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Samstag Nacht
Zitternd stehe ich draußen am Ende der Schlange und ärgere mich über die Kleinen. Jedes Mal die Diskussion. Am Ende kommen sie trotzdem nicht rein. Wind pfeift durch mein zu dünnes Shirt und schneidet in die Haut, während ich dem gedämpften Schlagen der Musik lausche. Langsam lichtet sich die Schlange. Ein bulliger Mann schaut mich fragend an. Dieselbe Leier jedes Mal. Ich zeige ihm den Ausweis.
„Hab mich gut gehalten was?“
Derselbe Spruch wie jedes Mal.
Eine Maske für meine Gedanken. Ich kann es nicht leiden, so jung auszusehen. Ich trete ein und ein Schwall stickig warmer Luft schlägt mir entgegen. Die dröhnenden Bässe kitzeln im Ohr und lassen ein kaum spürbares Vibrieren meine Zehen entlangwandern. Erst kalt und jetzt warm. Meine Nase läuft.
Wie jedes Mal.
Mit einem hörbaren Nase hochziehen und schlucken entledige ich mich dem Problem. Welcher Kerl hat schon Taschentücher mit? Ich gehe zur Kasse. Ein entnervter Blick, fixiert auf meine linke Hand. „Einmal bitte.“ Ich greife in die Hosentasche und krame einen zerknüllten 10 Euro Schein hervor. „8 Euro…“ Ich korrigiere, gelangweilter Blick, entnervte Stimme. Es gibt bessere Jobs, ich weiß. Meine Schritte tragen mich zur Bar. Erst mal was trinken, sonst kann man nicht tanzen. 2 Kurze, 4 Mischen.
Wie jedes Mal.
So nun aufs Klo. Meine schmächtigen Schultern winden sich durch die Menge. Ein Mädchen drückt sich an mir vorbei. Ich rieche ihr Parfüm. Schwer zu deuten, aber einen schönen Po.
Das Klo ist dreckig, es riecht nach Kotze und Pisse. Papiertücher liegen auf dem Boden.
Wie jedes Mal.
Ein Besoffener torkelt an mir vorbei. Rempelt mich an. Er bemerkt es nicht. Schnell bin ich wieder raus. Die Tanzfläche ist voll. Kinder geschminkt als seien sie Erwachsene, albern am Rand. Meine Kumpels und ich bilden einen Kreis, tanzen für uns. Ab und zu verstohlene Blicke, zu hübschen Frauen. Oder waren es Kinder? Schwer zu sagen. Der Alkohol lässt nach. Aber zum Glück ist Happy Hour. 10 Euro – 10 Mischen. Die Nacht scheint gut zu werden.
Wie jedes Mal.
Dem ersten ist schlecht, er muss raus und kommt nicht wieder. Wir wissen Bescheid, aber lassen niemanden allein.
Alle gehen raus. Plötzlich ein Stoß von hinten. Ich knalle gegen die Wand. Ungläubig starre ich zurück. Ein überlegenes Lächeln und 2 Kopf größer. Das Leid der kleinen. Perfekte Opfer wie manche sagen. Ich zögere nicht lange. Meine Faust knallt gegen seinen Kopf. Eine schlechte Idee. Meine Hand brennt wie Feuer. Er packt mich und schleudert mich zu Boden. Tritte krachen gegen meine Rippen. In Filmen wird dann aufgehört. Wer am Boden liegt hat verloren. Hier nicht. Wer halb tot ist hat verloren. Aber soweit kommt es nicht. Meine Kumpels greifen ein.
Wie jedes Mal.
Riesige Kerle in schwarz teilen die Menge und lösen das Kampfgetümmel auf. Der Abend ist gelaufen. Ich sitze im Taxi, der Kopf brummt, die Rippen schmerzen, das Taximeter steigt. Eine halbe Stunde später falle ich ins Bett. Mir ins schwindelig wenn ich die Augen schließe. Irgendwann schlafe ich ein. Eine ganz normale Samstag Nacht.
Wie jedes Mal.