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Schöner Tag!
„…es ist vorbei. Sei nicht traurig…“
Markus las die letzten Worte einer SMS und löschte sie wütend.
„Blöde Schlampe!“, sagte er, auf dem Erdboden sitzend.
Sein Blick wanderte ohne einen fixen Punkt anvisieren zu wollen hin und her: von den Bäumen zum Himmel, vom Himmel ins Tal, vom Tal zum Fluss…
„…Sei nicht traurig!“
Er grinste bitter. „Was für eine blöde… scheiß blöde Schlampe!“
Er riß einen Büschel Gras raus und warf es in die Luft. Eine leichte Brise befördete die grünen Stückchen zurück in sein Gesicht und ließ ihn die Augen schließen. Er lachte kurz auf. Dann noch einmal und noch einmal und plötzlich wandelte es sich zu einem krampfartigen Lachanfall. Er fiel auf den Rücken und lachte solange bis ihm die Tränen kamen.
Eine unerwartete männliche Stimme brach sein lautes Gelächter ab. „Hallo!“
Markus stand sofort auf und schaute den Mann an, der ihn wiederum unsicher musterte. „Hallo!“, antwortete Markus nach einer kurzen Pause.
„Wer bist du?“, fragte ihn der Mann.
„Markus, und du?“, antwortete Markus automatisch, doch konnte noch eine Frage stellen.
„Was machst du hier?“ Der Mann schien die Frage überhaupt nicht gehört zu haben.
„Wonach sieht es denn aus? Picknick mit einer Frau!“
Der Mann sah sich um. Den sarkastischen Ton überhörte er völlig. „Und wo ist die Frau?!“
„Welche Frau?“ Markus grinste. „Hier gibt es keine Frau! Ich bin allein hier, weil ich von einer Frau verlassen wurde!“
„Aha“, meinte der Mann nur und holte hinter dem Rücken eine Pistole hervor. „Siehst du das?!“
„Ist die echt?!“ Markus schaute die Waffe etwas überrascht an.
„Ich kann dir ja ins Bein schießen!“, schlug der Mann vor.
„Du kannst mir auch einfach sagen, ob sie echt ist“, meinte Markus etwas angespannt.
„Hm!“ Der Mann sah nachdenklich aus. „Ja, sie ist echt!“
„Und, was willst du mit der?!“
„Ich muss dich um etwas bitten!“
„Geht das nicht ohne einer Pistole?!“
„Überhaupt, nicht…“
„Vielleicht, doch! Du weißt das ja nicht genau.“
„O, doch“, der Mann lächelte, „das weiß ich, das weiß ich…“
„Na gut, worum geht’s?“, gab Markus auf.
„Siehst du den Spaten?“ Der Mann zeigte mit der Pistole auf den Boden vor sich.
„Teilweise… von hier aus betrachtet!“, sagte Markus.
Der Mann überhörte wieder den Kommentar. „Damit gräbst du jetzt ein Loch!“
„Was?“
„Genau das!“
„Wozu?“
„Sonst töte ich dich!“
Markus schaute die Waffe in den Händen des Fremden noch einmal an. „Wieso gräbst du das Loch nicht selbst?!“
„Weil du hier bist“, der Mann hob den Spaten vom Boden und warf ihn Markus zu. „Fang an, oder verabschiede dich von dieser Welt!“
„Geht das nicht etwas zu weit?!“
„Nur, wenn ich dich erschieße, dann muss ich nämlich das Loch graben…“
Markus seufzte und nahm den Spaten. „Wo soll ich denn graben?!“
„Unter der Eiche, dort…“
„Alles klar!“
Nach etwas vergangener Zeit, als Markus im Loch bis zu den Knien stand, fragte der Mann: „Riechst du was?!“ Er begutachtete Markus’ Mimik.
„Ja!“ Markus hielt sich die Nase mit den Fingern zu. „Was ist das?!“
„Eine Überraschung! Mach weiter!“
Markus gehorchte.
Beim Graben musste er ständig mit einer immer stärker werdenden Übelkeit kämpfen.
Schon bald stieß er auf etwas Weiches, dass sich eindeutig von der braunen Masse der Erde unterschied.
Der Mann schaute ihm über die Schulter. „Nicht aufhören! Beende das jetzt!“
Markus holte mit dem Spaten aus und rammte ihn in das weiche Ding. Die Spitze des Spatens versank in der unbekannten weichen Masse und der Gestank wurde unerträglich. Markus konnte sich nicht mehr halten, er fiel auf die Knie und übergab sich in das von ihm freigelegtes Loch.
Der Mann sah ihn ohne jegliche Regung gelangweilt an. Von Zeit zu Zeit warf er einen Blick auf seine Uhr.
„Bist du fertig?“, fragte er müde.
„Bin mir nicht sicher!“ Markus betrachtete angewidert die Pfütze vor seinen Augen, die durch die Schwäche seines Magens entstanden war.
„Nun, ich nehme an, du weißt jetzt, was da so schlecht gerochen hat?“ Die Frage des Mannes holte Markus vollends in die Realität zurück.
„Ja!“ Markus zitterte am ganzen Körper.
„Und, was ist es?“
„Was?!“
Der Mann berührte Markus’ Hinterkopf mit dem Lauf der Pistole. „Ich will wissen, was das ist!“
Markus schluckte krampfhaft den wieder gekommenden Mageninhalt und sagte: „Es… es ist eine… eine Leiche…“
„Gut!“ Der Mann nahm die Waffe von Markus’ Hinterkopf. „Ich nehme einfach an, dass du nicht weißt, wer drin liegt!“
Markus nickte bejahend.
„Nun, dann sage ich’s dir!“ Eine Pause entstand.
Markus setzte sich auf den Rand des Lochs und ließ den Spaten auf die Leiche fallen. Er hielt seinen Kopf, der plötzliche Schmerzen an den Seiten aufwies.
„Das ist meine Frau!“
Markus lächelte. „Wirklich!“
Er musste dabei an seine Situation denken. Es passte doch alles, gerade heute hat ihn seine Freundin sitzen lassen.
„Ja! Die blöde Schlampe hat es nämlich verdient!“ Die Stimmlage des Mannes änderte sich abrupt, er wurde laut und klang wütend. „Sie wollte mich verlassen. Kannst du dir das vorstellen? Wollte mich sitzen lassen, wegen so einem dahergelaufenem Pisser!“
Markus lachte jetzt wie ein Verrückter. Wegen welchen Pisser wurde er denn verlassen? Das wollte er auch wissen, aus irgendeinem Grund.
Der Mann schaute ihn irritiert an. „Ist das so komisch! Findest du das etwa witzig?“
Markus wischte die Tränen von seinem Gesicht weg und schaute den Mann an. „Und wo ist der Ehebrecher? Du hast ihn doch nicht laufen lassen, oder?!“
„Ich sehe, du denkst mit!“ Der Mann klang jetzt etwas besänftigt. „Nein, natürlich nicht. Er liegt bei mir im Wagen. Wenn diese beiden verdammten, verblödeten Arschlöcher zusammen sein wollen, helfe ich ihnen gerne… und begrabe sie in einem Loch!“
Markus lachte jetzt nicht. Er dachte an seine Freundin. Und an die SMS, die sie ihm geschickt hatte. Er schaute dem Amok laufenden Typen, der eine Waffe in der Hand hielt, direkt in die Augen und dachte an diese letzte beschissene SMS von seiner Freundin.
„Hab sie getötet, als ich das erfahren hab… Einfach so, war kein Problem für mich…“ Der Mann spuckte in das Loch rein. „Was für eine blöde Schlampe…“
„Kann ich jetzt gehen?“, fragte Markus hoffnungsvoll.
„Nein, noch nicht! Hilf mir, den toten Hurensohn ins Loch zu werfen. Dann kannst du gehen!“
Markus seufzte. „Okay!“
Sie näherten sich dem Wagen. Der Mann war stets hinter Markus und richtete seine Pistole ihm in den Rücken.
„Öffne den Kofferraum“, sagte der Mann.
