Was ist neu

Schamane

Seniors
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02.06.2001
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Schamane

Thomas Crawford nippte gedankenversunken an seinem Whisky. Es war das erste Mal seit vielen Monaten, dass er etwas stärkeres denn Sekt oder Wein zu sich nahm.
Was war nur falsch in seinem Leben?
Was war es, das ihn schon von Kindesbeinen an von den anderen unterschied?
Er kannte die Antwort auf diese Frage nicht, obwohl er oft stundenlang danach suchte. In der Tiefe seines Herzens wusste er, dass er glücklich sein müsste. Nicht in seinen kühnsten Träumen - gleich ob nachts oder tagsüber - hätte er es gewagt sich vorzustellen, seine Zukunft, sein Schicksal, sein Leben könnte in diesen wohlgeratenen Bahnen verlaufen.
Und doch war es so gekommen.
Und dennoch war er nicht glücklich. Nicht wirklich.
„Wolfsstunde“ hatte seine Mutter jene quälenden Momente der Unzufriedenheit genannt: Es waren Minuten oder Stunden, in denen man sich schmerzlich seiner Sterblichkeit bewusst wurde.
Aber es war auch ungleich mehr als das: Er wusste plötzlich um seine Vergänglichkeit.
Hundert Jahre, und jeder Mensch, den er jemals gekannt hat, wäre tot.
Tausend Jahre, und seine Werke wären nicht Vergangenheit, sondern längst verblasste Erinnerung des Weltengedächtnisses.
Oh, Menschen vergessen schnell, wenn es nicht um eigene Erfahrung geht. Scheiße, wahrscheinlich würden selbst Hemingway und Hesse das Schicksal des Zeitenwandels erleiden: In Vergessenheit zu geraten.
Konnte es schlimmeres für seinesgleichen geben?

Er trank einen weiteren Schluck, welcher heiß in der Kehle brannte, um wohlige Wärme im Magen zu verbreiten. Sei mein Freund, du bernsteingüldener Seelentröster, verschlinge meine bösen Gedanken, nimm fort diese peinvollen Erinnerungen, sei mein, wie ehedem, bitte, sei mein und-

"Tom, wir müssen uns beeilen, wenn-„

Amanda, seine Verlobte, erschrak.

"Was machst du da?", stieß sie ungläubig hervor und schritt langsam auf den Tisch zu.

"Ich weiß es nicht.", sagte Tom ehrlich und stellte das fast leere Glas auf der Tischplatte ab.

Er sah hoch, bemerkte, dass Amanda fasziniert und angewidert zugleich die karaffenförmige Whiskyflasche anstarrte. Aus einem Impuls heraus ergriff sie das Gefäß, ging zur Spüle und ergoss den Inhalt der Flasche in das glitzernde Aluminium.
Gurgelnd floss die wertvolle Flüssigkeit in die Kanalisation.
Dann drehte sich Amanda um, warf Thomas einen vernichtend vorwurfsvollen Blick zu und ließ die Flasche achtlos in das Becken plumpsen.

"Du-", begann sie, setzte jedoch ab.

Thomas ergriff die Gelegenheit dankbar. Vielleicht wollte Amanda, dass er sich verteidigte.

"Es tut mir leid. Irgendwie schaffe ich diese psychische Belastung nicht mehr. Es ist mir einfach über den Kopf gewachsen. Wenn du mir jetzt böse bist, werde ich das verstehen und dir keinen Vorwurf machen, aber das eine sollst du wissen:
Ich liebe dich und kann nicht leben, ohne deiner emotionalen Nähe gewiss zu sein. Du hast mich einmal vor mir selber gerettet. Nun brauche ich erneut deine Hilfe. Bitte hilf mir!"

Er stand auf und wartete. Wartete auf jene Reaktion, die er seitens Amandas erhofft hatte.
Sie trat an ihn heran und umarmte ihn auf diese altertümliche Weise die darin bestand, nicht das Becken des Gegenübers zu berühren.

"Ich liebe dich auch und ... wir werden es schaffen, ja? Was immer es auch sein mag, das dich bedrückt, ich bin für dich da und werde dir beistehen."

Sie sprach, und doch war ihm so, als würde sie singen. Er schalt sich selbst einen romantischen Narren und doch konnte er sich Amandas wunderbarer Zärtlichkeit nicht erwehren, im Gegenteil: Behutsam zog er ihren Körper an den seinigen und genoss diesen Zustand völliger Harmonie.
Er strich mit seinen Fingern durch das lange Haarkleid, sog ihren Duft ein und schloss die Augen.
Warme Nässe drang in seine Halsporen ein und er merkte, dass sie weinte.
Ganz leise.
Fast unmerklich.
Und er hasste sich dafür, dass er dieses feengleiche Wesen verwundet hatte.

"Nie wieder", flüsterte er und war sich nicht sicher, ob er tatsächlich zu Amanda sprach.


Jene „kleine Party“ zu der sie geladen worden waren, entpuppte sich als Großereignis. Thomas erblickte hunderte Gesichter prominenter Persönlichkeiten (um der Wahrheit zu gereichen: Nur die wenigsten Prominenten waren strahlende Persönlichkeiten, aber an diesem Detail war niemand ernsthaft interessiert), von denen ihm etwa die Hälfte vollkommen unbekannt waren.
Draußen, vor dem Cafe, drängten sich die Paparazzi, drinnen die Schönen und die Reichen, die Bewunderten und die Berühmten.
Wenn man all dies zum ersten Mal staunend über sich ergehen ließ, glich es einem Blick in eine bis dahin unbekannte, wunderschöne Welt.
Mittlerweile war es ein langweiliges Ritual für Thomas geworden. Bevor er Amanda kennen und lieben gelernt hatte, hatte er diese Partys dazu benutzt, sich zu betrinken.
Dann konnte es vorkommen, dass er Obszönitäten in Gegenwart peinsam berührter Schauspieler oder Produzenten von sich gab.
Thomas war kein Alkoholiker, er verabscheute die Schergen des Alkohols, aber er kannte kein anderes Mittel, um seine Ohnmacht zu bekämpfen.
Dank Amanda war ihm schlagartig bewusst geworden, dass er sein Leben, sein Talent unnütz vergeudete, wenn er sich betrank.

"Hey Tom. Schon lange nicht mehr gesehen. Wie geht's dir denn so, Junge?"

Ralph Chapman, einer der gediegensten Autoren von Drehbüchern bekannter Fernsehserien.

"Danke der Nachfrage. Nicht zu gut, aber auch nicht wirklich schlecht."

Chapman lachte, wobei er etwas von seinem Champagner verschüttete."

Herrgott, was bin ich doch für ein Tollpatsch.", beklagte sich dieser und wischte ein paar Tropfen des Getränks von seinem Jackett.

"Wo ist Amanda? Wieder mal bei ihrem Freund?"

"Kann schon sein.", erwiderte Thomas müde und seltsam ausgelaugt.

"Was hast du denn, Junge? Du siehst gar nicht gut aus, weißt du das?", meinte Chapman, in dessen Stimme echte Sorge mitschwang - ein Luxus, den sich nur die Wenigsten leisten mochten.

„Ja, ich weiß. Ich passe einfach nicht hierher."

Chapman schüttelte den Kopf. "Blödsinn. Du bist für zwei Filme verantwortlich, die das Kunststück zuwege brachten, sowohl bei den Kritikern, als auch bei den Kinobesuchern begeistert aufgenommen zu werden.
Jungchen, das ist mehr, als man von den meisten Anwesenden dieses Spektakels behaupten könnte."

"Ralph, den wirklichen Grund meines Unwohlbefindens kennst du. Davon abgesehen war meine letzte Filmvorlage nicht gerade von Erfolg-“

"Du bist viel zu selbstkritisch.", schnitt ihn Chapman mitten im Satz ab, "Niemand kann von dir verlangen, dass du ständig Romane wie „Gezeiten“ zuwege bringst! Niemand kann sich-"

"Ralph, bitte.", sagte Thomas, dem entsetzlich heiß geworden war, "Du weißt, wovon ich spreche. Die Mehrzahl der Geladenen akzeptiert mich lediglich als den Verlobten von Amanda Bates Ich-"

Eine heiße Woge floss durch Thomas Körper.
Schweiß kühlte seine Haut, verdunstete jedoch viel zu rasch um Abhilfe zu schaffen.
Die Glut war unerträglich.
Seine Hand öffnete den obersten Knopf des Hemdkragens.

"Alles in Ordnung, Junge? Du wirst mir doch nicht umkippen?"

"Mir ist nur ein wenig heiß."

Als er wieder zu sich kam, war er von einer großen Menschenmenge umringt.
Neben ihm kniete Amanda und hielt seine rechte Hand. Sein erster Blick traf aber nicht Amanda, sondern eine ältere Dame mit Brille.
Noch nie gesehen, schoss es ihm durch den Kopf. Der Kopf! Heftige Schmerzen, deren Epizentrum im Hinterkopf zu sein schien.
Unwillkürlich betastete er die schmerzende Stelle.
Ein heftiger Stich, er zuckte leicht zusammen.

"Verdammt, was ist passiert?"

"Sie schlugen mit dem Hinterkopf an einer Tischkante an.", erklärte ein junger Mann, der ihm so unbekannt wie die alte Dame war.

"Ich werde dich ins Krankenhaus fahren.", sagte Amanda.

"Nein", widersetzte sich Thomas, "Mir fehlt nichts. Hat mich irgendwas am Kopf getroffen?"

"Nein, du bist plötzlich nach hinten gefallen, als hätte ich dir einen Hieb in die Magengrube verpasst.", bemerkte Chapman und runzelte die Stirn.

Thomas rieb sich die Schläfen, spürte, wie die Kraft in seine Glieder zurückkehrte und erhob sich, noch ehe Amanda dagegen protestieren konnte. Die oberen Hemdknöpfe waren geöffnet.

