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Sandsturm

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11.02.2016
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Sandsturm

Am Schlimmsten ist der Sand und wie er in jedes einzelne Loch deines Körpers kriecht. Deine Zunge staubtrocken. Deine Ohren taub. Deine Nase entzündet und die Augen verquollen. Es ist die Ohnmacht, welche einen dann durchdringt. Die Ohnmacht, alle Sinne verloren zu haben. Ohnmacht, nichts zu hören, nichts zu riechen, nichts zu sehen. Du liegst auf dem Boden. Dein Körper wird von Kräften herumgeschleudert, die du nicht zu besiegen schaffst. Und in deinem Kopf stolpern die Gedanken über einander. Mit verzerrtem Gesicht versuchst du Halt zu finden. Deine Hände aber – aufgeschürft – finden nichts. Deine Beine zappeln über den heißen Grund als eine nächste Böe dich erwischt. Sie reist dich in die Höhe, wenige Meter später landest du. Ein dumpfer Schlag. Ein stechender Schmerz. Die Kleider werden von deinem Leib geschält wie die trockene Schale einer Zwiebel. Wieder und wieder merkst du, wie sich glühende Sandkörner in deine Haut fressen. Dein Körper brennt wie Feuer.
Stunden danach wachst du auf. Als erstes denkst du daran, wie verdammt durstig du bist. Erst spät fällt dir auf, dass du keine Luft bekommst. Du kotzt. Sand und Blut. Vor allem Sand. Das Atmen fällt dir leichter. Nach minutenlangem Liegen streckst du zitternd deine Arme aus. Es knackst. Knochen oder Kleidung, fragst du dich. Da fällt dir auf, deine Kleidung ist verschwunden. Splitternackt kauerst du. Wo? Deine Finger versuchen die zentimeterdicke Sandschicht aus deinen Augen zu kratzen. Vergeblichst. An nichts kannst du dich erinnern. Nicht, wie du hier gelandet bist, nicht, was dich hier her gebracht hat. Langsam tastet deine Hand über deinen Körper. Alles brennt. Deine Ohren sind voller Sand. Auch der sitzt wie Beton. Du hustest. Das letzte Korn verlässt deinen Mund. Durst. Durst. Durstig. Du erhebst dich. Setzt dich auf den Grund. Heiß ist der. Du zuckst zusammen, als dich gewaltige Schmerzen durchfahren. Schmerzen im Kopf, in deinem Bein vor allem. Du schaffst es nicht, es zu bewegen. Du fährst es ab. Unter dem Sand, der auf deiner Haut klebt, spürst du, wie uneben dein Schienbein sein muss. Komisch uneben. Schmerzhaft uneben. Uneben... Was ein lustiges Wort. Du lachst, so gut es dir gelingt. Legst dich wieder. Wartest. Der Durst kehrt kompromisslos zurück. Er schleicht sich durch deine Därme über deinen Magen hinauf in die Speiseröhre. Füllt dich gänzlich auf. Du überlegst, wie dein Name lauten könnte. Du hast ihn vergessen. Er war sehr kurz. Dessen bist du dir sicher, glaubst du. Oder? Vielleicht doch nicht. Plötzlich packen dich kräftige Hände, ziehen dich hoch, helfen dir auf. In der Ferne hörst du fremde Stimmen in einer fremden Sprache. So nah und doch so weit entfernt. Jemand schüttelt dich. Berührt dich. Tastet dich ab, pult den Sand aus deinen Ohren. Nicht aber aus den Augen. Nach einiger Zeit wird dir ein Trinkschlauch an den Mund gesetzt. Du stöhnst, nimmst ihn und leerst ihn in wenigen Schlucken. Erst danach wird dir der seltsame Geschmack bewusst. Fischiger Geschmack. Der Geschmack von Urin. Dank deiner befreiten Ohren hörst du die Stimmen in fremder Sprache nun besser. Stimmen, welche mehr und mehr zu Lachern werden. Du ergibst dich erneut. Ein Aufschrei. Jemand schlägt dir ins Gesicht. Du gehst zu Boden. Bist wieder da, wo du am Anfang warst. Wütende Stimmen diesmal. Ein Klicken. Dir fällt dein Name ein. Ein Schuss beendet dein Leben.

