Was ist neu

Samstag Nacht

Mitglied
Beitritt
24.09.2012
Beiträge
2
Zuletzt von einem Teammitglied bearbeitet:

Samstag Nacht

Zitternd stehe ich draußen am Ende der Schlange und ärgere mich über die Kleinen. Jedes Mal die Diskussion. Am Ende kommen sie trotzdem nicht rein. Wind pfeift durch mein zu dünnes Shirt und schneidet in die Haut, während ich dem gedämpften Schlagen der Musik lausche. Langsam lichtet sich die Schlange. Ein bulliger Mann schaut mich fragend an. Dieselbe Leier jedes Mal. Ich zeige ihm den Ausweis.
„Hab mich gut gehalten was?“
Derselbe Spruch wie jedes Mal.
Eine Maske für meine Gedanken. Ich kann es nicht leiden, so jung auszusehen. Ich trete ein und ein Schwall stickig warmer Luft schlägt mir entgegen. Die dröhnenden Bässe kitzeln im Ohr und lassen ein kaum spürbares Vibrieren meine Zehen entlangwandern. Erst kalt und jetzt warm. Meine Nase läuft.
Wie jedes Mal.
Mit einem hörbaren Nase hochziehen und schlucken entledige ich mich dem Problem. Welcher Kerl hat schon Taschentücher mit? Ich gehe zur Kasse. Ein entnervter Blick, fixiert auf meine linke Hand. „Einmal bitte.“ Ich greife in die Hosentasche und krame einen zerknüllten 10 Euro Schein hervor. „8 Euro…“ Ich korrigiere, gelangweilter Blick, entnervte Stimme. Es gibt bessere Jobs, ich weiß. Meine Schritte tragen mich zur Bar. Erst mal was trinken, sonst kann man nicht tanzen. 2 Kurze, 4 Mischen.
Wie jedes Mal.
So nun aufs Klo. Meine schmächtigen Schultern winden sich durch die Menge. Ein Mädchen drückt sich an mir vorbei. Ich rieche ihr Parfüm. Schwer zu deuten, aber einen schönen Po.
Das Klo ist dreckig, es riecht nach Kotze und Pisse. Papiertücher liegen auf dem Boden.
Wie jedes Mal.
Ein Besoffener torkelt an mir vorbei. Rempelt mich an. Er bemerkt es nicht. Schnell bin ich wieder raus. Die Tanzfläche ist voll. Kinder geschminkt als seien sie Erwachsene, albern am Rand. Meine Kumpels und ich bilden einen Kreis, tanzen für uns. Ab und zu verstohlene Blicke, zu hübschen Frauen. Oder waren es Kinder? Schwer zu sagen. Der Alkohol lässt nach. Aber zum Glück ist Happy Hour. 10 Euro – 10 Mischen. Die Nacht scheint gut zu werden.
Wie jedes Mal.
Dem ersten ist schlecht, er muss raus und kommt nicht wieder. Wir wissen Bescheid, aber lassen niemanden allein.
Alle gehen raus. Plötzlich ein Stoß von hinten. Ich knalle gegen die Wand. Ungläubig starre ich zurück. Ein überlegenes Lächeln und 2 Kopf größer. Das Leid der kleinen. Perfekte Opfer wie manche sagen. Ich zögere nicht lange. Meine Faust knallt gegen seinen Kopf. Eine schlechte Idee. Meine Hand brennt wie Feuer. Er packt mich und schleudert mich zu Boden. Tritte krachen gegen meine Rippen. In Filmen wird dann aufgehört. Wer am Boden liegt hat verloren. Hier nicht. Wer halb tot ist hat verloren. Aber soweit kommt es nicht. Meine Kumpels greifen ein.
Wie jedes Mal.
Riesige Kerle in schwarz teilen die Menge und lösen das Kampfgetümmel auf. Der Abend ist gelaufen. Ich sitze im Taxi, der Kopf brummt, die Rippen schmerzen, das Taximeter steigt. Eine halbe Stunde später falle ich ins Bett. Mir ins schwindelig wenn ich die Augen schließe. Irgendwann schlafe ich ein. Eine ganz normale Samstag Nacht.
Wie jedes Mal.

 

Hallo Valcyre,

und herzlich willkommen hier.

Zitternd stehe ich draußen am Ende der Schlange und ärgere mich über die Kleinen. Jedes Mal die Diskussion. Am Ende kommen sie trotzdem nicht rein. Wind pfeift durch mein zu dünnes Shirt und schneidet in die Haut, während ich dem gedämpften Schlagen der Musik lausche.
Hier ist nicht wirklich klar, wo sich das ganze abspielt. Ich dachte erst an einen Zirkus oder Fahrgeschäft auf einem Jahrmarkt, weil ich die Kleinen mit Kinder gleichgestetzt habe.

Ich kann es nicht leiden, so jung auszusehen.
Das Thema finde ich gut. Also, dass man auch zu jung aussehen kann. Nur das Setting, dass du genommen hast, will mir nicht so ganz gefallen. Ich hab ein wenig das Gefühl, du würdest die Sache nur Streifen. Indem du einen Ausschnitt zeigst, dabei gäbe es noch viel mehr zu sehen. Etwa wenn er auf der Arbeit abgekanzelt wird dafür, Frauen ihn nicht voll nehmen etc.
Dann käme mir die Figur auch näher. So ist das eigentlich nur ein Schnappschuss. Du lieferst quasi die Einführung zu einer Geschichte. Du stellst die Figur vor und nennst ihr Problem. Aber jetzt müsste es eigentlich erst los gehen. Jetzt müsste Entwicklung kommen.

Auch tust du dir mit der Discosache glaube ich nicht den Gefallen: Das wurde halt oft variiert. Die stinkenden Toiletten, die Bar, die volle Tanzfläche. Da kommst es dann mehr auf die Figuren an, die da auftreten und da bleibst du sehr vage. Von deinem Erzähler erfahren ich eigentlich nur, dass er zu jung aussieht und das er bei Konflikten zuschlägt. Von seinen Freunden wird nur gesagt, dass sie da sind. Ich denke, hier könntest du noch ausbauen. Nimm zwei Freunde vielleicht und gib denen persönliche Züge, irgendwas damit sie als Personen auftreten und nicht als Schemen.
Insgesamt denke ich, man könnte aus der Grundidee einfach mehr machen.

Ich hoffe, du kannst etwas damit anfangen und noch viel Spaß hier.

Gruß,
Kew

 

Valcyre schreibt:

Meine erste Kurzgeschichte in diesem Stil. Ich bitte um Kritik :-)
Kommentare bitte in ein separates Posting.

 

Hallo Kew,
danke für deinen Beitrag und der Kritik.

Hier ist nicht wirklich klar, wo sich das ganze abspielt. Ich dachte erst an einen Zirkus oder Fahrgeschäft auf einem Jahrmarkt, weil ich die Kleinen mit Kinder gleichgestetzt habe.
Nun um ehrlich zu sein sind es tatsächlich Kinder die an der Disco Schlange stehen ;-) Aber hier kann ich vielleicht ein bisschen mehr Infos vermerken damit der Ort klar wird. Ich werde mir das mal genauer Anschauen.

Ich hab ein wenig das Gefühl, du würdest die Sache nur Streifen. Indem du einen Ausschnitt zeigst,
nur ein Schnappschuss

Ganz genau Kew, dies ist der klassische Stil einer Kurzgeschichte.
ein klassisches Merkmal ist, dass der Leser angeregt wird zwischen den Zeilen zu lesen und nach Beendigung über den Text nachdenkt.
Kurzgeschichten bedienen sich häufig von Momentaufnahmen und werden nur skizzenhaft dargestellt.

Ich danke dir für dein Feedback und hoffe das du verstehst wieso ich alles so verschwommen gehalten habe.

Gruß
Valcyre

 

Hallo Valcyre,
willkommen in KG.de!

In deiner Kommentar-Antwort zu Kew schreibst du:

Nun um ehrlich zu sein sind es tatsächlich Kinder die an der Disco Schlange stehen ;-) Aber hier kann ich vielleicht ein bisschen mehr Infos vermerken damit der Ort klar wird. Ich werde mir das mal genauer Anschauen.

Offensichtlich gibt es aber nicht nur Kinder in der Warteschlange vor der Disco, sondern auch innerhalb der Disco.
Die Tanzfläche ist voll. Kinder geschminkt als seien sie Erwachsene, albern am Rand.
Ab welchem Alter soll denn nun der Einlass in dieser Disco gewährt worden sein?

Dein Protagonist zeigt seinen Ausweis, offensichtlich, um zu beweisen, dass er schon 16 oder 18 Jahre alt ist.
Für ein Alter von 18 spräche, dass er 2 Kurze bestellt.
Kurze sind ja starke Alkoholika, wie Korn.