"Fährst du mich nach Hause?", fragte er Amanda.


Wenig später betraten sie die gemeinsame Wohnung.

"Ich bin trotzdem der Meinung, ein Arzt sollte dich untersuchen."

"Ach komm schon! Was sollen diese Quälgeister schon feststellen? Mister Crawford, dieses Hämatom beunruhigt mich - wir werden es operativ entfernen lassen müssen."

"Mach dich bitte nicht lustig über mich.", sagte Amanda leicht gekränkt, "Ich bin nur in Sorge wegen deines Verhalten."

"Ja, du hast recht. Entschuldige. Ich werde zwei Aspirin nehmen und zu Bett gehen."

Und abermals gab er ihr keine Möglichkeit, Einwände vorzubringen. Nicht die Liebe zu Amanda war abgekühlt - das Verständnis seinem eigenen Körper gegenüber war deutlich im Schwinden begriffen.


Thomas erwachte erst am nächsten Morgen. Er fühlte keine Schmerzen, obgleich eine riesige Beule seinen Hinterkopf wenig schmeichelhaft verzierte.
Amandas Bettseite war leer.
Thomas rieb sich den Schlaf aus seinen Augen und stand gemächlich auf. Das Wetter war- strahlend schön, er verspürte Lust auf einen Spaziergang.

Nachdem er sich angezogen und geduscht hatte, ging er in die Küche. An die Vase in der Mitte des kleinen Tisches war ein Notizzettel geheftet.
Thomas nahm diesen in die Hand und las: „Bin in der Stadt - komme gleich wieder.
Habe mit Chris einen Termin vereinbart. Um 13 Uhr in seiner Praxis. i.L., Amanda“

"Na toll.", murmelte Thomas und zerknüllte den Zettel. Er konnte es nicht ausstehen, wenn man über seinen Kopf hinweg Entscheidungen traf, die in direktem Zusammenhang mit ihm standen.
Amanda zuliebe würde er den Termin einhalten.

"Sie können jetzt hinein gehen, Mister Crawford."

"Was? Ach so, ja, danke.", sagte Thomas zu der Sprechstundenhilfe, die ihn mit einer Mischung aus stummer Faszination und gepflegter Langeweile ansah und dabei lächelte.
Er schloss die Tür hinter sich. Chris sah auf.

"Setz dich bitte."

Verlegen kratzte sich Thomas an der Schläfe.

"Mir fehlt nichts, Chris. Ich stehle deine Zeit nur unnötig."

"Das überlass bitte mir zu entscheiden, ja? Setz dich endlich."

Thomas kam der Aufforderung nach. Chris faltete die Hände über dem Schreibtisch und sah Thomas eindringlich an.

"Von dir hört man ja ganz merkwürdige Sachen: Kippst einfach während einer Party um, wie?"

"Schuldig.", sagte Thomas und deutete mit dem Kinn zu dem aus Plastik gefertigten menschlichen Skelett neben dem Medikamentenschrank.

"Hat es bei dem armen Kerl dort denselben Anfang wie bei mir genommen?"

"Ne, wollte seine Rechnung nicht bezahlen. Im Ernst, Tom. Was war denn los?"

"Gar nichts. Ich bin eben ohnmächtig geworden. Soll mitunter vorkommen"

Chris erhob sich aus dem Sessel und schritt auf ihn zu.

"Darf ich mal deine tödliche Verletzung sehen?"

"Hier unten.", sagte Thomas und fuhr mit dem Zeigefinger vorsichtig über die Beule.

"Hm. Tut's weh?", fragte Chris, während er behutsam über die Schwellung strich.

"Nur wenn irgend ein Blödmann zu heftig daran herummacht."

"Das sind die Momente in denen ich mir wünschte, ich wäre Rechtsanwalt geworden."

Chris nahm wieder Platz.

"Ich würde zu einem hübschen Röntgenpassbild raten."

Thomas seufzte und verschränkte die Arme über der schmächtigen Brust.

"Gute Güte, was hat dir Amanda bloß erzählt? Dass eine Horde Verrückter mit Eisenstangen auf meinen Kopf eingeschlagen hat?"

"Nein, aber ich kann dir versichern, dass mit Kopfverletzungen nicht zu spaßen ist. Im übrigen würde mich wirklich interessieren, wieso du umgekippt bist. Sei ehrlich, Tom - hast du Drogen genommen?"

"In meinem ganzen Leben nicht."

"Beruhigungstabletten? Sonstige Pharmazeutika?"

"Nein, ich-"

"Alkohol?"

Resignierend riss Thomas die Arme in die Höhe.

"Ja, verdammt, ich habe ein bisschen Whisky zu mir genommen. Es war ein schwüler Abend und ich war müde und körperlich nicht sonderlich gut drauf und – zack! Jesses, das kann doch jedem passieren!"

Chris nickte zögernd und zupfte an seinem Oberlippenbart.

"Klingt logisch. Ich meine, kein Gesetz kann dich zwingen, dich einer Untersuchung zu unterziehen, aber es könnte dir bestimmt nicht schaden."

"Ja, genau. Was kann ein wenig Röntgenstrahlung schon ausmachen? Vom erhöhten Krebsrisiko abgesehen, meine ich. Und ein paar bunte Pillen und Wasserspritzen, mit dem Hämmerchen auf das Knie klopfen und-"

"Tom, das genügt.", unterbrach ihn Chris harsch auf strenge väterliche Weise.

"Entschuldige. Ich bin Ärzten gegenüber ein wenig zu kritisch eingestellt. Du weißt, die Recherchen meines zweiten Buches haben mich nachdenklich gemacht. Verdammt, Chris, ich rede völligen Schwachsinn."

"Richtig, Mister. Nur eine Frage noch: Wieso hast du Whisky getrunken?"

"Weil kein Scotch zugegen war.“, entgegnete Thomas heiser lachend.

"Du weißt, was ich meine!."

"Schon gut, Chris. Bitte verschone mich mit diesen Fragen. Ich bin müde, habe in letzter Zeit zu viel gearbeitet."

"Ich kenne dich zu lange, um-"

Thomas war entnervt und kämpfte gegen den Drang an, unbeherrscht zu fluchen und zu brüllen.

"Ich kenne mich seit meiner Geburt und bin mir immer noch nicht im Klaren darüber, ob ich ein genialer oder ein ganz simpler Verrückter bin. Das eine weiß ich aber: Ich liebe deine Schwester und würde ihr niemals wehtun. Das ist doch deine Hauptsorge, ja?"

Chris nickte. Leichtes Unbehagen machte sich bei ihm breit.

"Ja, das kann ich nicht bestreiten. Sie ist ein wundervoller Mensch und hat es verdient, dass ihr nur gutes widerfährt."

Thomas verließ seinen Platz und schritt ungeduldig zu der Tür.

"Ehe wir uns auf Seifenopern-Niveau hinab begeben - Chris, bitte, du musst mir glauben! Ich liebe Amanda über alles!"

"Ich glaube dir.", sagte Chris mit sonorer Stimme, "Die Frage ist nur - glaubt dir Amanda?"


Unruhig trat Thomas von einem Fuß auf den anderen. Er hatte Amanda ein paar Versprechungen zu viel gegeben - Kein Alkohol - keine Recherchen für das nächste Buch - kein stundenlanges Darben vor dem Computer - und natürlich würde er Chris sofort Bescheid geben, falls ihn erneut ein unsichtbarer Vorschlaghammer treffen würde.
Das war mehr, als er zu Jahreswechsel an guten Vorsätzen geäußert hatte.
Der dritte Punkt der Liste an Versprechungen war am problematischsten gewesen.
Nicht, dass es ihm schwergefallen war, sich zu einer Schreibpause durchzuringen, im Gegenteil: Er befand sich mitten in einer Phase der Non-Kreativität.
Es war zum verrückt werden: Er saß stundenlang vor dem 20-Zoll-Bildschirm und tippte unsinnige Sätze ein, löschte diese wieder, unternahm einen neuerlichen Versuch, löschte das Geschriebene und so weiter. Es war schlechtweg unmöglich, was in den letzten Monaten geschehen war.
Die Quelle der Kreativität war versiegt. Jene wenigen letzten Tropfen konnten seinen Durst bei weitem nicht stillen.
Nicht einmal Amanda gegenüber hatte er sein Problem eingestanden. Es war ihm nachgerade peinlich. Er kam sich wie ein Tennisprofi vor, der den Ball nicht mehr traf, sondern Löcher in die Luft schlug.
Mehr noch: Er hatte einen Vertrag zu erfüllen! Er konnte es sich nicht leisten, nichts zu schreiben.
Selbst damals, als er mindestens einen von zwei Tagen mit Schreiben aussetzen musste, da er betrunken war, ereilten ihn kreative Schübe, setzten sich Ideen in seinem Verstand fest, die er fast mühelos zu Papier bringen konnte.
Thomas war so frustriert, dass er wohl zu einer Flasche Alkohol gegriffen hätte, wäre eine in seiner unmittelbaren Nähe gewesen.
Zum Glück hatte Amanda die Flasche Whisky unschädlich gemacht.
Ein Grinser huschte über sein Gesicht: Das hatte ihn einstmals ausgezeichnet - detaillierte Beschreibungen von Gemütszuständen. Aber nun ...

Thomas wechselte ins Wohnzimmer und machte es sich auf dem Sofa bequem. Amanda würde erst spät Abends heimkehren.
Er benötigte Ablenkung.
Was eignete sich besser hierzu, als gutes, altes, amerikanisches Fernsehfutter?
Er schaltete den Fernseher ein. Viele Gedanken gingen ihm durch den Kopf. Zu viele, als dass er sich auf die einzelnen Sendungen hätte konzentrieren können.
Nahtlos schlossen Ratesendungen an Seifenopern, Werbung an Vorschauen, Nachrichten an Kurzbeiträge an.
Die Stunden vergingen, Thomas wurde schläfriger und konnte die Augen nicht mehr offen halten.
Matt klappten die Augenlider zu und Thomas döste ein.

