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Sauhund

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04.09.2013
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Sauhund

Er bemerkte erst, dass er zu Boden fiel, als sein Kopf auch schon auf den Steinboden knallte. Gedämpfte Aufschreie drangen an sein Ohr und sofort wuselten dutzende Leute um ihn herum. Er schloss die Augen, mehr aus Demütigung als aus Schmerz, und hoffte wieder einmal, sein letztes Stündchen habe endlich geschlagen. Leider war nichts daraus geworden, denn zu seinem großen Pech hörte er sie noch immer sprechen.
"Komm, wir stellen dich wieder auf.“ Er konnte damit leben, wenn man ihn wie ein Ding behandelte.
"Herr Hofer, geht es Ihnen gut?" Er hasste es hingegen, wenn er in der Höflichkeitsform angesprochen wurde. Als wäre er noch immer das, was er früher einmal war.
Unzählige Augenpaare waren auf ihn gerichtet, hunderte vermutlich. Er hatte sich auch den besten Tag ausgesucht, um zu stürzen. Er spürte viele Hände an seinem Körper, wobei er diese an seinen Beinen eher sehen als fühlen konnte. Es entstand ein regelrechtes Gerangel, wer mit anpacken durfte und gemeinsam hievten sie ihn zurück in den Rollstuhl. Er sparte sich ein Dankeschön, sollte das doch der hinter ihm machen. Dieser griff ihm an den Kopf, fuhr unsanft über die Stelle, die den Boden berührt hatte und ließ dann mit den Worten "alles in Ordnung" wieder von ihm ab. Alles nur für ihr Publikum. Die Menge verlief sich wieder. Es gab nichts mehr zu sehen. Da wartete er sehnsüchtig auf den Tod und schaffte es nicht einmal zu einer Platzwunde.

"Was machst du da?", fragte sein Vater verwundert und mit einem Anflug von Verärgerung in der Stimme, denn es war offensichtlich, was Ralph hier tat.
"Ich ziehe meine Bergschuhe an?", erwiderte Ralph.
"Ja, das sehe ich auch, aber warum?". Die Empörung war nun unüberhörbar.
"Hast du heute schon mal rausgeschaut? Dieses Wetter! Ich muss auf den Berg!"
Sein Vater zwang sich, ruhig zu bleiben.
"Und da bist du in einer Stunde zurück? Das muss dann aber wohl ein sehr kleiner Hügel sein, wie?"
"Warum? Ich gehe auf den Schwarzkopf."
"Bist du verrückt? Wir müssen doch heute das Holz für den Maier hobeln."
"Ach so. Ja, das macht der Opa.“
Mit der Beherrschung seines Vaters war es nun vorbei. "Machst du Witze?“ Als sollte seine Frage untermauert werden, hörten sie in diesem Moment die Holztreppe knarren und unter der Decke erschienen Stoffpantoffeln, die schlurfend und im Zeitlupentempo die einzelnen Stufen herabstiegen. Langsam rückte auch der restliche Körper in das Bild. Die schwarze Stoffhose mit der Bügelfalte, die schlaff um die Beine baumelte. Die Metallschnallen der Hosenträger am Bund. Ein unordentlich hineingestecktes Baumwollhemd. Ein Hemdkragen, dessen rechte Seite nach oben geknickt war. Das faltige Gesicht mit den vielen Altersflecken und der breiten Nase, auf der eine riesige Brille saß. Die weißen Haare, dort, wo sie noch vorhanden waren.
„Und wie bitte soll mir der jetzt helfen? Sieh ihn dir an, der kann ja kaum noch gerade stehen. Da kann ich in spätestens einer Stunde den Notarzt rufen, wenn seine Hand in der Maschine steckt. Du bleibst hier!“
„Ich beeil mich, in Ordnung?“
„Du gehst gar nicht. Du bleibst hier und hilfst mir, so wie wir das ausgemacht haben!“
"Ach Martin, jetzt lass ihn doch gehen“, fiel ihm Rudolf ins Wort, der endlich das Ende der Treppe erreicht hatte.
"Halt du dich da gefälligst raus! Dir hab ich es immerhin zu verdanken, dass es der feine Herr wieder einmal vorzieht, seine Zeit lieber irgendwo da oben zu verschwenden, als mir bei der Arbeit zur Hand zu gehen." Martin fuchtelte mit dem Arm über seinem Kopf herum. "Du hast ihm diese Flausen in den Kopf gesetzt. Du mit deinen scheiß Bergen!" Die letzten Worte spie Martin regelrecht aus.
"Sei doch froh, dass er keine anderen Dummheiten anstellt. Nur weil du dich nie für die Berge interessiert hast."
„Er ist jetzt dann bald dreißig und soll endlich Verantwortung übernehmen. Wenn ich so viel in den Bergen herumgelaufen wäre wie ihr beide, dann würden wir heute ohne Dach über dem Kopf dastehen.“
„Red doch keinen Unsinn!“
„Kommt ihr jetzt endlich frühstücken?“, ertönte eine genervte Stimme aus der Küche. Martin starrte seinen Vater an. Die Erwiderung, die ihm auf den Lippen lag wanderte zur Stirn empor, wo sie als pochende Ader keiner weiteren Worte mehr bedurfte. Martin wandte sich abrupt ab und verschwand in der Küche. Rudolf schlurfte hinterher. Ralph war schon längst nach draußen verschwunden.

Ralph lehnte am dicken Holzpfosten des Gipfelkreuzes, den Rucksack im Rücken und die Hände hinter dem Kopf verschränkt. Er genoss den Blick in die Ferne. Die weißen Gipfel der Dreitausender strahlten ihm entgegen. Vor ein paar Tagen erst hatte es geschneit, ein kurzer Wintereinbruch mitten im Sommer. Die Unberechenbarkeit der Berge faszinierte ihn immer wieder aufs Neue. Ralph schloss seine Augen. Nahm die Natur mit seinen anderen Sinnen wahr. Er spürte den frischen Wind auf seiner Haut. Sog die Luft ein, als hätte seine Lunge noch nie so etwas Kostbares aufgenommen. Ewig könnte er hier liegen bleiben. Ein Gespräch, das er vor kurzem mit seinem Großvater geführt hatte, fiel ihm dabei wieder ein.
„Es war so schön damals. Was hätte ich nur gegeben, wenn mich die Berge damals geholt hätten.“
„Opa, fang nicht schon wieder damit an.“
„Erfroren, abgestürzt, oder von mir aus ein Herzinfarkt. Ja, das wäre wohl das Schönste gewesen. Dahingerafft von einem Herzinfarkt, schnell und lautlos zusammengesunken mit dem letzten Blick auf die Felswände. Ich hätte in meiner letzten Minute gelacht vor Glück.“
„Opa, du sprichst immer vom Sterben.“
„Ja, und? Sieh mich an. Mitte Siebzig und nichts mehr kann ich anfangen mit mir. Nirgends mehr komme ich alleine hin, gerade, dass ich es noch über die Treppen schaffe. Würdest du dir das wünschen?“
Ralph schwieg.
„Na, siehst du? Du willst auch nicht so enden wie ich!“
„Ach, was. Jetzt hör doch endlich auf. Es gibt wohl wirklich welche, die schlimmer dran sind als du. Du hast doch uns. Du bist geistig noch fit. Du …“
„Ha, hör mir doch auf. Du wirst dich noch anschauen! Irgendwann wirst du schon am eigenen Leib erfahren, was ich gemeint habe.“
Ralph lächelte, als er daran zurückdachte. Er mochte seinen Großvater. Auch wenn das Alter ihn zu einem griesgrämigen Greis gemacht hatte.

Ralph zuckte zusammen, als ein Gegenstand auf seinem Bauch landete. Grinsend griff er nach dem in grauen Stoff eingenähten Flachmann, auf dem ein aufgesticktes, rotes M prangte.
„Der Tag wird ja immer besser“, meinte Ralph, prostete seinem Freund mit einem „Bergheil“ zu und nahm einen tiefen Zug aus der Flasche. Der Vogelbeerschnaps brannte in seiner Kehle und Ralph fühlte sich, als würden alle seine Sinne erneut erwachen.“
„Hey, lass mir auch noch was drin!“, bat Max lachend, nahm den Flachmann und gönnte sich selber noch einen großen Schluck. Die beiden unterhielten sich kurz über ihre letzte Bergtour.
„Ich muss dann wieder runter. Die Arbeit wartet auf mich“, sagte Ralph schließlich.
„Du armes Schwein. Viel Spaß! Ich bleib lieber noch ein wenig hier“
„Na vielen Dank auch!“

Beim Abstieg blieb Ralph noch einmal stehen und blickte zurück zum Gipfel. Auf die Felswand darunter. Dort blieb sein Blick hängen, während sich ein Kribbeln in seinem Körper breitmachte. „Scheiß auf die halbe Stunde“, dachte er. Er brauchte noch etwas, um diesen Tag perfekt zu machen. Er stieg in die Wand ein und hangelte sich daran entlang. Der Vorsprung war an manchen Stellen so schmal, dass er nur mit seinen Zehenspitzen festen Grund berührte. Er mochte diese Momente, wenn jede einzelne Faser seiner Muskeln angespannt war und jeder Fehltritt einen Absturz zur Folge haben konnte. Unter ihm ging es ungefähr fünfzehn Meter in die Tiefe, bevor der Fels wieder auf eine steil abfallende Geröllhalde traf. Nach kurzer Zeit hatte er das Ende des Felsvorsprungs erreicht und entdeckte darüber einen Edelweißstock. Er streckte sich danach. Anita würde sich darüber bestimmt freuen. Oder sein Opa. Dieser würde die Blume zwar mürrisch und ohne Dank entgegennehmen, aber dann, wenn er sich unbeobachtet fühlte, verträumt über die flauschigen Blüten streichen. Ralph lächelte, riss ein Stück aus dem Polster. Als er sich ein zweites Mal nach dem Edelweiß streckte, rutschte sein rechter Fuß ab.

