Was ist neu

Schamlose Affenbande

Mitglied
Beitritt
11.06.2009
Beiträge
6

Schamlose Affenbande

Das älteste Gewerbe der Welt, so las ich es heute in der Zeitung, hat weit reichende evolutionäre Wurzeln. So fanden Forscher in Singapur heraus, dass es bei der Affenart der Makaken einen Markt für Sexdienstleistungen gibt. So musste beispielsweise ein Affenmännchen ein Weibchen durchschnittlich 15 Minuten lausen, bevor ihm Geschlechtsverkehr angeboten wurde.

Mist, bei mir war das ja immer genau umgekehrt.
Das auserwählte Männchen, was fließend sprechen und auch sonst über einen möglichst hohen IQ verfügen musste, bekam nach einer angemessenen Kennlern- und Wartephase von mir ein einladendes Begrüßungsangebot. So lauste ich das Männchen durchschnittlich über eine Entspannungsphase von stolzen fünfundvierzig Minuten. Ganzkörper versteht sich. Mit Öl und mit den Füssen voran über Beine, Po, Rücken und Arme. Aus beruflichen Gründen kann ich durchaus mit Überstunden umgehen, aber mit dreißig Minuten Mehrleistung pro Mann erschien mir jetzt meine Sonderleistung vielleicht doch ein wenig zu großzügig. Zumal der Letzte so schrecklich behaart war, dass man ihn durchaus mit einem Affenmännchen hätte vergleichen können.

Dabei sah der Primat, der meine heimische Behausung kennenlernen wollte, oberflächlich betrachtet gar nicht so schlecht aus. Nettes Lächeln mit Grübchen. Kleine Lachfältchen um die Augen tanzend. Aufgeschlossener Blick mit einem gewissen Funkeln in den Augen. Volles, schwarzes Haupthaar mit einem Dreitagebart.
Sofort nach Öffnen der Wohnungstür klammerte sich sein frischer Joopduft an meine Nase und drang von dort direkt in meine Schaltzentrale ein, um letzte hemmende Blockaden zu lösen. Zur Begrüßung gab es keine Bananen, Blumen oder ausschmückende Worte. Mein Kinospontandate grüßte kurz und schaute mir sogar aufrichtig in die Augen, obwohl ich an diesem Abend ein tief ausgeschnittenes Oberteil trug. Glückwunsch.
Nach einer relativ kurzen Eingewöhnungsphase begann er sofort sich langsam seiner künstlichen Baumwollhüllen zu entledigen und insgeheim fragte ich mich, ob die Heizung auf Stufe vier schuld daran sei oder er mir einfach nur seine Erfolge im Fitnessstudio zeigen wollte. Atemlos und mit einem erstaunten Bullaugenblick hatte ich wenige Sekunden später einen freien Blick auf ein stattliches, gut im Saft stehendes Hordentier. Nur das direkt unter seiner Gürtellinie beginnende, durchgehende Fell regte meine Hirnzellen an.
Halb Mensch. Halb Affe.
Wie gern hätte ich jetzt ein Forscherteam spontan zu einer Sitzung bei mir direkt ins Schlafzimmer geladen, um die ein oder andere auftauchende Frage zu klären.

Mittlerweile weiß ich ja aus meiner langjährigen Erfahrung, dass haarige Biester keine Seltenheit sind. Wie sagte es neulich sogar ein türkischer Comedian im Fernsehen:
„Also ich bin ja Türke und Türken sind bekanntlich stark behaart. Am ganzen Körper. Überall sprießen die Haare wie verrückt. Meine Füße zum Beispiel sind so schrecklich behaart, dass ich ohne weiteres einen Hobbit hätte doubeln können.“(Hobbit = Figur aus dem Film „Herr der Ringe“)

Plötzlich finde ich mich in einem Kreissaal wieder und bekomme ein ungutes, beklemmendes Gefühl. Grelles Licht beleuchtet die Szene. Die weißbekittelten Ärzte stehen vor den frisch gebackenen, vor Glück verstrahlten Eltern gratulieren Wortreich zur Neuankunft:
„Süß, ihre kleine Tochter. Völlig gesund und alles dran. Sie können wirklich stolz sein, auf so ein wunderschönes Kind. Und das Haar an Rücken und Po wird auch noch von selbst abfallen, keine Angst.“
Das Haar wird noch von selbst abfallen…
Was wenn nicht? Was wenn wir uns zurück entwickeln? Woher sonst kommen Wolfsmenschen und wieviele gibt es inzwischen schon davon? Dann erwachte ich in der U-Bahn sitzend aus einem Tagtraum.

