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Sauna

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14.02.2001
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Sauna

Sauna

Erin klebte am Fenster und suchte nach neuen Eindrücken. Schon eine Stunde hatte die Fahrt auf der kleinen Landstrasse durch die finnischen Wälder dem Wochenendhaus entgegen gedauert.

Ihre Gastfamilie wohnte in einer kleinen Stadtwohnung, verbrachte aber die Wochenenden im eigenen Ferienhaus an einem der tausend Seen im Landesinnern. Für Erin war’s die erste Fahrt dorthin. Sie bedauerte es, noch nicht mehr Finnisch zu verstehen. Gerne hätte sie am Gespräch zwischen den Eltern teilgenommen, oder die kleinen Sticheleien verstanden, die Waltteri an seine Schwester richtete. Kaisa war ein Jahr jünger als sie, und war der Hauptgrund, weswegen sich die Familie zur Aufnahme einer Austauschschülerin entschieden hatten : Kaisa konnte sich so auf ihr eigenes Austauschjahr vorbereiten, das sie in den USA verbringen wollte.

Auf das erste Wochenende am See hatte sich Erin schon lange gefreut. Sie fieberte dem Segeln mit der kleinen Jolle entgegen. Die Gastfamilie hatte ihr davon ein unscharfes Foto in die Staaten geschickt mit Kaisa und Jussi, dem Vater, davor. Segeln musste sooo viel Spass machen....
Die Sauna beunruhigte sie hingegen. In North Dakota hatte der Besuch einer Sauna etwas Verruchtes an sich. Aber hier sei das ja etwas ganz normales, nicht nur für Lüstlinge und Swingerpäärchen.
Den neuen Bikini hatte sie extra dafür gekauft. Zeigte er vielleicht ein wenig zu viel von ihrem Po? Aber nein, hier waren die Leute längst nicht so prüde wie in North Dakota.

Unvermittelt bog der Volvo in einen Feldweg ein. Die holprige Strecke durch den Wald gefiel Waltteri ganz besonders, und er hopste wild auf dem Rücksitz herum. Da tauchte auch schon der See und das Häuschen am Ufer auf.

Kaisa nahm sie erst einmal mit auf einen kleinen Rundgang. Das stinkende Aussenklo mit den vielen Fliegen wollte sie in Zukunft lieber meiden. In der Nacht würde sie lieber kurz in den Wald gehen. Das kleine Bootshaus mit der Jolle, dem Ruderboot und den Reusen gefiel ihr da schon bedeutend besser. Auch die Sauna in Fassform faszinierte sie. Der Gastvater war schon damit beschäftigt, den Ofen einzuheizen.

Drinnen hatte die Mutter einen kleinen Snack zubereitet. An den Käse hier würde sie sich noch gewöhnen müssen. Aus Höflichkeit nahm sie trotzdem einen Bissen. Cool war, dass die Eltern Kaisa so ohne weiteres Bier trinken liessen und auch ihr welches anboten. Wenn das ihre Eltern zu Hause wüssten…

Mit der Sauna wollte man nicht mehr lange zuwarten. Erin erklärte, dass sie sich lieber im Häuschen umziehen wolle als vor dem Fass draussen. Achselzuckend liess sie die Familie gewähren. In der Kammer suchte sie vergebens einen Spiegel. Aber im Fenster erkannte sie, dass der Bikini ihr gut stand. Das Oberteil brachte ihre kleinen Brüste gut zur Geltung. Auch ihre schlanke Taille wurde zu einem Blickfang. Sie knotete sich das Badetuch um und huschte rüber zum Fass. Die Kleider der Gastfamilie waren bunt über die Terassenbrüstung verstreut.

Gespannt öffnete sie die Saunatüre- und blieb wie versteinert stehen. Drin sass die ganze Familie in holder Eintracht nackt auf den Bänken. Am liebsten wäre sie schreiend davon gerannt, aber es gab kein zurück. Kaisa hatte neben sich und der Wand eine Lücke für sie gelassen. Den Blick gesenkt nahm sie Platz. Auf den Schweiss hatte sie nicht warten müssen, er schoss ihr sogleich auf die Stirn.

