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Schaffenskrise

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31.03.2002
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Schaffenskrise

Schaffenskrise

Ich liebte es in der Nacht spazieren zu gehen. Zum einen konnte ich ungestört eine Zigarette rauchen, vielleicht auch zwei, um meine Gedanken mit dem Rauch frei zu blasen, während ich den Kopf in den Nacken legte und den Anblick der Sterne genoss. Der zweite Grund war, dass ich von zu Hause weg sein konnte und den grässlichen Dunst von Bier und Alkohol hinter mir lassen konnte, in dem sich mein Vater so pudelwohl fühlte. Es interessierte ihn sowieso nicht, wo ich hinging, wenn er stinkbesoffen auf der Couch lag und seinen Frust über einen weiteren verlorenen Job durch schmutzige kleine Filme milderte.
Meine gewöhnliche Route war durch den Wald auf den Berg hinauf, wo der Ausblick überwältigend war und ich mit den Sternen ungestört philosophieren konnte. Also verließ ich die Straße und wanderte geführt von Straßenlaternen den Waldweg weiter hinauf. An den Seiten säumten Nadelbäume, größtenteils Zedern, den Weg, so dass sich vor mir ein Nadelteppich herzog. Das Blubbern einer armseligen Quelle war zu hören, die aus dem Nichts hervorsprudelte und wieder ins Nichts verschwand.
Ich gelangte auf die Anhöhe und folgte dem Pfad weiter. Links von mir erkannte ich die Umrisse von herrenlosen Häusern, alle samt Reparaturen nötig hatte. Doch eine Sache störte mich. In der ersten Etage eines Hauses brannte Licht.

Plötzlich hörte ich einen lauten Schlag, so als würde Holz zerbersten, und zwei Sekunden darauf den Schrei einer Frau.
Vögel stiegen von den Bäumen auf und flogen wie wild fort.
Ich fixierte das erleuchtete Zimmer aus dem der Schrei drang und zögerte einen Augenblick bis, ja, bis erst wieder ein heftiger Schlag mein Erstarren löste. Ich schnipste die Zigarette weg und rannte zur Haustür; sie war ein Spalt breit offen. Der Geruch von krankem Holz und Staub füllte den halbdunklen Raum.
Ich lief die Holztreppe hoch, nahm zwei Stufen und stolperte in der Aufregung. Das Zimmer war nicht leer. Ein ausrangiertes Bett, in der Ecke ein kleiner Tisch mit Schreibmaschine und Stühle waren in dem Raum verteilt. Eine Frau lag bewusstlos auf dem Boden. Aber das wirklich beunruhigende war der Mann, der mit beiden Händen eine Axt über seinem Kopf hielt und sich in Richtung Frau bewegte. Er wollte sie umbringen. Entweder war er ein dummer Verrückter oder ein tauber Verrückter, dann allem Anschein nach hat er mich noch nicht gehört. Als er die Axt hob und gewillt war sie an der Frau auszutesten, schlich hinter ihn und trat ihn mit Wucht in die Kniekehle. Er sackte ein. Die Axt knallte auf den Boden. Ich trat auf ihn ein. Vor Schmerz und Überraschtheit war er außerstande sich zu wehren. Mit der Faust schlug ich solange auf seine Schläfen bis er sich nicht mehr bewegte. Die Frau war aufgestanden und war nun hinter mir. Ich war so sehr mit dem Typ, dass ich nicht bemerkte, wie sie einen Stuhl packte, ihn hob und ihn auf meinen Kopf niedersausen ließ. Ich sah nur noch die gelbe Blume, die in dem Haar der Frau steckte. Dann verschwamm alles und ich sank auf dem Verrückten zusammen.