Markus tat es und erblickte noch eine Leiche, die aber nicht so einen Gestank verbreitete wie die tote Frau unter der Eiche. Der Anblick war jedoch auch nicht besonders schön. Markus wandte sich angewidert ab und holte tief Luft.
„Hol’ ihn daraus!“, sagte der Mann emotionslos.
„Alleine?“ Markus wollte etwas Zeit gewinnen, er hatte genug von Leichen fürs ganze Leben lang.
„Mach schon“, ungeduldig zeigte der Mann mit der Waffe auf Markus’ Kopf und bewegte ihn so zum schnelleren Fortschritt.
Markus stand unschlüßig da - Wo soll ich denn anfangen? Er entschied sich für die Beine, weil - seiner Meinung nach - sie besser anzupacken waren. Beim Anfassen des toten Fleisches unter der Hose, musste er unwillkürlich an verschiedene Insekte denken, die wahrscheinlich schon den ganzen Körper besiedelt haben. Quatsch, ermahnte er sich sofort.
Er holte tief Luft und zerrte die Leiche zur Hälfte aus dem Kofferraum.
„Markus? Was tust du da?!“
Die zu sehr bekannte Stimme, brachte ihn so durcheinander, dass er die Beine los ließ und sich zu der Quelle rasch umdrehte.
Die Leiche rutschte aus dem Kofferraum und klatschte mit einem dumpfen Geräusch gegen den Boden.
Markus' Freundin stand mitten auf dem Weg und beäugte mit einem ungläubigen Blick die ganze Szene. "Ist das eine Leiche?"
Der tote Mann auf dem staubigen Weg, präsentierte eine Schusswunde in seiner Stirn. Seine Augen standen offen. Der leere Blick auf die Frau gerichtet.
"Ja, das ist eine Leiche!" Die Wahrheit ließ sich einfach nicht verstecken, und Markus versuchte das auch nicht.
"Und, wer ist das?" Sie zeigte auf den Mann mit der Pistole. "Sieht nicht gerade Vertrauen erweckend aus!"
"Das ist der Mörder!"
"Der Mörder!", sie wiederholte die letzten zwei Worte, als ob sie nur dadurch ihren Sinn verstehen konnte.
Eine Pause entstand, die der Unbekannte für sich nutzte. Er richtete die Waffe auf sie, behielt aber auch Markus im Auge.
„Kennst du diese Frau? Wer ist sie?!“, fragte er Markus.
„Das… das ist meine Ex-Freundin!“ Er sah sie verdutzt an. „Was machst du hier? Woher weißt du überhaupt, wo ich bin?!“ Und wieder einmal half ihm der Fremde in die Realität zu gelangen. Mit dem bloßen Klang seiner Stimme vollführte er wahre Wunder.
„Na ja, ich… Ich…“ Sie sah den unbekannten Mann ängstlich an. „Können wir das vielleicht unter vier Augen besprechen?!“
Markus sah den Mann bittend an, und wunderte sich dabei über seine Ex - das Ganze hier steckte sie verblüffend leicht weg. Dieses Talent von ihr verbreitete sich anscheinend nicht auf das Zusammensein mit ihm...
„Das ist also deine Ex!“, sagte der Mann, dem Hundeblick von Markus entkommend und einen Schlußstrich in seiner Gedankenwelt ziehend. „Ist das nicht wunderbar… Gleich drei Arschlöcher an einem Tag!“
"Was labert er da, Markus!"
"Tue das nicht..."
"Ist für dich, Kumpel!" Der Mann grinste und schoß.
„Nein!!!“, schrie Markus, als er sah wie die Kugel seine Ex in den Bauch traf und sie auf den Boden beförderte. Komischer Gedanke erwachte in seinem Kopf - Wie sie wohl mit ihrem Tod klar kommen wird?
Er kniete sich hin. Tränen bildeten sich in seinen Augen.
„Du sollst mir dankbar sein, ich hab dich vor meinem Schicksal bewahrt!“, sagte der Mann leise.
Markus schaute dem Unbekannten in die Augen und dachte gleichzeitig daran wie er die VIER Leichen, bis zur Mitternacht beseitigen wird.