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Santiago

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21.03.2003
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Santiago

Der grosse Koffer lag geöffnet auf dem Pokertisch, an dem sich vier Männer versammelt hatten um ihrer Entscheidungsfindung mittels Spiel und Alkohol nachzuhelfen. Diese wurde just in dem Augenblick gestört als Santiago, dessen vernarbtes Gesicht tiefe Furchen trug, die Kofferunterteilung leicht anhob und dadurch den anderen dreien freie Sicht auf ihre Beute verschaffte, die dank der Skrupellosigkeit Santiagos doch noch in ihren Besitz übergehen konnte. Dieser hatte sich, nachdem die vier durch einen Zeitungsjungen einen Tag zuvor vom geplanten Banküberfall Wind bekommen hatten, in der Nähe der Bank postiert und wartete darauf, dass die vom zeitungsverkaufenden Jungen denunzierte Gruppe um ihren Anführer Carsad den Überfall wie geplant um 2.45 Uhr durchführt. Auch wenn Santiago äusserlich einen wenig cleveren Eindruck hinterlässt, so mussten seine Komplizen ihm zu gute halten, dass er bei allem, was er tat, stets pünktlich war. So auch an diesem Abend. Bereits um 2.00 Uhr fuhr er in seinem geklauten Taxi in Sichtweite der Bank und legte sich auf die Lauer. Ein eisiger Wind pfiff und Santiago fluchte, da er kein besseres Fahrzeug auftreiben konnte als dieses jämmerlich zerbeulte Vehikel, dass kaum mehr als Automobil bezeichnet werden konnte. Die Sitzbekleidung war teilweise herausgerissen worden und die ehemalige Präsenz der Heckscheibe war nur dank der Glassplitter auf der Hutablage erkennbar. Das alles hätte ihn nicht sonderlich gekümmert, wenn da nicht dieses nervtötende Geräusch gewesen wäre, das jeweils einsetzte, wenn er vom ersten in den zweiten Gang schaltete. Etwas unsicher werkelte er an Schaltung herum, doch das Gequietsche wollte nicht bessern und so musste sich Santiago etwas anderes einfallen lassen. Der ursprüngliche Plan sah vor, dass, nachdem der Bankdirektor das Gebäude mit einem Komplizen Carsads betreten hatte, er mit seinem Wagen auf der gegenüberliegenden Seite der Strasse halten sollte, eine Panne vortäuschen würde, den Fahrer des Fluchtfahrzeuges ausser Gefecht setzen könnte um sich dann an dessen Stelle in den Wagen zu setzen und schliesslich den Bankräuber dank vorgehaltener Waffe zur Übergabe der Beute zu bewegen. Er war perfekt. Der Plan. Auch wenn Santiago zu dessen Entstehung wenig beigetragen hatte, so war er trotzdem stolz, dass ausgerechnet ihm die Ehre zu Teil wird, den Coup durchzuführen. Santiago kramte im Handschuhfach als just in dem Augenblick ein Wagen in Schritttempo an ihm vorbeifuhr. Vom Kirchturm läutete es 2.45 Uhr. Verflucht, dachte er sich. Wie konnte er sich, er, der die Zeit stets im Auge behielt, derart vertun. Die Ankunft von Carsads Mannen liess ihn von seinem Plan abkommen. Es wäre zu auffällig plötzlich eine Panne mit einem quietschenden Auto vorzutäuschen, welches sich bereits zum Zeitpunkt der Anfahrt der Gangster in deren Sichtweite befand. Nachdem der Wagen direkt vor der Bank zum Stillstand kam, duckte sich Santiago auf die durchgeriebene Lederbank seines Taxis. Er hörte wie der Fahrer des Wagens den Motor abwürgte. Kurz darauf öffnete sich eine Autotür und Santiago vernahm eilige Schritte, die sich in Richtung Bank bewegen mussten. Vorsichtig hob er nach einer Weile seinen Kopf und sah, dass sich ausser dem Fahrer niemand mehr im Wagen befand. Langsam richtete sich Santiago auf, öffnete die Tür und überquerte, nachdem ein Moped, auf dem zwei betrunkene Halbwüchsige sassen, seinen Weg gekreuzt hatte, die Strasse. Santiago hatte Glück, dass eine kaputte Strassenlaterne ihn aus einer günstigen Lage Stellung beziehen liess. Der Fahrer des Wagens zündete sich eine Zigarette an und bliess den Rauch gegen die Windschutzscheibe. Mit raschem Schritt näherte sich Santiago dem Wagen und blieb auf Fahrerhöhe stehen und schlug dem konsternierten Gauner mitten ins Gesicht. Ausgenockt sackte dieser vornüber aufs Lenkrad. Santiago zerrte ihn aus dem Automobil und schleifte ihn in das Gebüsch am Strassenrand. Erst jetzt fiel ihm auf, dass der Fahrer eine Baumwollmütze mit Sehschlitzen trug. Er fesselte ihm die Hände, nahm ihm seine Mütze ab, knebelte ihn anschliessend und stieg ins Auto. Auf der Beifahrerseite lag eine Waffe, die der Fahrer bei seiner Rauchpause dorthin gelegt haben musste. Santiago nahm sie an sich und streifte sich die Baumwollmütze über. Er wartete. Lange. Es schien alles perfekt und wie vorgesehen zu funktionieren als in jenem Augenblick die Tür der Bank aufging und der Bankdirektor mit zwei, und nicht wie angenommen mit einem, Gedungenen ins Freie trat. Kalt lief es Santiago den Rücken runter. Damit hatte er nicht gerechnet. Er griff nach der Waffe, während sie in seine Richtung liefen. Der kleine Bankdirektor trug eine edle Mappe aus Schlangenleder; die beiden maskierten Männer hatten je einen grossen silberfarbenen Koffer dabei. Santiago atmete durch. Die Beifahrertür ging auf und der Direktor nahm schnell atmend neben ihm Platz. Draussen verstauten die zwei ihre Beute im Kofferraum. Santiago lud die Waffe und drehte sich nach hinten. Die zwei Gangster öffneten die Tür und wollten sich in den Wagen setzen, als Santiago den Abzug drückte und den einen erschoss, wie kurz darauf den zweiten. Selbst Santiago war von seiner Skrupellosigkeit überrascht, mit der er sich der beiden Männer entledigt hatte. Sein Nachbar, der Direktor, hatte während der ganzen Zeit stur gerade aus gesehen und sich die Ohren zugehalten ohne sich auch nur ansatzweise zu bewegen. Jetzt, nachdem die Schiesserei offensichtlich zu Ende sein musste drehte er vorsichtig seinen Kopf und blickte Santiago durch die Sehschlitze verängstigt an. Auf seiner Stirn hatten sich Schweissperlen gebildet und die spärlichen Haare, die er über seine Glatze zu kämmen pflegte, hingen durchnässt übers Gesicht. Er atmete schwer. Santiago kümmerte sich nicht um ihn, sondern stieg aus, öffnete hastig den Kofferraum und hievte die schweren Koffer aus dem Laderaum, lief ums Auto zur Beifahrertür und entriss, nachdem er die Beifahrertür aufgerissen hatte, dem Direktor seine Schlangenledermappe, den er mit seinen verkrampften Armen umklammerte. Santiago kehrte zu seinem Taxi zurück als er wie vom Blitz getroffen stehenblieb. Der Fahrer!, schoss es ihm durch den Kopf. Er war der Einzige, der Santiagos Gesicht gesehen haben muss. Er musste verschwinden, doch wie? Santiago warf die Koffer durch die nicht mehr vorhandene Heckscheibe auf den Rücksitz seines gestohlenen Taxis und kehrte zum Gebüsch zurück, wo er den Fahrer des Fluchtautos geknebelt zurück gelassen hatte. Er war nirgends zu sehen. Ein neuerlicher Kälteschauer