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Scheiß Sommerpause

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16.06.2015
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Scheiß Sommerpause

Das Bügeleisen zischt im Wohnzimmer. Thomas steht verloren vor dem Kühlschrank. Die Kante drückt ihm gegen die Wampe. Er könnte ein Schwein verdrücken.
»Wieso haben wir nichts gescheites mehr zum Essen hier?«, brüllt Thomas.
Biene steht am Bügelbrett. »Na, weil du heut' Morgen schon alles gefressen hast! Kannst ja deinen fetten Arsch bewegen und Einkaufen gehen …«, murmelt sie mit Kippe im Mund.
Thomas stößt die Kühlschranktüre mit seinem Ranzen zu. Starrt auf den Einkaufszettel, überlegt kurz, mit Knirschen der Zähne, ob er denn - nah, stopft ihn sich in Mund und
watschelt zurück ins Wohnzimmer.
Thomas pflanzt sich auf die Couch.
Biene blickt von einem der Hemden auf. »Was kaust du da?«
Sie setzt sich die Brille auf. »Iiiih! Nein, du hast doch nicht?«
»Hab ihn aufgegessen.«
Biene verdreht die Augen.
»Wieso is' es hier so warm?«
»Sommer, Thomas, Sonne und so! Solltest mal kennenlernen …«
Thomas schielt rüber zum Fenster. Herrje, ist das hell! Er beugt sich vor und nimmt Stopfer und Tabak vom Tisch.
»Gina und Gregor fliegen morgen nach Mallorca.« Biene zündet Thomas 'ne Kippe an und setzt sich neben ihn.
Thomas mustert sie, zieht an der Zigarette, atmet aus: »Spaßten sind das!«
Biene haut ihm viermal auf den Oberarm: »Sag. So. Was. Nicht! Gregor ist nett.«
»Gina ist 'ne blöde Fotze!« Thomas kratzt sich den Hintern. »Fliegen nach Mallorca … Pf.«
Biene zuckt mit den Achseln.
»Und Gregor ist fett.« Thomas hebt einen Schenkel und furzt lautlos.
»Du bist auch fett.«
»Ich bin nicht fett.«
Thomas blickt prüfend seine Wampe entlang, der Bauchnabel schielt zwischen Shirt und Hose einäugig hervor. »Jedenfalls fetter als ich!«
»Wieso fliegen wir nie wohin?«
»Was das kostet!«
»Für deinen FC hast du auch immer was über.«
»Was über … Hart verdient!«
»Ich werd' auch nich' jünger. Will auch mal ans Meer, an Strand! Und das, wenn die Titten noch nicht ganz zum Boden hängen.«
Thomas schaut sie nur an. Das alte Mädchen hat auch ein Jahr mehr auf dem Buckel. Die Falten graben wie Wattwürmer im Schlick. Hat die Haare rot gefärbt, trägt nun diesen Helm aus Haar auf dem Kopf. Frisur, die alle Frauen irgendwann tragen, wenn sie älter werden. Thomas hat keine Ahnung, woran das liegt. So ein Frauending. Fresse halten angesagt.
Biene hängt ihm seit Jahren damit in den Ohren. Sumsisumsum-summend tänzelt sie um Thomas herum. Urlaub. Will was erleben, was erzählen können …
Thomas drückt den Zigarettenstummel im Aschenbecher aus. Biene steht auf und macht sich wieder an die Wäsche.
Thomas braucht drei Anläufe um aufzustehen, fällt paar Mal wie ein Braunbär rollend zurück - klopft sich Aschereste von der Jogginghose.
Bienes Bügeleisen faucht wieder.
»Ich hau dann ab.«
»Wohin?«
»Imbiss.«
»Wann kommst wieder?«
»Wieso?«
»Weil ich's wissen will.«
Thomas gähnt: »Keine Ahnung. Spät! Geh noch was trinken mit Klaus.«
Biene zieht die Augenbrauen hoch. »Nach zehn?«
Thomas seufzt: »Ja, nach zehn, Biene.«