Nach ein paar Sekunden betretenen Schweigens lockerte Waltteri mit einem Spruch die Gesellschaft wieder auf. Unbekümmert stellte er sein Zipfelchen zur Schau. Kaisa kratzte gedankenverloren am Ansatz ihrer Schamhaare, und Jussis Gemächt, an dem munter Schweiss heruntertropfte, schaukelte bedenklich nahe, als er sich zum Wasseraufgiessen über den Ofen beugte. Mit Birkenzweigen schlugen sich die Eltern gegenseitig, wobei Mutters Brüste heftig schaukelten. Mit Grauen betrachtete Erin ihre üppig wuchernden Achselhaare. Auch Kaisa liess dort ihren Flaum unbehelligt, wie Erin bemerkte. In ihrer Ecke hatte sie sich so klein wie möglich gemacht. Glücklicherweise wurde sie von niemandem angesprochen. Wie auf ein Zeichen erhob sich die Gruppe und stürzte wild johlend in den See.

Erin war wie benommen. Während der ersten Schultage, die dem Wochenende folgten, kamen ständig wieder die Bilder in ihr hoch. Den Vater konnte sie kaum noch anblicken, ohne ihn mit baumelndem Schwanz vor sich zu sehen.

Das Schlimmste war aber die Gewissheit, dass es nächstes Wochenende wieder zum Ferienhaus gehen sollte. Sollte sie sich dann etwa auch ganz ausziehen? Nicht einmal vor dem Schwimmunterricht hatte sie sich je vor andern Mädchen ausziehen müssen, geschweige denn vor Jungs oder Männern.
Sie erinnerte sich wieder an das Vorbereitungswochenende. Dort wurde ihr erklärt, als Austauschschülerin müsse sie sich um 90 Prozent anpassen, die Familie um 10 Prozent. Wie konnte sie ihren Bikini um 10 Prozent anbehalten?

Mit dem Wochenende näherte sich auch ihre Entscheidung. Sie wollte es versuchen. Im Sitzen konnte sie immer noch beiläufig mit dem Badetuch ihre Scham abdecken. Aber ausziehen konnte sie sich unmöglich mit den andern zusammen. So verdrückte sie sich dann wieder in die Kammer. Im Fenster sah sie sich in ihrer Nacktheit. Die Achselhöhlen waren tadellos glatt. Die Schamaare hatte sie zurückgetrimmt. Auch ihre Beine waren frisch rasiert. Mit einem leisen Seufzer machte sie sich auf den Weg. Der Atem stockte ihr, als sie die Saunatür öffnete. Dahinter sass die ganze Familie - in Badeanzügen.

[Beitrag editiert von: markus am 10.02.2002 um 11:41]

 

Also Markus, die Schlusspointe ist einfach genial. Obwohl sie eigentlich naheliegend ist, war ich durch die Schilderung der Befindlichkeit der Protagonistin so abgelenkt, dass ich sie nicht kommen gesehen habe. Wie ein Befreiungsschlag, der die gespannte Atmosphäre wirkungsvoll auflöst. Wetten, dass sie alle in lautes Lachen verfielen und die gemeinsame Nacktheit nie wieder Thema war für Erin?

[Beitrag editiert von: Strider am 05.02.2002 um 05:34]

 

Danke für's feedback. Die Geschichte soll sich übrigens so ähnlich zugetragen haben. Sie wurde als Annektote in der Austauschorganisation, für die ich arbeite, herumgeboten.
Ich brauchte sie nur noch etwas auszuschmücken... Die guten Geschichten schreibt immer noch das Leben selber.

[Beitrag editiert von: markus am 05.02.2002 um 15:06]

 

Hi markus,

super Geschichte! Ich musste wirklich schmunzeln, vor allem bei den Seitenhieben auf North Dakota und deren Prüderie. Außerdem kann ich mir das ganze einigermaßen vorstellen weil drei Jahre lang Finnen bei uns im Haus wohnten und die Kinder im Sommer nackt im Garten mit dem Wasserschlauch spielten.

Der Schluss? - Skurril, warum hat die Familie auf einmal Badekleidung an? Ist aber eigentlich nicht wirklich wichtig.

Freue mich auf weitere so tolle Stories,

mfg
ms

 

@poetna,
da hast du wohl die Pointe nicht ganz richtig mitgekriegt: Die Familie wollte damit Erin einen Gefallen tun, weil sie die Woche zuvor doch einen ziemlich schockierten Eindruck hinterlassen hatte.
Beide Teile haben sich also anpassen wollen, es aber verpasst, sich über die peinliche Situation auszusprechen. So hat das nur zu einer weiteren, vor allem für Erin noch peinlicheren Situation geführt, denn wessen Alptraum ist es nicht, ungewollt nackt vor Bekleidete zu treten?
Aber was soll's. Pointen sollte man nicht erklären müssen. Vielleicht muss ich da noch mal über die Bücher...

