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Schattiges Geflüster - Der Spion
Ein neuer Tag brach an und endlich hatte ich die Frau meiner Träume wieder neben mir im Bett liegen. Ich streichelte sanft über ihre Wange und sprach: „Wer hätte das auch vorhersehen können? Wir beide als Mitglieder einer geheimen Organisation, die es sich zur Aufgabe macht, kleine Schattenwesen zu verfolgen und zu studieren. Das hört sich so krass an …“
„Bei jeder Begegnung mit ihnen erhoffe ich mir, mehr über sie herauszufinden … aber sie reden immer nur dieselben Sachen vor sich hin ...“, seufzte sie.
„Dass die Menschheit langsam zugrunde gehen soll … Ja, ich hatte auch schon oft das Vergnügen, diesen Satz zu hören. Mit der Zeit gewöhnt man sich dran.“
„An diesen Satz werde ich mich niemals gewöhnen können“, meinte Sarah mit todernster Miene. „Jedes einzelne Wort, was sie sagen, hat etwas zu bedeuten … und wenn wir nicht schnell herausfinden, was sie vorhaben, sehe ich schwarz … aber wirklich schwarz ...“
„Nun sei mal nicht wieder so pessimistisch ...“, meinte ich. „Ihre Pläne werden schon früher oder später ans Licht kommen … Da bin ich mir hundertprozentig sicher, Liebling.“
Mit diesen Worten sprang ich aus dem Bett und zog mir meine Jacke an.
„Du willst jetzt nicht wieder joggen, oder?“
„Natürlich!“, antwortete ich lächelnd. „Du weißt doch, dass ich es liebe, unter dem klaren Sternenhimmel zu laufen. Ich brauch auch nicht lange ...“
„Pass auf dich auf, hörst du?“
„Na klar doch ...“
Als ich dann draußen damit begann, die Straße entlangzulaufen, überkam mir ein unsicheres Gefühl. Es nahm gigantische Ausmaße an, als ich in eine stockdunkle Gasse blickte. Am anderen Ende bemerkte ich zwei glühend rote Augen, die den Sternenhimmel zugewandt waren. Mir war sofort klar, dass sie zu einem der kleinen Schattenwesen gehörten. Als noch zwei weitere rote Augen wie aus dem Nichts erschienen, stieg mein Puls weiter in die Höhe.
„Setuga“, begann einer der Schatten. „Ich will dich wirklich nicht stören, aber es ist äußerst unklug, hier herumzulungern … Sehr viele Mitglieder dieser Organisation sollen hier in der Gegend wohnen ...“
„Ich lungere nicht herum! Ich sehe mir die Sterne an!“
„Das kannst du doch auch woanders ...“
„Heute scheinen sie nun mal hier am schönsten.“
„Du weißt aber schon, dass uns diese verdammte Organisation dicht auf den Fersen ist, oder …?“
„Verzieh dich wieder in dein verfluchtes Drecksloch, wenn du beabsichtigst, mich weiter mit Informationen zu nerven, die ich schon längst kenne! Außerdem kümmert mich diese Organisation herzlich wenig. Sie wird schon bald keine Gefahr mehr darstellen.“
„Wie meinst du das …?“
„Informiere dich gefälligst mal besser! Wir haben dort einen menschlichen Spion eingeschleust. Er steht unter unserer Kontrolle. Nur keine Sorge, Moatsch. Dieses arme Schwein hat keine Ahnung von seinem Glück! Sobald wir diesen Menschen nicht mehr brauchen, schicken wir ihn ohne große Umschweife in die Hölle.“
„In die Hölle? Das ist immer gut!“, lachte Moatsch.
„Spare dir dein künstliches Gekicher! Sieh einfach zu, dass er seine Sache gut macht!“
„Wer? Ach so … Ja, das werde ich … Verlass dich drauf!“
Als die beiden Schatten plötzlich wieder verschwunden waren, rannte ich völlig verschwitzt zurück ins Haus.
„Ich bin schon wieder auf die beiden gestoßen!“
„Was sagst du da?“, schrie Sarah fassungslos. „Meinst du Setuga und Moatsch?“
„Ja … Ich konnte ihr ganzes Gespräch mitverfolgen … Sie haben einen Spion in unserer Organisation eingeschleust, der ihnen anscheinend irgendwelche Informationen zukommen lässt!“
„Bist du dir auch ganz sicher, dass sie das gesagt haben?“
„Mein Gott, ich bin doch nicht blöd!“, kreischte ich.