Ein merkwürdiges Geräusch bohrte sich schmerzhaft in seine Ohren: Einen Augenblick lang dachte er, sein Kopf müsse platzen, wie ein Luftballon, den ein übereifriges Kind mit zu viel Ehrgeiz aufgeblasen hatte.
Thomas presste die Hände gegen die Ohren und schrie vor Schmerz hell auf.
So unvermittelt das Geräusch aufgetaucht war, so schnell war es wieder entschwunden.
Er vernahm ein leises, statisches Rauschen, das wie leises Flüstern klang.
Er rieb sich die feuchten Augen und sah, dass der Fernseher noch eingeschaltet war. Eine dunkelhäutige Schönheit erklärte einem auf Hochglanz polierten Schönling, dass sie, ein Kind von ihm erwarte.
Das seltsame Geflüster schwoll an.
Thomas schaltete den Fernseher ab.
Aufmerksam lauschte er den bizarren Tönen, die ihn umgaben.
Es klang wie das Rauschen der Blätter, wenn der Herbstwind an den Ästen rüttelte, um den Baum sanft an den bevorstehenden Winter zu erinnern.
Und doch waren es Stimmen, gemurmelte Konversation einer Sprache, die ihm unbekannt war. Er stand auf, schritt zu dem Radiogerät neben dem Fernseher und zog den Netzstecker aus der Steckdose.
Woher entsprangen die Stimmen?
Gleich, welcher Richtung er sich zuwandte, stets verharrten die Stimmen in ihrer atonalen Heftigkeit.
Es gab keine Veränderung, wie es bei einem Standortwechsel der Fall hätte sein müssen. Als höre man Musik über einen Kopfhörer.
Er konnte sich dieses Phänomen nicht erklären. Es war eigentlich unmöglich, was hier geschah.
Langsam durchblickte er den Raum, suchte nach einer rationalen Erklärung dessen, was er mit seinen Sinnen wahrnahm.
War dies das erste Anzeichen von Wahnsinn?
Oh Gott, nein, lass mich nicht verrückt sterben! Um Amandas Willen nicht.
Fast wehmütig sah er zu einem gerahmten Bild hoch, das ihn und Amanda am Rande des Grand Canyon zeigte. Beide lächelten sie dieses dümmliche und doch bewegende Kameralächeln. Er hatte schon als Kind eine begründete Abscheu vor Objektiven jeglicher Art gehegt.

Im Spiegelglas war eine Bewegung zu erkennen.
Erschrocken wirbelte er herum.
Er musste sich geirrt haben. Das einfallende Sonnenlicht hatte ihm einen Streich gespielt. So musste es gewesen sein.
Dennoch verharrte er in seiner angespannten Position.
Etwas grelles war im Widerschein der flachen Mattscheibe des ruhenden Fernsehgerätes zu sehen.
Thomas visierte dieses grelle, unförmige Gebilde an.
Betrachtete es.
Sah, wie es größer und größer wurde.
Eine Lichtquelle ergoss sich aus dem Gerät.
Entsetzt schlug Thomas die Hand vor den Mund, um einen Aufschrei zu unterdrücken, der sich unvermittelt in seiner Kehle gebildet hatte.
Das Lichtgebilde nahm konkrete Form an, wurde größer und nun konnte Thomas erkennen, was es war: Ein menschlicher Totenkopf, aus Licht gebildet.
Wie ein gigantisches Hologramm trennte sich die Totenmaske vom schwarzen trägen Hintergrund des Fernsehers.
Doch damit nicht genug. 2 Arme erschienen, skelettiert, bleich, nervös zuckend. Der Totenkopf starrte ihn an, nein, vielmehr hypnotisierte ihn. Ein Brustkorb floss aus dem Fernseher, gefolgt von einem breiten Becken und zwei langen Beinen, lediglich aus Knochen bestehend.
Das lumineszierende Skelett betrat den Fußboden.
Irgendwie schien es zu pulsieren, als könnte es seine Gestalt nur mühsam unter Kontrolle halten.
Thomas stolperte ein, zwei Schritte zurück, fiel mit dem Rücken auf das weiche Sofa, blieb dort in unbequemer Stellung liegen und musste feststellen, dass das Gespenst, oder was immer es auch war, auf ihn zuschritt.
Die flüsternden Geräusche wurden lauter. Je mehr sich der Kopf des Eindringlings seinem eigenen näherte, desto verschwommener wurde dieser.
Als wäre er unscharf eingestellt.
Ehe Thomas das Bewusstsein verlor, hielt er beide Arme schützend vor das Gesicht.


"Tom?", fragte eine ihm nur zu bekannte Stimme, die nichts mit dem sirenenhaften Sprechgesang zu tun hatte, welcher der grauenhaften Gestalt vorausgeeilt war.

"Wa?", machte Thomas und öffnete höchst widerwillig die Augen.

"Bist du von der Couch gefallen?"

"Hm. Ja, vermutlich.", gab Thomas eilig von sich und sah sich um. „Wie spät ist. es?", fragte er und stand auf.

Sein Kreuz schmerzte.

"Kurz nach elf. Herrje, dein Rücken muss ja ganz schön verspannt sein."

Ächzend drückte er die Wirbelsäule durch. Ein heftiger Schmerz, ein knacksendes Geräusch. Schon besser.

"Ich muss einige Stunden so gelegen haben."

Ein unsinniger Gedanke schoss ihm durch den Kopf.

"Fällt dir irgendwas an mir auf? Sehe ich anders aus als sonst?“

Amanda blickte ihn verwirrt an.

"Was meinst du damit?"

"Ach, nicht so wichtig.", antwortete er, während seine Augen misstrauisch das Fernsehgerät anvisierten. "Ich hatte einen schlimmen Alptraum, weißt du."

"Wie schön für dich. Mein Alptraum war leider real."

Sie wandte sich von ihm ab, ging zum Kühlschrank und entnahm daraus eine Dose Limonade.
Er folgte ihr in die Küche.

"Rate mal, wen ich heute getroffen habe."

In ihrer Stimme lag Verachtung, also konnte es sich nur um eine ganz bestimmte Person handeln.

"Bri.", meinte er und strich sich das wirre Haar zurecht.

"Ja. Dieser unverschämte Kerl ließ keine Gelegenheit aus, dich in Misskritik zu bringen. 'Er paßt doch überhaupt nicht zu dir, er sieht wie der Zwillingsbruder von David Bowie nach einer Koks- Party aus'.
Ich musste mich beherrschen, um ihm nicht eine in seine verdammte Fresse zu donnern."

Mit einem kurzen Ruck öffnete Amanda die Getränkedose und trank einen Schluck.

"Kann's sein, dass du Bri nicht mehr zu jenen Menschen zählst, die du auf eine einsame Insel mitnehmen würdest?"

Amanda setzte ab und räusperte sich kurz.

"Doch - auf eine Insel mit einem hübschen Vulkan. Und dann würde ich Bri-"

Aus der angelehnten Kühlschranktür ragte eine klauenartige Hand hervor, die sich auf Amanda zubewegte.

"-an den Rand des Kegels treten lassen, und-"

Mit weit aufgerissenen Augen starrte er auf das gleißend helle Gebilde.

"-ihm einen Zehn-Dollar-Schein in die Hand drücken. Dann würde ich-"

Eine grausige Fratze folgte der Hand. Diesmal nicht menschlich, sondern animalisch.

"-ihm einen Tritt in den Arsch verpassen und sagen: Vergnügungssteuer, Bri. Es muss alles seine Ordnung haben, wie du immer zu sagen pflegtest."

Amanda lachte glucksend und stellte die Dose in den Kühlschrank zurück. Sie schloss die Tür und augenblicklich verblasste das schemenartige, obszöne Ungetier.

"Tom, hörst du mir überhaupt zu?"

Thomas war selbst unter Aufbietung sämtlicher Willenskräfte nur zu einem schwachen Nicken imstande. Anscheinend bemerkte sie seine Panik nicht, denn sie verließ die Küche Richtung Badezimmer, ohne ihn noch einmal anzusehen.
Derweil stand ihr Verlobter wie angewurzelt in der Küche und konnte den Blick nicht vom Kühlschrank abwenden, wo ein gespenstisches Ungeheuer hauste.
Leises Plätschern störte ihn in seinen Gedanken.

"Oh, Tom, ich liebe jede seiner Falten! Und seine Krähenfüße. Und sein Haar glänzt längst nicht mehr so verführerisch wie früher. Hoffentlich fallen ihm bald die Haare aus."

Der Wasserhahn wurde abgedreht.

"Ich gehe zu Bett. Kommst du nach?"

Thomas machte sich daran den Raum zu verlassen. Intuitiv drehte er sich ein letztes Mal um.
Diesmal zeigte sich kein Ungeheuer.
Er schloss die Tür hinter sich.

"Ich werde auch nicht gerade jünger, Amanda, und wenn ich mir die Bemerkung gnädigst herausnehmen darf: Du auch nicht."

"Vielen Dank, du Schmeichler.", erwiderte sie und schob sich vor ihn in das Schlafzimmer. "Ich tu' nur meinen Job, Misses. Übrigens: Hast du etwas ... merkwürdiges bemerkt in der Küche?“

"Nein, was denn?"

"Ach, nichts bestimmtes. Es ist schon okay."

"Du bist merkwürdig.", stellte sie ernst fest.

"Ja, das dumpfe Gefühl habe ich allmählich auch..."