durchlief Santiago. Er versuchte ruhig zu bleiben. Der Fahrer hatte sich während der Schiesserei aus dem Staub gemacht haben, daran gab es keinen Zweifel. Obwohl sich die Bank an der Peripherie der Stadt befand, musste die Schiesserei es die nähere Nachbarschaft aufgeschreckt haben. es wäre der Interessenlosigkeit der Bewohner zuzuschreiben, sollten sie die Polizei nicht gerufen haben. Santiago stieg ins Taxi und fuhr langsam aus der Stadt in Richtung der Berge, deren Umrisse sich im klaren Mondlicht vor ihm auftaten. Er sah auf die Uhr. Sie zeigte 3.58. Er hatte noch gut eine Stunde Zeit, bis er in der Berghütte ankommen würde, in der er sich um 5.00 Uhr mit seinen drei Komplizen verabredet hatte. Santiago griff sich seinen Flachmann und nahm einen kräftigen Schluck vom Slibovic, den ihm sein Bruder vor Jahren von einer Reise durch die bosnische Provinz mitgebracht hatte. Der Alkohol wärmte seine Kehle. Santiago nahm eine Partagas aus der Packung und steckte sie in Brand. Genüsslich zog er daran. Was die anderen wohl von seiner blutrünstigen Aktion halten würden? Zu Beginn war vereinbart worden, dass er keinem von Carsads Leuten auch nur ein Haar krümmen sollte, und nun musste er ihnen die zwei Toten erklären. Sie würden durchdrehen. Im speziellen Siganov, der panische Angst vor Carsad hatte, nachdem er von einem entfernten Verwandten erfahren hatte, dass Carsad einst einen seiner Gegner über den halben Erdball verfolgen liess, nur um ihn anschliessend selbst zu erledigen. Siganov war der „spiritus rector“ der vier und jeweils sehr bedacht darauf, dass sie ohne aufsehen zu erregen die Plätze ihres Schaffens wieder verliessen. Ja, Siganov wird ihm kräftig den Marsch blasen. Die anderen zwei, Ducado und Reales waren von Siganov, nachdem er von seinem Informanten vom Überfall vernommen hatte, für gu-tes Geld angeworben worden. Um sie brauchte sich Santiago nicht zu kümmern. Ihnen würden Siganov und er die vereinbarten Gelder aushändigen und sie auffordern sich nicht mehr sehen zu lassen. Santiago wand sich die Bergstrasse hoch. Vorbei an saftigen Reben und Olivenhainen. Idyllisch, wie Siganov sagen würde. Eine weitere Partagas wurde angezündet und Santiago liess den Rauch schleichend seiner Nase entweichen. In wenigen Minuten würde er die Steinhütte erreichen und er fragte sich, ob die anderen, die, wie ihm erst jetzt offensichtlich wurde, nichts zur Überführung der Beute in ihren Besitz unternommen hatten, bereits den Treffpunkt erreicht hatten und auf ihn warteten. Santiago steuerte sein Automobil inmitten der Rebberge auf den ungeteerten Vorplatz der kleinen Hütte. Es brannte Licht. Er hoffte darauf, dass sich nur Siganov bereits an Ort befinden würde, so könnte er ungeachtet der beiden anderen, welche ihm nicht besonders sympathisch waren, (Santiago hasste angeheuerte Kriminelle), die Verteilung der Beute besprechen und versuchen einen möglichst grossen Anteil rauszuschlagen. In Gedanken seiner Argumentation versunken öffnete Santiago die Tür und konnte durch den dichten Rauch der Zigarren drei Gestal-ten erkennen. Aus dem Dunst kam ihm Siganov mit einem breiten Grinsen und ausgebreiteten entgegen. „Na, alles glattgelaufen?“, fragte er in selbstverständlichem Ton und wandte sich, kollegial die Hand auf Santiagos Schulter haltend, in Richtung von Ducado und Reales, die aufgrund ihres Söldnerstatus nicht im geringsten die gleiche Freude äusserten, wie es Siganov zu tun pflegte. Wo zum Teufel haben die ihren Wagen untergebracht, fragte sich Santiago. Er war sich sicher kein weiteres Automobil, als sein eigenes gesichtet zu haben. Die Beiden sahen sehr mitgenommen aus, da sie nicht wie ursprünglich geplant, Santiago beim Vorhaben das Diebesgut an sich zu nehmen unterstützten, sondern einen, für Siganov immens wichtigen Kurierauftrag, zu erledigen hatten. Die Überbringung von gefälschten Dokumenten an einen Eisenbahnmogul musste unerwarteter Weise früher von statten gehen als angenommen, sie durften sich jedoch über eine zusätzliche Zahlung in Form von unmarkierten Banknoten freuen. Santiago trat an den Tisch, griff sich einen Stuhl und beförderte schwungvoll einen der grossen Koffer, den er aus Präsentationsgründen dem Kofferraum entnommen hatte, auf den Pokertisch. Nach dem Anheben der Mittelabdeckung hatten die vier freie Sicht auf sorgfältig angeordnete Notenbündel, die randvoll den Koffer füllten. „Freunde, ich darf uns zu diesem dreisten Unterfangen beglückwünschen. Dank Santiagos einzigartigem Einsatz sind wir nun in der Lage, dieses Geld angemessen zu verteilen. Jeder wird nach Ge-leistetem berücksichtigt.“ Santiago nickte zufrieden vor sich hin, war es doch offensichtlich, dass er den Löwenanteil verrichtet hatte. Er genoss bereits gedanklich den ersten Mojito als.... „Wie haben Carsad’s Jungs reagiert?“ durchbrach Siganovs Frage die verträumte Stimmung Santiagos. „Erschossen!“, versuchte Santiago Angriff als die beste Verteidigung einzusetzen. „Erschossen! Bist du des Wahnsinns. Was haben wir vereinbart? Kein gekrümmtes Haar und du schiesst die Leute über den Haufen.“, brüllte Siganov in seine Richtung. Etwas irritiert und gewillt den überlebenden Fahrer nicht zu erwähnen gab Santiago zu verstehen, dass es keine andere Wahl gegeben habe, nachdem er sich bereits maskiert im Wagen der Gangster befunden hatte. Siganov lief nun wie von der Tarantel gestochen unruhig hin und her. „Es muss schnell gehen, nun muss es schnell gehen, schnell gehen“, murmelte er unkontrolliert vor sich her. An ihr Vorhaben, die Verteilung der Beute während eines geruhsamen Pokerspiels vorzunehmen, war nicht mehr zu denken. Siganov liess Santiago die restliche Beute holen und zeigte sich überrascht, dass sich eine Mappe aus Schlangenleder darunter befand. „Woher hast du die?“, raunzte er Santiago an. „Vom Bankdirektor“, antwortete dieser knapp. „Was soll das heissen, vom Bankdirektor, muss man dir alles aus der Nase ziehn?“ „Nachdem sie aus der Bank kamen, hatte der Direktor diese Mappe unter dem Arm und stieg neben mir ins Auto. Da hab ich gedacht, die muss wichtig sein und sie mitgehen lassen.“, versuchte Santiago auf Verständnis zu stossen. „Die bleibt in deinem Besitz!“, so Siganov, „wenn du schon alles kurz und klein schiessen musst, so sollst du auch mit der Mappe...was ist da überhaupt drin?“, fragte er sich, während er sie öffnete und nichts als offizielle Urkunden und versiegelte Briefe entdeckte. „Allem Anschein nach muss die für Carsad wichtig sein, sonst hätten sie die nicht mitgenommen. Damit ist klar, du nimmst die mit“, befahl er Santiago während er sie ihm in die Hand drückte. Dieser schluckte schwer, hatte er doch die Geschichte des von Carsad Verfolgten noch nicht aus dem Gedächtnis streichen können.

In der Zwischenzeit wurde Carsad von seinem Fahrer unterrichtet, dass ihr Banküberfall von einem Unbekannten mit stark vernarbtem Gesicht empfindlich gestört wurde. Der Fahrer versuchte eine möglichst gute Miene zum bösen Spiel zu machen. „Versagt habt ihr, nichts als versagt und nun schweig!“, unterbrach Carsad den Redefluss seines Fahrers. Dieser hatte inzwischen in einem der noblen Ledersessel im Arbeitszimmer seines Patrons Platz genommen und wagte kaum Carsad anzusehen. „Gib mir die Papiere!“, forderte dieser. „Was für Papiere?“, entgegnete der verängstigte Fahrer, obschon er wusste, dass die Mappe aus Schlangenleder den eigentlichen Grund ihres Über-falls darstellte. Carsad atmete tief durch, liess Domingues kommen, wies ihn an dieses Insekt in Gestalt des Fahrers zu beseitigen, die Leiche zu vergraben und sich anschliessend bei der Polizei nach dem Ermittlungsstand zu erkundigen. Der Fahrer erstarrte zur Salzsäule in dem Augenblick als der zwei Zentner schwere Domingues auf ihn zutrat um ihn „unter seine Fitiche zu nehmen.“ In Panik schlug er um sich, doch schien ein Kampf aussichtslos, aufgrund der Tatsache, dass er seit knapp 24 Stunden auf den Beinen war. Er flehte Carsad an ihn zu verschonen, er, Carsad, möge sich doch an seinen glänzend ausgeführten Auftrag bei Madame Fluard erinnern, der er bei Nacht und Nebel den grössten Teil ihres umfangreichen Schmuckes gestohlen hatte. Doch Carsad hatte sich bereits abgewendet und winkte ab. Domingues hob den Fahrer unsanft aus dem Sessel und wollte mit ihm den Raum verlassen, als er von Carsad zu sich gerufen wurde.
„Beschaff mir noch alle Informationen über den vernarbten Mann bevor du ihn umlegst. Und sei leise und hinterlass keine Spuren!“

Domingues hatte Mühe seinen voluminösen und leicht ausufernden Körper im Automobil unterzubringen nachdem er sich des lästigen Fahrers entledigt hatte. Zäher Bursche, dachte er sich und meinte damit die klägliche Beschreibung des vernarbten Mannes, die er dem traktierten Fahrer entlocken konnte. Ausser der Gewissheit, dass ein rotes heruntergekommenes Taxi das Arbeitsgerät des spärlich beschriebenen Mannes sein musste, wusste Domingues nicht viel. Es war inzwi-schen Morgen geworden und Sonne kroch langsam über die Berge und überflutete die schlafende Stadt unaufhaltsam. Er fuhr langsam durch die Privateinfahrt Carsads um sich anschliessend an der Hauptstrasse in den allmorgentlichen Frühverkehr einzuordnen. Er fuhr die lange Gerade raus aus der Stadt, vorbei an den Randbezirken, die durch die aneinandergereihten vielstöckigen Wohnhäuser ein erbärmliches Bild abgaben, um sich anschliessend aus sicherer Distanz am Tatort umzusehen. Das Gebiet um die Bank war weiträumig abgesperrt und Anwohner, hauptsächlich Ältere, drängten sich am Ort des Geschehens. Domingues versuchte möglichst unauffällig und beiläufig einen der Passanten nach dem Grund des Grossaufgebots der Polizei zu fragen. „Banküberfall, ganz schlimm, schlimme Gesellschaft“, hauchte der gefragte Rentner zurück. Und ohne dass ihn Domingues weiter ausgefragt hätte, entwich es ihm. „Die Polizei hat gesagt, dass zwei Gangster getötet worden seien. Von einem Dritten. Dem Fahrer. Wahrscheinlich gings um viel Geld und die konn-ten sich nicht einigen. Geschieht ihnen Recht. Die haben ja den Direktor, ein ganz anständiger Mann, den kenn ich persönlich, zum Glück am Leben gelassen!“ Überrascht, dass die Polizei sich anscheinend mit einem Zwist innerhalb der Gauner zufrieden gab, stieg Domingues in seinen Kleinwagen und fuhr auf der Schnellstrasse in Richtung der Berge, um an der nächstgelegenen Raststätte abzubiegen und sein Frühstück einzunehmen. Die Haushälterin Carsads war die letzten Tage nicht anwesend und so konnte er nicht verköstigt werden, wie er sich das gerne gewünscht hätte. Dass er überhaupt in der Lage war seinen Job derart abgebrüht zu erledigen überraschte ihn jetzt, da der Gedanke an Eier und Speck ihm das Wasser im Munde zusammenlaufen liessen und er kaum noch die Geschehnisse auf der Strasse mitbekam. Erlöst konnte er in der Ferne das Schild der Raststätte erkennen. Er drückte aufs Gas. Kurz darauf betrat er den klassisch in dunklem Holz gehaltenen Raum und nahm an der Theke Platz. Er orderte eine doppelte Portion englischen Frühstücks sowie eine Tasse Kaffee und jede Menge Brot.