Mit Klaus am Imbiss. Thomas bester Freund und auch Fan vom FC. Super Typ. Johnny, dem der Laden gehört, überreicht beiden Currywurst, dazu Brötchen und zwei Flaschen Gaffel. Setzen sich auf die Bierbank.
»So schnell stirbt man nicht«, meint Thomas schmatzend.
»Kann schon übel werden, ’s is' ja auch asymmetrisch.« Klaus hält immer noch das Shirt hochgezogen, das Doppelkinn quetscht, versucht sein neuestes Muttermal unterhalb der Brustwarze genauer zu betrachten.
»Hab das gestern gegoogelt, sieht nich' gut aus - ’s is wohl Krebs.«
Thomas verdreht die Augen. »Scheiße, du glaubst du stirbst, weil du's gegoogelt hast? Klaus … Echt!«, Thomas verrenkt und dreht sich, zieht das Shirt hoch und entblößt den Rücken. »Hab da tausend von …«
Klaus beugt sich ein wenig vor, kneift die Augen zusammen. Schüttelt langsam den Kopf: »Das Internet - ’s is' allwissend, Mann.«
»Jedes Jahr das gleiche … Denkst zu viel, das nich' gut!«, Thomas bricht ein Stückchen vom Brötchen ab. »Schon vom neuen Rechtsaußen gehört an dem wir dran sind?«
»Mexikaner. Soll ganz gut sein.«
»Scheiß Sommerpause.«
Klaus prostet Thomas mit der Bierflasche zu. »Scheiß Sommerpause.«
»Verdammt, weißt was Biene erst meinte?«
Klaus Lippen beben, rülpst einmal laut und fächert mit einer Hand vor dem Mund.
»Meinte doch tatsächlich: Jetzt musste ja nicht mehr lange verzichten, is' ja bald Frauen-WM. Frauen-WM. Kannst dir das vorstellen?«
Klaus verzieht den Mund und schüttelt den Kopf.
»Ich mein, das is' wie, wie wenn du dich nach zehn Stunden Maloche in Biergarten hockst. Über dir Kastanienbäume, Schatten un' so, irgendwo plätschert 'n Brunnen mit paar Fischen drin. Und dann bringt dir so 'ne heiße Blonde mit dicken Titten und 'nem bomben Arsch ein großes kühles Bier!«
Klaus legt den Kopf in Nacken, streckt die Zunge raus und schüttelt sich. »Uahhhhh...«
»Und du trinkst und denkst: Scheiße. Is'. Das. Gut! Und du trinkst noch eins und noch eins, hast so einen richtigen Bierdurst, doch irgendwann hat das Blondchen Feierabend und dann kommt so 'ne fette Schwabbelige, mit fettigen Locken an Tisch und fragt, was du noch willst?«
Klaus haut mit der Faust auf den Tisch: »Das nix!«
Thomas Wampe vibriert, hält sich die Faust vor den Mund und stößt auf. »Klar«, stößt nochmal auf, »dir fällt erst die Kinn-«, stößt nochmal auf, »-lade runter, doch du denkst … Scheiße!«, Thomas bläht die Backen auf, haut sich paar Mal auf die Brust und Thomas röhrt einen Brunftschrei wie ein Rothirsch auf Balzgang. »Herrje, das Bier gärt! Jedenfalls, du denkst, okay egal, gib mir einfach nochmal 'n schönes Blondes. Doch dann kommt sie wieder und bringt dir so ein beschissenen Glas, mit so 'nem schwulen Schirmchen drin - 'nem pinken Gesöff, wo die Fette noch zweimal reingerotzt hat. Und du denkst: Was!? Nein, Scheiße, verdammt! Ich will noch ein Bier, Bier – sag mal verstehste das nich'? Nicht so ein Scheiß hier und sie sagt: Nein, Bier is' aus, gibt's nicht mehr, doch dafür kannst du das hier trinken, is' ja auch Alkohol oder? Verrückt! Total verrückt …«
»Evolution, Thomas, Evolution«, meint Klaus und zieht die Augenbrauen hoch.
Thomas schaut ihn fragend an.
»Die Weiber haben ihre Eier im Bauch, ihre Bälle. Männer aber tragen die stolz am Körper und wissen, falls da was gegenrauscht, Scheiße, tut das verdammt weh. Deshalb ehren wir den Ball auch so. Haben da schon von vorn rein n'anderes Verhältnis zu, weißte?«
Thomas kratzt sich am Kopf. »Wie?«
»Na, die Weiber haben's da leichter! Das wie mit dem Bier. Ich meine, hier in der Flasche drin. Da is' das nich' wirklich sicher, wa? Kann runterfallen, auslaufen, Scheißwespe kann reinfliegen und dann kannste das nich' mehr saufen! Also, schnell runter mit!«
Klaus prostet Thomas zu. Dann nehmen beide das Bier auf Anschlag.
Klaus knallt die leere Flasche auf den Tisch, mit dicken Tränen in den Augen gluckst er. »So jetzt is' es sicher!«
Thomas legt den Kopf in Nacken, Hände auf den Bauch, und lacht.
»Wollt ihr noch was?«, ruft Johnny vom Imbiss.
Thomas wischt sich Lachtränen aus den Augen. Beide schütteln den Kopf.
»Noch ein Bier!« ruft Klaus schulterzuckend.
Johnny nickt, wischt sich die Hände an der Schürze und greift im Kühlschrank nach drei Flaschen Gaffel und setzt sich zu ihnen.
»Alles klar bei dir und Biene?«, fragt Johnny.
»Ach, hör mir 'uf! Will Urlaub, hab keine Lust zu.«
»Musst du ernst nehmen, Thomas. Wenn Frauen nicht bekommen was sie wollen, suchen sie es sich woanders, Kumpel.«
»Fahr doch nach Italien, FC macht da sein Trainingslager.«
»Kannst meinen Camper haben, Thomas, wollte da eigentlich selbst hin«, Johnny nickt gen Imbiss, »muss aber arbeiten.«
»Echt, was willst dafür?«
»Kleine Spende. Musst halt noch mal die Bremsen checken.«
Thomas klopft Johnny auf die Schultern: »Das wäre 'ne Idee.«
»Heißt ja nicht umsonst, ist die Zeit sich malwieder um die Frau zu kümmern!«, lacht Johnny.