Nach dem Erwachen war ihm mulmig zumute: Was, wenn er bereits am durchdrehen war?
Er blickte auf die Digitaluhr auf dem Nachttisch. Zehn vorbei.
Amandas Anwesenheit in der Küche war deutlich zu vernehmen. Sie liebte es, Frühstück zu bereiten. Manchmal kam es Thomas so vor, als handle sie aus einem abstrusen Mutterinstinkt heraus und beschließe ab und an, in ihm ein kleines Kind zu sehen.
Schlaftrunken zog er sich an, wusch sich und ging in die Küche, um Amanda Gesellschaft zu leisten.

"Guten Morgen, Mister Crawford. Gut geschlummert, euer Lordschaft?"

Thomas winkte ab. "Ich muss mal eben schnell deinen Bruder anrufen."

Verblüfft sah sie ihn an. "Du rufst Chris an? Ohne dass ich dir Daumenschrauben anlegen muss?"

Er nahm das Handy und verließ den Raum.

"Der Gestank dieser Brühe, die du Kaffee nennst, ist voll ausreichend."

Sofort taten ihm seine Worte leid. Schuldbewusst drehte er sich um.

"Entschuldige, das meinte ich nicht so. Ist mir rausgerutscht.“

„Verglichen mit dir war Brian ein mustergültiger Gentleman, weißt du das?", sagte sie mit diesem Lächeln, das ihn davon überzeugte, dass, sie ihm seine Worte nicht nachtrug.

"Ja, das weiß ich.", bestätigte Thomas und verließ den Raum.

Warum suchte er die Einsamkeit? Vertraute er Amanda nicht?

„Praxis Doktor-„

"Schon gut, Chris, spar dir deine Puste für Leute, die dir abnehmen, dass du Arzt bist. Ich bin's.", unterbrach er Amandas Bruder.

"Tom? Warum rufst du mich in der Praxis an? Ich habe heute wirklich viel zu tun."

"Ja, zum Beispiel deine Penthouse-Sammlung nach darin enthaltenen Titten zu sammeln. Hör, Chris, eine Frage: Können Halluzinationen noch Stunden nach einem, sagen wir, 'Unfall' auftreten?"

Chris hustete dezent, was bedeutete, ein Patient befand sich in seiner unmittelbaren Nähe.

"Das kommt vor, ja. Warum-"

Thomas wollte ihm keine Chance zu einer direkten Konfrontation geben.

"Ist mir nur so eingefallen. Für meinen nächsten Roman. Vergehen diese Halluzinationen nach einer gewissen Zeitspanne wieder?"

"Das kommt auf den einzelnen Fall drauf an, so allgemein kann ich das nicht sagen! Ich meine, bei einer Verletzung eines bestimmten Gehirnteils-"

"Ja oder nein?", drängte Thomas auf eine klare Antwort.

"Was soll diese blöde, Frage? Warum, denkst du, gibt es so viele, äh, mental eingeschränkte Menchen?“

"Kann eine leichte Gehirnerschütterung Halluzinationen auslösen? Dauerhaft, meine ich."

"Herrgott noch mal, was sollen diese Fragen? Natürlich nicht! Nur dann, wenn das Gehirn als solches Schaden erleidet, wenn also etwa ein Knochensplitter in einen der Hirnlappen eindringt, in Folge einer Schädelfraktur, oder-"

"Also nein."

Am anderen Ende der Leitung stöhnte Chris laut auf. "Ganz recht, nein. Tom, ich möchte dir ans Herz legen, dass du dich mal untersuchen lässt. Meinetwegen auch von einem richtigen Arzt."

"Vielen Dank, Chris. Schönen Tag noch."

"Tom, warte, ich-"

Natürlich wartete er nicht ab, was Chris ihm noch mitzuteilen hätte.
Er schaltete das Telefon ab.
Ihm wurde ein wenig schwindelig zumute: Wenn die Halluzinationen nicht abklingen sollten, ergaben sich unangenehme Konsequenzen daraus. Vielleicht hatte Chris recht, und er sollte sich einer gründlichen Untersuchung unterziehen.
Den eigenen Instinkten vertrauen konnte aber auch nicht schaden. Nein, ganz und gar nicht und sein Instinkt, jene besonnene, zivilisierte Gestalt in grauem Umhang, versicherte ihm, dass er 'normal' sei und auf die ungesunde Dosis an Röntgenstrahlung verzichten könne.


In welchem Zusammenhang Ursache und Wirkung in der Gestalt von Thomas Crawford stand, wird sich niemals restlos klären lassen.
Fest steht, dass der Zwillingsbruder der Wahrscheinlichkeit - der Zufall - kräftig Hand am Schicksal des jungen Schriftstellers angelegt hatte, als ihn am Telefon die tränenerstickte Stimme Marsha Cogans vom Tode ihres Mannes Douglas unterrichtete.
Auf Grund des freundschaftlichen - wenn auch nicht überaus engen - Verhältnisses zwischen Doug und Thomas, hatte es die frisch verwitwete Misses Cogan als ihre Pflicht angesehen, ihn von Dougs Ableben auf raschestem Wege zu informieren.


Und so kam es, dass Thomas und Amanda sich in den düsteren Räumlichkeiten des diskreten und würdevollen Bestattungsinstitutes King befanden. Sie standen auf dem Flur vor der Totenhalle, wo der aufgebahrte Sarg mit der Leiche Dougs untergebracht worden war.

"Nur eine Minute, ja?“, sagte Amanda und zupfte nervös an ihrem Kleid. "Ich hasse es, Toten ins Gesicht sehen zu müssen, es erinnert mich an meine eigene Sterblichkeit."

Thomas unterdrückte mühevoll einen unvermittelt auftretenden Hustenreiz und wartete mit seiner Antwort ab, bis er sicher sein konnte, nicht die unheimliche Stille des Ortes pietätlos zu beflecken.

"Eine Minute.", versprach er. "Es wäre gelogen zu behaupten, wir wären die besten Freunde gewesen, aber es gab eine Zeit, da war ich froh, jemanden wie Doug in meiner Nähe zu wissen. Es ist das mindeste, das ich für ihn tun kann."

Ehe sie die Halle betraten, fügte er noch hinzu: "Um ehrlich zu sein, ich fühle mich auch nicht allzu wohl hier. Mein Gott, Doug war gerade mal 6 Jahre älter als ich."

Die Tatsache, dass ihm der plötzliche Tod Dougs Angst bereitete, musste er nicht explizit erklären.
Er sprach der jungen Witwe sein Beileid aus und schritt an den Sarg, Amanda an seiner Seite. Es war bei weitem nicht so ekelhaft, wie er befürchtet hatte: Doug lag in Samt gebettet in der Mahagonikiste und erweckte den Eindruck, er könne jeden Moment aus einem tiefen Schlaf erwachen, sich aufrichten und sagen: "Hi Leute, schön euch zu sehen."

Noble Leichenblässe und oberhalb des Beckens gefaltete Hände. Das ganze Spektakel wirkte überaus idyllisch und verklärt romantisch.
Fahles Licht und dezentes Gemurmel steuerten das ihr zu diesem Eindruck bei.
Thomas erwies Doug die letzte Ehre, indem er den Kopf senkte und die Hände zu einem stummen Gebet faltete, was Doug, den lebenden Doug, zu einem verständnislosen Schütteln des Hauptes hingerissen hätte. Doug war überzeugter Atheist, stand damit deutlich im Gegensatz zu ihm.
Zwar konnte Thomas nicht behaupten, ein christliches Leben geführt zu haben, aber auf kindlich-naive Weise war er gläubig.
Einige Sekunden verstrichen, dann kehrte er Doug den Rücken zu und bedeutete Amanda zu gehen. Diese zeigte sich darob erleichtert.
Unter dem Türbogen blieb Thomas aus einer unerklärlichen Augenblickslaune heraus stehen und warf einen allerletzten Blick zurück, als wollte er die Seele des verstorbenen gen Himmel steigen sehen, obwohl das selbstverständlich lächerlich war.
Er hörte summendes Geflüster, das keiner menschlichen Kehle entspringen konnte.
Verkrampft umfasste er die Hand Amandas und suchte hastig den Raum nach Gespenstern ab.
Es kam ihm einfach so in den Sinn: Es müssen Gespenster sein.
Und wahrhaftig schwebte eine berückend schöne, eindeutig weibliche Lichtgestalt durch die Halle. Ihre Füße berührten den marmorgefliesten Boden nicht und Thomas wusste nicht zu sagen, ob die Gestalt Beine hatte, denn ein langes Kleid, eine wogende Masse feinen Stoffes ragte über ihre Hüften und verlor sich im Nirgendwo.
Eine zweite, grellere Gestalt erschien aus dem Nichts. Nur war diese abscheulich grässlich: Sie schritt auf sechs Beinen, hatte einen irrwitzig langen, bleistiftdünnen Hals und einen schakalartigen Kopf.
Scheinbar ziellos durchstreifte sie den Raum, wobei ihr Kopf wie eine erregte Schlange hin- und herpeitschte. Auch diese Kreatur kam nicht mit dem Fußboden in Berührung. Sie schwebte wie auf einem unsichtbaren fliegenden Teppich.
Der visuelle Wahnsinn erreichte seinen Höhepunkt, als von der Leiche Dougs Licht ausstrahlte, welches die Umrisse des Toten wabernd zeigte.
Es war Doug, und doch war er es nicht.
Da war nichts zu erkennen, das auf Leben in dieser Gestalt hinwies.
War das die Seele eines Menschen? Das Ding wandte sich ohne Zögern Marsha zu. Man hätte darin etwas rührendes, in der Art der „Amazing Stories“ bewegendes sehen können, wenn nicht ... Das Doug-Wesen bewegte seinen Kopf auf den schwarz verschleierten Kopf von Marsha zu.
Thomas klemmte den linken Handrücken zwischen Ober- und Unterkiefer, um einen pietätlosen Schrei zu bändigen.
Es wäre schlimm genug gewesen, hätte das gespenstische Etwas Marsha geküsst, wie es zuerst den Anschein erweckt.
Er betrachtete mit Abscheu das Geschehen. Das Doug-Wesen stieß in Marshas Kopf und verharrte in dieser Position: Vom Hals aufwärts war das Ding in den regungslosen Kopf seiner ehemaligen Ehefrau eingedrungen. Der Hals blähte sich grotesk, als hätte sich in sekundenschnelle ein Kropf gebildet, nahm wieder normale Ausmaße an, dehnte sich.
Thomas musste mit ansehen, wie das gespensterhafte Wesen Lebensenergie trank oder aß.
Ungehalten stürmte Thomas nach draußen, auf den Gang, in die Vorhalle, auf die Straße, wo gelangweilte Passanten an ihm vorbeieilten und nichts von alledem ahnten, was sie umgab.
Nun endlich zeigte sein Körper Erbarmen und ergab sich in tiefer, befreiender Ohnmacht.