Santiago hatte sich, trotz der Querelen, mit einer Umarmung von Siganov verabschiedet, nachdem sie sich, aufgrund der neueren Ereignisse, darauf einigen konnten, dass Santiago mit seinem Taxi in die Stadt zurückfährt um dort seinen fahrbaren Untersatz irgendwie loszuwerden. Ducado und Reales liessen sich fürstlich auszahlen und machten sich auf den Weg. Santiago wusste nicht wohin, was ihn auch nicht sonderlich störte. Mehr Sorgen machte er sich um seine Mappe aus Schlangenleder, die ihm Siganov mit den Worten, er möge in Zukunft die Finger von solchen Unterlagen lassen, da diese meist wichtiger als angenommen seien und er in diesem Fall deshalb das Verursachte selbst zu klären habe, übergeben hatte. Santiago tröstete sich mit seinem mehr als gerechten Sold über den Umstand hinweg, dass nachdem er sein Möglichstes getan hatte, nun doch, „dank“ der Mappe, noch weiter involviert sein bleiben würde. Euphorie wollte auch trotz des vielen Geldes nicht aufkommen. Er fuhr den gleichen Weg, den er gekommen war, zurück und versuchte die wärmende Sonne zu geniessen, die sich allmählich über die Berge geschlichen hatte. Er zog an seiner Partagas und gönnte sich einen kräftigen Schluck aus dem Flachmann. Das aufleuchtende Licht der Benzinanzeige riss ihn aus seiner Lethargie und zwang ihn nächstmöglich den Spritmangel zu beheben. Nach wenigen Kilometern fuhr er an die Tanksäule einer Raststätte und liess sich seinen Tank füllen, um sich in der Zwischenzeit auf der Toilette zu entledigen. Santiago stand vor dem Pissoir als die Schwingtüre des Lokus aufging und ein grosser, schwarz gekleideter Mann mit Rossschwanz den Ort der Erleichterung betrat. Santiago beachtete ihn kaum; erst als dieser neben ihm sein Geschäft verrichten wollte und ihn fragte, ob er der Fahrer des Taxis sei und Santiago reflexartig mit ja antwortete, wurde ihm bewusst, dass Informationen an Unbekannte nicht leichtfertig weitergegeben werden sollten. Santiago wendete seinen Blick gegen die Wand und schloss die Augen.