 

Hallo Tim!

Was mich an deiner Geschichte bedauerlicherweise am meisten stört, dass ist der Stil. Ich mag es nicht, wenn "mir" ein Autor, den ich nicht kenne, erzählt, wie ich mich fühle, was ich denke, was ich will und wie ich reagiere. Wenn ich Durst habe, so richtigen Durst, dann spielt sich das sicher nicht in meinem Darm ab! Ich finde übrigens auch das Wort "Uneben" nicht lustig. Und mir ist auch nicht nach Lachen zumute, wenn ich mich in so einer Situation befinde.

Nö - einfach mal Nö!

Ach übrigens - die Geschichte als solche ist gar nicht schlecht geschrieben!

Grüße vom Eisenmann

 

Danke für Deinen Kommentar.
Jedoch muss ich zu meiner Verteidigung sagen, dass ich stets versuche, Geschichten als realistisch als möglich zu verfassen und denke deshalb - natürlich habe ich mich noch nie in einer derartigen Situation wiedergefunden -, dass die Person der Geschichte nicht darüber nachdenkt, wo genau der Durst sitzt. Sie spürt lediglich den Schmerz, der vielleicht gar nicht vom Wassermangel kommt und versucht, sich ein Bild zu machen, was mit ihr los sei.
Auch "uneben" als lustiges Wort darzustellen klingt für den einen vielleicht seltsam, jedoch habe ich eine Idee dahinter verfolgt: Ein Mensch, der sich in einer solchen Lage befindet, beginnt - wie oben schon erwähnt - zu fantasieren und unmögliche Gedankengänge zu entwickeln. Er steht so nah auf der Pforte des Todes - da spielen Geist und Körper verrückt... Zumindest könnte ich mir das gut vorstellen.
Trotzdem noch einmal vielen Dank für Deinen Kommentar.
Grüße.

 

Hi Tim!

Ist ja alles schön und nett, aber jetzt sieh mal hier:

[...] und denke deshalb - natürlich habe ich mich noch nie in einer derartigen Situation wiedergefunden -, dass die Person der Geschichte nicht darüber nachdenkt, wo genau der Durst sitzt. Sie spürt lediglich den Schmerz, der vielleicht gar nicht vom Wassermangel kommt und versucht, sich ein Bild zu machen, was mit ihr los sei.
Auch "uneben" als lustiges Wort darzustellen klingt für den einen vielleicht seltsam, jedoch habe ich eine Idee dahinter verfolgt: Ein Mensch, der sich in einer solchen Lage befindet, beginnt - wie oben schon erwähnt - zu fantasieren und unmögliche Gedankengänge zu entwickeln. Er steht so nah auf der Pforte des Todes

Das mag alles sein und das kann man auch ohne weiteres so sehen ... aber das schreibst du so nur leider nicht. Denn du sprichst nicht von irgend einer abstrakten Person, die ihren Durst über den Darm verspürt, das Wort "Uneben" witzig findet oder an der Schwelle des Todes phantasiert, sondern du sprichst hier ganz eindeutig, explizit, ausdrücklich und direkt von ... MIR. Dem Leser deiner Geschichte. Dem Eisenmann. Und damit oktroyierst du mir den Charakter deiner Figur.

Ich weiß nicht, ob das in meinem Kommentar nicht klar geworden ist, da du ja eine entsprechende Stellungnahme geschrieben hast. Daher ein (drastisches) Beispiel:

"Du verspürst deinen schon so lange unterdrückten Wunsch, endlich mal wieder ein Kind zu töten. Du willst spüren, wie dein Jagdmesser durch seine Kehle gleitet, das warme Blut über deine Hand läuft und du seinen letzten Atemzug auf deiner Haut spürst. Heute nacht ist es endlich wieder soweit. Du kannst es kaum erwarten und leckst dir erwartungsvoll über deine Lippen, die sich zu einem glücklichen Lächeln verziehen."