Die Reifen des Rollstuhls glitten über die Steinplatten und fraßen sich nach der Abzweigung in die feuchte Erde, die von verwelktem Gras bedeckt war. Sie drängten sich an unzähligen Menschen vorbei, die sie alle anstarrten. Manche mit unverhohlener Neugier, andere mitleidig. Als wären seit dem Unglück nicht schon Jahre vergangen. Er senkte seinen Kopf, bis sie an ihrem Platz angekommen waren. Just wurde er so hinplatziert, dass er ihm direkt ins Gesicht blicken musste. Auge in Auge. Er hatte kein Problem damit, dieser Anblick war so ziemlich das einzige, das seine Lippen noch zu einem unmerklichen Grinsen verziehen ließ. Sein Gegenüber lächelte zurück. So, wie es das immer tat, wenn sie sich begegneten. Der Lautsprecher knackte und sein Blick glitt auf die Schrift. Die Schrift unter dem lächelnden Gesicht.
Ralph Hofer
*01.09.1979 - +14.08.2009
Es war das dritte Allerheiligen nach seinem Tod.

Max stand in der Stube und räusperte sich leise. Ein krächzendes "Opa" drang aus seiner Kehle. Es blieb ungehört.
"Opa!" Rudolf schreckte aus seiner Starre hoch. Teilnahmslos sah er dem Freund seines Enkels in die Augen.
"Der Ralph ...", Max' Stimme versagte. Nach sekundenlanger Stille versuchte er es erneut. "Weißt du, der Ralph. Als ich ihn fand ..." Schweigen. Schlucken. "Er hat. Der Ralph, er hat gelächelt."
Rudolf blieb reglos sitzen. Es war still. So still, dass sich die mechanischen Pendelbewegungen der Küchenuhr anhörten wie Peitschenschläge und Max hastig das Weite suchte. Er bekam nicht mehr mit, dass sich auf Rudolfs Lippen langsam ein Lächeln abzeichnete, das immer breiter wurde, bis schließlich ein lautes Lachen aus seiner Kehle drang und er begann, mit der flachen Hand auf den Tisch zu schlagen. Immer und immer wieder. Rudolf lachte und lachte, bis sich Tränen in sein Lachen mischten und seine Hand ein letztes Mal auf die Tischplatte hinabfuhr.
"Du Sauhund", flüsterte er.

 

Meine zweiter Text hier.
Kurz zur Begriffserklärung des Titels, da dieses Wort vermutlich nur in unseren Breiten geläufig ist: Sauhund klingt zwar schlimm und derb, aber bei uns wird dieser Begriff für jemanden verwendet, der zwar etwas Verrücktes (oder auch Abwertendes) gemacht hat, allerdings die Anerkennung/Bewunderung für diese Tat überwiegt.

 
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Liebe rehla,

ich habe Deine Geschichte sehr gern gelsen.

Dieser Überraschungs-Moment ist Dir ausgesprochen gut gelungen, MICH jedenfalls hast Du wirklich auf die "richtige falsche Fährte" locken können. Und - nicht zuletzt, weil ich einfach so sehr sensibel bin - ich hatte wirklich eine Gänsehaut.
Auch dieses "vom-Lachen-ins-Weinen-übergehen" des Opas in seiner Trauer und dem Schock und der Fassungslosigkeit hast Du sehr schön beschrieben.
Deine Erklärung zu "Sauhund" haätte ich nicht mal gebraucht: er könnte schließlich auch "auf den letzten Metern" seinen Enkel dahingehend anerkennend beschimpfen, dass er zum einen VOR ihm aus dem Leben scheidet, während er sich das seit Jahren wünscht, zum anderen, dass es RALPH vergönnt war, in den Bergen zu sterben, was ihm selber unmöglich sein würde, weil er nicht mehr die Kraft hat, sich in die Berge auf zu machen. Und da kann einem ein "Sauhund" doch schon mal rausrutschen. ;)

Abzusehen war natürlich der Unfall, das war voraussehbar, aber was Du daraus gemacht hast ... wirklich toll!
Ich mochte ja auch Deine andere Geschichte schon und Deinen fließenden Schreibstil, den Du auch hier wieder eingesetzt hast.

Ein paar Kleinigkeiten habe ich aber - wie sollte es anders sein? - :D dennoch:

Er bemerkte erst, dass er zu Boden fiel, als sein Kopf auch schon auf den Steinboden knallte.
Das "auch" brauchte ich nicht beim Lesen.

, und hoffte wieder einmal, sein letztes Stündchen habe endlich geschlagen. Leider war wieder nichts daraus geworden, denn zu seinem großen Pech hörte er sie noch immer sprechen.
Zwei direkt aufeinanderfolgende "wieder" ... evtl. könnte man für das zweite eine "jedoch" oder "erneut" o.ä. einsetzen!?

... Dutzende ... hunderte ...
Es ist beides möglich, beide Wörter kann man in zwei Varianten schreiben - entweder klein oder groß. Vielleicht störe ich mich da als Einzige dran, aber ich würde mich für nur eine entscheiden. Entweder beide groß oder beide klein geschrieben. Nur einer meiner Gedankensplitter. ;)

Er hatte sich auch den besten Tag ausgesucht, um zu stürzen.
Hier brauchte ich das "auch" auch nicht. :D

Er spürte viele Hände an seinem Körper, wobei er die (Hände) an seinen Beinen eher sehen als fühlen konnte.
Zum einen habe ich mich gefragt, ob dieser Satz überhaupt notwendig ist oder zumindest der Nebensatz davon ab "wobei". Es wurde nämlich nicht so richtig aufgeklärt am Ende, warum das so ist. Oder ich habe es mal wieder nicht verstanden. :hmm:
Zum anderen würde ich, um nicht "Hände" zweimal verwenden zu müssen, einfach nur "die" schreiben und "Hände" weglassen. Aber das ist nur mein Empfinden, ohne wiorklich hohes literarisches Verständnis.

Dieser griff ihm an den Kopf, fuhr unsanft über die Stelle, die den Boden berührt hatte, und ließ dann mit den Worten "alles in Ordnung" wieder von ihm ab.
Komma nach "hatte".

Wie um seine Frage zu untermauern, hörten sie in diesem Moment die Holztreppe knarren und unter der Decke erschienen Stoffpantoffeln, ...
Komma nach "untermauern

... schlurfend ... schlurfte
An sich sind einige Sätze zwischen diesen beiden Worte, aber trotzdem ist es mir, warum auch immer, aufgefallen und ließ mich stocken. Bin wohl auch "wortsensibel"!? ;) Vielleicht magst Du ja in Betracht ziehen, für eines von beiden ein anderes zu wählen. Ist ja nur eine Anregung von mir.

... Wenn ich so viel in den Bergen herumgelaufen wäre, wie ihr beide, dann würden wir heute noch ohne Dach über dem Kopf dastehen.“
Komma nach "wäre" und
ich würde ein "noch" (also heute noch) dazu fügen, das untermalt die Aussage kräftiger, finde ich.

Martin starrte seinen Vater an. Die Erwiderung, die ihm auf den Lippen lag, wanderte zur Stirn empor, wo sie als pochende Ader keiner weiteren Worte mehr bedurfte.
Komma nach "Lippen" und
Du könntest da auch locker zwei Sätze draus machen, so wie hier fett markiert in dem Zitat.

Vor ein paar Tagen hatte es erst geschneit, ein kurzer Wintereinbruch mitten im Sommer.
Was hältst Du von so rum:
"Vor ein paar Tagen erst hatte es geschneit, ..."?

Du wirst dich noch anschauen!
Meinst Du "umschauen"? :)

"... Ich bleib lieber noch ein wenig hier.
Da hast Du das Pünktchen am Ende des Satzes vergessen.

Provokativ wurde er so hinplatziert, dass er ihm direkt ins Gesicht blicken musste.
"platziert" würde m.E. reichen

Max stand in der Stube und räusperte sich leise. Ein krächzendes "Opa" drang aus seiner Kehle. Es blieb ungehört. .
Hier hat sich entweder ein Punkt zu viel oder zu wenig reingemogelt.

Etwas verwirrt war ich bei dem Lautsprecher!? Wo kommt der her? Auf dem Friedhof? Und ob ich von "Begegnung" sprechen würde, wenn ich auf ein Bild auf einem Grab schaue, weiß ich auch nicht genau... Das war hier:

Sein Gegenüber lächelte zurück. So, wie es das immer tat, wenn sie sich begegneten.
Ich würde empfehlen, den letzten Nebensatz einfach wegzulassen!?:
"Sein Gegenüber lächelte zurück, so wie es das immer tat. (Punkt!)"

Und ein letztes noch, was ich nicht ganz verstand: Warum pltzieren sie ihn "provokativ" so, dass er auf das Bild schauen muss. Wer provoziert wen und warum?

Supergern gelesen von
Meraviglia

 

Mir hat die Story auch sehr gefallen. Wie beabsichtigt, glaubte ich, Ralph säße im Rollstuhl.

Das mit dem "in die Augen sehen" habe ich nicht sofort verstanden. Vielleicht könntest du da deutlicher machen, dass es sich um ein Foto handelt.
Das "provokativ" verstehe ich so, dass man den alten Mann im Rollstuhl ein wenig vorführt, was er hasst, er möchte im Hintergund bleiben. Richtig?

Hier habe ich ebenfalls Verständnisprobleme:
unter der Decke erschienen Stoffpantoffeln, die schlurfend und im Zeitlupentempo die einzelnen Stufen herabwanderten. Langsam rückte auch der restliche Körper in das Bild. Die schwarze Stoffhose mit der Bügelfalte, die schlaff um die Beine baumelte. Die Metallschnallen der Hosenträger am Bund. Ein unordentlich hineingestecktes Baumwollhemd.

unter der Decke? Also die Zimmerdecke? Die Treppenöffnung in dieser ist gerade so weit einsehbar, dass man - Füße zuerst - jeden sieht, der herunter kommt? Schwer vorstellbar, kann vielleicht besser ganz weg.
"ein unordentlich hineingestecktes Baumwollhemd - in die Metallschnallen? So wie es da steht, ja.
Besser - ein unordentlich in die Hose gestecktes Hemd.

Der Lautsprecher knackte und sein Blick glitt auf die Schrift.
wo kommt der auf einmal her? Ein Lautsprecher vielleicht. Der den Hinweis darauf gibt, dass man sich in einer Art Trauerhalle befindet. Aber das ist der Einzige. Daher diesen Lautsprecher lieber weglassen, außer es kommt vielleicht noch etwas heraus...

Ansonsten eine feine, etwas melancholisch stimmende Geschichte, die die Lebensfreude derjenigen unterstreicht, die tun, was sie am liebsten tun und dafür sogar sterben würden. Für mich persönlich nicht wirklich nachvollziehbar, weil ich diese Adrenalinkicks (Bergsteigen, Achterbahnfahren, Bungeejumping, etc.) nicht brauche, aber hier sehr schön dargestellt.
Danke für den Lesegenuss
Gruß
Dea louise

 
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Servus rehla,

natürlich hat mich das Thema in die Geschichte gelockt, genauso aber auch dein Name, weil ich mich noch gut erinnere, wie fleißig und ambitioniert du an deinem Debüttext gearbeitet hast.
Und gleich vorweg will ich dir sagen, dass ich die neue Geschichte wirklich mochte. Du wählst eine interessante Dramaturgie und an deinem Stil merkt man, dass du viele der Ratschläge, die du unter deiner ersten Geschichte bekamst, offenbar verinnerlicht hast. (Viele, noch nicht alle, dazu unten mehr.)

Da wartete er sehnsüchtig auf den Tod und schaffte es nicht einmal zu einer Platzwunde
Ein toller Satz. Überhaupt fand ich den ganzen ersten Absatz echt gut. Durch die Kursivierung war mir auch klar, dass es sich wohl um eine zum Rest der Geschichte zeitlich versetzte Szene handelt, ob Vor- oder Rückblende würde sich mir dann schon erschließen. Du geizt auch recht geschickt mit Informationen, um wen es sich da handelt, und so was mag ich sowieso, ich fühle mich als Leser gerne ein wenig gefordert.

Wenn ich eine Geschichte es für wert halte, so wie diese hier, verbeiße ich mich dann gerne auch in Kleinigkeiten. Die sind natürlich vorwiegend eine Frage des jeweiligen Geschmacks, ich will dir trotzdem wieder ein paar Stellen zeigen, die für mich noch nicht wirklich gut sind.
Weil ich aber nicht in deine persönlichen Schreibstil hineinpfuschen will, beschränke ich mich auf einzelne Wörter und Formulierungen:

Die Menge stob auseinander
Stieben ist ein wunderschönes Wort, ich liebe es und habe es beinahe in jeder meiner Geschichten zumindest einmal drin. Aber hier passt es überhaupt nicht. Da sehe ich Menschen vor mir, die wie die Irren auseinanderrennen, als wäre in ihrer Mitte eine Bombe gezündet worden, quasi Massenpanik. Wie wäre es mit: Die Menge verlor/verlief sich (wieder).

"Was machst du da?", fragte sein Vater verwundert und mit einem Anflug von Verärgerung in der Stimme, denn es war eigentlich offensichtlich, was Ralph hier tat.
eigentlich ist in neunundneunzig von hundert Fällen vollkommen entbehrlich, und meistens stört es obendrein, so wie hier, die Satzmelodie.

"Ich ziehe meine Bergschuhe an?", erwiderte dieser [besser: Ralph]
"Ja, das sehe ich auch, aber warum?". Die Empörung war nun unüberhörbar.
Bis auf die zwei Kleinigkeiten in den Redebegleitsätzen gibt’s an dem ganzen Dialog nichts auszusetzen, der klingt echt, authentisch, nichts dem Leser erklärend.
Und was ich fett markierte, stört mich hauptsächlich, weil es beim Lesen etwas holperte.

Wie um seine Frage zu untermauern hörten sie in diesem Moment die Holztreppe knarren
Sie hörten um zu untermauern? … hmm.
Verdammt, da hätte ich jetzt gerne das grammatikalisch-theoretische Wissen und die entsprechenden Fachtermini, um zu erklären, warum das so nicht geht.
Hab ich aber nicht, trotzdem hört sich der Satzteil für mich falsch an. Auf jeden Fall gehört hinter untermauern ein Komma.
Als sollte seine Frage untermauert werden, hörten sie … so klingt es für mich richtiger. (Am besten holst du dir Rat bei Friedrichard, dem Herrseibeiuns der schlampigen Rechtschreibung)

und unter der Decke erschienen Stoffpantoffeln, die schlurfend und im Zeitlupentempo die einzelnen Stufen herabwanderten
besser: stiegen

"Ach Martin, jetzt lass ihn doch gehen“, fiel ihm dieses Mal Rudolf ins Wort,
kann weg

"Halt du dich da gefälligst raus! Dir hab ich es immerhin zu verdanken, dass es der feine Herr wieder einmal vorzieht, seine Zeit lieber irgendwo da oben zu verschwenden, als mir bei der Arbeit zur Hand zu gehen."
Das ist mir eine Spur zu wenig umgangssprachlich.

„Du hast ihm diese Flausen in den Kopf gesetzt. Du mit deiner Leidenschaft."
Das dürfte für mich auch ruhig ein bisschen deftiger rüberkommen. Du mit deinen scheiß Bergen.(?)

„Er ist jetzt dann bald Dreißig
dreißig

Ralph lehnte am dicken Holzpflock des Gipfelkreuzes,
Ein Holzpflock ist für mich ein höchstens armdickes, nicht allzu langes und an einer Seite zugespitztes Stück Holz. Unter dem senkrechten Pfosten eines Gipfelkreuzes stelle ich mir was anderes vor.

Vor ein paar Tagen hatte es erst geschneit,
Lies mal zum Vergleich diese Satzstellungen:
Erst vor ein paar Tagen hatte es geschneit,
Vor ein paar Tagen erst hatte es geschneit,

bat Max lachend, nahm den Flachmann zurück in seinen Besitz und gönnte sich selber noch einen großen Schluck.
Ich finde, gerade diese Szene braucht solche gesuchten Formulierungen nicht.

So, rehla, schaut nach mehr aus, als es in Wahrheit ist. Und bedenke bitte, dass ich all die vielen Sätze, zu denen ich nichts gesagt habe, für gelungen halte.
Leider ist mir jetzt die Zeit davongelaufen, die zweite Hälfte werde ich mir morgen anschauen, und dann will ich auch noch einiges zur Geschichte an sich sagen.
Aber vielleicht kannst du mit meinen heutigen Hinweisen ja schon mal was anfangen, und deinen Text selbst noch einmal kritisch auf so kleine Schwachstellen durchschauen.


Bis morgen, rehla.
offshore

 

Liebe Meraviglia,

wow, vielen Dank.

Und - nicht zuletzt, weil ich einfach so sehr sensibel bin - ich hatte wirklich eine Gänsehaut.

Als ich das gelesen habe, war ich nun dran mit der Gänsehaut. Es freut mich sehr, dass dir meine Geschichte gefallen hat und dass ich dich tatsächlich auf die falsche Fährte locken konnte. Ich hatte ja so meine Zweifel, ob ihr mir nicht sofort auf die Schlichte kommt, alleine schon durch so Redewendungen wie "er hoffte, sein letztes Stündchen habe geschlagen", das klingt doch schon so alt.

Er bemerkte erst, dass er zu Boden fiel, als sein Kopf auch schon auf den Steinboden knallte.

Das "auch" brauchte ich nicht beim Lesen.


Er hatte sich auch den besten Tag ausgesucht, um zu stürzen.

Hier brauchte ich das "auch" auch nicht.


Ja, ja meine "auchs". Ich weiß, ich sollte mit diesen Füllwörtern zurückschrauben, aber ich muss ehrlich gesagt gestehen, dass für mich die deutsche Sprache ja teilweise so etwas wie eine Fremdsprache ist und wir in unserem Dialekt dieses auch (ausgesprochen als schlichtes "a") gerne verwenden, wenn etwas sarkastisch ausgedrückt werden soll. Ich will ja, aber ich KANN die Wörter da einfach nicht wegnehmen.

... Dutzende ... hunderte ...

Es ist beides möglich, beide Wörter kann man in zwei Varianten schreiben - entweder klein oder groß. Vielleicht störe ich mich da als Einzige dran, aber ich würde mich für nur eine entscheiden. Entweder beide groß oder beide klein geschrieben. Nur einer meiner Gedankensplitter.


Da hast du Recht. Entweder, oder.

Er spürte viele Hände an seinem Körper, wobei er die (Hände) an seinen Beinen eher sehen als fühlen konnte.

Zum einen habe ich mich gefragt, ob dieser Satz überhaupt notwendig ist oder zumindest der Nebensatz davon ab "wobei". Es wurde nämlich nicht so richtig aufgeklärt am Ende, warum das so ist. Oder ich habe es mal wieder nicht verstanden.
Zum anderen würde ich, um nicht "Hände" zweimal verwenden zu müssen, einfach nur "die" schreiben und "Hände" weglassen. Aber das ist nur mein Empfinden, ohne wiorklich hohes literarisches Verständnis.


Ich habe das zweite "Hände" durch "diese" ersetzt.

Du wirst dich noch anschauen!

Meinst Du "umschauen"?


Gibt es diesen Ausdruck auf Hochdeutsch wirklich nicht? Das heißt so viel wie "Du wirst schon noch sehen!" Da auch der Titel auf meine Region ausgelegt ist, belasse ich diesen Ausdruck.

Etwas verwirrt war ich bei dem Lautsprecher!? Wo kommt der her? Auf dem Friedhof?

Ja, große Begräbnisse, Allerheiligen etc. werden per Lautsprecher auf den gesamten Friedhof übertragen.