Ist halb Neun. Thomas hat einen Strauß Blumen an der Tanke gekauft. Tulpen in einer Krause aus Folie gewickelt. Thomas schließt die Haustüre auf. Macht vor-hor-sichtig wie-hie-der zu. Die Wohnung finster. Biene hat wohl die Jalousien heruntergezogen, vielleicht schaut sie 'nen Film, Tatort, und die Sonne blendet die Flimmerkiste. Auf dem Weg hat er ein wenig geübt. Wir fahren nach Italien! wird er sagen. Ihr den Blumenstrauß überreichen. Daraufhin wird sie ihm in die Arme fallen, küssen - was feines kochen, 'ne Kippe stopfen und den Abend über die Fresse halten. Mmmm. Das mit dem FC und dem Trainingslager sollte er wohl nicht erwähnen – nicht gleich, nein. Könnte verwirrt tun, wenn sie in Italien sind, auf die Art: Was? Das ja ein Ding! Wa? Der FC hat hier sein Trainingslager! Woah! Ey. Was. Ein. Zufall. Hehe. Hehe!
Aus dem Wohnzimmer ein Schmatzen. Ein Glucksen aus der Kehle.
Thomas schleicht zur Türe und lugt hinein.
Biene kniet nackig auf dem Boden. Auf der Couch ein fetter Kerl mit grauen stoppeligen Haaren – Gregor. Hat den Kopf im Nacken, lümmelt sich tiefer in die Couch, das Hemd aufgeknöpft, das Unterhemd halb über der Wampe, Bauchnabel mit Haaren überwuchert. Jeans und Ledergürtel unter'n Eiersack geklemmt, Finger kreisen in Bienes Haaren.
Thomas steht finster in der Türe, nur eine Silhouette, ein Kerl, der da steht und zusieht wie Biene, Hand unterm Unterhemd, sich in Gregors Titten gräbt. Und Thomas denkt an Mettwurst, als Gregors Lippen beben, die Zunge bleckt, sabbert … Thomas kann einfach nicht wegschauen. Gott ist das widerlich, denkt er sich, und doch wird ihm warm im Schritt.
Thomas dreht sich um und schlurft in die Küche. Wirft den Blumenstrauß auf den Herd. Öffnet den Kühlschrank. War nich' mal einkaufen, denkt er sich.
Ja, spring auf! sabbert Gregor aus dem Wohnzimmer, meine flotte Biene!
Thomas Frau keucht und stöhnt ...
Thomas steht immer noch verloren vor dem offenen Kühlschrank. Fährt jetzt wohl mit Klaus in Urlaub … Scheiß Sommerpause.