Sorry, aber findest du das etwa gut? Damit dichte ich dir doch den Charakter eines Kindermörders an, und zwar dir direkt und unmittelbar!
Versteh mich jetzt nicht falsch, du beschreibst in deiner Geschichte ja nichts so ehrenrühriges oder verwerfliches, und die Wahl deiner Stilmittel und persönlichen Schreibe bleibt dir und deinem individuellen Geschmack überlassen. Das will ich nicht ändern oder dir in irgend einer Form zum Vorwurf machen.
Nur - und dazu stehe ich nach wie vor - wenn du so ein persönliches und enges "Vertrauensverhältnis" zu deinem Leser aufbaust (um nicht zu sagen "aufzwingst"), dass schon soweit geht, dass du seine Persönlichkeit diktierst, dann wundere dich nicht, wenn der ein oder andere Leser das nicht will, weil es ihm einfach ein bisschen zu persönlich wird. Das mag ich an deiner Geschichte nicht, und nicht die Überlegung, dass sie vielleicht unrealistisch ist oder wie irgend eine beliebige Figur in so einer Situation reagieren würde.

In diesem Sinne...
Eisenmann

 

Ich denke, ich habe verstanden, was Du mir sagen möchtest.
"Sandsturm" habe ich vor einigen Jahren geschrieben, sie hat mir gefallen und deshalb habe ich sie auf diese Seite gestellt. Ich war mir nicht bewusst, wie genau hier auf jede Einzelheit geachtet werden würde - was ich auch gut finde! - und war lediglich gespannt, was Dritte zu ihr sagen würde.
Einen Preis wollte ich mit ihr nie gewinnen, sie hat wahrscheinlich einfach noch zu viel "junges Ego" in ihr, doch versuche ich von Dir Erwähntes in kommenden Geschichten zu vermeiden/verbessern.
Danke noch einmal und ein schönes Wochenende,
Tim

 

Hi Tim!

Danke für deine Antwort.:)
Also das tut mit jetzt echt leid, wenn ich auf deine Antwort eingehe. Ich will auf dieser ganzen Sache absolut nicht rumreiten, aber ganz unkommentiert will ich das trotzdem nicht stehen lassen, damit wir das hier auf die richtigen Füße stellen und vor allen Dingen du jetzt keinen falschen Eindruck bekommst.

Es geht ja gar nicht darum, ob du mit dieser Geschichte etwas gewinnen wolltest, oder ob sie schon ein paar Jahre alt ist, und du "musst" meine Anmerkungen keineswegs irgendwo "vermeiden". Hätte ich deine Geschichte ganz einfach schlecht, mies, doof, langweilig, besch*§$%&... eiden, usw. gefunden, dann hätte ich dir das in dieser Form auch so mitgeteilt. Das wären Sachen gewesen, die du durchaus künftig vermeiden solltest, wenn dir daran gelegen sein sollte, mich als Leser zu behalten.

Hier jedoch - um das ganz klar nochmal zu sagen- geht es darum, dass mir persönlich der für diese Geschichte gewählte Stil nicht gefällt. Das ist jedoch kein Punkt, den ich dir vorwerfe im Sinne eines: "Ey, mach das ja nicht nochmal!" Meinetwegen musst du jedenfalls nicht deine Erzählweise ändern, wenn sie dir gefällt.:) Denn wie gesagt: anhand einer objektiven Bewertung (sofern ich überhaupt die Expertise besitze, dies "objekitv" bewerten zu können), ist deine Geschichte gar nicht schlecht gemacht.

So, jetzt ist aber auch wirklich Schluss meinerseits, versprochen!:D

Eisenmann

 

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