Sein Gegenüber lächelte zurück. So, wie es das immer tat, wenn sie sich begegneten.

Ich würde empfehlen, den letzten Nebensatz einfach wegzulassen!?:
"Sein Gegenüber lächelte zurück, so wie es das immer tat. (Punkt!)"


Ach nein, dabei habe ich das so schön gefunden. Ich werde es mal lassen.

Einige deiner anderen Einwände habe ich beherzigt und werde sie im Text aufnehmen. Vielen Dank noch einmal fürs Lesen und Kommentieren, du bist ja wirklich sehr fleißig hier.

Liebe Dea Louise,

vielen Dank auch dir für das Lesen und das Kommentieren und mein Grinsen wird immer breiter, weil du nun schon die Zweite bist, die ich "reinlegen" konnte.

Das "provokativ" verstehe ich so, dass man den alten Mann im Rollstuhl ein wenig vorführt, was er hasst, er möchte im Hintergund bleiben. Richtig?

Ich hab mir mit diesem "provokativ" wirklich schwer getan. Eigentlich wollte ich damit sagen, dass Martin - der den Rollstuhl schiebt, was man aber auch erst mal erraten muss - ihm ja die Schuld für den Tod seines Sohnes gibt und meint, dieser Anblick würde Rudolf in tiefe Schuldgefühle stürzen. Aber da ich ja nicht aus der Sicht von Martin schreibe, ist das Wort dann doch irgendwie falsch. Ach, ich weiß auch nicht.

Unter der Decke? Also die Zimmerdecke? Die Treppenöffnung in dieser ist gerade so weit einsehbar, dass man - Füße zuerst - jeden sieht, der herunter kommt? Schwer vorstellbar, kann vielleicht besser ganz weg.

Also ich habe eine derartige Zimmerdecke schon öfter gesehen.

Der Lautsprecher knackte und sein Blick glitt auf die Schrift.
wo kommt der auf einmal her? Ein Lautsprecher vielleicht. Der den Hinweis darauf gibt, dass man sich in einer Art Trauerhalle befindet. Aber das ist der Einzige. Daher diesen Lautsprecher lieber weglassen, außer es kommt vielleicht noch etwas heraus...

Lautsprechererklärung siehe oben. Diese Unterbrechung mit dem Lautsprecher soll dazu dienen, dass Rudolf plötzlich wieder wahrnimmt, wo er eigentlich ist und was mit seinem Enkel passiert ist.

Ansonsten eine feine, etwas melancholisch stimmende Geschichte, die die Lebensfreude derjenigen unterstreicht, die tun, was sie am liebsten tun und dafür sogar sterben würden. Für mich persönlich nicht wirklich nachvollziehbar, weil ich diese Adrenalinkicks (Bergsteigen, Achterbahnfahren, Bungeejumping, etc.) nicht brauche, aber hier sehr schön dargestellt.

Ich mache es auch gern (das Bergsteigen). Aber sterben möchte ich dabei trotzdem nicht. Nur um das festzuhalten. ;)

Vielen, lieben Dank!

Hallo ernst,

drei Antworten und alle drei doch sehr positiv. Das freut! Vielen Dank auch dir! Ich nehme mal an, du kannst diese Leidenschaft teilweise nachvollziehen?

Ich habe viele deiner Verbesserungsvorschläge angenommen und werde den Text dahingehend korrigieren. Vor allem meine Füllwörterbegeisterung muss ich noch etwas dämpfen. Ich bin dir wirklich immer dankbar, dass du mich auf Dinge hinweist, wo ich mir im Nachhinein immer selber in den A... beißen könnte, weil ich es selber nicht gleich so gemacht habe.

"Halt du dich da gefälligst raus! Dir hab ich es immerhin zu verdanken, dass es der feine Herr wieder einmal vorzieht, seine Zeit lieber irgendwo da oben zu verschwenden, als mir bei der Arbeit zur Hand zu gehen."

Das ist mir eine Spur zu wenig umgangssprachlich.


Also "der feine Herr" und "bei der Arbeit zur Hand gehen" wird bei uns sehr, sehr gerne verwendet. Das lass ich mal so stehen.

Das dürfte für mich auch ruhig ein bisschen deftiger rüberkommen. Du mit deinen scheiß Bergen.(?)

Oh ja!

Ralph lehnte am dicken Holzpflock des Gipfelkreuzes,

Ein Holzpflock ist für mich ein höchstens armdickes, nicht allzu langes und an einer Seite zugespitztes Stück Holz. Unter dem senkrechten Pfosten eines Gipfelkreuzes stelle ich mir was anderes vor.


Na klar, wieder so eine Stelle. Mein Mann würde mich foltern, wenn der gelesen hätte, dass ich ein Gipfelkreuz als Pflock bezeichne. Ich Vollpfosten.

Leider ist mir jetzt die Zeit davongelaufen, die zweite Hälfte werde ich mir morgen anschauen, und dann will ich auch noch einiges zur Geschichte an sich sagen.

Ich bin wirklich sehr gespannt darauf. Ich danke dir, dass du dir so viel Zeit dafür nimmst.

Grüße, rehla

 
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Hallo rehla!

Ich hatte ja so meine Zweifel, ob ihr mir nicht sofort auf die Schliche kommt, alleine schon durch so Redewendungen wie "er hoffte, sein letztes Stündchen habe geschlagen", das klingt doch schon so alt.
Nein, ich bin Dir nicht gleich auf die Schliche gekommen und ich möchte Dir auch sagen, warum:
Ganz zu Beginn weiß man ja nichts über die Personen, die in der Geschichte mitspielen. Man erfährt zunächst nur, dass es sich um einen Rollstuhlfahrer und eine „dazugehörige Person“ handelt, die in angespanntem Verhältnis zu dem Mann im Rollstuhl steht.
Nach der ersten Szene folgt der Dialog zwischen Martin und Ralph. Ab da habe ich Ralph schon als den Rollstuhlfahrer (fälschlicherweise) identifiziert. Habe schon vorausgesponnen, dass ein Unfall passieren würde. Dachte, dass der „Schieber“ des Rollstuhls Martin ist, der seinem Sohn niemals verziehen hat, in die Berge gegangen zu sein.
Über den Satz:
Er schloss die Augen, mehr aus Demütigung als aus Schmerz, und hoffte wieder einmal, sein letztes Stündchen habe endlich geschlagen.
… bin ich deshalb nicht gestolpert, weil ich mir bei einem ambitionierten Bergsteiger vorstellen kann, dass eine Lähmung o.ä. (eben etwas, das ihn veranlasst, an einen Rollstuhl gefesselt zu sein,) der Grund für einen Todeswunsch, der altersunabhängig ist in solchen Fällen, sein kann.

Ja, ja meine "auchs". Ich weiß, ich sollte mit diesen Füllwörtern zurückschrauben, aber ich muss ehrlich gesagt gestehen, dass für mich die deutsche Sprache ja teilweise so etwas wie eine Fremdsprache ist und wir in unserem Dialekt dieses auch (ausgesprochen als schlichtes "a") gerne verwenden, wenn etwas sarkastisch ausgedrückt werden soll. Ich will ja, aber ich KANN die Wörter da einfach nicht wegnehmen.
Auch in der deutschen Sprache verwendet man umgangssprachlich „auchs“, um Sarkasmus anzuwenden oder einfach so als Füllwort. Ich habe das auch umgangssprachlich gelesen und verstanden, aber irgendwie passt das nicht zum Rest des Textes. Zudem durfte ich ja hier lernen, dass Füllwörter in Kurzgeschichten nur sehr rar verwendet werden sollten. ;)

Gibt es diesen Ausdruck auf Hochdeutsch wirklich nicht? Das heißt so viel wie "Du wirst schon noch sehen!" Da auch der Titel auf meine Region ausgelegt ist, belasse ich diesen Ausdruck.
Naja, bei uns heißt es mit gleicher Bedeutung UMschauen. Aber Mr. offshore hat mich schon übers „Ösi-Deutsch“ aufgeklärt. :D

Ja, große Begräbnisse, Allerheiligen etc. werden per Lautsprecher auf den gesamten Friedhof übertragen.
Das kenne ich überhaupt nicht, aber mit dem Wissen jetzt macht es Sinn. :schiel:

Ein schönes Wochenende wünscht Dir
Meraviglia

 
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Servus rehla, weiter geht’s:

Er stieg in die Wand und hangelte sich daran entlang. Der Vorsprung war an manchen Stellen so schmal, dass er nur mit seinen Zehenspitzen festen Grund berührte.
Als Kletterer wollte mir dieser Stelle leider überhaupt nicht gefallen. Genauso selbstverständlich, wie man z.B. eine Treppe nicht einfach geht, sondern hinauf geht, steigt man nicht in eine Wand, sondern man steigt in eine Wand ein. Das ist einfach so. Und „sich die Wand entlang hangeln“ mag zwar den Sachverhalt annähernd treffen, ist aber irgendwie sehr unbeholfen formuliert. So wie du diesen Ralph darstellst, ist der ein Bergsteiger mit Leib und Seele, einer, der noch vor dem Frühstück auf einen Dreitausender raufrennt und wieder runter, der im Fels quasi zu Hause ist. So ein Typ hangelt sich nicht einfach eine Wand entlang. Der fühlt und erspürt den Fels, sucht Tritte, ertastet kleinste Griffe, wird nahezu eins mit der Wand, im besten Fall tanzt er sozusagen in der Vertikalen, blablabla. Verstehst du, was ich meine, rehla? Und auch den Ausdruck „festen Grund“ finde ich etwas unglücklich gewählt. Einerseits ist Fels ja sowieso der Inbegriff von Festigkeit, und obendrein ist beim Klettern der Grund normalerweise sehr weit unter mir und ich denke an ihn höchsten im Sinne von „einen Grounder hinlegen“, und das ist in aller Regel eine eher unhübsche Sache, wie ja auch Ralph am eigenen Leib erfahren muss.
Was ich sagen will, hier kannst du mir Ralphs Leidenschaft, bzw. Obsession einfach nicht authentisch vermitteln.