 
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Moin Simba,

Eine interessante Geschichte (ich meide es hier bewusst "schön" zu sagen, aber das ist ja durchaus von dir gewollt). Das du die diese "Scheiß drauf"-Stimmung, die du vermitteln möchtest, mit der absichtlich dahin gerotzten Beschreibung und der Umgangssprache der Charaktere unterstreichen möchtest, ist eine gute Idee, die auch meistens funktioniert.

Aber zum Einen übertreibst du es für meinen Geschmack manchmal etwas:

Watschelt zurück ins Wohnzimmer, pflanzt sich auf die Couch.

Das du, wie hier, manchmal die Pronomen weglässt, stört eher den Lesefluss, als das es den Stil deiner Geschichte unterstützt.

Zum Anderen brichst du gegen Ende öfters mit deinem minimalistischen Beschreibungsstil,

Bobby steht finster in der Türe, nur eine Silhouette, ein kleiner dicker Kerl, der da steht und zusieht, wie Biene, Hand unterm Unterhemd, sich in Gregors Titten gräbt.

indem du konventioneller beschreibst. Diese Unregelmäßigkeit finde ich nicht so gut, aber ich muss auch anmerken, dass ich, immer wenn deine Beschreibungen ausführlicher werden, sofort in die Geschichte hinein gezogen werde.
Deswegen als abschließendes Stil-Fazit: Ich finde die Idee, die Sprache der Charaktere auf die Beschreibung zu übertragen gut. Aber in der Praxis funktionieren das Konventionelle, zumindest für mich, besser.

Macht vor-hor-sichtig wie-hie-der zu.
Der hier war einfach super. Hat ne super Wirkung. Wollte ich einfach nur sagen. :P

Alles in Allem hat mir deine Geschichte ganz gut gefallen... Widerlich, aber gut.

Gruß,
Steve

 

Hallo Simba!


Ich fange mal mit den Dingen an, die mir - leider negativ - aufgefallen sind, bevor das Positive kommt:


Der ganze Text strotzt nur so vor zusammenhanglosen Halbsätzen, die den Lesefluss stark erschweren.


Bügeleisen zischt im Wohnzimmer. Bobby steht verloren vor dem offenen Kühlschrank.
»Wieso haben wir nichts gescheites mehr zum Essen hier?«, brüllt Bobby.
Biene steht am Bügelbrett – mit Kippe zwischen den Lippen: »Na, weil du heut' Morgen schon alles gefressen hast! Kannst ja deinen fetten Arsch bewegen und Einkaufen gehen! Zettel hängt ...«
Bobby stößt die Kühlschranktüre mit seinem Ranzen zu. Starrt auf den Einkaufszettel, überlegt kurz, mit Knirschen der Zähne, ob er denn - nah, stopft ihn sich in Mund.
Watschelt zurück ins Wohnzimmer, pflanzt sich auf die Couch.
Biene blickt von einem der verwaschenen Hemden auf: »Was kaust du da?«, kneift die Augen zusammen und setzt die Brille auf, die an einer Schnur um ihren Hals hängt. »Iiiih, nein du hast doch nicht?«

Alleine in diesem kleinen Ausschnitt sind es schon ELF Halbsätze.

