Was ist neu

Sarah

Mitglied
Beitritt
28.12.2001
Beiträge
65
Zuletzt bearbeitet:

Sarah

Sarah

Michael drehte sich um. Seine Augen glitzerten feucht. „Sag das noch mal.“ Stille. „Sag das noch einmal!“ „Es ist einfach so passiert! Ich hab nichts dabei empfunden, ehrlich!“ Sarah wäre es eigentlich lieber gewesen, Michael hätte ihr eine Ohrfeige gegeben oder sie angeschrieen. Aber er stand einfach nur vor ihr, mit den glänzenden, ungläubig dreinblickenden Augen. „Sarah?“ „Ja, Michael?“ “Sag mir einen Grund. WARUM? Was hat dir bei mir gefehlt? Unser Sex war doch immer schön, oder? Oder hättest du es lieber anders? Sag mir doch bitte, was in unserer Beziehung falsch war!“ „Verdammt, Michael, es war ein Ausrutscher!“ Jetzt waren es Sarahs Augen, die glitzerten. Fast glaubte Michael, es wäre Angriffslust, aber da war etwas anderes dahinter. Sarah weinte jetzt. „Nur eine Frage, Sarah: Welchen Grund hast du, jetzt zu heulen? Immerhin hast du mich betrogen. Außerdem hättest du es mir wahrscheinlich sowieso nicht erzählt, wenn du nicht schwanger wärst! Aber warum hast du es mir dann eigentlich gesagt? Du hättest doch sagen können, ich wäre der Vater! Es wäre wahrscheinlich nie aufgeflogen und dir wäre es wahrscheinlich sowieso egal gewesen, wenn ich geglaubt hätte, es wäre mein Kind, außerdem...“ „Halt die Klappe, Michael.“ Ihre Stimme war gar nicht laut, sondern total leise, eher war es ein Flüstern. „Ich heule, weil ich eben heulen will, verdammt.“ Wieder Stille. „Tut es dir Leid, Sarah?“ Sarah konnte nicht antworten. Sie schluchzte nur. „Gut! Dann lass es! Dann lassen wir es eben sein!“ Michael schlug die Tür hinter sich zu und ließ Sarah schluchzend am Boden sitzend zurück.

„Hallo? Wer ist da, ich kann Sie nicht verstehen!“
„Ich... ich bin's.“
„Sarah, was ist denn passiert?“
„Lisa, ich kann nicht mehr. Ich will nicht mehr. Was soll ich bloß tun?“
„Um Gottes Willen, so beruhige dich doch! Was ist denn los?“
„Ich bin schwanger, Lisa.“
„Aber das ist doch toll, da gratuliere ich dir! Und was sagt Michael dazu? Sarah? Sarah, was ist denn los, warum heulst du denn?“
„Es... es ist nicht von Michael.“
„Nein! Sag bloß nicht, er... aber warum weißt du das so genau?“
„Bei mir und Michael hat alles geklappt mit dem Kondom und so. Aber du weißt ja, dass... er denkt doch an so was nicht.“
„Aber du hast gesagt, er hat damit aufgehört!“
„Ja, aber... Ich weiß nicht, was ich tun soll.“
„Verdammt, Sarah, geh doch zur Polizei!“
„Lisa, das kann ich doch nicht machen! Mein Vater ist doch Bäcker, den kennt doch jeder im Dorf!“
„Und du nimmst auch noch Rücksicht...“
„Du verstehst mich eben nicht, Lisa. Ich hab Papa doch gern! Bitte, erzähl das keinem Menschen! Wenn du das machst, rede ich nie wieder ein Wort mit dir!“
„Sarah, ich weiß nicht, ob ich das kann. Willst du nicht wenigstens mit Michael darüber reden?“
„Dann lass es, erzähl´s doch allen! Was glaubst du denn, wie gut das ankommt! Ciao!“
Ein Knacken in der Leitung, dann nur noch Tuten. Lisa hat den Hörer noch immer in der Hand.
„Wie kann sie dieses Schwein denn noch gerne haben? Außerdem könnte das Kind doch behindert sein! Wie will sie das alles nur auf sich nehmen?“

Michael ging durch die Straßen. Es war zwar erst Anfang Oktober, aber es herrschte schon Novemberwetter. Es war neblig, nur zwischendurch sah man Lichter von Häusern, die noch erleuchtet war. Als er nachhause gekommen war, hatte er zuerst mal geweint und war dann gleich wieder abgehaut. Er konnte es nicht ertragen, das Gesicht seiner Mutter, wenn er abends nachhause kam. Immer wieder diese Fratze, die hier alle aufsetzten, wenn der liebe, nette Michael kam.
„Warum hat sie das nur getan?“ Der Gedanke ging ihm immer wieder durch den Kopf. Er konnte das nicht glauben. Das konnte doch gar nicht wahr sein. Als er sie kennen gelernt hatte, war es wie ein Blitz gewesen. Er hatte gewusst: Das ist sie! Vorher hatte er nie an die große Liebe geglaubt. So wie in den großen TV- Romanzen. Alles nur Quatsch, den sich irgendwelche Leute ausdachten, die nur Geld machen wollten. Aber Sarah war so anders. Verständnisvoll, humorvoll, trotzdem konnte sie zuhören. Außerdem waren sie wie Seelenverwandte. Es war oft genug passiert, dass Sarah die Sätze von ihm fertigstellte. Oft träumten sie ähnliche Träume und oft wusste Sarah Sachen, die er ihr nie erzählt hatte.
Michael war damals bei ihrem Anblick sprachlos geworden, obwohl sie anderen nie aufgefallen wären, die blaugrauen Augen, die so leuchten konnten. Der volle Mund, die sinnlichen Lippen. Und das kleine Muttermal zwischen Mund und Nase. Sarah hatte es ihm zu ihrem Einjährigen geschenkt. Sie hatte tatsächlich eine Urkunde gemacht, auf der dieses Muttermal zu Michaels Eigentum erklärt worden war. Michael musste bei diesem Gedanken trotz seiner Situation lächeln. Er atmete tief durch und ging ein wenig schneller.

Sarah sah hinunter. Der “Wasserfall“ führte nur wenig Wasser, die spitzen, großen Felsen ragten hervor. Sie stand auf der kleinen Brüstung und erinnerte sich daran, als hier einmal ein kleines Kind hinuntergefallen war. Es war schrecklich, sie hatte das Kind gekannt. Das ganze Dorf war traurig, auch die Leute, die die Familie nicht gekannt hatte, waren bestürzt. Das Mädchen war ja erst so jung, es hatte noch so viel Leben vor sich. Die Mutter brachte sich zwei Wochen später an dieser Stelle um. Sie hatte sich hier oben erschossen. Sarah hatte tagelang überlegt, warum sie sich nicht hinuntergestürzt hatte.
Sarah legte die Hand auf ihren Bauch. Das hier etwas drinnen wachsen konnte, war eigentlich unglaublich. Wirklich un- glaublich. Sie konnte es wirklich nicht glauben. Was dieser Mann ihr angetan hatte. Schon als 13- Jährige musste sie, wenn Mutter nicht zuhause war, zu ihm ins Bett kommen. Kuscheln. So nannte er das.
Wie glücklich wäre sie gewesen, wenn das Kind von Michael gewesen wäre. Er hätte sie dann bestimmt geheiratet, sie wären zusammengezogen und sie hätten eine eigene Familie gehabt. Was anderes hätte Sarah nie gewollt. Nie. In der Schule waren sie einmal gefragt worden, was sie einmal machen wollten. Alle sagten: Astronaut, Popstar, Tierärztin,... Nur Sarah wollte immer nur eine Familie haben. Sonst nichts.

Boris ging in Richtung Wald, um seinen Sohn zu suchen. Er war so schnell abgehaut. Vielleicht stimmte irgendetwas nicht. Michael war immer einer dieser Buben gewesen, die nicht mit den Eltern reden wollten. Er war nie ein schwieriges Kind gewesen, nach außen hin hatte er immer glücklich gewirkt, nur Boris hatte gewusst, wenn irgendwas nicht gestimmt hatte.
Boris sah sich um. Zirka einen halben Kilometer von hier waren diese kleinen Wasserfälle, an denen einmal das Kind heruntergefallen war.
Boris hörte auf einmal von dort eine Stimme: "Sarah!Nein!" Das war doch Michael gewesen! Jemand muss hinuntergefallen sein! Boris und Michael rannten gleichzeitig los. Im Laufen zog Boris sein Handy aus der Tasche und rief die Rettung an. Als Michael am Wasserfall ankam, saß Michael unten neben den Felsen und hatte Sarahs Kopf auf seinem Schoß liegen. Er starrte sie nur an, Boris konnte keine Tränen an seinem Gesicht entdecken.
Der Krankenwagen kam, aber es war zu spät. Sarah war tot. Sie hatte sich umgebracht.