 

@markus,

ich habe mir die kg noch einmal durchgelesen. ich war vorhin in der uni, sorry, war unaufmerksam.

ich denke nicht dass du noch einmal im buch nachlesen musst, denn die anderen haben es ja auch geschnallt.
trotzdem finde ich sie immer noch gut!!

mfg
ms

 

@Gérard,
vielen Dank für deine Hinweise. Die Verklemmtheit gehört zum Part von Erin, und die ist Ami. Das soll ja gerade mit der Ungezwungenheit der Finnen kontrastieren.
Die Familie muss am Schluss aber in Badeanzügen dortsitzen, sonst entfällt die Pointe.
Getan hat sie's logischerweise aus Rücksicht auf Erin's gut ersichtliche Probleme mit der Nacktheit. Vielleicht kommt das aus dem Text heraus zu wenig zum Ausdruck.
Es fällt aber auch schwer dies zum Ausdruch zu bringen, ohne zu viel vorher zu verraten oder die Pointe zu entschärfen, denn die Pointe sollte, wie du gut gesagt hast, am Schluss stehen und nicht noch erklärt werden müssen.
Hast du Änderungsvorschläge?

 

@Zensor
Hat's dir gefallen, weil's so kurz war, hat dir die kurze Pointe am Schluss gefallen oder war's dir als Geschichte viel zu lang?
Erkläre mal...

Wenn du kurze Pointen am Schluss magst, kann ich dir eine andere Geschichte von mir Zürcher Geschnetzeltesempfehlen

[Beitrag editiert von: markus am 08.02.2002 um 23:06]

 

Servus Markus,

der Zensor hat Deine Geschichte noch einmal geprüft und nimmt folgende Zensur vor: Das Wort "Gast" in Verbindung mit "-familie", "-mutter" und "-vater" sollte vielleicht nur ein einziges Mal auftauchen. Die Protagonisten sind namentlich benannt - das reicht und klingt schöner. Der Satz "die Bauernhöfe sahen ganz schmuck aus" ist überflüssig und hört sich nicht sehr prosaisch an. Ebenso Dein Stillleben "Die Kleider der Gastfamilie waren bunte Punkte auf der Terrassenbrüstung".
Bikini benötigt meines Wissens einen männlichen Artikel. Entweder ist ein Zipfel klein oder eben nur ein Zipfelchen. Wortschöpfungen wie "pralle Hoden","hängende Brüste" und "üppig wuchernde Achselhaare" sind in Deiner sonst so netten Geschichte fehl am Platze. Wir müssen nicht wissen, dass Jussi einen "langen Penis" bzw. einen "baumelnden Schwanz" hat. (Eine Erektion wird er wohl kaum zeigen). Wie Finnen aussehen, die in die Sauna gehen, dürfte jedem Bürger, der eine Flimmerkiste zu Hause hat, geläufig sein. Nacktheit zeichnen, ohne dabei pornographisch zu werden, sollte Deine nächste Übung sein. Ein bisschen Transsexualität musst Du Dir aber zugestehen, sonst wird das nichts mit dem Schwulst, den Frauen so gerne lesen.

Was macht der Finne, wenn er mal nicht in die Sauna geht?
Alkohol in Gehirn sein badet Er.

Gruß
Der Zensor ;)

 

@Zensor
danke für die z.T. einleuchtenden Korrekturvorschläge.
Den "Gast-" werde ich wo möglich entfernen.
"Das Bikini" ist ein Helvetismus- passiert mir ab und zu...
Das "kleine Zipfelchen" ist wirklich ein weisser Schimmel...
Den Bauernhof werde ich auch weglassen.
Die Kleider der Familie lass ich aber auf der Terasse, weil das dem Kontrast dient- sie haben sich draussen ausgezogen- Erin verdrückte sich dazu in die Kammer.
Die Beschreibung der Nacktheit geschieht in der Geschichte aus Erin's Blickwinkel und soll für sie bedrohlich wirken, deswegen die Details. Ich hab' mal ein paar Dinge geändert, vielleicht gefällt's so besser.

En liebe Gruess
Markus

... und warum nicht gleich verständlicher ?

[Beitrag editiert von: markus am 09.02.2002 um 11:30]

 

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