Nach einem Drittel habe ich aufgegeben. Wenn ich ehrlich bin: Es wird mir zu langweilig und auch zu vulgär. Ok, ich kann das Vulgäre nachvollziehen, das "Asi-hafte" auch. Aber für meine Begriffe wirds mir zu sehr Fäkalsprache.
Muss ja nicht jedem gefallen. Mir gefällts leider nicht.


LG

Betze

 

Hi Simba,
mir hat deine Geschichte, bis auf die Aspekte, die Steve und betzebub angesprochen haben, gut gefallen. Ich lese ab und zu gerne solche "Asi"-Geschichten. Nur, dass du gleich mit dem fehlen eines Artikels einsteigst, ist vielleicht ungünstig. Innerhalb des Textes finde ich, kann das eine tolle Wirkung haben, als Anfangssatz stört es erstmal nur (also mich zumindest) ;)
Ich konnte mir deine Prots lebhaft vorstellen, obwohl ich die Stelle mit dem aufstoßen leicht überzeichnet fand, dass war mir dann ein herzhafter Röhrer zuviel, aber durchaus noch amüsant. Ich fands gut.
Liebe Grüße, Konfusius

 
Zuletzt bearbeitet:

Tja, hier bin ich wieder einmal, Simba, dein ganz persönlicher Orthografie-Herrseibeiuns. :D

Auch wenn der ganz spezielle Stil dieser Geschichte, dieser quasi umgangssprachliche Erzählton, es erlaubt, sich der Rechtschreibregeln ein bisschen nachlässiger zu bedienen, gibt’s ein paar Sachen, Umgangssprache hin oder her, die bei aller Nachsicht nicht gehen:

»Wieso haben wir nichts gescheites [Gescheites] mehr zum Essen hier?«, brüllt Bobby.

… Kannst ja deinen fetten Arsch bewegen und Einkaufen [einkaufen] gehen!

Starrt auf den Einkaufszettel, überlegt kurz, mit Knirschen der Zähne, ob er denn - nah, stopft ihn sich in Mund.
Wenn du nah im Sinne von nicht fern meinst, kapier ich den Sinn nicht. Solltest du na im Sinne von nein meinen, müsste das stumme h weg.

Biene blickt von einem der verwaschenen Hemden auf: »Was kaust du da?«, kneift die Augen zusammen und setzt die Brille auf, die an einer Schnur um ihren Hals hängt.
[...]
Biene haut ihm viermal auf den Oberarm: »Sag. So. Was. Nicht!«, funkelt böse, »Gregor ist nett.«

Ellipsen schön und gut, aber als Redebegleitsätze taugen sie hier nicht wirklich. Ich würde die Sätze in mündlicher Rede jeweils beenden, und dann groß weiterschreiben:
»Was kaust du da?« Sie kneift die Augen zusammen, usw.
»Sag. So. Was. Nicht!« Sie funkelt böse. »Gregor ist nett.«

Und auch hier solltest du die Zeichensetzung ändern:

»Gina ist 'ne blöde Fotze«, Bobby kratzt sich den Hintern, »fliegen nach Mallorca ...«
[...]
»Jedes Jahr das gleiche … denkst zu viel, das nich' gut!«, Bobby bricht ein Stückchen vom Brötchen ab, »schon vom neuen Rechtsaußen gehört an dem wir dran sind?«
»Gina ist 'ne blöde Fotze.« Bobby kratzt sich den Hintern. »Fliegen nach Mallorca ...«
»Jedes Jahr das gleiche … denkst zu viel, das nich' gut!« Bobby bricht ein Stückchen vom Brötchen ab. »Schon vom neuen Rechtsaußen gehört an dem wir dran sind?«

... Pf. Spaßten sind das!«
Nö, sind sie nicht. Sondern Spasten.

Biene zuckt mit den Achseln.
(Das hat jetzt überhaupt nix mit deinem Text zu tun, Simba, aber diese Frage brennt mir schon ewig unter den Fingernägeln: Warum liest man eigentlich so oft von Achselzucken, wo es doch eigentlich die Schultern sind, die zucken? Blöde Frage? Okay, du hast recht, lassen wir's.)