Irgendwo.
Thomas lag auf dem Rücken. Kopfschmerzen. Stimmengewirr.
Es kostete ihn ungeheure Anstrengung, den Kopf nach rechts zu bewegen. Alles erschien ihm verschwommen. Alles, nur nicht das Wesen, das sich mit ihm in diesem Raum - irgendwo - befand.
Es war die mit Abstand grauenvollste Lichtergestalt, die er bislang gesehen hatte.
Das Ding wirkte wie eine blasphemische Kreuzung eines Menschen und eines längst vom Antlitz dieses Planeten verschwundenen Reptils. Es ging auf 2 Beinen; die vorderen Gliedmaßen waren viel zu kurz, an ihren Enden liefen 3 Klauen stilettartig spitz zu; ein kurzer massiger Schwanz, der gerade mal den Boden streifte (oder auch nicht, denn das Monster schwebte wie auf einem Luftkissen); das abscheulichste war das entstellte Haupt dieses Wesens: Dreieckig, flach, Nüstern, ein riesiges Maul, aus dem unförmige Raubtierzähne ragten, ein kaltes Augenpaar - reptilienhaft, unmenschlich, unbarmherzig.
Und es starrte ihn gelangweilt an.
Keinen Meter von ihm entfernt.
Thomas hatte Angst, es könnte bemerken, dass er die Gabe besaß, es – SIE - zu sehen und schloss die Augen.


Im Krankenhaus. Der fünfte Tag in seinem Einzelzimmer neigte sich dem Ende zu.
Er war mit einem dünnen Pyjama bekleidet, der seinen Schweiß aufsaugte und somit die Haut herrlich kühlte.
Es war seit Tagen unentwegt heiß. Amanda saß auf der Bettkante, während er aus dem Fenster starrte und die Menschen bei ihrem Treiben, ihrem Kommen und Gehen, jener urbanen Gezeitenfolge, beobachtete.
Insgeheim beneidete er sie: Sie wussten nichts von der Gefahr, die sie in ihren Wohnungen, an ihren Arbeitsplätzen, in den Freizeiteinrichtungen, einfach überall umgab.

"Wann kann ich diese Stätte der Wonne endlich verlassen?"

"Bald. Doktor Bridges sagt-"

"Doktor Bridges sagt!", schrie Thomas und schlug mit der linken Faust gegen den Fensterrahmen aus Holz.

Er warf Amanda einen wütenden Blick zu.

"Doktor Bridges sagt: Es werde Licht, und es ward Licht geboren! Doktor Bridges sagt: Mister Crawford soll Rattenschwanzsuppe fressen, und also bekommt Mister Crawford morgens und abends frische Rattenschwanzsuppe!
Hat dir Doktor Bridges eigentlich schon angeraten, mich kastrieren zu lassen? Das soll die geistigen Fähigkeiten bekanntlich enorm steigern!"

Ihre Augen begannen sich mit Tränen zu füllen, doch er konnte jetzt nicht nachgeben - nicht in dieser Angelegenheit.

"Deine Tränennummer kannst du dir sparen. Denkst du, ich merke nicht, was hier vor sich geht? Bitte korrigiere mich, wenn ich mit meiner Mutmaßung falsch liegen sollte, aber ich bin mir ziemlich sicher, dir fehlt nur noch ein psychologisches Gutachten, das mir totalen Wahnsinn attestiert, und endlich kannst du mich in eine geschlossene Anstalt stecken, richtig? Richtig. Körperlich bin ich, wie uns der wunderbare, allmächtige Doktor Bridges versichert hat, gesund. Also muss ich verrückt sein, richtig? Richtig.
Es ist schön, wenn man von Freunden umgeben ist, die einem jede Hilfe zukommen lassen, die man benötigt. Und ich bin überglücklich, dass ich mich voll auf dich verlassen kann. Gibt's schon 'nen Termin für die Einlieferung?
Oh, Schatz, ich kann's kaum erwarten, in Dore Hills ein hübsches Zimmerchen zu bekommen. Soll ich dir schreiben? Oder Bilder malen? Ich will nur, dass du so glücklich bist, wie ich es bin!"

Thomas holte hörbar Luft und wartete auf eine tränenreiche Antwort Amandas. Als diese ausblieb, fühlte er sich in seinen Befürchtungen bestätigt.
Sie blickte ihn ihrer Fassung beraubt an, schüttelte den Kopf, doch ebenso gut hätte sie es zugeben können.

"Am besten, du gehst jetzt. Ich bin müde und wirklich nicht sehr gut drauf, wie du bemerkt haben dürftest."

"Das habe ich.", sagte sie mit weinerlicher Stimme und stand auf. "Tom, niemand will dich irgendwo einliefern. Wir müssen nur-"

"Bitte geh jetzt.", bekräftigte Thomas und wandte ihr den Rücken zu, um die glitzernde Fassade der Stadt zu bewundern.

Nachts waren selbst die großen Städte schön, fand Thomas.

"Bis morgen."

"Ja, bis morgen.", meinte er und war sich inzwischen sicher, dass sie sich morgen nicht sehen würden.

Er wartete ab, bis ihre Schritte draußen auf dem Korridor verstummten. Dann nahm er den Telefonhörer ab und wählte eine Nummer, die er auswendig kannte, obgleich er sie kaum jemals benutzte.

"Komm schon. Bitte geh ran.", murmelte Thomas und klopfte nervös mit den Fingern die Melodie eines alten Bowie-Hits.

Endlich, beim zehnten Klingeln, wurde der Hörer abgenommen.

"Hallo?“, meldete sich eine Frauenstimme, die ihm völlig unbekannt war.

"Oh. Hallo, hier spricht Thomas Crawford, ich bin ein Freund von Marvin Tandy. Könnte ich ihn wohl sprechen?"

Inbrünstig betete er, dass Marvin entgegen alter Gewohnheiten bereits zu Hause sei.

„Tut mir leid, Marvin hat vor wenigen Minuten angerufen, e, habe noch zu tun und werde deshalb nicht vor Mitternacht heimkommen. Soll ich ihm etwas von Ihnen ausrichten?"

Thomas musste lächeln, denn ihm war bekannt, was Marv unter 'noch zu tun' verstand.
Insofern hatte sich in den vergangenen Jahren nichts geändert.

"Nein, ich bräuchte lediglich die Telefonnummer einer alten Freundin. Dummerweise habe ich diese Nummer verloren und wie der Zufall so spielt, bräuchte ich sie dringend. Ich bin überzeugt, dass Marvin diese in seinem kleinen schwarzen Notizbuch neben der Ablage notiert hat."

"Handelt es sich um eine Geheimnummer?"

"Ja, und ich wäre Ihnen wirklich verbunden, wenn Sie kurz mal einen Blick in das Büchlein werfen und mir die Nummer mitteilen würden."

Zögern am anderen Ende der Leitung.
Verdammt, dachte Thomas, sie wird es nicht tun.

"Ich weiß nicht, ob ich das darf.", sagte die Stimme leicht zitternd.

Er musste nunmehr seine ganze Überredungskunst einsetzen.

"Natürlich, das verstehe ich vollkommen. Sie kennen mich wahrscheinlich nicht. Ich habe vor einigen Jahren intensiv an einem Filmprojekt mitgewirkt, das Marvin auf die Beine gestellt hatte. Er ist ein sehr witziger Kerl. Sagen Sie, sind Sie mit :ihm näher befreundet? Verzeihen Sie, das war eine indiskrete Frage.
Es ist nur so, dass es mich wundern täte, wäre dem so. Er war immer ein einsamer Wolf, der 'Steppenwolf', wie er sich nannte. Oder sind Sie eine Verwandte von ihm?"

Er unterbrach seinen Redefluss und lauschte der fremden Stimme.

"Ich verrate sicher nicht zu viel, wenn ich Ihnen sage, dass wir vor sieben Monaten geheiratet haben."

Sie lachte und der Höflichkeit halber tat er es auch.

"Sie müssen ihn ja nach allen Regeln der Kunst verzaubert haben. Ich kann mich noch deutlich daran erinnern, wie er sagte: Der Tag, an dem ich heirate, wird der Tag sein, an welchem das jüngste Gericht seine Herrschaft antreten wird."

Das war gelogen, hätte jedoch tatsächlich aus dem Munde Marvins stammen können.

„Das hat er gesagt?", fragte die Stimme erstaunt.