Zitat Kew:

So ist das eigentlich nur ein Schnappschuss. Du lieferst quasi die Einführung zu einer Geschichte. Du stellst die Figur vor und nennst ihr Problem. Aber jetzt müsste es eigentlich erst los gehen. Jetzt müsste Entwicklung kommen.

Deine Antwort:
Ganz genau Kew, dies ist der klassische Stil einer Kurzgeschichte.
ein klassisches Merkmal ist, dass der Leser angeregt wird zwischen den Zeilen zu lesen und nach Beendigung über den Text nachdenkt.
Kurzgeschichten bedienen sich häufig von Momentaufnahmen und werden nur skizzenhaft dargestellt.

Ich gebe Kew aber Recht, denn die klassischen Merkmale einer Kurzgeschichte sind vor allem folgende:

Ein entscheidender Einschnitt aus dem Leben der handelnden Person wird erzählt

Metaphern und Leitmotive weisen den Leser auf wichtige Gesichtspunkte der Geschichte hin

Der Höhepunkt/Wendepunkt ereignet sich am Ende der Geschichte.

Meist gibt es einen Glückswechsel (Peripetie).

Die Handlung kann eine alltägliche sein, beinhaltet aber einen Konflikt (innerer oder äußerer) und einen wichtigen Einschnitt, oft sogar einen Wende im Leben des / der Beteiligten, weil danach die Dinge, die Lebensumstände, nicht mehr so sind wie zuvor.

Wenn du einen offenen Schluss wählst, der den Leser dazu bringt, über das Geschehen nachzudenken, so muss doch zwischen den Zeilen zu lesen sein, dass sich im Leben des Protagonisten nach diesem Ereignis (hier Discobesuch) etwas Entscheidendes ändert.

In deiner Geschichte gibt es diesen Wendepunkt nicht, er deutet sich auch nicht an.
Es ist nun mal immer so, wie es immer bei den Discobesuchen verläuft.
Das Leben und die Discobesuche des Protagonisten deiner Geschichte verändern sich nicht.
Da ist dann in deiner Geschichte keine Entwicklung und keine Spannung, es ist lediglich die Skizzierung eines üblichen Ablaufs.
Alles läuft ab und bleibt

„wie jedes Mal.“

Und das ist dann keine klassische Kurzgeschichte.

Deine Skizze würde dann zu einer Kurzgeschichte, wenn die Probleme des Protagonisten beim Discobesuch diesmal so eskalierten, dass nach dem Discobesuch alles anders wäre (z.B. körperliche Behinderung nach einer Schlägerei), also ein entscheidender Einschnitt ins bisherige Leben angedeutet würde.
(s. Höhepunkt/ Wendepunkt)

Gruß
kathso

 

Hallo nochmal.

Ganz genau Kew, dies ist der klassische Stil einer Kurzgeschichte.
ein klassisches Merkmal ist, dass der Leser angeregt wird zwischen den Zeilen zu lesen und nach Beendigung über den Text nachdenkt.
Kurzgeschichten bedienen sich häufig von Momentaufnahmen und werden nur skizzenhaft dargestellt.
Da hat kathso schon einiges zu gesagt. Ich will mich aber auch noch mal äußern:
Das mit diesen Schriftstellerregeln und Definition ist immer gefährlich. Weil man sich da hinter so leicht veschanzen kann und damit aus den Augen verliert, was für den eigenen Text vielleicht gut ist.
Ich meine, du kannst für alles, was ich zu einem Text sage, ein Beispiel finden, bei dem, was ich bemängelt habe, gerade die Stärke des Textes ist (Rechtschreibfehler mal beseite gelassen.) Aber das bringt halt nichts. Weil es nicht darum geht, was erlaubt ist, oder machbar. Sondern, was dein Text leistet. Und der bietet für mich halt zu wenig. Weil weglassen ist sehr schwer, wenn man es so benutzt, wie du es wohl im Sinn hast, als Verdichtung. Da muss man schon ziemlich gut sein. Mein Tipp war daher, mach's erstmal ausführlich und wenn du das kannst, wird dir auch Verdichten leichter fallen.
Der andere Punkt ist: Diese Aussagen wirken schnell arogant. Ich glaube mich nicht aus dem Fenster zu lehnen, wenn ich sage, dass die meisten hier die Grundlagen von Textsorten + Schreibratgeber kennen. Deine Aussage wirkt aber so, als würdest du das bezweifeln. Vielleicht ist das nicht so, aber das läßt sich sehr leicht missverstehen/lädt dazu ein.
Aber das ist nur mein Senf.

Gruß,
Kew

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom