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Samstag (Romantisches Stück nach Novalis)

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13.11.2003
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Samstag (Romantisches Stück nach Novalis)

Samstag

Müde und leicht angetrunken saß er an dem Tisch. In seinen Händen schwenkten ein schon fast schales Bier und eine kurz vor dem Filter glimmenden Zigarette gemütlich mit dem Takt der lauten Musik.
Langsam nahm er einen tiefen Schluck aus der Flasche und beobachtete dann wieder leicht gelangweilt die Tanzfläche. Die Musikrichtung, die von den DJ's angeschlagen wurde, war so gar nicht sein Geschmack und auch seine Kumpels hatten nicht so recht ihre Freude daran. Es muss wohl ein sehr erbärmliches Bild sein, dachte er sich, als er so in die Runde an seinem Tisch schaute. Fünf Jungs mit einer gemeinsamen, fast leblosen, Körperhaltung, dessen einziger Lebensfunken durch ein Tropfen Alkohol erhalten blieb.
Aber es war ihm auch eigentlich egal. Er wollte nur den Abend mit seinen Freunden verbringen und Party machen. Doch die Party kamm nicht recht zu stande und so nahm er wieder erneut einen tiefen Schluck aus der Flasche. Die Müdigkeit wurde immer grösser und langsam streckte er seinen Körper weit über den Tisch. Sein Blick zentrierte sich auf das gelbe Blitzlicht über dem DJ Pult.
Dies strahlte in Sekunden Abständen ein weißes Licht aus, welches den ganzen Saal erhellte.
Er schaute eine Weile rauf und nach einigen Minuten kam es ihm vor als würde die Zeit still stehen. Er nahm weder Musik noch Geruch war. Das Licht hatte ein hypnotisierenden Reiz auf ihn. Die Musik änderte sich und mit ihr, auch sein Gemützustand.
Er wollte tanzen. Er wollte den Rhytmus spüren. Er wollte der Rhymtus sein. Langsam erhob er sich, ging auf die Tanzfläche und bewegte sich zu der schnellen Musik. Sein Blick befand sich immer noch auf das gelbe Blitzlicht, was für ihn nun fast still stand.
Nebel wurde aus der Maschine ausgesprüht und gab dem Tänzer einen mystischen Hauch. Er schloß die Augen. Die Musik wurde nun lauter. Und auch seine anderen Sinne reagierten über. Der Nachgeschmack seines Bieres war der eines lieblichen Saftes und in der von Schweiß und Rauch angefüllten Luft, befanden sich nun die aromatischsten Düfte. Es war ihm, als könnte er jeden Duft einzeln riechen.
Und ein Duft hat es ihm besonders angetan. Ein Duft, den er weder irgendeiner Frucht noch irgendeiner Blume zuordnen konnte. Mit geschlossenen Augen schnupperte er in der Luft, und folgte der Spur. Erst als er glaubte am Ziel zu sein öffnete er seine Augen. Und nun wusste er auch, was diesen wunderbaren Geruch verströmte.
Vollkommen in weiß gekleidet, tanzte sie vor ihm. Sie lächelte ihn an. Er lächelte zurück. So etwas schönes hatte er noch nie gesehen. Sie nahm seine Hand und zog ihn zu sich heran. Langsam schmiegten sich die Körper aneinander und beide tanzten rhytmisch miteinander. Alles um ihn herum verschwand. Die Körper der anderen Tänzer waren nun noch Schatten.
Die Musik verstummte. Es war vollkommen still um ihn herum. Doch das bemerkte er nicht. Sein Verlangen mit ihr zu tanzen war das einzige was ihn bewegte. Sie tanzten immer schneller auf und ab. Ihre Körper waren nun miteinander verbunden. Sie waren eins. Er schaute ihr tief in die Augen. Sie waren heller als das Licht. Er konnte in ihnen alle Farben sehen die kannte und nicht kannte. Aber er sah noch vielmehr. Er sah sich...
Er sah sich wie er über die Welt schwebte. Über weiße Gebirge, grüne Wälder und bunte Wiesen. Und er sah sich wie er mit ihr tanzte.
Er wollte sie küssen. Nein, er musste sie küssen. Er näherte sich ihren Lippen und schaute ihr erneut tief in die Augen.
Doch nun sah er keine weiße Gebirge. Er sah auch keine grünen Wälder und bunte Wiesen. Er sah auch nicht mehr sie beide tanzen. Er sah nur noch ein gelbes Licht, was langsam begann zu blinken. Es wurde immer schneller und mit jedem aufblitzen des Lichtes erwachte der Körper erneut. Nun saß er wieder quer über dem Tisch gelegt und um ihn herum seine vier schlecht gelaunten Freunde. Vor ihm die leere Tanzfläche,welche von dem Geruch von Zigaretten umhüllt und gefangen war. Und an der Wand das Blitzlicht. Er schüttelte kurz verwirrt seinen Kopf und schaute dann auf die Flasche in seiner Hand. Er grinste.

 

Hallo Fenar,

tolle Geschichte, wirklich ganz große Klasse. Jedes Gefühl ist von dir so beschrieben, dass man mitfühlen kann. Auch das Ende mit bezug auf den Alkohol passt gut und gibt dem ganzen nochmal eine überraschende Wende.

Ich bin zwar nicht ein As in Rechtschreibung und Grammatik, aber ich glaube in dem Satz

Die Musik änderte sich und mit ihr, auch sein Gemützustand.
wird ohne Komma geschrieben.

Super Geschichte. Weiter so

Squart

 

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