seh ...

wurde von seiner eigenen Stimme erschrocken

Besser: "erschrak über seine eigene Stimme" o. Ä.

jemande anderen

jemand anderen

Wieder lag sein Körper wieder in dieser ekelhaften Suppe,

:Pfeif:

Ja okay, tut mir leid, aber das muss ich doch noch mal zitieren:

hören tat er nur den Wiederhall seiner eigenen, kurzgelebten Raserei durch die Höhle jagen

Hören tat er nur den Widerhall durch die Höhle jagen ... jagen hören tun ... Hmhm.

Kleines Zwischenfazit: Trotz der Dinge, die ich dir hier aufgelistet habe, finde ich das sprachlich ansprechend, ich spüre, dass du riesigen Bock hattest, Sätze in diesem besonderen Stil zu formen - inhaltlich bin ich aber leider an einem Punkt angelangt, wo ich keinen Drang mehr verspüre, weiterzulesen. Dieser mystische, außerweltliche Vibe, der ist angekommen, ich bestaune diese Sagengestalt, die "ihr Leben entdeckt" und klar, eigentlich möchte ich jetzt auch wissen, was sie jetzt erlebt, da draußen, in der Welt, aber joa ... Hat schon ganz schön lange gedauert bis hier hin. Würdest du den "Selbsterkennisprozess" dieses Wesens verknappen, nur die stärksten Passagen in den Text einfließen lassen - und davon gibt es einige - dann wäre das Ganze um ein Vielfaches kraftvolles. Solange es keine elementaren Lücken sind, die du reißt, kann der Leser die auch selbst füllen, und oftmals ist es ja gerade das, was eine Sache spannend macht: Nicht alles zu sehen, es nur zu erahnen und seine eigenen Schlüsse zu ziehen.

Wie auch immer, gerne gelesen (zumindest so weit, wie ich gekommen bin), ich würde mich sehr über eine ... Geschichte "an der kurzen Leine" von dir freuen.

Bis bald,

Bas

 

Vielen lieben Dank @Bas !

Ich danke dir vielmals für deine ausführliche Kritik! Vor allem deine Bemerkungen an die Figur des Erzählers. Du hast auch gesagt, ich sollte die Geschichte etwas verknappen. Könntest du mir vielleicht bestimmte Stellen nennen, die dich besonders gelangweilt haben? Ich werde demnächst versuchen, den Text zu bearbeiten.

Viele Grüße, Akht.

 

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