Wochen später kam mir ein besonders feines dunkelhäutiges Affenmännchen dazwischen. Der Exot prahlte gleich beim ersten Im-Cafe-Sitz-Date mich mit einer beeindruckenden Nackenmassage verwöhnen zu wollen. Ich konnte meinen Ohren erst gar nicht trauen. Ein Mann, der mich zuerst verwöhnen wollte. Das musste ich mir im Kalender ankreuzen. Was für ein Glückstag. Scheinbar hatte das lange Warten auf ein Traummännchen nun ein Ende. Oder hatte er vielleicht auch den Zeitungsartikel gelesen?

Einen Monat später…

Als Langzeitmenschenaffenforscherin kann ich verkünden, dass es schlecht um die Gesellschaft der Menschen bestellt ist. Aus meiner bisherigen Forschungsarbeit heraus kann ich leider offen mitteilen, dass den meisten Menschenfrauen ein Makakenmännchen lieber wäre. Ein durchschnittliches fünfzehn Minuten andauerndes Vorlausen kann sich doch fühlen lassen.

Leider überleben die meisten Großstadtaffen nicht einmal die ersten zehn entscheidenden Minuten nach dem Anpfiff. Lieblos dribbeln die Ballkünstler zum Oberbau der Auserwählten, um sich dann ziel-und planlos im Unterbau zu verrennen. Sekunden später stehen sie dann lächelnd vor dem Tor und wundern sich dann, dass das ausgewählte Görl keinen Bock hat sich durch den heimischen Urwald vögeln zu lassen.

Auch der Sonderprimat mit der Nackenkraulmasche, die ihr Ziel nicht verfehlte, wollte schon nach fünf Minuten den Vorwaschgang abbrechen und sich dem Hauptprogramm widmen. Vielleicht deutete er einen kleinen, erlösenden Seufzer als Anpfiff zum Elfmeterschuss. Besagter Spieler wurde mit sofortiger Wirkung vom Platz gestellt.

Kaum zu glauben, aber wahr, ich habe mir nun eine Dauerkarte gekauft.
Nicht für den HSV, nicht für die BLUE DEVILS oder die AMERICAN DREAMBOYS….

….nein, für den HAGENBECKER ZOO.

Ich überlege ernsthaft die Partnerschaft, ähm, die Patenschaft für einen männlichen Affen zu übernehmen. Ein bisschen Fresschen im Monat kaufen und ab und zu ein paar Leckereien kochen ist wirklich nicht viel Arbeit.
Doch zuvor muss ich unbedingt ins Affengehege.
Nicht stehend vorm Gitter, sondern mitten in die Gruppe.
Okay, vorher noch den Pfleger bitten, den Silberrücken (oder das oberste Alttier) wegzusperren, aber dann kann der Spaß beginnen.

Huhhuhuhuuhuhuhhhhhuuuuuuuuuuu…..

 

Hallo Charabia!

Guck an, der Mann als Affe, halt, als behaarter Affe. So was kann an sich schon nicht humorvoll sein.

Ich habe nicht alles gleich verstanden, was daran liegen könnte, dass ich ein behaarter Affe bin.

Irgendwie bricht für mich deine Geschichte (der ich bis dahin folgen konnte) in der Mitte ab, um sich Beispielen besonders behaarter Affen zu widmen. An sich vllt interessant, aber die Geschichte wird zu keinem Ende geführt.

Mag allerdings auch an meiner eingeschränkten Sichtweise liegen und ein Schmunzeln ab und an konnte ich mir nicht verkneifen.

LG

Adem

 

Hey CHARABIA,

lustige Geschichte, die du uns da vor die Nase wirfst.
Nehme aber an, dass ein Mann nicht gerade Adressat deines Humors ist. :)

Hat mir aber trotzdem gefallen. Kann mich nämlich mit Affen nicht identifizieren.

Der Bruch in der Mitte ist mir übrigens auch aufgefallen.

Vielleicht ist folgender Grund dafür verantwortlich: Du verlierst dich in Metaphern und Vergleichen, die natürliche auf lustige Art und Weise sexuelle Praktiken versinnbildlichen, aber nicht dem vorherigem Erzählstil entsprechen.

Trotzdem sehr schöne Geschichte. Hab ich gern gelesen...

Beste Grüße
M. Glass

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom