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Sarah
Traumfrauen wie Sarah unterscheiden sich von den anderen Mädchen dadurch, dass sie vom ersten Augenblick an etwas Besonderes an sich haben. Da ist etwas, was sie über die anderen erhebt, und einem gleichzeitig unmöglich macht, sie sich als Partnerin vorzustellen. Sie sind Kunstwerke der Natur, über jeden menschlichen Trieb und jedes Gefühl erhaben. Neben ihnen schrumpft die eigene Erscheinung zum »Weißen Zwerg«, wohingegen ihre Leuchtkraft die Energie tausender »Roter Riesen« freisetzt. Dabei geht es gar nicht darum, dass man Angst hätte, neben ihnen keine Rolle zu spielen, sondern vielmehr darum, dass man sich nicht vorstellen kann, neben so einer Naturgewalt überhaupt existieren zu können. Wahrscheinlich würde man innerhalb von Sekunden nach dem ersten Kuss in einen Freudenwahn verfallen, aus dem es kein Erwachen mehr gäbe und so seinen Verstand nachhaltig beschädigen, oder gar irreparabel zerstören. Permanentes Dauergrinsen, gepaart mit erheblichen Koordinationsproblemen des restlichen Körpers wären die Folge.
Das erste mal begegnete ich ihr in der Mensa. Es war Winter, schon seit Tagen unter null, und ich saß bei einem heißen Kaffee, als sie mich von hinten ansprach, ob der Stuhl neben mir noch frei sei. Ohne mich umzusehen, bot ich ihr den Platz an, worauf sie sich setzte, und ich von ihrer Erscheinung in eine andere Dimension geschossen wurde. Ich glaube, ich kann sagen, dass ich bis zu jenem Tag so etwas Schönes noch nicht gesehen hatte. Es stimmte einfach alles: ihre Haare, ihre Augen, ihre Nase, ihre Lippen, ihre Wangenknochen, ihre Zähne, ihre Art sich zu setzen. Klar, für sie war es ein ganz normaler Vorgang, aber für mich war ihre Anwesenheit wie das Tauchen im klarsten Wasser, wie das Schweben in betörendsten Düften, wie das Lustwandeln zwischen Traum und Traum. Meine Sinne waren aufmerksamer als je zuvor, wollte ich doch jede Feinheit, und sei sie auch noch so gering, wahrnehmen, ja, in mich aufsaugen. Wenn sie ihren Kaffee zum Mund führte, und ihre samtigen Lippen den Becherrand berührten, dann war das wie die zärtlichste Liebkosung eines frisch verliebten Paares im Morgenrot eines, sich behutsam nähernden, Sommertages. Wenn sie sich das Haar zurückstrich, schien sie einem damit gleichermaßen Seele und Herz, zu streicheln. Sie duftete nach der Frische einer Blumenwiese im gleißenden Lichte des Frühlings und ihre Stimme hätte die schönsten Symphonien neben sich nur als störenden Lärm erscheinen lassen.
Nachdem sie ihren Kaffe aus hatte, und wir bis auf den förmlichen Austausch unserer Namen und Studienrichtungen kein weiteres Wort miteinander gewechselt hatten, verschwand sie durch die Tür Richtung Audimax und ließ mich mit der tiefen Zufriedenheit, ihr für einen Kaffe lang gegenüber gesessen zu haben, wie einen im Paradies gestrandeten, zurück.
Meine nächste Begegnung mit Sarah hatte ich bei einer Unifete. Ich war alleine dort, und hoffte jemand bekanntes zu treffen. Es gab dort nur einen Raum zum feiern in dem sowohl die Tanzfläche, als auch die Bar war. Es war laut, stickig und dunkel, nur die Lichtanlage und ein paar Funzeln spendeten Licht, und es war unerträglich heiß. Ich saß auf einem Hocker am Tresen, den ich mir hart erkämpft hatte und musste allerlei Gedrängel um Getränke widerstehen, um nicht gleich wieder meinen Platz zu verlieren, als sie auf der Tanzfläche erschien. Sie wirkte ausgelassen und war anscheinend mit ein paar Freundinnen unterwegs, drei Blondinen, die ich nicht kannte. Ich beobachtete sie eine ganze Weile, genoss ihr verschwitztes Gesicht im Scheinwerferlicht und ihren gepiercten Bauchnabel. Sie war der Engel in der Finsternis einer anonymen Partygesellschaft, bis sie mir auf den kaugummigepflasterten Boden der Tatsachen zurückgeholt wurde, und zwar von einem Kerl, der Boris hieß, notorischer Fremdgänger war und schätzungsweise die dreifache Körpermasse von ihr mit sich herumschleppte. Er war ein Bilderbuch-Muscleman, wirkte mit seiner Glatze und Lederjacke wie der Türsteher aus einem schlechten B-Movie, ging, ohne jemandem ausweichen zu müssen, quer durch den Raum zu Sarah und steckte ihr, mit den Händen ihren Arsch knetend, die Zunge in den Hals, was sie mit derselben brachialen Intensität erwiderte. Nachdem sie voneinander abgelassen hatten, legte er seinen Oberschenkelarm um ihre Hüften und verließ mit ihr, den anderen drei Mädels zublinzelnd, den Raum.
Ich konnte es nicht fassen und stellte mir unweigerlich vor, wie sie jetzt gleich wohl von ihm genommen wird, wie sich dieser Koloss zwischen ihre zarten Beine klemmt und ihr seinen dicken Prügel reinschiebt, oder sie ihn erst, wie auf einem Gorilla sitzend, reitet um sich danach seine pure Geilheit ins Gesicht spritzen zu lassen. Ich fragte mich, warum sie sich ausgerechnet auf Boris eingelassen hatte. Boris, der seine Freundinnen, wenn er sie nicht gerade betrog, wechselte wie andere Männer die Unterhosen. Boris, für den es, wie er einmal sagte, genau drei Wege zum Herzen einer Frau gäbe: vaginal, anal, oral. Boris, für den Sarah höchstwahrscheinlich nur eine weitere Trophäe auf seinem triebgesteuerten Raubzug durch die weibliche Fauna der verschiedenen Fakultäten war. Was hatte dieser Kerl nur an sich? Was war sein Geheimnis? Was befähigte ihn dazu, Engeln die Flügel zu stutzen? Es entzog sich meiner Vorstellungskraft. Und Sarah? Nun, sie hatte natürlich nichts von ihrer Schönheit eingebüßt, ihre Unantastbarkeit hatte jedoch arg gelitten. Und so stellte ich mir dann auch beim späteren Cool-Down-Wichsen reinen Gewissens vor, wie sie mir gar kräftig die Eier lecken würde.