Er mochte diese Momente, wenn jede einzelne Faser seiner Muskeln angespannt war und jeder Fehltritt einen Absturz zur Folge haben konnte.
Das ist dann wieder besser.

Unter ihm ging es ungefähr fünfzehn Meter in die Tiefe, bevor der Fels wieder auf eine steil abfallende Wiese traf.
Hier wiederum könntest du, schon um der Dramatik Willen, statt der Wiese eine Geröllhalde nehmen, ist einfach effektiver, wenn man einen Grounder hinlegt.

Nach kurzer Zeit hatte er das Ende des Felsvorsprungs erreicht und entdeckte über ihm einen Edelweißstock.
Da würde ich darüber schreiben. So wie es jetzt hier steht, ist es ein bisschen missverständlich. Ich dachte beim Lesen nämlich, über ihm bezieht sich auf Ralph, und das klang falsch irgendwie. Dass er ausgerechnet ein Edelweiß findet, ist natürlich eine hübsche Idee, weil sie sich so ganz offenkundig an die klassische Bergliteratur anlehnt.

Er streckte sich ein zweites Mal nach dem Edelweiß, als sein rechter Fuß ins Bodenlose abrutschte.
Das ist eindeutig der dramatischste Moment der Geschichte. Trotzdem, bzw. genau deshalb hätte ich persönlich das viel lapidarer ausgedrückt:
Als er sich ein zweites Mal nach dem Edelweiß streckte, rutschte sein rechter Fuß ab.
Warum? Weil das im Grunde nichts Besonderes ist, dass einem der Fuß abrutscht, normallerweise, ein kleines Missgeschick halt. In dieser Situation allerdings hat es bizarr weitreichende Folgen. Das versteht der Leser schon, glaub ich, auch ohne den Hinweis auf das Bodenlose.

Provokativ wurde er so hinplatziert,
An dem Begriff haben sich schon andere gestört, glaube ich. Mir gefällt er auch nicht. Weißt du, rehla, was ich hier geschrieben hätte?
Justament wurde er so hingestellt,
Ist ein echt cooles Wort, finde ich, leider vom Aussterben bedroht, auch bei uns in Österreich. In Deutschland gibt es sowieso nur mehr in ein paar wenigen bayrischen Alpentälern vernachlässigbar geringe Restbestände.

Er bekam nicht mehr mit, dass sich auf Rudolfs Lippen langsam ein Lächeln abzeichnete, das immer breiter wurde, bis schließlich ein lautes Lachen aus seiner Kehle drang und er begann, mit der flachen Hand auf den Tisch zu schlagen. Immer und immer wieder. Rudolf lachte und lachte, bis sich Tränen in sein Lachen mischten und seine Hand ein letztes Mal auf die Tischplatte hinabfuhr.
"Du Sauhund", flüsterte er.
Sehr, sehr schön.
Eine wirklich feine Geschichte hast du da geschrieben, rehla. Berührend, nachvollziehbar, sehr Old School, würde Jimmy wohl sagen. Und wenn ich will, kann ich darin natürlich auch durchaus Gesellschaftskritik sehen. Wie sich von Generation zu Generation die Wertigkeiten verschieben, in diesem Fall in Form einer Wellenlinie, Großvater - Vater - Ralph. Auf beiden Seiten der Amplitude das Verfolgen eines Lebenstraumes, auf der einen die eigentlich vollkommen irrationale und zweckfreie Hingabe an und die Leidenschaft für das Wunder der Natur, pragmatisches sich nach der Deckestrecken auf der anderen. Die Großartigkeit der Berge gegen die Sicherheit eines Daches über dem Kopf.
Armer Opa.

offshore

 

Hallo Meraviglia,

ich danke dir für deinen Nachtrag.

Nein, ich bin Dir nicht gleich auf die Schliche gekommen und ich möchte Dir auch sagen, warum:
Ganz zu Beginn weiß man ja nichts über die Personen, die in der Geschichte mitspielen. Man erfährt zunächst nur, dass es sich um einen Rollstuhlfahrer und eine „dazugehörige Person“ handelt, die in angespanntem Verhältnis zu dem Mann im Rollstuhl steht.
Nach der ersten Szene folgt der Dialog zwischen Martin und Ralph. Ab da habe ich Ralph schon als den Rollstuhlfahrer (fälschlicherweise) identifiziert.

Ich denke, da ich bei meinem eigenen Text natürlich wusste, wer im Rollstuhl sitzt, wird man irgendwann blind. Mir geht es jedenfalls so, ich kann dann nicht mehr einschätzen, wie das auf andere wirkt und was die sich in ihren Köpfen zusammenspinnen. Ist gar nicht so einfach. Hier auch noch ein Beispiel:

"Herr Hofer, geht es Ihnen gut?"

Da man Ralph durchaus für einen sehr jungen, vielleicht sogar jugendlichen Bergsteiger halten könnte, habe ich noch das hier eingeworfen:

„Er ist jetzt dann bald Dreißig und soll endlich

Wie schon oben erwähnt: Es freut mich, dass du in meine Falle getappt bist. Vielen Dank!

Hallo ernst,

ich habe erwartet, dies von dir zu hören:

Als Kletterer wollte mir dieser Stelle leider überhaupt nicht gefallen.

Es war mir klar, dass ich einen leidenschaftlichen Kletterer damit sicher nicht glücklich machen kann. Und ich stimme dir zu, wenn du das als etwas unbeholfen formuliert bezeichnest. Ich gehe selber gerne in die Berge, aber geklettert wird bei mir nur, wenn es unvermeidbar ist (und das, was ich da dann mache, würdest du vermutlich nicht einmal als Klettern bezeichnen). Das merkt man dieser Stelle leider an, sie wirkt in der Tat etwas leidenschaftslos. Um diese Textpassage werde ich mich noch einmal bemühen.

Deine anderen Verbesserungsvorschläge habe ich fast alle angenommen - ok, um ehrlich zu sein eigentlich alle, aber das klingt so unprofessionell - vor allem, weil ich bei diesen zwei Passagen genau deine Überlegungen teilte, bevor ich dann doch etwas anderes geschrieben habe:

Hier wiederum könntest du, schon um der Dramatik Willen, statt der Wiese eine Geröllhalde nehmen

Als er sich ein zweites Mal nach dem Edelweiß streckte, rutschte sein rechter Fuß ab.

Und dann noch dieses hübsche Wörtchen: Justament. Als ich das gelesen habe, habe ich mir zuerst so quasi gedacht, bitte nicht übel nehmen: "Gehts noch? Das kann doch nicht sein Ernst sein". Danach habe ich tagelang hin und her überlegt, nach besseren Wörtern gesucht, Synonyme durchgeblättert, den Satz umgestellt, um ein derartiges Wort überhaupt zu vermeiden. Das Justament wollte da einfach nicht rein. Tja, in Ermangelung besserer Alternativen habe ich mich schlussendlich für die Kurzform entschieden und mittlerweile gefällt es mir.

Sehr, sehr schön.
Eine wirklich feine Geschichte hast du da geschrieben, rehla. Berührend, nachvollziehbar, sehr Old School, würde Jimmy wohl sagen.

Vielen lieben Dank, ernst, diese Worte freuen mich sehr.

rehla

 

Hallo rehla,

jou, netter, kleiner Text, viel Naturverbundenheit (finde ich immer gut), den Anfang fand ich gut, habe es auch mit Spannung gelesen, also, der Text macht schon vieles gut, so richtig überzeugen konnte er mich jedoch nicht. Also, nicht falsch verstehen, ich finde den schon solide und hab es gern gelesen, aber so richtig funzen wollt es eben nicht. Ich frag mich nämlich, was denn so die Aussage hinter dem Text ist, okay, Opa will sterben, Opa wäre lieber in den Bergen gestorben, statt hilflos im Rollstuhl zu sitzen, und sein Enkel tut es, er stirbt mit 29 Jahren und Opa beneidet ihn darum? Das finde ich schon sehr schräg. Ich kann mir kaum vorstellen, dass Opa mit 29 sterben wollte. Also, mich befremdet der Gedanke mehr, als das er mich überzeugt. Bei aller Verbundenheit zur Natur und dem unangenehmen Gefühl der Hilflosigkeit und Fremdbestimmung, aber mit 29 ... ist einfach zu früh und damit v.a. tragisch.

Bisschen Textkram ;)

Er bemerkte erst, dass er zu Boden fiel, als sein Kopf (auch schon) auf den Steinboden knallte.

Gedämpfte Aufschreie (drangen an sein Ohr) und sofort wuselten (dutzende) Leute um ihn herum.

Dutzende? Also mindestens zwei Dutzend, mindestens 24 Leute? Boah!

Er schloss die Augen, mehr aus Demütigung als aus Schmerz, und hoffte wieder einmal, sein letztes Stündchen habe endlich geschlagen. Leider war nichts daraus geworden, denn zu seinem großen Pech hörte er sie noch immer sprechen.

Er schloss die Augen und hoffte sein letztes Stündchen habe endlich geschlagen. Zu seinem großen Pech hörte er sie noch immer sprechen.

Also, da steckt noch immer ordentlich Füllmaterial in den Zeilen, wenn ich mir das bis hierhin mal so angucke :). Aber okay, ich bin da auch recht extrem, und mach hier auch nur Vorschläge, die Du alle im Klo runterspülen kannst, ohne dass ich darüber auch nur ein Müh pikiert wäre.

Unzählige Augenpaare waren auf ihn gerichtet, hunderte vermutlich. Er hatte sich auch den besten Tag ausgesucht, um zu stürzen. Er spürte viele Hände an seinem Körper, ...