Ich kam wieder zu Bewusstsein, als der Verrückte mir ein Eimer Wasser ins Gesicht spritzte.
,,Aufwachen, Klugscheißer!"
Ich war ans Bett gefesselt. Meine Hände und Füße waren mit Isolierband an die Gitterstäbe gebunden. Die Frau mit der gelben Blume im Haar, saß falsch herum auf dem Stuhl, die Hände auf der Lehne gekreuzt und lächelte mich an. Sie war attraktiv. Sie war zwar hinterhältig und arbeitete mit diesem Scheißkerl zusammen, aber sie war wirklich attraktiv. Sie hatte eine weiße Bluse und einen bourdeaufarbenen knielangen Rock an unter dem sie, wie ich später erfahren durfte kein Höschen trug.
,,Du wirst mich reich machen, hast du verstanden? Du wirst mich stinkreich machen!" sagte der Verrückte, der jetzt ein wenig humpelte.
,,Tom, geh raus. Lass mich mit ihm allein. Ich erkläre ihm die Lage und du ruhst dich aus. Hol dir ´ne Pizza oder so was, o. k.!"
Der Verrückte starrte mich mit weit aufgerissenen Augen an und zeigte mit dem Finger auf mich.
,,Du wirst mir helfen, das glaube ich fest!" sagte er, ging dann raus und schloss die Tür hinter sich.
Die Frau mit der gelben Blume stand auf und bewegt sich auf mich zu.
,,Du musst wissen, mein Mann ist Schriftsteller. Er hatte am Anfang ziemlich erfolgreiche Bücher geschrieben, vielleicht hast du eins gelesen. Wie auch immer, jetzt leidet er an etwas, das man als kreative Schaffenskrise bezeichnen könnte. Seine zwei letzten Bücher wurden Flops bis er schließlich keine Ideen mehr hatte. Und da kommst du ins Spiel. Du sollst ihm helfen. Weißt du, ich denke er schafft es nicht mehr sich Geschichten in seinem Kopf ausdenken. Er braucht so was wie eine Starthilfe um aus seiner Schreibblockade rauszukommen. Du musst ihn inspirieren. Ich habe ihm gesagt, er müsse praktisch an die Sache gehen."
Sie setzte sich jetzt an die Bettkante.
,,Hab ich schon erwähnt das er Horrorerzählungen schreibt. Er glaubt, dass er nur gute Geschichten über Massenmörder und so `n Zeug schreiben kann, wenn er selbst den Wahnsinnigen spielt. Es reicht nicht mehr, wenn er sich mühselig in dessen Gedanken rein versetzt. Und deshalb muss er dich töten und echtes Blut sehen. Das Blut von Tieren oder Bilder von toten Menschen machen ihn nicht mehr an. Er ist davon überzeugt, dass dein Blut ihn inspirieren wird."
Ich schrie, ich schluchzte. Mein Gesicht war ein roter Ballon. Tränen liefen mir die Backen runter. Ich schüttelte kräftig mit Armen und Beinen um das Klebeband zu lockern, doch es aussichtslos. Der Typ hatte sie so fest zu gebunden, dass es zu einem Blutstau kam.
„Ihr verfluchten Drecksäue!“ schrie ich weinend.
„Ich will es dir so angenehm wie möglich machen!“ Sie knöpfte mir das Hemd auf und machte sich an meiner Hose zu schaffen. Sie zog den Rock hoch und setzte sich auf mich. Du darfst jetzt unter keinen Umstände eine Erektion bekommen, bitte nicht, dachte ich. Großer Gott, bitte nicht Aber mein Penis verstand diese Sprache nicht
„Junge, ich mag dich. Ich werde nicht hingucken, wenn er dich aufschlitzt. Das Geld ist wirklich wichtig für uns. Ich mag dich wirklich.“

15 Minuten später kam der Verrückte wieder rein. An seinem Mund klebten noch die Reste einer Pizza. Dann zog er die Machete aus der Scheide an seiner Hose.
„Du wirst mich reich machen. Ich werde das ganze hier aufschreiben und du wirst mich glücklich machen.“ sagte er unter dem Aufblitzen des langen Messers.
Dann ging er auf mich los. Die Frau saß wieder auf dem Stuhl und lächelte mich an. Als er die Spitze der Machete in meine Brust bohrte und sie langsam runterzog, wurde ich ohnmächtig.

 

Hallo,

größtes Manko der Story ist die oberflächenhafte Darstellung des Protagonisten. Es interessiert einen nicht wirklich, was mit ihm passiert.

Und was ist mit dem Geschwisterpaar? Haben sie ihn beobachtet, wie er jeden Tag die gleiche Route nimmt, um ihn dann mit einem perfekt ausgeklügelten Plan in den Hinterhalt zu locken?

Warum setzt sich die Frau auf ihn? Ich sehe keinerlei Anhalts- bzw. Motivationsgründe dafür. Noch ein schneller Fick, bevor es dem Ende entgegengeht?

Hm... was fehlt, sind spannungserzeugende Mittel. Alles geht ruck zuck, alles wird hastig heruntergekurbelt. Versuche, die verzweifelte Situation näher, eindringlicher zu gestalten. Und das Geschwisterpaar könnte man auch noch besser als fiese Psychofreaks rüberbringen.

Ich bin jetzt mal konkret auf den Inhalt eingegangen, was Rechtschreibung betrifft, werden sicherlich andere dich davon in Kenntnis setzen.

Gruß,

Poncher

PS: Was hat der Typ geraucht, um mit den Sternen philosophieren zu können? ;)

[Beitrag editiert von: Poncher am 02.04.2002 um 15:50]

 

Hi Lovecraft,

Deine andere Geschichte hat mir besser gefallen. Die hier ist eine Mischung aus Kings "Misery" und ein bißchen Splatter. Poncher hat alles schon vorweg genommen, viel mehr gibt es zu Deiner Geschichte leider nicht zu sagen.

Ach, doch:

Ich war so sehr mit dem Typ, dass ich nicht bemerkte, wie sie einen Stuhl packte, ihn hob und ihn auf meinen Kopf niedersausen ließ.

Du hast ein "beschäftigt" vergessen... ;)

Gruß
stephy

 

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