„Beruhige dich, man! Das hat auch keiner behauptet. Es ist nur höchst seltsam, dass du schon wieder auf die beiden gestoßen bist! Das ist mit Sicherheit kein Zufall ...“
„Was meinst du damit …?“
„Na ja, irgendwie scheinst du zu diesen beiden Schatten eine Verbindung zu haben. Sonst kann ich mir deine ständigen Aufeinandertreffen mit ihnen nicht erklären ...“
„Ich habe rein gar nichts mit diesen Viechern!“, schrie ich voller Überzeugung.
„Das glaube ich dir nicht … Tut mir Leid, aber das wird jetzt etwas wehtun ...“
Plötzlich wandte Sarah einen speziellen Griff an, der mich sofort das Bewusstsein verlieren ließ. Als ich wieder zur Besinnung kam, lag ich einer Liege in einem stockdunklen Raum.
„Okay, was geht hier ab?“, rief ich.
„Machen Sie sich nicht unnötig Angst“, beruhigte mich eine vertraute Stimme. „Sie sind hier sicher.“
„Was? Was sagen Sie …?“
Im selben Moment ging das Licht an und ich erblickte Dr. Zhuik. Er war eins der ersten Mitglieder, die mir in der Organisation vorgestellt wurden. Ja, er war mir auf Anhieb sympathisch. An diesem Tag jedoch erlebte ich ihn zum ersten Mal todernst.
„Ach, Sie sind es ...“, schnaufte ich erleichtert auf.
„Sie befinden sich in einem geheimen Kellergewölbe der Organisation. Durch Hypnose haben wir Sie von einem der Schattenwesen befreit.“
„Wie bitte …?“ Die Fassungslosigkeit war mir ins Gesicht geschrieben.
„Ihre Freundin hat uns erzählt, dass Sie bereits zum dritten Mal auf Setuga und Moatsch gestoßen sind … Ich habe nach dieser höchst beunruhigenden Aussage nicht lange gezögert und habe Sie in einen hypnoseähnlichen Zustand versetzt. Dabei kam eins dieser Dinger aus Ihrem Kopf geflogen ...“
„Und wo ist es jetzt?“, fragte ich geschockt, während ich versuchte, aufzustehen.
„Sie sollten sich noch etwas schonen … Diese sogenannte Austreibung hat Ihnen viel Energie gekostet.“
„Bitte beantworten Sie meine Frage … Wo ist es?“
„Nachdem es aus Ihrem Kopf herausgeflogen war, löste es sich vor unseren Augen in Luft auf.“
„Ist es möglich, dass es wieder zurückkommt?“
„Das kann ich Ihnen nicht sagen ...“, entgegnete Dr. Zhuik. „Jedenfalls wissen wir jetzt, dass diese Dinger die Fähigkeit besitzen, in unsere Köpfe einzudringen. Auf diese Weise wollten sie unsere Organisation ausspionieren. Schlaue Kerlchen … das muss man ihnen lassen.“
„Es wundert mich einfach nur, warum ich rein gar nichts bemerkt habe … Das ist schon unheimlich. Sie sollten besser diese Hypnose, die Sie mit mir gemacht haben, auch mit allen anderen Mitgliedern der Organisation durchführen.“
„Wir haben bereits jeden durchgecheckt. Es war alles in Ordnung.“
„Wirklich? Wie lange habe ich denn bitte geschlafen?“
„Ähm, ein paar Tage“, lächelte Dr. Rhuik. „Anscheinend haben Sie den Schlaf dringend gebraucht.“
„Sieht wohl so aus ...“
„Haben Sie sonst noch irgendwelche Fragen?“
„Ja … Haben Sie jetzt vielleicht eine Erklärung parat, warum ich ständig auf Setuga und Moatsch stoße?“
„Sehen Sie … Diese Dinger scheinen untereinander wie Magnete zu funktionieren. Sie ziehen sich sozusagen gegenseitig an. Sie hatten eins die ganze Zeit im Kopf und dieses Ding scheint Sie unbewusst jedes Mal zu den anderen beiden gebracht zu haben. Können Sie sich mit dieser Erklärung zufrieden geben?“
„Keine Ahnung … Hört sich komisch, aber auch zugleich logisch an ….“
„Jedenfalls ist jetzt wieder alles in Ordnung mit Ihnen.“
„Ja, für den Moment ... Worauf habe ich mich hier nur eingelassen?“, seufzte ich mit einem leichten Grinsen.