Johnny, dem der Laden gehört, überreicht beiden Currywurst, dazu Brötchen und zwei Flaschen Gaffel. Setzen sich auf die Bierbank.
Besser: Sie*) setzen sich auf die Bierbank.
Andernfalls es klingt, als ob sich die Brötchen und Flaschen setzen.

»Verdammt, weißt[,] was Biene erst meinte?«

Klaus['] Lippen beben, [er] rülpst einmal laut und fächert mit einer Hand vor dem Mund.
*)

und bringt dir so ein kleines beschissenen Glas,

Haben da schon von vorn rein n'anderes [’n anderes] Verhältnis zu, weißte?«

Wenn Frauen nicht bekommen[,] was sie wollen,

»Echt, was willst dafür?«
Besser: „Echt? Was willst dafür?“

»Heißt ja nicht umsonst, ist die Zeit sich malwieder [mal wieder] um die Frau zu kümmern!«, lacht Johnny.

Ist halb Neun [neun]

Daraufhin wird sie ihm in die Arme fallen, [Ihn*)] küssen - was feines [Feines] kochen,
Sonst würde man nämlich: ihm küssen lesen.


Also grundsätzlich mochte ich diesen etwas rotzigen Stil, nur an manchen Stellen funktioniert er nicht recht für mich, also dort, wo es einfach nur missverständlich klingt oder so, als hättest du einfach ein Wort vergessen. Das müsstest du wirklich genauer abwägen. Hin und wieder ein artikelloses Nomen ist okay, das macht auch viel vom Charme der Erzählsprache aus.
*) Aufpassen allerdings solltest du bei Pronomen, die gleichzeitig das Satzsubjekt sein sollten. Wenn die fehlen, liest es sich an manchen Stellen einfach nur holprig oder gar missverständlich. Ich könnte mir vorstellen, dass du diese Stellen durch lautes(!) Lesen des Textes selber entdeckst.

Na ja, und zur Story an sich … Interessant finde ich, dass vor genau einer Woche Jimmy einen thematisch und atmosphärisch sehr ähnlichen Text gepostet hat. Eine sehr dialoglastige Story über das Zusammenleben eines langjährigen Ehepaares. Sehr trist, sehr authentisch, sehr alltäglich. Das hab ich Jimmys Story auch zum Vorwurf gemacht, dass sie über das zwar authentische, aber gleichzeitig beinahe protokollartige Schildern einer Ehehölle hinaus, mir nicht viel bieten konnte. Für mich war sie nicht mehr als eine taugliche Übung im Dialogschreiben. Insofern gefällt mir deine Geschichte besser, glaube ich, sie hat - trotz der Tragik - irgendwie mehr Witz, mehr Charme. Was schon auch an deiner schludrigen Sprache liegt und an den vielen kleinen Details, die du ins Geschehen einbaust.

Na ja, du merkst es eh schon, Simba, irgendwie mochte ich die Geschichte. Ja, im Großen und Ganzen schon. Ist jetzt vielleicht kein literarisches Jahrhundertereignis, aber eine angenehme zwischendurch-Lektüre war es allemal.


offshore

 

Hallo,

alles viel zu viel. Die Sprache nehme ich dir nicht ab. Das wirkt alles aufgesetzt, ich merke, dass du dich hingesetzt hast und mal was Dreckiges schreiben wolltest. Auch die Namen - Bobby, Johnny, das klingt alles so konstruiert. Dann diese ganzen Adjektive. Du willst einfach viel zu viel erklären. Solche Geschichten leben von Charakteren, die aus sich selbst heraus agieren. Dies gelingt dir hier nicht. Ich kann auch im Gegensatz zu ernst offshore weder Charme noch Witz erkennen, tut mir leid.

Wenn das nicht deine Sprache ist, wenn du selber so etwas nicht hören und auch in dir selbst konservieren kannst, dann würde ich dir empfehlen, auf so etwas zu verzichten. Das Destillieren von Sprachen, also die von Habitus und Klasse geprägt sind, das ist wirklich sehr schwierig.