"Tatsache. Wir waren Freunde und, na ja, Ihnen kann ich's ja wohl verraten: Zogen manchmal von Kneipe zu Kneipe, von Bar zu Bar, um exakt zu sein. Wissen Sie, er war der vernünftigere von uns beiden: Er war nie betrunken. Ein paar Bier und dann war Schluss.
Bei mir war das anders; oft musste mir Marvin verbieten, noch etwas zu trinken und nicht nur einmal bezahlte er einen Taxifahrer, damit mich dieser direkt vor meine Wohnung brachte. Ich verdanke Marvin fast alles, was ich in meinem Leben seither erreichte und - ach, was erzähle ich Ihnen das alles, ich langweile Sie bestimmt."

Er hatte die Hoffnung inzwischen aufgegeben, doch noch besagte Nummer zu erhalten. Vorwurfsvoll blickte er den Kugelschreiber neben dem Kabel an.

"Tja, dann bleibt mir wohl nichts übrig, als mich dafür zu entschuldigen, Sie unnötig lange belästigt zu haben. Richten Sie Marvin bitte einen herzlichen Gruß von mir aus und-"

"Warten Sie, Mister... "

"Crawford"

"Mister Crawford, Sie müssen mich für unhöflich halten, weil i:h Ihnen diese Telefonnummer nicht durchgebe, aber-"

"Nein, Sie müssen sich doch nicht entschuldigen!"

"Sie bekommen doch hoffentlich keinen Ärger deswegen?", erkundigte sich Mrs. Tandy vorsichtig.

"Nicht von beruflicher Seite. Besagte Dame wird zwar schrecklich wütend auf mich sein, wenn ich sie nicht anrufe, aber ich werde nicht in echte Schwierigkeiten kommen, nein."

Mrs. Tandy - was für ein bescheuerter Name - hatte endlich doch noch mit der Nummer herausgerückt.
Thomas war ein Stein vom Herzen gefallen.
So kam es, dass er Amy Morriseys Nummer in das Tastenfeld eintippte. Wenn ihm das Glück nur noch zwei Mal hold sein würde.
Jetzt und ein wenig später.
Im Gegensatz zu Marvin war Amy ein Mensch, der das behagliche Zuhause mehr schätzte, als das hektische Nachtleben in der Stadt. Glücklicherweise hatte sich auch daran nichts geändert, denn Amys unverwechselbare raue Stimme erklang.

"Hi, Amy, hier Thomas."

"Thomas? Etwa du, Crawford, alter Halunke?"

"Kennst du meine Stimme nicht mehr?", fragte Thomas und lachte befreit auf.

"Eigentlich schon, aber wir haben uns lange nicht mehr gesehen. Wie geht's dir so?"

"Beschissen. Ich kann dir nicht alles erklären. Hör zu: Gilt noch, was du mir versprochen hast? Dass du mir helfen würdest, egal, was geschähe?"

"Klar. Leider bin ich finanziell nicht sonderlich ausgepolstert und-"

"Ich brauche kein Geld, Amy. Das heißt, ich - Scheiße, das kann ich dir jetzt wirklich nicht auf die schnelle erzählen. Wo wohnst du?"

"Ecke 59. Willst du kommen?"

"Ja, nur geht das nicht. Ich habe kein Auto und nicht einmal Geld für ein Taxi. Ich habe momentan keinen Cent bei mir Könntest du mich abholen?"

"Klar. Wo stehst du gerade?"

"Gar nicht, ich sitze im Krankenhaus fest, um es salopp auszudrücken. Ich hoffe, ich kann unbemerkt einen Abgang machen. Sagen wir in 20 Minuten vor dem Central?"

"Okay. Hab keine Angst, falls du dich verspätest, ich werde warten."


Als hätte sie es vorausgeahnt, benötigte er fast eine viertel Stunde länger, um am Treffpunkt zu erscheinen. Amy war besorgt gewesen, da auf Thomas Hemd getrocknetes Blut klebte.

Mittlerweile saßen sie in Amys winziger Mietwohnung im neunten Stock eines Betongiganten. Er hatte eine Stunde gebraucht, um seine Geschichte zu erzählen.
Besonders auf Details - die Geisterwesen - hatte er Wert gelegt.
Amy hatte ihm geduldig zugehört und nicht auffällig zu dem Telefon geschielt.

"Du nimmst also an, man will dich in eine gewisse Anstalt einliefern?", sagte Amy trocken, wie es ihre Art war.

"Ja. Mein Gott, ich weiß, das klingt paranoid, aber mir fehlt jegliche Erinnerung an zwei volle Tage! Ich kann ihnen alles mögliche erzählt haben."

Amy nickte. "Nach Hause kannst du nicht. Du hast schließlich nicht einmal einen Schlüssel. Geld hast du klarerweise nicht, Freunde noch weniger, und du dachtest, ich sei die einzige Person, an die du dich vertrauensvoll wenden könntest. Habe ich das auf die Reihe gebracht?"

"Haarscharf.", meinte er und lachte grundlos.

Amy seufzte und verdrehte die Augen. "Ich frage mich, wieso man alle Psychopathen zu mir schickt."

"Vermutlich, weil du so niedlich bist.", sagte er und grinste.

"Vermutlich. Thomas, du weißt, dass ich für Freunde bereit bin alles zu tun, aber ich habe absolut keine Ahnung, wie ich dir auf irgend eine Weise helfen könnte. Was du erzählt hast klingt absurd, doch selbst wenn wir annehmen, dass es der Wahrheit entspricht - dass es tatsächlich diese Wesen gibt und du der einzige bist, der sie sehen kann - so weiß ich dennoch nicht, wie ich dir helfen kann."

Thomas nahm einen Schluck Orangensaft zu sich. Einstweilen befand er sich in Sicherheit vor jenen, die ihn in eine Irrenanstalt einliefern wollten.
Ungelöst blieb das Problem, wie er sich vor dem Zugriff durch die äußerdimensionalen Wesen erretten könnte.

"Ich glaube, sie wissen, dass ich sie sehen kann. Vielleicht worden sie meinen starken Lebenswillen sukzessive vernichten, bis ich Selbstmord begehe."

"Und du denkst, deine plötzliche Non-Kreativität könnte auch von diesen Wesen verursacht worden sein?", fragte Amy besorgt.

"Ja. Manchen Menschen rauben sie die Lust am Leben, manchen die Wahrnehmung objektiver oder subjektiver Wahrheiten, anderen die Fähigkeit zur Unterdrückung zerstörerischer Aggression. Hast du dich noch nie mies gefühlt, ohne zu wissen weshalb?"

Amy zuckte mit den Schultern. "Kann schon sein, aber-"

"Sie bringen unser seelisches Gleichgewicht durcheinander.", schnitt ihr Thomas das Wort ab, "Dieser tote Freund, von dem ich dir erzählte ... Vielleicht sind wir unfertige Larven, die erst nach dem Tod ihre vorgesehene physische Gestalt erringen. Und wir ernähren uns von unseren eigenen Kindern und Verwandten, Freunden und Mitmenschen. Wäre das nicht ekelhaft? Wir wären kalte, gefühllose Monster, die nur einem einzigen Impuls gehorchen."

"Menschen gibt es noch nicht sehr lange, das hieße, diese Wesen existieren parallel zu unserer Entwicklungsgeschichte. Sterben wir, sterben auch sie."

Darüber dachte er angestrengt nach. "Vielleicht ist es ein Wechselspiel zwischen unserer eigenen und jener fremden Dimension. Ich meine, als es noch keine Menschen gab, waren es ausschließlich tote Tiere, die ihre lebenden Zeitgenossen geistig fraßen. Starb eine Tiergattung aus, so hatte dies den Tod ihrer paralleldimensionalen Vettern zur Folge."

Amy gähnte leise hinter vorgehaltener Hand. "Entschuldige, ich habe einen anstrengenden Tag gehabt."

"Verstehe schon.", sagte Thomas und blickte auf die große Uhr an der Wand.

Es war bereits nach 11.

"Danke. Ich hole schnell die nötige Bettwäsche für die Couch. Nicht so bequem wie ein französisches Wasserbett, aber früher nahmen wir selbst mit harten Fußböden vorlieb, wie du sicher noch weißt."

"Ja, das war wirklich lustig. Einmal schlief ich sogar auf einer Parkbank und wurde von einem Polizisten unsanft geweckt und vertrieben."

Amy lachte. "Ich glaube, das war die schönste Zeit meines Lebens, damals, mit dir und Billy und Judith und all den anderen. Wir hatten viel Spaß, wie?"

Thomas schnappte mit den Fingern und zwinkerte ihr zu. "Den hatten wir, Lady."

Amy ging und kam kurz darauf mit einem Laken, einer Bettdecke und einem dicken Kopfpolster zurück.

"In den altindischen Weda ist die Rede von der Nacht des Samhuin. In dieser Nacht fallen die Schranken zwischen Diesseits und Jenseits und Schreckgestalten aller Art materialisieren sich."

Ein kaltes Schaudern kroch Amy den Rücken bis zum Nacken hoch, während sie Thomas beim Beziehen der Couch betrachtete.

"Je stärker wir die Industrialisierung vorantreiben, desto mehr entfernen wir uns vom ursprünglichen, von der Natur."

Nachdenklich blickte er Amy ins Gesicht.

"Ich bin eine Art Schamane, denke ich. Ich sehe Dinge, die anderen verborgen bleiben. Bei den Recherchen zu meinem zweiten Roman stieß ich auf den Fall eines Mannes, der von einer Leiter gefallen war und fortan Telepathie beherrschte. Mein Fall könnte ähnlich gelagert sein."

"Ich weiß nicht.", gab Amy zu.

"Es gibt so vieles, das wir nicht wissen und trotzdem verspotten wir Naturvölker und angeblich rückständige Kulturen. Kann sein, dass diese nicht wissen, wie man Autos herstellt, aber sie wissen um manche Geheimnisse, die unsereins den Verstand kosten könnten."

Die Couch war fertig bezogen.

