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Schenken einmal anders

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23.09.2017
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Schenken einmal anders

Ich bin glücklich verheiratet, eigentlich; seit fünf Jahren schon. Wir kennen uns aber schon viel länger, mein Mann und ich. Es war bei einer Party, da haben wir uns kennengelernt. Mir gefiel seine Art zu lachen und wie er wild gestikulierte, wenn er sein Gegenüber von etwas überzeugen wollte. Das ist jetzt bald zehn Jahre her. Wir trafen uns zufällig wieder, verabredeten uns, gingen eine ganze Weile miteinander aus, zogen schließlich zusammen und irgendwann beschlossen wir, Nägel mit Köpfen zu machen und heirateten.
Gestern hatte ich Geburtstag. Es war also der fünfte, den ich als Ehefrau gefeiert habe. Mein Mann hat mir einen Dampfkochtopf geschenkt. „Das ist praktisch“, hat er gesagt. „Da spart man Energie und außerdem wird das Gulaschfleisch viel zarter, wenn man es im Dampfkochtopf zubereitet.“ Ich bin Vegetarierin. Also nicht richtig, aber ich esse sehr selten Fleisch.
Zum letzten Geburtstag habe ich eine Antifaltencreme geschenkt bekommen. Hm - dabei hatte er sich damals wohl wirklich Gedanken gemacht. Er sagte, als er mir die Creme überreichte: „ Du hetzt Dich immer so ab und siehst auch oft gestresst aus!“ Hm...
Das Jahr davor hatte er eine Werkzeugkasten angeschleppt. Er wolle mir, verkündete er, ein besonders Geschenk machen. Wenn also etwas im Haushalt kaputt ginge, sei er gleich zur Stelle, ich müsse nur mit dem Finger schnipsen, und er würde herbeieilen und es flugs reparieren. Es gab genau einen Versuch. Die Kaffeemaschine ging kaputt. Ich schnipste zwei, drei, vier Wochen mit dem Finger, dann kam er endlich, schraubte, fluchte und durchstöberte stundenlang Internetforen. In dieser Zeit war er sehr schlecht gelaunt und kaum ansprechbar. Die auseinandergebaute Kaffeemaschine blockierte zwei Wochen den gesamten Küchentisch, bis ich sie schließlich entsorgte und eine neue kaufte. Und jetzt der Dampfkochtopf. Er wollte es dieses Mal besser machen … Na, ja, immerhin, ein Versuch.

Drei Monate später
Es ist Freitag und mein Mann hat Geburtstag. Er war extra früher nach Hause gekommen und freute sich auch tatsächlich. Ich hatte den Tisch schön gedeckt, mit Kerzen und so; lecker gekocht hatte ich auch. Zum Essen gab´s Sekt, den ich aber praktisch alleine austrank und einen schönen Portwein zum Abschluss. „Jetzt gibt’s Geschenke, oder?“, mein Mann rieb sich die Hände. „Klar!“, ich hatte alles vorbereitet, „Also als erstes habe ich eine neue Frisur für dich.“ Mein Mann guckte. Männer sind so. Du hast plötzlich kurze, braune Haare, statt lange, blonde, aber sie bemerken es nicht. Da muss man sie schon mit der Nase drauf stoßen. Ich drehte den Kopf leicht hin und her. „Ja, schau, ich war bei Schmidt & Reichelt, weißt der Friseursalon, von dem jetzt alle sprechen. 257 €, stell dir vor, aber was tu ich nicht alles für dich. Ja, schau nicht so, alles für dich, denn von meiner Frisur habe ich ja eigentlich nichts. Ich seh mich ja nicht, außer im Spiegel natürlich, aber ich bin doch keine eingebildete Kuh und steh den ganzen Tag vorm Spiegel rum. Du kannst dich jetzt freuen, dass du eine gut frisierte Frau hast, gut oder?“ Ich musste leicht aufstoßen. Sekt vertrag ich manchmal nicht so richtig gut. Die Blubberbläschen steigen mir dann in die Nase und ich muss aufstoßen. Das ist so. „Aber warte, ich habe noch etwas für dich!“ Ich drehte mich einmal um mich selbst und wedelte dabei, wie ich hoffte, elegant mit den Armen. „Na, gefällt sie dir?“ Mein Mann schaute recht verständnislos. Das man aber auch immer alles erklären muss. „Naaahaa?“, ich wackelte mit dem Po. „Die Jeans, die Je-ans!!! Ist die nicht obercool? Jetzt hast du nicht nur eine gut frisierte, sondern auch eine gut gekleidete Frau. Und ich finde diese Jeans macht mich richtig schlank, findest du nicht?“ Mein Mann brummte etwas Unverständliches. „Uhuund, das Beste kommt noch! Du bekommst von mir noch das Wertvollste, was es gibt.“ - dramatische Pause, gedachter Trommelwirbel, dieser Sekt hatte wirklich eine fantastische Wirkung - „Ich habe mir gedacht, du arbeitest doch so viel und hast so viel Stress und am Wochenende kannst du auch nie so richtig entspannen. Da bin ich dann da und nerve dich, weil ich will, dass du irgendwas reparierst, den Müll rausbringst oder mir beim Einkauf hilfst. Da habe ich mir gedacht ich schenke dir mal Zeit. Zeit, die du ganz für dich alleine hast.“ - erneute dramatische Pause, mein Mann schien noch nicht beeindruckt genug - „Ich schenke dir ein frauenfreies Wochenende! Da bist du dann ganz alleine zu Hause und kannst endlich in Ruhe machen, was du willst: Bier trinken, Serien gucken und so. Ich hab mit Tina extra noch ganz schnell einen Städtetrip nach Hamburg gebucht. War spottbillig, weil last-minute und...“ Es klingelte an der Tür. „Ah, das ist wohl das Taxi.“ Ich schnappte meine Tasche und eilte zur Tür „Schmatzi, Schatzi! Holst du mich dann am Sonntag vom Bahnhof ab? Viiieel Spaß dir und bis Sonntag also!!!“ - Kusshand. Ich zog die Tür hinter mir zu und hüpfte sektbeschwingt die Treppe hinunter. Geburtstage können doch wirklich schön sein.