Ich finde es gut, dass du dich ausprobierst, aber für mich hat es hier leider überhaupt nicht funktioniert. Wenn du das alles vielleicht total eindampfst, zurückfährst, dann eventuell.

Gruss, Jimmy

 

Hi Simba!

Tja, was soll ich von deiner Geschichte halten? Ehrlich gesagt weiß ich das selber gar nicht so genau, deshalb mach ichs mal irgendwie "systematisch":
Also, ich hab sie (ganz) gelesen und nicht nur überflogen. Ich hab mich bei Lesen nicht gelangweilt. "Geflasht" hat sie mich allerdings dabei auch wieder nicht. Ich fand den Erzählstil auf Dauer nervig - Jimmy hat's ganz gut auf den Punkt gebracht. Zu aufgesetzt, gekünstelt, zu prollig und dabei leider zu unglaubwürdig. Am Ende hab ich mich dann gefragt: "Na und?"

Hm, was soll ich sagen - nicht Fisch, nicht Fleisch, nicht gut, nicht schlecht. Die Geschichte ist halt einfach da - schade eigentlich!

Grüße von einem in diesem Fall ziemlich kalt gelassenen Eisenmann

 

Hey Steve

Widerlich, aber gut. Hört sich doch ganz cool an. ;)
Der Bruch am Ende ist gewollt. Deine Anmerkungen dazu, die finde ich sehr interessant.
Vielleicht hätte ich das von Anfang an mehr mischen sollen - das konventionelle und hingerotzte. Werde ich mal ausprobieren ... ob das so für mich funktioniert. Wollte sehr nahe bei den Protagonisten bleiben, was Erzählsprache betrifft.
Ich dank dir für deinen Kommentar, Steven! Hat mich gefreut.

Hey betzebub

Ja, das muss nicht jedem gefallen. Kein Ding. Kann ich verstehen. Ich dank dir für deinen ehrlichen Kommentar. :)

Hey Konfusius

Nur, dass du gleich mit dem fehlen eines Artikels einsteigst, ist vielleicht ungünstig. Innerhalb des Textes finde ich, kann das eine tolle Wirkung haben, als Anfangssatz stört es erstmal nur (also mich zumindest)

Ach, der Leser soll gleich merken - auf was er sich da eingelassen hat! Ne, im Ernst, ich verstehe, was du meinst. Ich glaube, mich würde das auch stören und da setze ich mich nochmal hin und überlege mir 'nen anderen Einstieg.

Ich konnte mir deine Prots lebhaft vorstellen, obwohl ich die Stelle mit dem aufstoßen leicht überzeichnet fand, dass war mir dann ein herzhafter Röhrer zuviel, aber durchaus noch amüsant. Ich fands gut.
Ja, da muss man aufpassen. Manchmal übertreibt man mit der Übertreibung. Ich hatte auch bisschen Bedenken bei der Stelle, ob das denn nur ich dann witzig finde.

Ich dank dir für deine Zeit, Konfusius, und es freut mich, dass du es gut fandest. ;)

Hey ernst offshore

Mein ganz persönlicher Orthografie-Herrseibeiuns ... Mann, und ich dachte echt: Geil. Nach drei Kommentaren kein Rechtschreibfehler, da kommt auch keiner mehr! Ich war mir so sicher ...
Aber klar, werde ich sofort verbessern. ;)

Wenn du nah im Sinne von nicht fern meinst, kapier ich den Sinn nicht. Solltest du na im Sinne von nein meinen, müsste das stumme h weg.

Hatte das englische Nah! im Sinn, also schon nein. Hm, also wohl doch eher nä ... klingt auch gleich wieder schön rotzig.

Ich würde die Sätze in mündlicher Rede jeweils beenden, und dann groß weiterschreiben: [...]

Jap. Ist besser. Auch, wenn man es mal vorlesen möchte, wäre das besser so, glaube ich. Danke dafür.

Also grundsätzlich mochte ich diesen etwas rotzigen Stil, nur an manchen Stellen funktioniert er nicht recht für mich, also dort, wo es einfach nur missverständlich klingt oder so, als hättest du einfach ein Wort vergessen. Das müsstest du wirklich genauer abwägen. Hin und wieder ein artikelloses Nomen ist okay, das macht auch viel vom Charme der Erzählsprache aus.