© m.j.s.

 

Hallo m.j.s.!

Vorneweg würde ich Dir dringend empfehlen, Deiner Geschichte mehr Absätze zu spendieren - viel mehr. In dieser Form, also in vier großen Blöcken, ist sie sehr schwer zu lesen. Es wird schnell ermüdend, und man verliert als Leser leicht den Überblick.
Falls Du diese Form nur für die Präsentation Deiner Geschichte im Netz gewählt hast, dann schau Dir doch mal andere Geschichten auf kg.de an.
Also: Bitte bitte Absätze einfügen. ;)

Etwas gefehlt hat mir bei der Geschichte auch der Spannungsbogen, die Geschichte bewegt sich nahezu durchgehend auf der gleichen Erzählebene. Möglicherweise ging mir aber auch etwas vom Storyaufbau durch die schlechte Lesbarkeit aufgrund der fehlenden Absatzgliederung verloren.

Insgesamt ist es wohl eine Gangsterstory wie viele andere auch. Sie ist solide erzählt, aber es stechen keine besonderen Höhepunkte heraus.

Ein paar Anmerkungen noch:

"vom zeitungsverkaufenden Jungen"
>>> warum nicht einfach "vom Zeitungsjungen"?

"doch das Gequitsche wollte nicht bessern und so musste sich Santiago"
>>> Gequietsche wollte sich nicht bessern

"Er war perfekt. Der Plan."
>>> in meinen Augen unschöne, etwas umständliche Formulierung

"Wie konnte er sich, er, der die Zeit stets im Auge behielt sich derart vertun."
>>> wieder recht kompliziert formuliert, außerdem wiederholt sich das "sich" unnötigerweise

Fazit: Solide Geschichte mit Verbesserungspotential. Am wichtigsten fände ich eine gute Absatzgliederung.

Viele Grüße

Christian

 

hallo christian

danke für die anregungen. ich werd's beherzigen. ich muss dazu sagen, dass ich die geschichte nicht fürs netz schreibe und sie deshalb nicht nochmal überprüfe. doch grammatik lässt sich einfach verbessern. danke.

gruss m.j.s.

 

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