"Hältst du mich für verrückt?", fragte Thomas.

"Auf sympathische Weise verrückt, ja. Jedenfalls für weniger verrückt als Menschen, die mit ihren Wagen kleine Kinder niederwalzen, weil sie einen wichtigen Termin einhalten müssen.", antwortete sie. "Gute Nacht, Schamane. Lass dich von den Göttern nicht in die Irre führen."


Die Nacht war kurz und unerquicklich. Einige besonders bizarre Abarten der Lichterwesen hatten ihn aus den sanften Träumen gerissen und in schreckliche Alpträume gestoßen.

Amy war nicht glücklich darüber gewesen, dass er fort wollte, aber sie hatte es akzeptiert.
Nach dem Frühstück überließ sie ihm eine ihrer Jeans, ein T-Shirt sowie ein alte Jacke und eine billige Polaroid-Sonnenbrille. Das Shirt war ihm etwas zu eng, bei der Hose hatte, es keine Probleme gegeben, denn er hatte eine ziemlich schlanke Hüfte.
In seinem jugendlichen Outfit glich er nicht mehr jenem Thomas Crawford, der, adrett gekleidet, gern gesehener Gast auf Partys oder Empfängen war.

Gegen 10 Uhr am Morgen verließ er Amys kleine Wohnung mit ein paar Dollar in der Tasche.
Die Wesen wollten ihn eindeutig in seinem Lebenswillen lähmen, ihn in den Suizid treiben. Tatsächlich verdunkelten betrübte Gedanken seinen Verstand.
Er hatte, von Amy abgesehen, keine Freunde mehr. Egal, bei wem er auftauchen würde: Betreffende Person würde umgehend Meldung im Krankenhaus erstatten, woraufhin-
Er wollte gar nicht daran denken, was ihn in einer dieser Anstalten erwarten würde.

An der Main, wo der Straßenverkehr täglich gegen Mittag hin zum Erliegen kam, kaufte er eine Tageszeitung und blätterte diese flüchtig durch.
Auf Seite 8 war ein Foto von ihm angeführt. Es war grobkörnig und grau, wie es sich für Fotos in Zeitungen geziemte.
Er wurde also gesucht. Angeblich hatte Doktor Bridges die Befürchtung geäußert, er könnte sich in verwirrtem Zustand etwas antun. Nun ja, es gab schlimmeres.
Zum Beispiel das Lichterwesen, das sich an einer Dame in einem Bistro gütlich tat.
Oder jene spinnenartige Kreatur, die unbehelligt die First National betrat. Thomas war nicht nur prominent, sein Gesicht war darüber hinaus wohlbekannt.
Im Moment bestand wohl keine Gefahr, dass man ihn erkennen würde.
Eine schreckliche Erkenntnis kroch in seinen Verstand: Wenn er plötzlich umkippen würde?
Einfach so, wie es ihm bereits zweimal in den vergangenen Wochen passiert ist? Dann wäre sein Versteckspiel beendet.
Es sei denn, er würde sich freiwillig einem Psychiater stellen und überzeugend darlegen, dass er keine grauenvollen Monster mehr hinter jeder Ecke vermute.
Im Prinzip wäre das möglich, nur: Könnte er es ertragen, mit ansehen zu müssen, wie ein in ewigem Grinsen erstarrter Totenkopf seine bleichen Knochen in Amandas zierlichem Antlitz versenken würde?
Und das nicht einmal, sondern mehrmals die Woche?
Ein kleines Kind schrie sich die Seele aus dem Leib. Thomas sah, dass ein tonnenförmiges Etwas einen winzigen Kopf in jenen des Kindes steckte.
Die Mutter des kleinen Menschenwesens versuchte dieses zu trösten oder zu beruhigen. Wusste das Kind um die Zudringlichkeit der Gestalt einer unbekannten Welt? Weinte es deshalb?
Aus dem Nichts materialisierte sich ein etwa 3 Meter großes Wesen. Es unterschied sich von den anderen Kreaturen vor allem darin, dass es nicht schwebte. Graziell tänzelte es auf dem Gehsteig, ihm entgegen. Thomas wandte sich ein paar Schritte ab, wobei er das Wesen aus den Augenwinkeln heraus beobachtet. Das Wesen blieb unbeeindruckt und tat es ihm nach.
Erstmals ergriff Thomas echte, klaustrophobische Panik.
Er war allein mit diesem Wesen!
Er war der einzige, der es sehen konnte, niemand konnte ihm beistehen.
Das Wesen ähnelte einer aufrecht gehenden Brückenechse. Zwei tückische Augen blinzelten ihm zu.
Thomas ließ die Zeitung fallen und lief die Straße entlang, ohne sich umzusehen.
Er lief einfach und blieb erst an der Ampel stehen. Er wandte sich um und bemerkte, dass das riesige Maul des Wesens ihm beängstigend nahe kam.
Vielleicht würden sie sich diesmal nicht darauf beschränken, Lebensenergie zu trinken ...
Völlig versunken in tiefer Panik stürzte er auf die Straße. Prompt rammte ihn ein PKW. Die Stoßstange riss ihm die Beine weg, er flog durch die atemlose Luft und landete auf der Kühlerhaube.

Grässliche Schmerzen.
Er vernahm laute Stimmen.
Nicht alle schienen menschlichen Ursprungs.
Thomas blieb bei Bewusstsein. Einige neugierige Gesichter beugten sich über ihn. Trotz der Schmerzen, die in seinen Beinen pochten, richtete er sich auf. Ein junger Hispanic sprach zu ihm.
Thomas achtete nicht darauf und seltsamerweise gelang es ihm, Boden unter den Füßen zu erlangen, ohne betäubt auf den harten Asphalt zu sinken. Natürlich hatte er starke Schmerzen, doch ein Blick in das grelle Photonenantlitz des hünenhaften Wesens genügte, um diese zu vergessen.
Er könnte nicht auf einen Krankenwagen warten. Das Wesen würde ihn vor den Augen dutzender Passanten töten und niemals würde jemand erfahren, was vor sich gegangen war. Niemand würde von den Wesen berichten können, wie sie wirklich waren, woher sie kamen, was sie taten.

Thomas humpelte vom Unfallort weg.

„Warten Sie! Der Krankenwagen wird gleich da sein!“, schrie ihm ein Passant nach.

„Verrückt!“ „-ist mir einfach vors Auto gelaufen-„ „-tun? Vielleicht ist er bewaffnet und-„

Seine Sonnenbrille hatte er bei dem Unfall verloren. Das von der Brille angenehm gefilterte Tageslicht drang brutal in seine Augen ein.
Sekundenlang war die ganze Welt ein einziger, gigantischer Schemen.
Schweiß vermengte sich mit Blut, das aus seiner Nase floss. Wahrscheinlich war er ernsthaft verletzt, doch die jähe, unvermittelte Todesangst setzte ungeahnte Kräfte frei.
Er drehte sich kurz um, sah sich mit dem Wesen konfrontiert, stolperte, fiel der Länge nach hin, erhob sich wieder und rannte weiter.
Wohin?
Er wusste nicht.
Wie lange konnte er noch durchhalten?.
Nicht mehr lange.
An einer Straßenlampe wurden neue Kabel eingezogen. Thomas blieb stehen.
Er verschnaufte und betrachtete fasziniert ein gen Boden baumelndes Kabel.
Er verspürte den Todeshauch des Wesens hinter ihm. Wie schlimm konnte es schon werden? Er wusste dies nicht zu beantworten. Das schwarze dicke Kabel schien ihm die Lösung zu sein. Ganz klar: Zu viel Strom, sprich, Energie, tötete diese Wesen - oder verbannte sie zumindest aus dieser Welt.
Wie auch immer. Er war der Schamane.
Langsam schritt er auf die Kabel zu, während rasende Kopfschmerzen ihn in die Knie zu zwingen versuchten.
Schneller, dachte er. Einer der Arbeiter hatte bemerkt, was er im Sinne führte.

"Nein!", schrie er.

Doch Thomas fasste nach dem Kabel, dessen Ende nicht isoliert war, und sagte: "Ich bin euer Schamane."

Die Stadt verschwamm vor seinen Augen, dann Stille und ...


Während der Beisetzung brach Amy Morrissey bewusstlos zusammen.
Als Grund konnte sie nur einen „brennend-heißen Schmerz“ anführen.

 

Bei meinen Kritiken gehe ich nie detailliert auf jeden einzelnen Absatz ein. Ich lege mehr Wert auf gelungene Formulierungen meiner Gesamteindrücke. Außerdem bin ich faul. ;)

Dass Deine Geschichten für gewöhnlich sprachlich ausgezeichnet sind, habe mittlerweile auch ich begriffen und werde mir diesen Kommentar in Zukunft verkneifen, außer es ändert sich etwas daran.