Ja, ist wohl doch an vielen Stellen zu viel gewesen. Andere hat es da komplett rausgehauen ... hm, die richtige Mischung habe ich noch nicht gefunden. Ich werde da auf alle Fälle noch weiter daran feilen.

Ist jetzt vielleicht kein literarisches Jahrhundertereignis, aber eine angenehme zwischendurch-Lektüre war es allemal.

Ehrlich gesagt, ich habe mich auch selbst nach dem Schreiben gefragt: Ja und nun? Was willst mit dem Teil hier jetzt sagen, was ist da literarisch daran? Aber, genau das wars, was mir Spaß gemacht hat beim Schreiben, dieses nichts aussagen wollen, aber dann doch was aussagen, weil man ja immer was aussagt, unterbewusst, oder dann doch gewollt paar Details einstreut, keine Ahnung.
Jedenfalls habe ich mich prächtig amüsiert beim Schreiben und fand es selbst witzig einfach mal asi und rotzig zu sein ...

Ich habe mich über deinen Kommentar sehr gefreut, ernst offshore, und es war - wie immer! - sehr aufschlussreich und hat sehr geholfen! :)


Hey jimmysalaryman

Das wirkt alles aufgesetzt, ich merke, dass du dich hingesetzt hast und mal was Dreckiges schreiben wolltest.

Nicht unbedingt was Dreckiges. Ich hatte paar Dialogszenen geschrieben vor einem Jahr oder so, nachdem ich echt Unmengen Stories von Bukowski gelesen habe - okay, da wollte ich was Dreckiges schreiben, weil mich die echt beeindruckt haben. Die Dialogszenen wollte ich jedenfalls mal verarbeiten und weiterspinnen, das aber aus 'ner erzählenden Stellung heraus und keine Ich-Perspektive, weil ich echt fast nur Ich-Erzähler in meinen Geschichten habe. Und ich wollte viel Dialog schreiben und auch da mal was probieren, auch wenn - ehrlich gesagt - ich nicht genau wusste, wo genau ich die Sprache jetzt hinsiedle. Hatte einfach die Figuren im Kopf, was die so tun, wie die sich verhalten ... und dann hat sich so deren Dialog, deren Sprache entwickelt.
Das war so mein Anliegen, also wie du schon erwähntest: Einfach mal was anderes ausprobieren.

Und klar, ich verstehe, dass das jemand, der aus der Gegend kommt, in der die Geschichte scheinbar spielt ... Gaffel, FC ... ja, ich komme nicht aus der Gegend, war da auch noch nie, und kann auch nicht aus der Sache heraus schreiben, aber ich wollte es dennoch versuchen. Dass es aufgesetzt wirkt, ist natürlich blöd, aber ich dachte schon, das wird der ein oder andere mir ankreiden.

Ich dank dir, Jimmy, für deine ehrliche Einschätzung, auch wenn ich da nicht gut bei wegkomme. Jetzt weiß ich, wo ich mit stehe. Und das 'ne Geschichte aufgesetzt wirkt ... das Scheiße, das mag ich auch nicht und ist mir eigentlich auch sehr wichtig beim Schreiben, das es nicht aufgesetzt wirkt und man mir das abkauft. Hab ich nicht geschafft.

Hey Eisenmann

Freut mich, dass du die Geschichte ganz gelesen hast. Dass dir nicht langweilig wurde, nehme ich dann auch noch als was positives mit. Prollig, aufgesetzt und unglaubwürdig, das war natürlich nicht meine Intention, aber ich nehme mir das zu Herzen, dass sie so rüberkommt, und werde daran arbeiten, denn unglaubwürdig ist ja schon fast ein Todesurteil - so für eine Kurzgeschichte.

Ich dank dir für deine Zeit, Eisenmann, und deine ehrliche Kritik! ;)

So, nochmal Danke an alle, die gelesen und kritisiert haben! Hat mich gefreut. :)
Lieben Gruß
Simba

 

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