Es ist sonnig, gar kein typischer Tag für ein Begräbnis. Michael hat noch immer diesen starren Ausdruck in den Augen. Boris kann seinem Sohn einfach nicht in die Augen sehen, Michael weicht ihm immer aus. Boris sieht Sarahs Mutter, ihre Verwandten, Lisa, Sarahs Freundin, Michael und noch einige Unbekannte, offensichtlich Freunde von Sarah. Einer fehlt.
„Wo ist nur Sarahs Vater? Das Geschäft kann ihm doch nicht so wichtig sein, oder?“, raunt er seiner Frau zu. „Dem geht es angeblich so schlecht, dass er nicht mal auf das Begräbnis gehen konnte!“ Boris runzelt die Stirn. Er traut dem nicht so ganz.

Lisa starrt auf den Sarg. „Bitte, erzähl das keinem Menschen! Wenn du das machst, rede ich nie wieder ein Wort mit dir!“ Sarahs Worte klingen noch immer in ihrem Kopf. Sie sieht zu Michael, der mit starr auf den Sarg gerichtetem Blick vor dem Grab steht. Man kann ihn doch nicht einfach in dem Glauben lassen, Sarah hätte ihn betrogen!
Das Begräbnis ist zu Ende, langsam gehen die Leute davon. Nur Michael und Lisa stehen noch vor dem Grab, in dem inzwischen der Sarg schon liegt. Auf dem Grabstein steht nur:
Sarah Zirngast
*23.11.1982 +3.10.1999
"Wieso? Warum tust du mir das an?" Michael steht direkt vor dem Grab und redet mit Sarah.
Lisa geht zu ihm und nimmt ihn bei der Hand. „Ich muss mit dir reden, Michael.“

 

Hi 15_jahre_anfängerin.

Ich nehme an, das Kind ist von Sarahs Vater, nicht wahr?
Dein Stil hat mir ganz gut gefallen, das muß ich schon sagen. Nur ging mir alles furchtbar schnell; Du erzählst eine so tiefe und traurige Geschichte in einem enormen Tempo. Das ist schade, denn es fehlen die kleinen Details... Verstehst Du, was ich meine?
Wie gesagt; Dein Stil und auch die Idee ist wirklich gut. Ich finde es auch toll, daß Du zum Schluß nicht noch mit "Auflösung" daherkommst, weil nämlich sowieso schon alles klar ist und eine "Auflösung" völlig fehl am Platz wäre.
Nur; das Tempo... Etwas langsamer, bitte... ;)

Gruß,
stephy

 

Danke, Stephy, ich habe eigentlich die Geschichte reingestellt, damit sie mal drinnen ist, hab sie erst jetzt Korrektur gelesen und bearbeitet. Danke trotzdem!

 

Daaankeschön! Es geht deshalb so schnell, weil es eigentlich ein Roman sein sollte. Und da ist aber fast zuwenig Handlung für den Roman. Und zuviel für die Kurzgeschichte.
Nur noch als Info für alle wegen meinem Namen: Ich bin wirklich eine Anfängerin und als Schulkollegen von mir im Scherz gemeint haben, ich schreib das nur, damit alle sagen, ja, für einen Anfänger ganz gut, hieß meine erste geschichte "am hafen(eine anfängerstory)"
Dann haben wir eine Wette abgeschlossen. Ich sollte sooft wie möglich schreiben, dass alle mit mir Geduld haben müssen, dass ich ja noch eine Anfängerin bin und musste es für mindestens 36 stunden drinnenlassen. Wenn du meine erste Geschichte ansiehst, kannst du lesen, dass der erste, der geantwortet hat, es ziemlich komisch fand. Jetzt habe ich meinen namen behalten, obwohl ich vielleicht doch keine anfängerin mehr bin. Liebe Grüße, Jule

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom