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Schöne Bescherung

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24.11.2018
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Schöne Bescherung

oder „Wer anderen eine Grube gräbt, muss im schlimmsten Fall auf Weihnachtsgeschenke verzichten"

Das Haustelefon ruft Luca zum Schreibsekretär.
„Luca, bist du's?“ Mamas Stimme klingt blechern, nicht wie gewohnt. Die Nummer auf dem Display kennt Luca gar nicht.
„Hallo, Mama! Wo bist du?“
„Der grüne Zettel oben auf dem Laptop, der ist für dich! Deine Hausarbeiten, bis ich zurück bin.“
Luca liest – und staunt. Tränen kullern.
„Aber Mama! Das soll doch Andres machen, hab' ich selber von dir gehört.“
„Nein, Luca! Dein Bruder hat andere Aufgaben von mir bekommen. Ich verlasse mich auf dich, Schatz. Bis bald."
Der Blondschopf versteht die Welt nicht mehr, hässliche weinrote Flecken verunstalteten sein Gesicht. Der Neunjährige fährt mit dem Zeigefinger über die Zeilen, liest nochmals, kann`s nicht glauben.
„Aber nur weil bald Weihnachten ist, Mama!“ kreischt er zum Fenster hin und wirft den „Giftzettel“ unter den Sekretär, tritt noch mal kraftvoll nach. Dann brüllt er: „Kinderarbeit ist verboten!“
Mit hängenden Schultern trottelt Luca in den Keller, wo er putzen soll.

„Mensch, das war cool!“, prustet Andres, verschränkt zufrieden schmunzelnd die Hände im Nacken und dreht zwei Karussell-Runden im PC-Sessel, oben in seinem Domizil unter dem Dach.
„Die Lyrebird-Software funktioniert genauso, wie Benny mir das erklärt hat. Meine Stimme klingt exakt wie Mamas. Auf den Fake kommt`s nervige Brüderchen niemals!“ Der dunkelblonde 15-jährige Lockenkopf stellt entspannt Leckereien neben den Laptop, die Mama verboten hat: Cola-Flasche, Beutel mit Gummitiere, Muffins.
Zocken und schillen ist angesagt!

Vor der Workman-Dusche im Keller stehen die Putz-Utensilien. Drinnen, unter dem Handwaschbecken, warten zwei mit Lehmklumpen beschmierte Fußbälle auf Frischwasser. Verschwitzte Sportklamotten inklusive verklumpte Fußballschuhe der beiden Brüder türmen sich in der Mitte. Mit spitzen Fingern stopft Luca die Sportsachen in den Wäschesack.
Der erste Ball, aus den Handgelenken geworfen, landet haargenau im Handwaschbecken. Treffer! Dreimal mit Papas Waschlappen über die Oberfläche wischen. Das reicht! Beim zweiten Fußball vergrößert der Junge den Abstand, trifft wieder genau das Becken. Trommelt mit den Fäusten auf die Brust. Zweimal kurz Ball-Wisch-Wasch, fertig!
Nun die Fußballschuhe. Aber nicht einzeln, sondern paarweise. Schwierigkeitsgrad erhöhen! Abstand zum Waschbecken: Mindestens vier Meter. Luca steht außerhalb der Dusche, muss etwas ums Eck zielen – auf 10 Uhr – wie Papa zu sagen pflegt. Schnürsenkel als verlängerten Arm benutzen, schwungvoll schleudern und werfen. Daneben!
„Noch zwei Versuche!“, ruft er, als wäre er sein eigener Schiedsrichter. Das macht Spaß!
Fußballschuhe sausen schwungvoll in die Dusche. Krach! Bums! Klirr! „Oh, der Spiegel über dem Waschbecken“, flüstert Luca erschrocken. Recht hat er! Der Spiegel samt Papas Fläschchen, Flaschen und Döschen liegt zersplittert auf dem Fußboden.
Luca blickt auf das Malheur, greift, nach kurzem Kopfschütteln unbeeindruckt den Besen und schiebt lustlos ein paar Splitter zusammen. Verbissen ruft er in Richtung Kellerfenster: „Das passiert bei Kinderarbeit, Mama!“