Ganz ehrlich, ich würde gern wissen wo er ist, und warum da so viele Menschen um ihn herum sind. Ich meine, jemand fällt aus dem Rollstuhl und Heerscharen von Menschen richten ihn wieder auf. Mich irritiert das sehr. Zumal die meisten sich ja doch mit zuschauen begnügen und klugen Hinweisen. Ab davon - ziemlich viele Satzanfänge mit "er" auf so dichtem Gebiet ;).

... und ließ dann mit den Worten "alles in Ordnung" wieder von ihm ab. Alles nur für ihr Publikum. Die Menge verlief sich wieder. Es gab nichts mehr zu sehen.

Alles nur für ihr Publikum. - Verstehe ich nicht. Was? Der Sturz? Oder das man sich die Wunde anschaut? Aber das macht man ja nicht für ein Publikum.

Da wartete er sehnsüchtig auf den Tod und schaffte es nicht einmal zu einer Platzwunde.

Sehr feiner Satz!

So, dann kommt ein ziemlich langer Absatz, das Streitgespräch zwischen Papa und Sohn und ich sag mal, hier will mir was mit den Proportionen nicht stimmen in Hinsicht auf den Gesamttext und was er erzählen will. Der Abschnitt soll ja letztendlich den Unterschied zwischen Vater und Sohn benennen, (und ich nenne es benennen, weil es im weiteren verlauf keine Rolle spielt) und die Verbundenheit zwischen Enkel und Großvater, die wird ja deutlich, wenn Ralph sich in den Bergen befindet. Ich finde es übrigens albern, wenn er sagt, Opa soll halt helfen.

Dieser würde die Blume zwar mürrisch und ohne Dank entgegennehmen, aber dann, wenn er sich unbeobachtet fühlte, verträumt über die flauschigen Blüten streichen.

Schöne Charakterbeschreibung ;).

Die Reifen des Rollstuhls glitten über die Steinplatten und fraßen sich nach der Abzweigung in die feuchte Erde, die von verwelktem Gras bedeckt war. Sie drängten sich an unzähligen Menschen vorbei, die sie alle anstarrten. Manche mit unverhohlener Neugier, andere mitleidig. Als wären seit dem Unglück nicht schon Jahre vergangen.

ich frage mich immer noch, wo die sind.

Er senkte seinen Kopf, bis sie an ihrem Platz angekommen waren.

Bis sie - wer ist sie? Der Rollstuhlfahrer und ? Und was für ein Platz?

Just wurde er so hinplatziert, dass er ihm direkt ins Gesicht blicken musste. Auge in Auge. Er hatte kein Problem damit, dieser Anblick war so ziemlich das einzige, das seine Lippen noch zu einem unmerklichen Grinsen verziehen ließ. Sein Gegenüber lächelte zurück. So, wie es das immer tat, wenn sie sich begegneten. Der Lautsprecher knackte und sein Blick glitt auf die Schrift. Die Schrift unter dem lächelnden Gesicht.

Ich kenne das mit den Lautsprechern auch nicht, habe ich auch nur aus deinem Kommentar und das ist schon unglücklich, wenn man das hinterfragen muss. Und ich denke auch, dass man hier sehr viel deutlicher werden könnte und darauf hinweisen, dass es sich um ein Fotogesicht handelt. ist halt ein Wort mehr, aber der Leser fühlt sich dann nicht in so einer Fragezeichenwolke.

Max stand in der Stube und räusperte sich leise. Ein krächzendes "Opa" drang aus seiner Kehle. Es blieb ungehört.

Max war der Freund vom Gipfelkreuz, oder? Wieso sagt der auch Opa? Und wieso sind die jetzt in einer Stube?

"Weißt du, der Ralph. Als ich ihn fand ..." Schweigen. Schlucken. "Er hat. Der Ralph, er hat gelächelt."

Das sagt er ihm erst nach drei Jahren? Oder ist das jetzt wieder so ein Zeitsprung, drei Jahre vor. Aber ich verstehe den vorletzten Satz so, dass Opa da auch stirbt. Ja, kannst mich ruhig mehr an die Hand nehmen Rehla, wenn Du mich durch Orte und Zeiten führst, fände ich gut.

So, klingt jetzt nach viel Kritik. Trotz so mancher Fragezeichen und die für mich etwas befremdliche Wirkung (die die anderen ja nicht verspürten und in sofern als sehr speziell zu werten ist), mochte ich die Geschichte und werde sicher auch die nächste von dir anklicken, neugierig auf Dich als Autorin macht der Text mich schon.

Beste Grüße, Fliege

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Fliege,

ich danke dir für deinen ausführlichen Kommentar. Es ist ja sehr interessant zu lesen, wie unterschiedlich Texte immer aufgenommen werden. Für die einen war es vielleicht einfach nur der Überraschungsmoment, der sie die Geschichte zu Ende lesen und sogar mögen ließ, für andere wieder die Tatsache, dass ich so vieles offen gelassen habe und man sich erst selber alles zurechtspinnen musste und für dich lässt er dann wieder etwas zu viel offen und befremdet dich. Die Befremdung kann ich keinem in Abrede stellen, ich habe nämlich selber nicht anders reagiert, als ich mit solchen Aussagen konfrontiert war. Nur denke ich, dieses Beneiden um den frühen Tod ist einfach von vielen alten Leuten ein - ich bezeichne das jetzt mal so - "nachträgliches Wunschdenken". Das soll heißen, als die selber so jung waren, die hätten doch nie im Leben daran gedacht, jetzt schon sterben zu wollen. Wenn etwas schön war, in diesem Fall die Bergtouren, dann wollte man die doch immer und immer wieder erleben. Aber dann, wenn einem das plötzlich verwehrt ist, wenn man alt, krank und gebrechlich ist, dann wünschen sich viele, sie hätten doch längst sterben können. Zumindest habe ich es, als ich in den Ferien mal für ein paar Monate im Altenheim gearbeitet habe, so aufgenommen.

Generell glaube ich, dass der Text etwas zu sehr auf meine Region ausgelegt ist. Sicher habe ich vielleicht zu vieles offen gelassen, aber einige Dinge bedürfen hier bei uns vermutlich keiner Erklärung. Zum Beispiel die erste Szene. Natürlich kommt niemand gleich auf die Idee, dass man sich auf einem Friedhof befindet - war auch meine Absicht, denn noch sollte niemand wissen, dass jemand gestorben ist - aber die Handlung, die ich hier beschrieben habe, habe ich persönlich letztes Allerheiligen so beobachtet. Österreichische Alpendörfer, (zwangs-)erzkatholisch, da trifft sich am Allerheiligentag schon mal ein Drittel der Einwohner auf dem Friedhof. Ist bei dreitausend Einwohnern dann nicht so wenig. Und dann fällt da ein Mann im Rollstuhl um, jeder kennt ihn, jeder will helfen, könnte ja ansonsten sein, dass es am nächsten Tag heißt, der und der ist danebengestanden und hat nicht geholfen, um Gottes Willen, das will man natürlich vermeiden und packt auch noch mit an. Also ich finde Dutzende da wirklich nich übertrieben. Und dann diejenigen, die weiter weg stehen (mich einbezogen) und da trotzdem einfach hinsehen müssen, was denn dort passiert. Ich weiß, das klingt vor allem für Städter vielleicht wirklich schräg (und bestätigt wieder so manche Klischees, die sie über Alpendörfer im Generellen haben), aber man kennt sich ja gegenseitig und ich persönlich finde es dann ehrlich gesagt geschmackloser, wenn man einfach wegsieht und sie ihrem Schicksal überlässt. Ach herrje, jetzt bin ich ja vollkommen vom Thema abgekommen. Also eigentlich wollte ich damit nur verdeutlichen, dass bei diesem Text die gravierenden kulturellen Unterschiede zwischen Stadt und Land zu einer sehr unterschiedlichen Auffassung führen können. :D

Hier noch so ein paar Beispiele, wie ich das meine:

Alles nur für ihr Publikum.

Ja, das ist wieder so ironisch-wahr auf ein Dorf bezogen. Martin sieht hier nur nach, obwohl er mit seinem Vater sonst nicht mehr viel am Hut hat, ob alles in Ordnung ist, um somit dem Gerede der anderen zu entgehen. (Am nächsten Tag beim Bäcker: "Was, der ist gestürzt und sein Sohn hat nicht einmal nachgeschaut, ob alles in Ordnung ist?")

Max war der Freund vom Gipfelkreuz, oder? Wieso sagt der auch Opa? Und wieso sind die jetzt in einer Stube?

Macht ihr das wirklich nicht? Also vielleicht mache das auch nur ich, aber von vielen Freunden, angeheirateten Verwandten weiß ich nicht einmal, wie die Großeltern mit Vornamen heißen (mit Nachnamen und Höflichkeitsform spricht man sich sowieso eher wenig an), aber die heißen dann halt einfach Opa oder Oma, wenn man sie direkt anspricht.

Deine hilfreichen Anmerkungen bezüglich Wortwiederholungen und sonstigen sprachlichen Ungereimtheiten werde ich gerne noch einmal in Ruhe durchgehen. Sprachlich kann ich nämlich noch sehr, sehr viel lernen hier.

Ich kenne das mit den Lautsprechern auch nicht, habe ich auch nur aus deinem Kommentar und das ist schon unglücklich, wenn man das hinterfragen muss.

Diesen Lautsprecher werde ich auch eliminieren, da haben mir jetzt in der Tat schon zu viele nachgefragt.

Das sagt er ihm erst nach drei Jahren? Oder ist das jetzt wieder so ein Zeitsprung, drei Jahre vor.

Spricht natürlich nicht für meinen Text, wenn ich so viel erklären muss, aber die zeitliche Abfolge wäre eigentlich kursiv für jetzt und alles andere für drei Jahre zuvor. Das in der Stube war unmittelbar nach dem Absturz.

Aber ich verstehe den vorletzten Satz so, dass Opa da auch stirbt.

Das hatte ich auch schon befürchtet, dass das jemand so auffassen kann. Eigentlich ist er in meinen Gedanken nur weinend zusammengebrochen. Muss ich mir noch genau ansehen.

