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Schachmatt
Schachmatt
Sie waren Brüder. Zwillinge. Eineiige Zwillinge. Brian und Ryan.
Beide spielten Schach seit ihrem siebten Geburtstag. Sie hatten ein Brett geschenkt bekommen und begannen begeistert zu spielen.
Anfangs dauerten die Spiele nur ein paar Minuten. Sie dachten, zu wenig, über den nächsten Zug nach.
Später besuchten sie eine Schachschule, die Spiele dauerten länger. Manchmal Stunden. Manchmal Tage.
Sie nahmen an Wettbewerben teil. Gewinnen und verlieren beides will gelernt sein.
Sie lernten es.
Wie die meisten eineiigen Zwillinge glichen sich auch Brian und Ryan, sehr stark. Beide hatten dichtes schwarzes Haar und waren recht kräftig gebaut. Sie waren am Ende der zehnten Klasse, beide, etwas über eins achtzig groß.
Sie glichen sich nicht nur äußerlich.
Beide hatten den gleichen Musikgeschmack. Klassik. Passt zum Schach.
Sie hatten jeder ein eigenes Zimmer, doch stimmten sie in der Ausstattung fast überein. In der Schule waren sie sehr gut, man stellte einen IQ von 132 bei Brian und 131 bei Ryan fest. Wohl der einzige große Unterschied.
Später verliebten sie sich in ein und die selbe Frau. Das Spiel begann.
Ryan ging die Stufen hinab.
Der Keller war düster und stickig, hier wurde nie ein Fenster geöffnet. Es war keins da.
Er knipste das Licht an und sah dass sein Bruder bereits am Tisch saß. Nachdem sie sich die Hand gegeben hatten, nahm er ebenfalls vor dem kleinen Campingtischchen Platz und besah dass Schachbrett.
Nach jedem Zug schrieben sie sich die Stellung der Figuren auf. Jetzt nahm er seinen Zettel aus der Hosentasche und verglich diese. Brian hatten nichts umgestellt.
Vertrauen ist gut Kontrolle ist besser.
Ryan war an der Reihe. Nun ging er alle möglichen Kombinationen durch. Es würde lange dauern.
Dieses Spiel, lief jetzt über zwei Jahre. Manchmal wurde kein Zug gemacht und wenn doch, dann nach sehr langer Überlegung. Keiner der beiden konnte es sich leisten zu verlieren. Zu hoch war Preis.
Vor zwei Jahren sahen beide, auf der Geburtstags Party eines Freundes, Mia. Eine gut gebaute Blondine. Beide verliebten sich sofort. Auch Mia erwiderte die Gefühle.
Da beide gleich intelligent waren und beide gleich gut aussahen konnte sie sich nicht entscheiden.
Brian und Ryan begannen ein Schachduell, der Gewinner würde Mia bekommen.
Sie war einverstanden.
Am nächsten Tag wurde ein Keller am Rande der Stadt gemietet. Sie stellten einen Tisch hinein und bauten das alte Schachbrett, welches sie einst zum Geburtstag bekommen hatten, auf.
Inzwischen waren drei Stunden vergangen. Brian saß auf seinem Stuhl und betrachtet seinen Bruder mit stoischer Ruhe.
Ryan platziert seinen Springer, von A3 auf C5. Er hatten keine Figur genommen. Das war auch nicht so wichtig. Er war arg in Bedrängnis geraten und versuchte fast nur noch seinen König zu schützen. Irgendwann würde auch Brian einen Fehler begehen, dachte er.
Ryan hatte schon jetzt neun Figuren weniger als sein Bruder.
Beide schrieben sich die Stellung der Figuren auf. Sie verabschiedeten sich. Ryan schloss die Tür und steckte den Schlüssel in seine Tasche. Heute war er dran. Da sie jede Woche einmal hier her kamen wurde immer gewechselt.
Brian ging zu Hause noch einmal alle Kombinationen durch.
War es denn möglich. Er hatte die Lösung. Sie war so einfach, wieso war er denn nicht eher darauf gekommen. Selbst sein Bruder hatte die Sicherheitslücke in seiner Schachformation nicht erkannt.
Er ging zum Kühlschrank und öffnete, mit einem schmierigen Grinsen, eine Flasche Champagner.
Brian ging die Stufen hinab.
Der Keller war düster und stickig, wie eh und je.
Er knipste das Licht und sah dass sein Bruder bereits, mit dem Rücken zur Treppe, am Tisch saß.
Nachdem er ihm die Hand gegeben und sich gesetzt hatte, verglich er dass Schachbrett mit seinem Zettel. Er war zufrieden.
„F2 auf E4.“, sagte er während er genau diese Kombination ausführte.
„Schon fertig? Du hast es heute ziemlich eilig.“, Ryan war etwas irritiert von Brians schnellem Zug, aber es war seine Entscheidung dachte er, vielleicht der entscheidende Fehler.
Nach einer knappen Stunde machte er ebenfalls noch einen Zug. Sie waren fertig, für heute.
Beide schrieben sich die Stellung der Figuren auf. Sie verabschiedeten sich. Brian schloss die Tür und steckte den Schlüssel in seine Tasche.
Ryan ging die Stufen hinab.
Der Keller war düster und stickig, wie eh und je.
Er knipste das Licht an und sah dass sein Bruder bereits am Tisch saß.
Nachdem er seinem Bruder die Hand gegeben und sich gesetzt hatte, verglich er wieder die Stellung der Figuren.
Sein Bruder war dran.
Brian saß still. Nach einer Minute sagte er: „E1 auf B4. Schachmatt mein Bruder.“ und nahm mit seinem Springer, Ryans König.
"Soll es dass gewesen sein.", Ryan sah verblüfft auf das Brett. Es war eindeutig sein Fehler gewesen, nun musste er die Konsequenzen tragen.
Nach einer Weile des Schweigens gab er seinem Bruder die Hand: "Gutes Spiel. Wir sehen uns morgen."
Sie räumten die Figuren, dass Brett weg und gingen nach Haus. Brian würde den Keller morgen, zusammen mit dem Schlüssel, dem Vermieter übergeben.
Sie trafen sich wie jede Woche, diese, ein zweites mal vor ihrem Keller, gaben sich wie jeden Nachmittag die Hand.
Brian hatte den Schlüssel bereits abgegeben. „Komm lass uns los!“, sagte er und öffnete die Beifahrertür.
Mia hatte sich extra schick gemacht. Sie hatte ein langes, schwarzes Kleid an, welches ihre Figur gut betonte.
Sie gab jedem ein Küsschen auf die Wange und stieg dann mit den beiden in den Wagen. Sie wollten Essen gehen und hatten einen Tisch für zwei Personen im teuersten Restaurant der Stadt bestellt.
Brian öffnete seinem Bruder und danach Mia die Tür. Zusammen gingen sie ein Stück zum Ufer des Flusses.
Ryan umarmte Mia und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Sie nickte, küsste ihn. Nun gab er Brian die Hand und sah ihm, mit festem Blick in die Augen. Er ging auf die Knie und schloss die Augen.
Brian zog eine 9mm aus der Tasche seines Mantels und schoss ihm in die Stirn. Ryan sackte zusammen und schlug auf den sandigen Boden.
„Komm, lass uns Essen gehen!“, sagte Brian zu Mia während er zum Wagen ging.
Sie folgte ihm und stieg in den dunkelblauen Mercedes.