Ich sehe 2 grundlegend verschiedene Möglichkeiten zu beschreiben, worum es in dieser Geschichte geht:
Entweder handelt es sich um eine Person, die tatsächlich die Fähigkeit erlangt solche Wesen zu sehen und leider von diesen in den Tod getrieben wird, bevor sich eine Chance ergibt die Erschreckenden Tatsachen der Welt zu verkünden. Oder es wird tatsächlich versucht dem Leser die Psyche eines wirklich extrem geistesgestört werdenden Menschen in Form eines Psychothrillers zu vermitteln.
Ich persönlich bevorzuge die 2. Möglichkeit, denn egal wie unglaublich eine Geschichte auch klingen mag, versucht man (oder ich) immer das Realistische, dem eigenen Erfahrungsbereich Entsprechende daraus zu filtern. Und da Du hier dem Leser auch schön die Wahl überlässt... ;)
Hab ich schon erwähnt, dass Du es echt drauf hast, dem Leser immer wieder mehr Arbeit zu machen? :p Entweder bietest Du ihm mehrere mögliche Kernaussagen zur Auswahl, und Kernaussagen sind die wichtigste Voraussetzung eine Geschichte zu verstehen. Oder Du wendest mal eben die gesamte Haltung des Lesers einer Geschichte gegenüber um beinahe 180°, während diese eigentlich schon vorbei ist. In diesem Fall ist es dann natürlich schwierig die Wende zu akzeptieren und das gelesene umzukrempeln, da die Kernaussage ja nur angedeutet wird, und weil man sich an den Verlauf der gesamten Geschichte minus letzter Satz bereits gewöhnt hat.
Hmm... Aber ich merk schon, Du findest das richtig klasse so! :D Und weil’s nun mal so ist, wie es ist, musst Du echt alles daran setzen solche Geschichten so spannend wie möglich zu gestalten. Der Leser musste einen starken Willen entwickeln Deine ‚Verschlüsselungen’ zu deschifrieren. Er müsste genauso viel Spaß daran haben zwischen den Zeilen zu lesen wie Du zwischen den Zeilen zu schreiben. Es nützt ihm nix, wenn Du z.B. versuchst eine idyllische Atmosphäre durch Deine eigenen angenehmen Kindheitserfahrungen zu verdeutlichen. Natürlich war das eben viel zu übertrieben ausgedrückt, allerdings raubt einem auch nur der Ansatz dieser Eigenschaft beim Schreiben sämtliche Punkte auf der Spannungsskala.
Sorry, aber ich muss jetzt gleich aufhören. Wonach ich noch fragen wollte ist wieder mal die Bedeutung des letzten Satzes... :rolleyes: Hoffentlich hab ich mich mit der Frage nicht ganz lächerlich gemacht und meine gesamte Kritik nicht direkt entwertet. Aber ich werde aus diesen Worten einfach nicht wirklich schlau: „brennend-heißen Schmerz“ Ich weiß doch, dass sich dahinter wieder etwas verbirgt.

Ich wünsch Dir dann noch viel Erfolg.
Bis demnächst!

 

Danke für die ausführliche Kritik!
Ich kann dich beruhigen: "Brennend-heißer Schmerz" hat keine Bedeutung - es ist eine völlig missglückte Wortkette, die ich mal umändern sollte... :rolleyes:

Ganz habe ich das ehrlich gesagt nicht kapiert: Findest du jetzt, dass ZUVIEL oder ZUWENIG zwischen den Zeilen steht?

Wenn es zuwenig ist: Um eine Geschichte mit wenigen Sätzen zu schreiben und dem Leser wirklich unter die Haut zu greifen, muss man ein Ausnahmekönner sein, und bei allem Selbstvertrauen, das bin ich nicht.
Genau so wenig, wie ich mit den ersten paar Sätzen den Leser interessieren kann, das hab ich einfach nicht drauf. Tja...

Falls dich die Geschichte unterhalten hat, bin ich schon zufrieden!
Übrigens danke, dass du sie gelesen hast - sie ist ja ganz schön umfangreich! Und ich habe noch LÄNGERE!!! :D Die traue ich mich aber nicht zu posten - dann geht wohl der Webspace von KG flöten... :eek:

Nochmals danke für die sehr konstruktive Kritik!

 

Ganz habe ich das ehrlich gesagt nicht kapiert: Findest du jetzt, dass ZUVIEL oder ZUWENIG zwischen den Zeilen steht?
Ich finde nicht, dass es entscheidend ist, wieviel zwischen den Zeilen steht. Wichtiger ist die Frage: WAS zwischen den Zeilen steht. Es müssten so viele Leser wie möglich in der Lage sein, dieses 'Nichtausgesprochene' des Autors zu verstehen, damit die (sich immer dem Höhepunkt nähernde) Spannung auch jeden erreicht. Natürlich gibt es zu viele verschiedene Lesergruppen, und es ist verdammt schwierig die goldene Mitte zu finden, allerdings könnte man ja schon mal damit anfangen nicht zu oft von sich selbst auf andere zu schließen. ;)

Tut mir wirklich leid, dass ich gerade keine Beispiele anbringe, denn dazu müsste ich die Geschichte nochmal lesen. Und um mich dazu zu überwinden, müsste sie schon wesentlicher interessanter sein. :p Diesen Kommentar würde ich jedoch nicht als eine Kritik auffassen, denn man kann als Autor nichts dagegen machen, wenn die Handlung seiner Geschichten bestimmte Leser nicht anspricht. Genauso ist es mit dem Schreibstil. Es ist Geschmackssache. Es ist, wie ich denke, die Spannung, die Wunder bewirken kann.
:)


Bis denne!

 

Ich nehme das auch nicht als negative Kritik - die Story hat dich nicht angesprochen. Kein Problem!
Ich habe schon so viel gelesen wo ich mir dachte, he, was finden alle nur an dem Mist?
Und andererseits entdeckte ich Geschichten, die ich wundervoll fand, als einziger...

Es ist einfach Geschmackssache (abgesehen von wirklich miesen Geschichten, bei denen einem nix mehr dazu einfällt).
Danke, dass du dir die Mühe gemacht hast, die Geschichte zu lesen!

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Rainer,

davon abgesehen, dass ich mich so nach und nach durch alle Deine Stories wühle, hat mich hier der Titel irgendwie angesprochen. Die Bedeutung kommt zwar erst relativ spät gegen Ende, aber mir gefällt er und er läd zum draufklicken ein.

Die Geschichte ist mal wieder sehr laaang, aber solide und unterhaltend geschrieben, wie immer.
Interessante Ausgangsposition, hab Thomas recht deutlich vor Augen gesehen, denke also, die Charakterisierung geht in Ordnung. Die Ausführlichkeit passt zur Story, irgendwie braucht es das hier zur Plotentwicklung.
Das Ende kommt mir sogar fast zu kurz. Ab da wo er aus dem Krankenhaus türmt und zu Amy kommt ging es ziemlich hoppla-hopp. Und Amanda wird gar nicht mehr erwähnt, oder? :confused:
Fand ich schon schade, immerhin ist sie seine Verlobte, aber sie scheint ab da aus seinem Leben gestrichen zu sein.

Hat sich insgesamt gut und flüssig gelesen. :-)

Ein paar Kleinigkeiten und subjektive Klugscheißereien noch:

Sie trat an ihn heran und umarmte ihn auf diese altertümliche Weise die darin bestand, nicht das Becken des Gegenübers zu berühren.
Wie geht die denn mit ihrem Verlobten um? Keuschheitsgelübte abgelegt? :susp: :D
"Kann schon sein.", erwiderte Thomas müde
Zeichenfehler, den Du durchgängig machst; der Punkt vor den Anführungszeichen kommt weg.
"Wo ist Amanda? Wieder mal bei ihrem Freund?"
:confused: Wer ist denn damit gemeint?
"Na toll.", murmelte Thomas und zerknüllte den Zettel. Er konnte es nicht ausstehen, wenn man über seinen Kopf hinweg Entscheidungen traf, die in direktem Zusammenhang mit ihm standen.

"Sie können jetzt hinein gehen, Mister Crawford."

Vielleicht übertrieben von mir, aber da wünsche ich mir **** oder so zwischen die beiden Absätze weil ein Orts- und Szenenwechsel vorliegt. :shy:
Es war ihm nachgerade peinlich
"nachgerade" - alter Ausdruck, den ich nicht kenne?
2 Arme erschienen,
Faulpelz! "Zwei" heißt das in Geschichten. :D
so viele, äh, mental eingeschränkte Menschen?“
Die Tatsache, dass ihm der plötzliche Tod Dougs Angst bereitete,
Finde ich etwas umständlich formuliert. Lieber: "Die Tatsache, dass ihm Dougs plötzlicher Tod Angst bereitete ..."
„Tut mir leid, Marvin hat vor wenigen Minuten angerufen, er habe noch zu tun
Sie müssen mich für unhöflich halten, weil ich Ihnen diese
Thomas schnappte mit den Fingern
"Schnappte"? Kenne nur "schnippte".

Ich hoffe, Du kannst damit etwas anfangen. :-)

Gruß, Ginny

 

Hallo Ginny!
Danke fürs Lesen und kommentieren. Da sind ja mal wieder einige Fehlerchen drinnen, seufz... Ich muss sie mal wieder redigieren. Außerdem hast du wohl Recht: Das Ende kommt etwas zu schnell. Da sollte vielleicht noch was rein, um es rauszuzögern. Mal sehen.
Danke jedenfalls!

 

Hallo Rainer,

den Anfang der Geschichte fand ich gut gestaltet, es gibt einige Fragen, die machen neugierig. Dann der Szenenwechsel mit Dialog, außerdem eine `beruhigender´ Abschnitt, die Zuwendung der Frau. Der Mittelteil ist mir, im Vergleich zu dem was passiert, einfach zu lang, es gibt so viele Kurzdialoge. Der Schluß ist für meinen Geschmack zu offen, was hat(te) der Protagonist?
Einige Stellen muß man wohl ändern, z.B. „denn Sekt“ - als Sekt; „Halsporen“ – Hautporen (selbst das klingt unromantisch); Ralph Chapman ... hatte mich angesprochen;“Unwohlbefindens“ – sehr gestelzt; „atonale Heftigkeit“ - was ist das?; „ Kehle gebildet“ ... „aus Licht gebildet“; „Penthaus- Sammlung“ ... „Titten zu sammeln“ ?; „darob“ erleichtert – in welchem Jahrhundert spielt die Story?

Inzwischen habe ich gemerkt, daß dies ein `alter´ Text von Dir ist, also Deine neuen Sachen sind doch wesentlich gereifter, hoffentlich mache ich auch innerhalb eines Jahres solche Fortschritte.

Alles Gute,

tschüß... Woltochinon

 

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