Das Scheppern im Keller kann man selbst in der Dachkammer nicht überhören, wo Andres mit Hingabe zockt.
Zuerst kommen ihm Einbrecher in den Sinn, dann ist klar: „Luca hat wieder Blödsinn fabriziert!“ Mulmiges Magendrücken meldet ihm gewaltigen Verdruss! Mehrere Stufen auf einmal nehmend, rast er in den Keller, stolpert in der Duschkabine über den Scherbenhaufen und weiß Bescheid.
„Andres, das wollte ich nicht! Was machen wir jetzt? Wenn Mama das sieht, bekomme ich keine Weihnachtsgeschenke!“
„Wieso wir? Du bist das blöde Schaf. Ich habe keinen Putzauftrag von Mama bekommen, sondern du!“
Ja aber - du bist doch mein Bruder! Du musst mir helfen!“
„Helfen, helfen! Wer verpetzt mich immer bei Mama bei jeder Kleinigkeit? Wer drückt sich immer vor der Hausarbeit? Natürlich der Kleine mit den unschuldig blauen Augen! Nicht wahr?
„Andres, ich verspreche dir …“
„Wie oft habe ich dir aus der Patsche geholfen, und wie oft hast du deine Versprechen gebrochen?“
„Wirklich, Andres, ab jetzt halte ich meine Versprechen. Ich schwöre!“
Genau das will der große Bruder hören, weil er bereits einen perfekten Plan im Kopf hat.
„Gut, Luca, du gibt’s mir von deinen Geschenken die fünfzig Euro, die Oma jede Weihnachten verteilt und ich sage zur Mama, dass mir der Spiegel kaputtgegangen ist.“
„Nee, Andres, das kannst du nicht machen, die fünfzig Mücken habe ich schon lange verplant!“
„Na gut!“, ruft der Große über die Schulter. „Denk mal nach, bei dem Mist hier bekommst du nicht ein einziges Geschenk, auch keine fünfzig Euro.“
Luca zieht ein zitronensaures Gesicht, reißt den Bruder am Ärmel zurück: „Gut, Hand drauf! Ich mach`s.“
„Aber schweigen! Zu Mama und Papa kein Sterbenswörtchen. Klar?“
„Klar, mein liebster Bruder, du kennst mich doch.“
„Eben. Die Scherben fege ich selber weg. Du machst das sowieso nicht ordentlich genug. Wenn Papa aus der Werkstatt kommt und duscht, schneidet er sich womöglich noch in den Fuß. Geh in dein Zimmer spielen.“
Das lässt sich Luca nicht zweimal sagen und stürmt in sein Kinderzimmer.

Inzwischen kommt Papa. Seine erste Reaktion: „Nun hat´s den Blinden erwischt, der war schon lange fällig.“ Andres fegt die letzten Scherben zusammen. „ Hast wohl mit dem Besen Tanzen geübt, Großer?“
„Nee, Papa.“
„Halb so wild. Jetzt habe ich einen guten Grund und will gleich den neuen Spiegel anbauen. Das wollte ich längst mal machen.“
Andres reibt sich heimlich die Hände und murmelt: „Besser kann es gar nicht laufen.“ Bauchgrummeln meldet sich hintergründig.

Am nächsten Morgen sitzt die Familie um den Frühstückstisch.
Mama sagt: „Mein lieber, lieber Gatte, wie viele Wochen hat es gedauert, bis in der Kellerdusche der halbblinde Spiegel gegen den neuen ausgetauscht wurde!“
„War sowieso für gestern geplant, Andres hat mir geholfen“, nuschelt Papa mit vollem Mund.
Luca stutzt, reißt Mund und Augen auf, springt hoch vom Stuhl, steht stocksteif da und zeigt mit ausgestrecktem Arm stumm auf Andres.

 

Hej @Petriso2 ,

zuallererst überlege ich, warum ich so unzufrieden aus deiner Geschichte herausgehe. Ich denke, es liegt vorrangig daran, dass ich wenig Atmosphäre bekomme. Das mag meine persönliche Vorliebe sein, aber es hindert mich daran, mit einem der beiden Jungs mitzufühlen. Ich krieg weder für Andres’ Gehässigkeit, noch für Lucas Rolle irgendein Empfinden. Die huschen so an mir vorbei, wie der Spiegel zerschellt.

Zum anderen nervt mich natürlich die Auflösung. Was zum Himmel ist denn in der Familie los? Nicht, dass es nicht so laufen könnte, aber ich benötige eine Ursache für die Wirkung. Sind Brüder grundsätzlich so? Warum zweifelt niemand, kennen die sich nicht? Und Welche Rolle hat die Mudda?

Ich bin und bleibe unzufrieden. Das ist mir zum wenig Geschichte ... fürs Geld. :D Ich würde zu gerne die jeweils andere Seite der Charaktere kennenlernen, nicht aus Neugierde, sondern damit mich diese Begebenheit was angeht.