 

Hallo Randal,

und herzlich willkommen bei den Wortkriegern.

Ich bin glücklich verheiratet, eigentlich; seit fünf Jahren schon. Wir kennen uns aber schon viel länger, mein Mann und ich. Es war bei einer Party, da haben wir uns kennengelernt. Mir gefiel seine Art zu lachen und wie er wild gestikulierte, wenn er sein Gegenüber von etwas überzeugen wollte. Das ist jetzt bald zehn Jahre her. Wir trafen uns zufällig wieder, verabredeten uns, gingen eine ganze Weile miteinander aus, zogen schließlich zusammen und irgendwann beschlossen wir, Nägel mit Köpfen zu machen und heirateten.
Als ich die ganze Geschichte zu Ende gelesen hatte, habe ich mich gefragt, wofür überhaupt dieser Anfang hier wichtig sein soll.

"Fünf Jahre, zehn Jahre, Party zusammengezogen, heiraten …"
Das hat mich viel zu sehr abgelenkt, zumal es später keine große Rolle spielt. Ich würde hier kürzen oder sofort mit „Gestern hatte ich Geburtstag“ einsteigen.

Außerdem habe ich mich gefragt, was ihr Mann denn die Jahre zuvor geschenkt hat. War das die Welt noch in Ordnung?
Das fehlt mir im Text.

Weiteres:

Außerdem solltest du Absätze einfügen, damit es sich einfacher liest. Bei Szenen-, Zeit- oder Personenwechsel.
Bei wörtlicher Rede beginnt man bei Sprecherwechsel i.d.R. eine neue Zeile, dann ist es einfacher für den Leser zu erkennen, wer da spricht.

Zum Beispiel:

findest du nicht?“ Mein Mann brummte etwas Unverständliches. „Uhuund, das Beste kommt noch!
Da könnte man meinen, das „Uhuuund …“ sagt der Mann.

Besonders unübersichtlich ist es hier:

Zum Essen gab´s Sekt, den ich aber praktisch alleine austrank und einen schönen Portwein zum Abschluss. „Jetzt gibt’s Geschenke, oder?“, mein Mann rieb sich die Hände. „Klar!“, ich hatte alles vorbereitet, „Also als erstes habe ich eine neue Frisur für dich.“ Mein Mann guckte.
Zum Essen gab´s Sekt, den ich aber praktisch alleine austrank (KOMMA)und einen schönen Portwein zum Abschluss. (NEUE ZEILE)
„Jetzt gibt’s Geschenke, oder?“ (NEUER SATZ)Mein Mann rieb sich die Hände.
(NEUE ZEILE, da die Frau spricht)„Klar!“ (NEUER SATZ)Ich hatte alles vorbereitet(PUNKT, kein Komma) „Also als erstes habe ich eine neue Frisur für dich.“ Mein Mann guckte. [/QUOTE]

„Naaahaa?“, ich wackelte mit dem Po.
„Naaahaa?“ Ich wackelte mit dem Po.
Eigener Satz, da es kein Redebegleitsatz ist. Hast du öfter.

257 €
Ich empfehle: 257 Euros. Oder: Zweihundertsiebenundfünfzig Euros.

weil last-minute und(LEERZEICHEN)…
Leerzeichen vor den drei Punkten, wenn ein ganzes Wort fehlt.

Wünsche dir noch viel Spaß hier.

Beste Grüße,
GoMusic

 

Hallo Randal und willkommen bei den Wortkriegern!

Leider konnte dein Einstand bei mir nicht recht zünden. Ich fand die Beispiele schon recht plakativ und habe mich die ganze Zeit gefragt, warum die Prot diesen unfähigen unsensiblen Klotz eigentlich geheiratet hat, sie kannten sich ja vorher schon eine Weile. Dass Männer eben so sind, wurde mMn schon zu oft in Sketchen verbraten, da hat mir hier ein wenig die Originalität gefehlt. Und dass die Prota sich für seine mangelnde Feinfühligkeit damit rächt, dass sie sich selbst was Gutes gönnt, kam für mich ein wenig überraschend daher. Gut, sie wollte ihm eins auswischen und wahrscheinlich spielt sich dieser Grusel tatsächlich in vielen Ehen so ab, aber statt zu lachen, hab ich mich eher gefragt, warum sie sich nicht einfach scheiden lassen.
Ich denke, um das, was du erzählen willst, besser auf den Punkt zu bringen, könntest du ein paar Ideen einbringen, die noch nicht ganz so abgegriffen sind und mir als Leserin die Charaktere wenigstens ein bisschen sympathisch oder zumindest nachvollziehbar machen.
Tut mir leid, dass ich jetzt nur genörgelt hab, auf jemand anderen wirkt dein Text vielleicht ganz anders.

Hier noch ein paar Kleinigkeiten:

1) " ... Es war bei einer Party, da haben wir uns kennengelernt ..." Das klingt sehr umständlich. Ich würde schreiben:" Wir haben uns auf einer Party kennengelernt."

2) " ... ein besonders Geschenk ..." besonderes

3) " ... und freute sich auch tatsächlich ..." Da fehlt ein "er" oder sie freut sich, dann sollte es "mich" heißen.

4) Die Erklärung für das Aufstoßen finde ich überflüssig, denn das weckt in mir die Erwartung, dass das Thema noch mal aufgegriffen wird.

5) Bei wörtlicher Rede solltest du mit einer neuen Zeile beginnen, wenn eine andere Figur spricht oder sich das Gesagte nicht auf den Satz davor bezieht. Das liest sich flüssiger und übersichtlicher.

Ich hoffe, du kannst mit meinen Anmerkungen etwas anfangen.

Viele Grüße und trotzdem ein schönes Wochenende wünscht Chai

 
  • Zuletzt von einem Teammitglied bearbeitet:
Zuletzt von einem Teammitglied bearbeitet:

Danke für Deine Zeit! Die Einleitung sollte kurz in die Situation einführen: ein (eigentlich) glückliches Ehepaar, das ein (vielleicht typisches) Problem hat: was schenken, wenn man sich schon so lange kennt. Frisch verliebt schenkt man vielleicht, um den anderen zu beeindrucken oder etwas von sich selbst preiszugeben, aber mit den Jahren...
Danke auch für die praktischen Tipps!


Danke, dass Du Dir Zeit genommen hast. Plakativ war beabsichtigt, schade, dass es Dich nicht angesprochen hat. Danke für die praktischen Tipps!

 

Hallo Randal,

ich fand deinen Text leider ein wenig alltäglich. Da ist nichts bei, was nicht jeder schon mal gedacht oder gelesen hat. Manches finde ich zu konstruiert, z. B. das Geschenk des Werkzeugkastens. Ich sehe da auch keine Geschichte, sondern eine Ansammlung von Gegebenheiten.
Die Pointe ist sicher gut gemeint, aber doch recht abgenutzt. Auch hier ist der Inhalt ziemlich gewöhnlich und nicht wirklich aufregend oder witzig. Sorry, aber von mir bekommst du nur einen Punkt.