So, klingt jetzt nach viel Kritik. Trotz so mancher Fragezeichen und die für mich etwas befremdliche Wirkung (die die anderen ja nicht verspürten und in sofern als sehr speziell zu werten ist), mochte ich die Geschichte und werde sicher auch die nächste von dir anklicken, neugierig auf Dich als Autorin macht der Text mich schon.

Vielen, vielen Dank! Ich hoffe nur, mein nächster Text fällt nicht wieder unseren Kulturunterschieden zum Opfer, denn für den Beginn habe ich gelernt, man soll nur über etwas schreiben, worin man sich auch auskennt. ;)

Grüße,
rehla

 

Hallo, wie ich sehe, seid ihr schon fleißig.

Ich hab den Text auch gelesen und finde, er ist sehr brav - er ist anständig. Fast bisschen verschämt, diffus und ehrfürchtig zu dem Thema.

Die spannenden Konflikte in dem Text, werden an einigen Stellen angetippt. Diese 3 Generationen. Und der Vater in der Mitte sagt: Ihr beiden hättet doch kein Dach überm Kopf, wenn ich so wär wie ihr. Das ist doch mal ein Konflikt, damit kann ich was anfangen. Diese Idee ist aber nicht im Text - nur an dieser einen Stelle. Genau so später der Konflikt des Großvaters: Jetzt wollte ich durch meinen Enkel nochmal leben - und hab ihn umgebracht.

Also so einem Text dem kann man sich ganz strukturell nähern. Ich hab drei Figuren. Welche Funktion erfüllen die? Was ist die Motivation jedes einzelnen? Wo ist der Spannungsaufbau?
Ich fänd z.B. "Motivation Ralph": Wenn der da das Edelweiß sucht und dann hat er es und denkt: Für das Mädchen (das ich nie vorher erwähnt habe) oder für "Opa". Und die eigentliche Motivation ist aber etwas ganz diffuses in dem Text, das ist "Die Berge", "Die Natur", "jetzt ist grad schön". Und das finde ich schon schwierig für mich - ich glaub, dass es sowas gibt, aber wie du sagst, das müsstest du in deiner Gegend gar nicht erklären - ich müsste das schon erklärt bekommen.

Da fänd ich es gut, wenn es einfach Bilder dafür gäbe, für diese Motivation - und im Gegenzug auch Bilder für das Leben, das der Vater von ihm will: So ist das alles in diesem ersten Gespräch drin. Der ganze Konflikt wird nur in diesem Gespräch am Anfang erzählt. Die beiden "Kursiv-Passagen" sind eigentlich nur so ein Taschenspieler-Trick - das passt irgendwie gar nicht zu der Geschichte so richtig, so "Wer erzählt denn da kursiv"-Sachen.

Das hier ist doch vom zentralen Konflikt - die wichtigste und älteste aller Ideen: Was soll der Mensch tun? Soll er das tun, was er will, oder soll er das tun, was er soll. Das ist die Frage zwischen Gesellschaft und Individuum. Der Vater steht für die Gesellschaft (schaff was), der Opa für das Individuum (Am Totenbett hat noch nie einer gesagt: Ach, hätte ich nur mehr gearbeitet).

So: Jetzt hört der Sohn auf den Opa und kommt dabei um. Der Alte macht sich Vorwürfe und wird dann von dem Max erlöst mit: Er ist gestorben, aber war dabei glücklich.

Das ist ja wirklich ein ganz "simple" Geschichte, die du hier erzählen möchtest. Und das Ende wirkt tatsächlich bisschen wie ZDF 21.40 in einem Christine Neubauer-Film. Aber ich seh in dem Text jetzt nicht so eine Todessehnsucht oder irgendwas.

Ich würd mir wünschen, dass du die Geschichte weiter ausbaust. Dass du sagst: ich hab hier drei Personen, ich möchte, dass der Leser jeden versteht. Ich möchte die Motivation der Figuren klarer machen.
Und dann wäre es gut, wenn man sagt: Was macht Ralph als Figur aus? Im Moment ist er ja nur so eine Figur in dem Plot? Also was treibt ihn an? Was denkt er? Will er ein Mädchen haben? Ist es ihm beim Vater einfach zu langweilig? Wie tickt er unter der Oberfläche? Ist er ein Adrenalin-Junkie? Fühlt er sich nur da lebendig? Kann er das gar nicht so in Worte fassen? Du hast alle Zeit der Welt für die Figur.

Ich denke gerade bei so einem wirklich klassischen Plot und Konflikt, kann man viel an der Struktur einer Geschichte arbeiten. Ich würd im Moment davon abraten, solche kursiv-Passagen und Perspektiv-Tricksereien und "Wer erzählt das gerade" zu probieren - das sind Krücken. Wenn es dir gelingt, den Konflikt, der sich hier in der Geschichte versteckt, so aufzubereiten, dass ich als Leser am Ende das Gefühl habe, da drei Figuren kennengelernt zu haben, die ich alle verstehe - das ist ein tolles Ziel als Autor, um solche Plot- und Konfliktmuskeln zu trainieren.

Das klingt jetzt so nervig, ich versuch nur aufzuzeigen, wo man mit so einem Text hingehen könnte. Das Potential ist sprachlich auf jeden Fall da, ich fände es lohnend, den Text als so eine Art Werkstück zu betrachten und dann was zu probieren.

Ich merk das bei mir als Leser: Ich bin lieber länger mit den Figuren zu zusammen und fang an, sie zu verstehen - als dass ich eine Geschichte mit überraschendem Ende oder irgendeinem Gimmick-Twist lese. Die kenn ich meistens schon und so richtig kicken sie mich nicht. Da gibt es sicher auch ganz andere Leser, klar.

Viel Spaß noch hier im Forum
Quinn

 

Eine sehr schöne Geschichte, ein wenig verklausuliert zwar, aber nicht so, dass ein Normalsterblicher sie nicht entwirren könnte - wenn er in Bayern oder zumindest in den Bergen zu Hause ist. :) So einem muss man nicht erklären, was es bedeutet, nach stundenlanger Anstrengung, die manchmal bis an die physische Grenze geht, auf einem Gipfel zu stehen. Dafür lohnt sich jede Mühe, alles andere wird zur Nebensache. Dies gilt vor allem für das, was sich im Tal jeden Tag abspielt – der Mühsal des Alltags, dem man mit solchen Kurzausflügen ein Schnippchen schlagen kann: Das ist die Entschleunigung des Alltags.

Allerdings: Wenn man gemeinsam auf den Berg geht, dann geht man auch gemeinsam hinunter. Will sagen, dieses „Ich bleib lieber noch ein wenig hier.“, wie in deiner Geschichte, gibt es eigentlich nicht. Besser wäre es daher, sie stiegen beide zusammen wieder ab, aber seilen sich aus Draufgängertum nicht an, so dass Max den Absturz Ralphs nicht verhindern kann und folgerichtig zum Überbringer der Todesnachricht wird.

Die Geschichte hat in ihrer Kürze schon ihren Reiz, aber sie bietet in der Tat Potential für mehr, wie bereits Quinn gesagt hat. Drei Generationen sind da beisammen, mit allen dadurch bedingten Konflikten, die, wie von dir angedeutet, über den Tod hinaus andauern. Das ist ein Stoff, aus dem große Romane schöpfen (können).

 

Da lockt der Titel einen faulen Hund wie mich an (wie auch Grass) und zieht mich in eine dem hierzulande regierenden Novemberwetter angemessene Geschichte, und weil wir uns das erste Mal begegnen –

herzlich willkommen hierorts,
rehla,

und ein gutes neues Jahr – bevor’s wieder rum ist!

Alles schon gesagt zu der solide erzählten Geschichte, aber noch nicht alles gefunden: Manchmal hapert’s mit den Relativsätzen, die haben wie das richtige Leben Anfang und Ende. Zwomal fehlt’s Ende, das abschließende Komma (vllt. ist’s auch ein bisschen Flüchtigkeit gewesen):

Es entstand ein regelrechtes Gerangel, wer mit anpacken durfte[,] und gemeinsam hievten sie ihn zurück in den Rollstuhl
Die Erwiderung, die ihm auf den Lippen lag[,] wanderte zur Stirn empor, …

Hier nun wird die wörtl. Rede schon mit dem Fragezeichen abgeschlossen. Da kein übergeordneter Satz fortgeführt wird (etwa als ", sagte ...), sondern ein anderer, neuer Satz beginnt, ist der Punkt eher entbehrlich.
"Ja, das sehe ich auch, aber warum?"[…] Die Empörung war nun unüberhörbar.
Den eingesparten Punkt können wir dann schon hier einsetzen
Ich bleib lieber noch ein wenig hier[.]“

Zwo kleinere stilistische Anmerkungen:
Zunächst eine Sammlung von Adverbien
„Er ist jetzt dann bald dreißig und soll endlich Verantwortung übernehmen,
von denen zwo der ersten eingespart werden können.
Da reicht ein einziges, nämlich „bald“, wie ich finde.

Und ein Letztes:

… feuchte Erde, die von verwelktem Gras bedeckt war.
Fürs wie ein Adjektiv wirkende Partizip ließe sich ein reines Adjektiv zum Verb welken verwenden:
„von welkem Gras bedeckt“.

Gern gelesen vom

Friedel

 

Hallo Quinn,

Das klingt jetzt so nervig, ich versuch nur aufzuzeigen, wo man mit so einem Text hingehen könnte.

Das finde ich nicht, vielmehr danke ich dir für deinen Kommentar, den ich nicht als nervige Kritik, sondern eher als Anregung auffasse.
Vor allem finde ich es schön zu hören, es sei sprachliches Potential da, denn genau in diesem Punkt komme ich mit mir selber nämlich (noch) nicht überein. Mehr dazu weiter unten.

Und die eigentliche Motivation ist aber etwas ganz diffuses in dem Text, das ist "Die Berge", "Die Natur", "jetzt ist grad schön". Und das finde ich schon schwierig für mich - ich glaub, dass es sowas gibt, aber wie du sagst, das müsstest du in deiner Gegend gar nicht erklären - ich müsste das schon erklärt bekommen.