Hierbei handelt es sich jetzt um einen Leseeindruck und einen freundlichen Gruß, Kanji

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Kanji,
mich verwundern deine Zeilen ein wenig. Als hilfreichen Kommentar sehe ich das nicht.
In einer Short Story mit ca. 900 Worten sucht man eigentlich die Sahne unter dem Eis, wenn du weißt, was ich meine.
Natürlich erschließ sich der Inhalt für den Leser nicht im Schnelldurchlauf, ist von mir auch nicht beabsichtigt.
Charaktereigenschaften usw. findet man eher zwischen Zeilen.
So hilft mir dein Kommentar nicht weiter. Vielleicht klapp`s das nächste Mal.

Frohe Feiertage dir und deinen Angehörigen
Petriso2

Hallo @@dornröschen[/US[/U]
Absichtlich versuche ich gerne in Storys den Leser zum Denken/Nachdenken zu zwingen, um die Inhalt wirklich zu verstehen und möchte am Ende Freiraum für Fantasien öffnen. Klapp natürlich nur sehr, sehr selten, wie man sieht.
Das mit der Dusche ist mir komplett in die Hose gerutscht. Ich habe unsere 2x2Meter Workman- Dusche mit Handwaschbecken zum Vorbild genommen und gar nicht die passenden beschreibenden Worte gefunden(Der Blinde hängt übrigens auch dort, noch immer!).
In einer kurzen Story mit ca. 1000 bis 1500 Worten feilsch man mitunter um jeden Satz, jedes Wort. Genau das ist es, was mir euphorische Freude am Schreiben macht. Und immer wieder patsche ich mit den gesamten Gehirnwindungen genau in die Sch…!
Zwar kämpfe ich mit Worten, versuche, in kurzen Sätzen möglichst viel Inhalt in die Geschichte einzubinden. Aber was du mir hier unter die Nase reibst, hat selbstredend sein volle Berechtigung.

Kurz zu Ende der Story.
Die zweite Überschrift war gedacht, den Leser auf das nun mögliche folgende Malheur am Ende der Story hinzuweisen: Der Kleine ist empört, weil der Große ihn wieder gelinkt hat. Es liegt auf der Hand, dass damit auch der Fake des Großen platzt und der vielleicht Weihnachten in Röhre schaut, buchstäblich in die eigene Grube fällt. War das zu schwer zu deuten? Zu verschachtelt?

Die Familie lebt übrigens, wie viel andere auch: Kinder streiten sich, manchmal bis zur Weißglut(wird erst später im Mannesalter anders), Mutter und Vater sind fest im Arbeitsprozess eingebunden, existieren mitunter aneinander vorbei, habe wenig Zeit für ihre Nachkommen. Wer will das bestreiten? Muss der Autor, wenn der Leser mitten im Leben steht, noch mehr in die Story einbringen? Infodumps?

Ich danke dir für deine Mühe, war mir eine wirkliche Hilfe!

Schöne Feiertage wünsche ich dir und deinen Angehörigen
aus der stockdunklen Elbaue, wo seit einiger Zeit Fuchs und Wolf ihr Unwesen treiben

Petriso2

 
Zuletzt bearbeitet:

Herrje, verwundern wollte ich genauso wenig, wie dir helfen, @Petriso2 .

Du hast meine kostbare Zeit, meinen einzigartigen Leseeindruck und meine Freundlichkeit, den ersten Kommentar zu deinem lange Zeit unkommentierten Text erhalten. Das muss dir genügen. Was du daraus machst ... :shy:

Auch habe ich nicht den Eindruck, dass du Hilfe benötigst.
Deinem Kommentar nach zu urteilen, ist ja auch alles in Butter.

Natürlich erschließ sich der Inhalt für den Leser nicht im Schnelldurchlauf, ist von mir auch nicht beabsichtigt.
Charaktereigenschaften usw. findet man eher zwischen Zeilen.

Nicht beabsichtigt? Schade eigentlich. So kam eben nicht so viel beim geneigten Leser an, wie wir es uns wünschen, nicht wahr? Bei mir war es eben nicht der Fall. Mein Tipp: Verbuche es einfach ... irgendwo.

Freundlicher Gruß, Kanji

 

Hallo @Petriso2!

Du bist erst etwas über einen Monat hier und wir hatten noch nicht das Vergnügen, also: Willkommen bei den Wortkriegern.

Diese Geschichte ist laut des Stichworts und der Altersangabe für Kinder, etwa neun Jahre alt.
Dann geht das hier:

Natürlich erschließ sich der Inhalt für den Leser nicht im Schnelldurchlauf, ist von mir auch nicht beabsichtigt.
Charaktereigenschaften usw. findet man eher zwischen Zeilen.
=> überhaupt nicht, sorry.
Das allerallererste Gebot für Geschichten für Kinder ist Verständlichkeit!

Schon deiner erster Satz, obwohl von der Grammatik her klar geschrieben:

Das Haustelefon ruft Luca zum Schreibsekretär.
=> dürfte bei 99% der Neunjährigen nur Fragezeichen erzeugen. Was ist ein "Haustelefon"? Und einen Sekretär werden die Neunjährigen für einen Menschen halten.

Und dann müsstest du auch hinschreiben, was Luca da tut. Du kannst nicht erwarten, dass klar ist, dass Luca den Telefonhörer abnimmt, wenn du es nicht in den Text schreibst. (Nimmt er ihn ab? Oder plärrt das Telefon so los? Wie hörte sich denn der "Ruf" des Telefons an? "Luca ans Telefon!"? Ich weiß es nicht. Warum nicht? Weil es nicht im Text steht.)

Ja, ich höre das hier von Schreibamateuren (auch bei Texten für Erwachsenen natürlich) immer wieder: Ist doch klar, was er/sie da tut, was da passiert! Nein, das ist es nicht.
Etwas zwischen den Zeilen auszudrücken ist längst nicht so einfach, wie sich das viele Schreibamateure vorstellen. Einfach Informationen weglassen funktioniert nicht.
(Mal ganz abgesehen davon, dass vielen Lesern die Lust am Lesen vergeht, wenn sie wegen der mangelnden Info dauernd aus dem Text geworfen werden. Dann klicken sie lieber den nächsten Text an.)

Also, zurück zu den Texten FÜR Kinder. Willst du solche wirklich schreiben? Dann empfehle ich, Kinderbücher für die entsprechende Zielgruppe zu lesen. Was machen die Autoren da - und vor allem, was machen sie nicht? Das Nicht hat meist einen ziemlich guten Grund.

Viel Spaß weiterhin bei den Wortkriegern.

Grüße,
Chris

 
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Hi, @Chris Stone

Eigentlich möchte ich überhaupt keine Kindergeschichten für Kinder schreiben, nur mein neunjähriger Enkel hatte mich auf die Idee gebracht, als er die Zeilen las. Dummerweise ist mir dann die "Neune" durchgeflutscht und die steht, wie Ast und ich kriege sie einfach nicht weg als ehemaliger SPS-Programmierer :bonk:
Mir ist schon klar (besonders seit Angy mit dem Herzchen "Ich hab euch alle lieb" seit vielen Jahren signalisiert, dass Bildung in Deutschland nicht alle in gleichem Maße erreicht):
Nicht jeder Neunjährige auf Anhieb könnte sagen, was mit dem ersten Satz gemeint ist, aber 99% ? Mein lieber Schwan! Nun frage ich aber nicht noch, ob du dich sogar zum geplagten deutschen Lehrkörper zählst oder wo dein Zuhause steht. Aber eines schwöre ich hier als frischblutiger Schreibanfänger: Ich werde lebenslang nie wieder Kindergeschichten schreiben (Petriso2, 70 Jahre alt).

Für deine aufschlussreichen Infos möchte ich mich wirklich bedanken, denn: Man lernt bekanntlich nie aus und ich bin für jede konstruktive Kritik, nicht nur hier im Forum, sehr dankbar.

Einen guten Rutsch ins neue Jahr wünscht dir und deiner Familie

Peter

aus der sächsischen Elbaue
wo Hase, Fuchs und Wolf sich kaum noch "Gute Nacht" wünschen

 

Dummerweise ist mir dann die "Neune" durchgeflutscht und die steht, wie Ast und ich kriege sie einfach nicht weg als ehemaliger SPS-Programmierer :bonk:
Hi Petriso2,

Ich habe die 9 Jahre entfernt.
Das hat nichts mit Programmierkentnissen zu tun, sondern mit Berechtigungen. Nur Mods können das ändern. ?

Gruß, GoMusic

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi @GoMusic,
Ja, danke!
Selbstverständlich weiß ich, was Administrator-Rechte sind.
Irgendwie fühle ich mich ab jetzt nicht mehr ganz so einsam unter den "Wortkriegern", weil doch vermutlich ab und zu jemand im Hintergrund meine Wege kreuzt. :huldig:

 

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