Liebe Grüße

Rainer Hohn

 

Hallo Randal,

ich fand deine KG sehr amüsant. Ich kann dir ja mal aufzählen, welche Stellen ich besonders lustig fand:

[„Das ist praktisch“, hat er gesagt.][/QUOTE]
Das fand ich so typisch :D Das ist so stumpfsinnig von ihm, wie kann er nicht wissen, dass Frauen nicht unbedingt nur etwas wollen, dass praktisch ist :lol:

[Ich schnipste zwei, drei, vier Wochen mit dem Finger, dann kam er endlich, schraubte, fluchte und durchstöberte stundenlang Internetforen.][/QUOTE]

[Ich schnappte meine Tasche und eilte zur Tür „Schmatzi, Schatzi! Holst du mich dann am Sonntag vom Bahnhof ab? Viiieel Spaß dir und bis Sonntag also!!!“ - Kusshand. Ich zog die Tür hinter mir zu und hüpfte sektbeschwingt die Treppe hinunter.][/QUOTE]
Die Vorstellung den Ehemann so zu überrumpeln und es ihm unter die Nase zu reiben (den Eindruck hatte ich, weil sie "Schmatzi, Schatzi" sagt) finde ich persönlich sehr witzig. Die Passage macht die Protagonistin sympathisch. Das ist frech und leicht ironisch.

Das könntest du verbessern:

1. Die Einleitung finde ich persönlich überflüssig, da sie im weiteren Verlauf der Geschichte nicht mehr wichtig ist.

2. [Hm...][/QUOTE]
Das "Hm" finde ich unpassend und einfältig. Du könntest es einfach kurz umschreiben. Z.B.: "Was wollte er mir damit jetzt wohl sagen? ..." oder es einfach weglassen :D Das "Hm"-Empfinden ergibt sich von selber.

3. Du könntest öfter Absätze benutzen, im ersten Abschnitt ist der Text lechter zu lesen. Im zweiten Abschnitt muss man sich konzentrieren, da man leicht den Überblick verliert.

4. [mit Kerzen und so][/QUOTE]
Das hört sich so umgangsprachlich an. Statt "und so" kannst du ja die Szene noch weiter beschreiben.

5. [ Je-ans!!!][/QUOTE]
Hier würde ein Ausrufezeichen ausreichen. Genauso wie hier: [bis Sonntag also!!!“][/QUOTE]

Ich hoffe mein Feedback ist zumindest ein wenig hilfreich.

Liebe Grüße
Farfar

 

Hallo Randal,

in dem Text finden sich ein paar amüsante Stellen. Insgesamt klingt die Geschichte aber banal, weil sie sich Allgemeinplätzen bedient, die Figuren (auch angesichts der Kürze) holzschnittartig, klischeehaft zeigt und nach Effekten giert, die dann aber leicht erahnt werden können. Selbst das Finale, die Türen knallen und die namenlose Ehefrau rauscht davon und reist zum Prosecco-Städtetrip, ist vorhersehbar. Außerdem: Was ist gegen einen Schnellkochtopf einzuwenden? Darin lassen sich auch die Baumwollunterhosen des Ehemanns kochen, wenn sie mal befleckt sind.

Textstellen:

Es war also der fünfte, den ich als Ehefrau gefeiert habe. Mein Mann hat mir einen Dampfkochtopf geschenkt. „Das ist praktisch“, hat er gesagt.
:lol:

Die auseinandergebaute Kaffeemaschine blockierte zwei Wochen den gesamten Küchentisch, bis ich sie schließlich entsorgte und eine neue kaufte.
ne neue kaufen? Oder war das eine italienische Edelmaschine?

„Also als erstes habe ich eine neue Frisur für dich.“ Mein Mann guckte. Männer sind so.
:D Männer sind so :D

Die Blubberbläschen steigen mir dann in die Nase und ich muss aufstoßen. Das ist so.
hätte sie mal Champagner getrunken.

viele Grüße und willkommen hier
Isegrims

 

Hallo Randal,

Szenen einer solchen Ehe wecken in mir Fluchtinstinkte, wegen der Alltäglichkeit Langeweile und den damit einhergehenden banalen Racheakten.
Die Geschichte kann dann an Potenzial gewinnen, wenn du mehr Humor einfügst, so dass die banalen Situationen an Komik gewinnen. Das Banale kann auch lustig sein, wenn so eine langweilige, einfallslose Ehe mal richtig auf die Schippe genommen wird.

LG
Yvonne

 

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