Diffus ist hier ein sehr passender Begriff. Diese Motivation ist nämlich auch in unserer Gegend bei weitem nicht bei vielen so klar ausgeprägt und auch nicht so klar zu sehen. Aber hier bei uns ist die Natur, sind die Berge etwas Vertrautes. Die wirken nicht furchteinflößend, sondern man lebt mit ihnen. Und dieses Vertraute, dieses „die gehören einfach dazu“ ist es glaube ich, was die Menschen hier einfach anders über meinen Textinhalt denken lässt und die klarer mit dieser Motivation umgehen können. (Zu meiner Schande muss ich aber gestehen, dass den Text außer euch hier überhaupt noch niemand zu Gesicht bekommen hat, ich spreche hier also nur von Theorie und nicht von Tatsachen.) Um den Gedanken weiter zu spinnen ist eigentlich auch der Tod in der Natur etwas sehr Diffuses. So blöd es klingen mag, aber ich habe das Gefühl, er lässt Hinterbliebene manchmal weniger fragend zurück. Weil man meistens keinen offensichtlich Schuldigen hat. Da ist jemand abgestürzt, erfroren, ertrunken, die Natur hat ihn sich sozusagen geholt. Das war kein Autounfall oder ein Raubmord, wo man konkret sagen kann, der trägt die Schuld, sondern dem tragischen Tod haftet beinahe etwas Natürliches an. Obwohl sich das auch schon stark gewandelt hat, denn in unserer heutigen Gesellschaft muss es für alles einen Schuldigen geben. Auch wenn es dann letztendlich ein Berg ist, den wir halt einfach sperren müssen, weil der so böse ist.

Die spannenden Konflikte in dem Text, werden an einigen Stellen angetippt. Diese 3 Generationen ...

Da fänd ich es gut, wenn es einfach Bilder dafür gäbe, für diese Motivation - und im Gegenzug auch Bilder für das Leben, das der Vater von ihm will: So ist das alles in diesem ersten Gespräch drin. Der ganze Konflikt wird nur in diesem Gespräch am Anfang erzählt ...

Dass du sagst: ich hab hier drei Personen, ich möchte, dass der Leser jeden versteht. Ich möchte die Motivation der Figuren klarer machen.


Du wirfst hier einen interessanten, logischen Konflikt ein und ich kann nachvollziehen, dass mein Text hier für deinen Geschmack viel zu wenig auf diese drei verschiedenen Figuren eingeht. Ich als blutige Anfängerin dachte allerdings, ich kann hier nicht mit sprachlich ausgereiften Inhalten oder gar Fachwissen auftrumpfen, ich muss, um meine Geschichte lesenswert zu machen, eine spannende Pointe, oder wie du es ausdrückst, einen Taschenspielertrick mit einfließen lassen.

Ich danke dir jedenfalls noch einmal für deinen Kommentar, den ich mir wirklich als Anregung zu Herzen nehme, mich nicht von meiner Unerfahrenheit abschrecken zu lassen und mich mehr auf den Inhalt und die darin enthaltenen Konflikte einzulassen. Wie du aus meinem Kommentar herauslesen kannst, gibt es diverse Themen, die mich beschäftigen und die ich gerne irgendwann in eine Geschichte verpacken möchte.

Hallo Dion,

Eine sehr schöne Geschichte, ein wenig verklausuliert zwar, aber nicht so, dass ein Normalsterblicher sie nicht entwirren könnte - wenn er in Bayern oder zumindest in den Bergen zu Hause ist.

Vielen Dank, Dion. Du bestätigtst meine bisher nur theoretisch vorhandene Behauptung, dass mein Inhalt für Bergmenschen zumindest teilweise nachvollziehbar ist.

Allerdings: Wenn man gemeinsam auf den Berg geht, dann geht man auch gemeinsam hinunter.

Diese Stelle habe ich sogar umgeschrieben, vorher sind sie auch gemeinsam abgestiegen, aber mich hat es dann irgendwie inhaltlich so verrissen, dass ich es so, wie es jetzt dort steht, für die beste Lösung hielt. Sie sind ja auch nicht gemeinsam aufgestiegen, sondern haben sich zufällig getroffen und oft gibt es zwei Wege auf den Berg, wo man vielleicht nicht gerade zweimal denselben nehmen möchte und so auch bei einer Begegnung auf dem Gipfel danach nicht denselben Abstieg wählt. Das ist mir selber auch schon oft passiert. Kann man aber durchaus als Logik-Schwachstelle sehen.

Das ist ein Stoff, aus dem große Romane schöpfen (können).

Dieser Schlusssatz lässt mich sehr, sehr glücklich und motiviert zurück.

Vielen lieben Dank, Dion.

Hallo Friedel,

herzlichen Dank für die nette Begrüßung und bei der Gelgenheit auch dir noch ein gutes neues Jahr.

Da lockt der Titel einen faulen Hund wie mich an

Ich weiß ja nicht, welche Hunde Teil deines Lebens sind, aber seitdem ich meinen habe, verwende ich die Wörter faul und Hund niemals mehr in einem Satz. Sauhund würde dafür gut passen.

Manchmal hapert’s mit den Relativsätzen, die haben wie das richtige Leben Anfang und Ende. Zwomal fehlt’s Ende, das abschließende Komma (vllt. ist’s auch ein bisschen Flüchtigkeit gewesen):

Ich bin ehrlich, das war kein bisschen Flüchtigkeit, sondern reines Unwissen. Die Kommasetzung und ich, das ist ein leidiges Thema. Und wenn ich dann noch Wörter wie Relativsätze höre, dann finde ich, ist es wieder einmal höchste Zeit, mich auch mit der Sprachtheorie auseinanderzusetzen und nicht einfach gefühlsmäßig drauf los zu schreiben.

Vielen Dank fürs Markieren dieser Fehlerchen und fürs Lesen meiner Geschichte, Friedel.

Grüße,
rehla

 

Hallo Rehla,
deine KG hat mir sehr gut gefallen, hier meine Lieblingsstellen, sehr kreativ!

Die weißen Haare, dort, wo sie noch vorhanden waren.

Die Erwiderung, die ihm auf den Lippen lag wanderte zur Stirn empor, wo sie als pochende Ader keiner weiteren Worte mehr bedurfte.

Du hast mich überrascht, du Sauhund ;)), dachte, der Enkel sitzt im Rolli, dabei ist das der Opa. Auch die Auflösung mit dem Friedhofsbesuch - genial!

Großes Lob, Damaris

 

Hallo Damaris,

freut mich sehr, dass dir meine Geschichte gefallen hat und ich dich überraschen konnte. Vielen Dank!

Grüße,
rehla

 

Hallo rehla,

ich bin ein wenig spät dran mit lesen und kommentieren des Textes, andere user haben bereits vieles dazu geschrieben. Deshalb mal in aller Kürze:

Das hier hat mir sprachlich und von der Beschreibung her besonders gut gefallen:

Ralph lehnte am dicken Holzpfosten des Gipfelkreuzes, den Rucksack im Rücken und die Hände hinter dem Kopf verschränkt. Er genoss den Blick in die Ferne. Die weißen Gipfel der Dreitausender strahlten ihm entgegen. Vor ein paar Tagen erst hatte es geschneit, ein kurzer Wintereinbruch mitten im Sommer. Die Unberechenbarkeit der Berge faszinierte ihn immer wieder aufs Neue.
( ... )
Ralph schloss seine Augen. Nahm die Natur mit seinen anderen Sinnen wahr. Er spürte den frischen Wind auf seiner Haut. Sog die Luft ein, als hätte seine Lunge noch nie so etwas Kostbares aufgenommen. Ewig könnte er hier liegen bleiben.

Da war ich so richtig schön drin in der beschriebenen Szenerie: Herrlich!

Den fettgedruckten Satz fand ich nicht gut:

die schlurfend und im Zeitlupentempo die einzelnen Stufen herabstiegen. Langsam rückte auch der restliche Körper in das Bild. Die schwarze Stoffhose mit der Bügelfalte

Für mich fällt dieser Satz irgendwie aus dem Erzählrahmen. Ist zu sehr (ausgeführte) Regieanweisung.
Vielleicht solltest du mal daran arbeiten?!

Der Rest, und nun wirklich in aller Kürze (sorry!) hat mir sehr gut gefallen. Eine schöne Geschichte, recht rund. Als Bergliebhaber hätte sie für mich noch mehr Beschreibungen vertragen, obwohl ich weiß, dass ich mit einem solchen Tipp meist recht allein da stehe.

Nicht so gefallen hat mir.

griesgrämigen Greis

Ansonsten: :thumbsup: Weiter so!

Gruß, Freegrazer

 
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Hallo Freegrazer,

vielen Dank für deinen Kommentar. Ist ja schon eine etwas ältere Geschichte von mir und es freut mich, dass diese wieder ausgegraben wurde.

Ist zu sehr (ausgeführte) Regieanweisung.
Vielleicht solltest du mal daran arbeiten?!

Das mit der Regieanweisung ist ein guter Vergleich. Der Satz klingt tatsächlich ein wenig danach.

Als Bergliebhaber hätte sie für mich noch mehr Beschreibungen vertragen, obwohl ich weiß, dass ich mit einem solchen Tipp meist recht allein da stehe.

Du bist nicht der Einzige. Generell bin ich am Überlegen, ob ich diese Geschichte nicht überhaupt noch ausbauen soll. Da steckt nämlich ganz schön viel Konfliktmaterial drin. Und die Naturbeschreibungen würden dann auch mehr Platz finden. Wer weiß, vielleicht mache ich ja in vielen, vielen Jahren einmal einen Roman daraus. :D

Der Rest, und nun wirklich in aller Kürze (sorry!) hat mir sehr gut gefallen.

Vielen Dank, freut mich sehr!

Grüße,
rehla

 

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