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Sarah

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18.02.2008
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Sarah

Traumfrauen wie Sarah unterscheiden sich von den anderen Mädchen dadurch, dass sie vom ersten Augenblick an etwas Besonderes an sich haben. Da ist etwas, was sie über die anderen erhebt, und einem gleichzeitig unmöglich macht, sie sich als Partnerin vorzustellen. Sie sind Kunstwerke der Natur, über jeden menschlichen Trieb und jedes Gefühl erhaben. Neben ihnen schrumpft die eigene Erscheinung zum »Weißen Zwerg«, wohingegen ihre Leuchtkraft die Energie tausender »Roter Riesen« freisetzt. Dabei geht es gar nicht darum, dass man Angst hätte, neben ihnen keine Rolle zu spielen, sondern vielmehr darum, dass man sich nicht vorstellen kann, neben so einer Naturgewalt überhaupt existieren zu können. Wahrscheinlich würde man innerhalb von Sekunden nach dem ersten Kuss in einen Freudenwahn verfallen, aus dem es kein Erwachen mehr gäbe und so seinen Verstand nachhaltig beschädigen, oder gar irreparabel zerstören. Permanentes Dauergrinsen, gepaart mit erheblichen Koordinationsproblemen des restlichen Körpers wären die Folge.

Das erste mal begegnete ich ihr in der Mensa. Es war Winter, schon seit Tagen unter null, und ich saß bei einem heißen Kaffee, als sie mich von hinten ansprach, ob der Stuhl neben mir noch frei sei. Ohne mich umzusehen, bot ich ihr den Platz an, worauf sie sich setzte, und ich von ihrer Erscheinung in eine andere Dimension geschossen wurde. Ich glaube, ich kann sagen, dass ich bis zu jenem Tag so etwas Schönes noch nicht gesehen hatte. Es stimmte einfach alles: ihre Haare, ihre Augen, ihre Nase, ihre Lippen, ihre Wangenknochen, ihre Zähne, ihre Art sich zu setzen. Klar, für sie war es ein ganz normaler Vorgang, aber für mich war ihre Anwesenheit wie das Tauchen im klarsten Wasser, wie das Schweben in betörendsten Düften, wie das Lustwandeln zwischen Traum und Traum. Meine Sinne waren aufmerksamer als je zuvor, wollte ich doch jede Feinheit, und sei sie auch noch so gering, wahrnehmen, ja, in mich aufsaugen. Wenn sie ihren Kaffee zum Mund führte, und ihre samtigen Lippen den Becherrand berührten, dann war das wie die zärtlichste Liebkosung eines frisch verliebten Paares im Morgenrot eines, sich behutsam nähernden, Sommertages. Wenn sie sich das Haar zurückstrich, schien sie einem damit gleichermaßen Seele und Herz, zu streicheln. Sie duftete nach der Frische einer Blumenwiese im gleißenden Lichte des Frühlings und ihre Stimme hätte die schönsten Symphonien neben sich nur als störenden Lärm erscheinen lassen.

Nachdem sie ihren Kaffe aus hatte, und wir bis auf den förmlichen Austausch unserer Namen und Studienrichtungen kein weiteres Wort miteinander gewechselt hatten, verschwand sie durch die Tür Richtung Audimax und ließ mich mit der tiefen Zufriedenheit, ihr für einen Kaffe lang gegenüber gesessen zu haben, wie einen im Paradies gestrandeten, zurück.

Meine nächste Begegnung mit Sarah hatte ich bei einer Unifete. Ich war alleine dort, und hoffte jemand bekanntes zu treffen. Es gab dort nur einen Raum zum feiern in dem sowohl die Tanzfläche, als auch die Bar war. Es war laut, stickig und dunkel, nur die Lichtanlage und ein paar Funzeln spendeten Licht, und es war unerträglich heiß. Ich saß auf einem Hocker am Tresen, den ich mir hart erkämpft hatte und musste allerlei Gedrängel um Getränke widerstehen, um nicht gleich wieder meinen Platz zu verlieren, als sie auf der Tanzfläche erschien. Sie wirkte ausgelassen und war anscheinend mit ein paar Freundinnen unterwegs, drei Blondinen, die ich nicht kannte. Ich beobachtete sie eine ganze Weile, genoss ihr verschwitztes Gesicht im Scheinwerferlicht und ihren gepiercten Bauchnabel. Sie war der Engel in der Finsternis einer anonymen Partygesellschaft, bis sie mir auf den kaugummigepflasterten Boden der Tatsachen zurückgeholt wurde, und zwar von einem Kerl, der Boris hieß, notorischer Fremdgänger war und schätzungsweise die dreifache Körpermasse von ihr mit sich herumschleppte. Er war ein Bilderbuch-Muscleman, wirkte mit seiner Glatze und Lederjacke wie der Türsteher aus einem schlechten B-Movie, ging, ohne jemandem ausweichen zu müssen, quer durch den Raum zu Sarah und steckte ihr, mit den Händen ihren Arsch knetend, die Zunge in den Hals, was sie mit derselben brachialen Intensität erwiderte. Nachdem sie voneinander abgelassen hatten, legte er seinen Oberschenkelarm um ihre Hüften und verließ mit ihr, den anderen drei Mädels zublinzelnd, den Raum.

Ich konnte es nicht fassen und stellte mir unweigerlich vor, wie sie jetzt gleich wohl von ihm genommen wird, wie sich dieser Koloss zwischen ihre zarten Beine klemmt und ihr seinen dicken Prügel reinschiebt, oder sie ihn erst, wie auf einem Gorilla sitzend, reitet um sich danach seine pure Geilheit ins Gesicht spritzen zu lassen. Ich fragte mich, warum sie sich ausgerechnet auf Boris eingelassen hatte. Boris, der seine Freundinnen, wenn er sie nicht gerade betrog, wechselte wie andere Männer die Unterhosen. Boris, für den es, wie er einmal sagte, genau drei Wege zum Herzen einer Frau gäbe: vaginal, anal, oral. Boris, für den Sarah höchstwahrscheinlich nur eine weitere Trophäe auf seinem triebgesteuerten Raubzug durch die weibliche Fauna der verschiedenen Fakultäten war. Was hatte dieser Kerl nur an sich? Was war sein Geheimnis? Was befähigte ihn dazu, Engeln die Flügel zu stutzen? Es entzog sich meiner Vorstellungskraft. Und Sarah? Nun, sie hatte natürlich nichts von ihrer Schönheit eingebüßt, ihre Unantastbarkeit hatte jedoch arg gelitten. Und so stellte ich mir dann auch beim späteren Cool-Down-Wichsen reinen Gewissens vor, wie sie mir gar kräftig die Eier lecken würde.

 

Hallo cousteau,

willkommen auf kurzgeschichten.de und speziell willkommen auf dem schwankenden Satireschiff. :D

Ich geh mal gleich in medias res:

die Geschichte ist so wie alle Geschichten sind, wenn es um die Frage geht "kriegen sie sich" annehmbar spannend geschrieben.

Die Einleitung ist, wenn man den Rest liest, etwas arg langgezogen und könnte eine Straffung verkraften, der Hauptteil ist von der Länge her ok, das Ende ebenfalls und der Schlusssatz ist schön ironisch.

ABER und nun komme ich, immerhin befindest du dich in der Abteilung Satire, auf die Frage zu sprechen, was eigentlich an dieser Geschichte satirisch ist:

nun ja, wenn man mich irgendwo in Augenhöhe der Story festbindet und mir Peitschenhiebe androht (btw ich bin keine Anhängerin der SM-Praktiken) würde ich ein gequältes Nicken hervorbringen. So in etwa wuchtig kommt das Satirische deiner Geschichte rüber, wobei ich mir grad überlege, was genau du unter die Lupe nehmen wolltest, also die satirische Lupe.

Ich weiß jetzt nicht genau, was deine Intention war, ich lese für mich als satirischen Inhalt heraus, dass im Grunde genommen der Protagonist der Hauptspieler der Satire ist. Seine insich verschrobenen Ansichten, die ihn einerseits zutiefst behindern, sich genau dem weiblichen Wesen zu nähern, das ihm gefallen könnte und andererseits auch nicht darüber reflektieren lassen, was er eigentlich genau sucht.
Unterscheidet er sich in seinen Gedanken über Sarah von Boris? Wohl kaum, nur mit dem Unterschied, dass er sich obendrein blockiert, während Boris zur Tat schreitet.

Ich finde das Thema selbst gar nicht mal schlecht gewählt, ABER für eine Satire ist mir das zu wenig. Du könntest mehr verfremden und überziehen, wie wäre es, wenn dein Protagonist bei jeder Frau zaudert, selbst bei denen, die nicht so gut ausschauen? Am Ende schaut er sich selbst nicht mehr im Spiegel an, weil er fest glaubt, den grausligen Eigenanblick nicht überleben zu können?

Was deine Rechtschreibung anbelangt, so bitte ich dich, doch noch mal die Regeln im Duden bezüglich der GROSS-Schreibung anzuschauen. Z.B. kein erwachen, so etwas schönes ...etc.

Dann hab ich noch zwei Textstellen, die mir misshagen:

Neben ihnen schrumpft die eigene Erscheinung einem Fixstern gleich zum »Weißen Zwerg«, wohingegen ihre Leuchtkraft die Energie tausender »Roter Riesen« freisetzt.

Darunter kann ich mir nix vorstellen. Mag ja vielleicht an meinem hohen Alter liegen und der Tatsache, dass mir manches nicht mehr geläufig ist. Dann erklärs mir, was du damit ausdrücken wolltest. Ich habe bei Fixstern nicht einen Vergleich zum "Weißen Zwerg" verstanden und an den "Weißen Riesen" wegen der "Roten Riesen" denken müssen und da verbindet sich dann ein Waschmittelname mit dem Fixstern. Damit komm ich nicht klar.

Permanentes Dauergrinsen, gepaart mit erheblichen Koordinationsproblemen des restlichen Körpers wären die Folge. Und eben so ein Typ ist Sarah.
Der Bezug des letzten Satzes passt nicht.

Lieben Gruß
lakita

 

@ lakita

Hallo lakita,

danke für den netten Empfang und für deine Zeit. Dass du dich mit meiner Geschichte befasst hast und so eine tiefgründige Antwort formuliert hast, finde ich toll.

- Die Rechtschreibung habe ich noch mal überflogen.
- Der Satz "Und eben so ein Typ..." war da wirklich nicht stimmig.
- "Roter Riese" und "Weißer Zwerg" sind Begriffe aus der Astronomie. Dabei geht es um verschiedene Stadien bzw. Darseinsformen im Lebenszyklus von Sonnen. Im Zusammenhang mit einem Fixstern jedoch nicht ganz richtig. Der Fixstern ist verschwunden.

Zum Inhalt und dem satirirschen Fokus möchte ich an dieser Stelle noch nichts sagen, da würde ich gerne noch ein paar Rückmeldungen abwarten.

LG
cousteau

 

*lächel*

Danke für die Aufklärung mit dem Fixsternsatz... jetzt bin ICH ein bisschen klüger geworden, aber ich fürchte in Sachen Astronomie sind meine paar Brocken Wissen eher nur peinlich. :D

Ja, finde ich gut, dass du noch nichts zum Thema deiner Geschichte sagst, bin selbst gespannt, was andere Leser dort heraus- oder hineinlesen werden.

Wünsche dir viele Rückmeldungen!
Kleiner Hinweis: wenn du selbst dich bei den Geschichten anderer beteiligst, erhöhst du die Chance, dass man dich gezielt beachtet, wesentlich. :teach: :)

Lieben Gruß
lakita

 

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