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Samstag Abend

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29.09.2012
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Samstag Abend

Samstagnachmittag. Sie wollten mal nicht feiern gehen, keine Disco unsicher machen und, so dachte er, einfach einen schönen und gemütlichen Abend Daheim verbringen.

Dass daraus nichts werden würde ahnte er bereits während der Sportschau. Klar, sie hatten nicht direkt darüber gesprochen den Abend zu zweit auf der Couch zu verbringen, aber es wurde eben auch nichts anderes geplant, keine Telefonate geführt und niemand eingeladen.

Er hätte es besser wissen müssen, spätestens als ihr Telefon mehrmals am Nachmittag klingelte. Es waren die üblichen Gespräche mit ihren Freundinnen, die über die aktuellen Entwicklungen ihres Liebeslebens sprechen wollten, sowie einige alte Freunde, die einfach nur mal wieder eine Unterhaltung suchten, nichts Spektakuläres.

Er wollte es sich abgewöhnen ständig nachzufragen, wer denn gerade angerufen hatte und um was es ging, aber es fiel ihm nach wie vor schwer und so wurde er auch dieses Mal wieder Opfer seiner Neugier.

„Daniela kommt gleich vorbei.“
„Aha,“
„Wir trinken dann noch was.“
„Ihr geht fort?“ fragte er mit missmutigen Hintergedanken, hasste er es doch von ihr getrennt zu sein.
„Nein, wir bleiben hier. Und später kommt die Bine dann auch noch.“
„Also haben wir keinen ruhigen Abend?“
„Ich weiß noch nicht, schauen wir mal was der Abend so bringt.“

Obwohl nicht unspontan, so hasste er doch diese Art von Ansagen. Warum genau konnte er nicht sagen. Es störte ihn im Grunde keineswegs in den Tag hinein zu leben oder einen Abend einfach mal beginnen zu lassen ohne zu wissen wo er endet, dennoch war etwas anders, wenn sie es sagte.

Wie auf Befehl klingelte es an der Tür, der Hund machte seinen üblichen Aufstand und schon stand Daniela in der Wohnung. Er machte den Fernseher aus, es würde sowieso nicht mehr viel passieren in diesem Fußballspiel und das Ergebnis war genau so, wie er es vorher ahnte, aber dennoch nicht haben wollte. Eine kurze Umarmung mit dem Gast, ein gekonnter Griff in den Bierkasten, schnell noch die gemeinsame Packung Zigaretten aus der Küche eingesteckt, ging er schnellen Schrittes die Treppen hinauf in sein Büro und schloss die Tür hinter sich. Ja, der PC würde ihm jetzt schon Trost spenden. Was genau für einen Trost er brauchte, wusste er nicht seit er dieses tiefgehende Unbehagen spürte, aber er konnte jetzt einfach weder alleine sein, noch unten irgendwelchen Frauengesprächen lauschen. Er brauchte einfach nur Aufmunterung. Aufmunterung, die ihm im Wohnzimmer niemand geben konnte. Er kannte diese innere Unzufriedenheit nur zu gut, holte sie ihn doch seit mittlerweile vier Jahren immer wieder ein. Zu Beginn war es oft der Fall, beinahe täglich, dann mehrmals im Monat und zuletzt halbjährlich. Die letzte Phase war relativ kurz und schwach, beinahe hatte er geglaubt es sei vorbei, aber seit zwei Wochen schlug sie mit ihrer unbarmherzigen Härte erneut zu. Immer und immer wieder spürte er diesen dumpfen Schmerz tief in ihm. Ein Schmerz, den niemand lindern konnte und der ihn auf der Suche nach Heilung immer mal wieder auf dumme Gedanken kommen ließ.

Ein aufgeräumter Windows-Desktop mit einem Bild aus glücklichen Zeiten als Hintergrund. Seinem Gefühl nach konnte es gar nicht sein, dass diese Zeit erst fünf Wochen zurücklag, als er mit ihr im Urlaub ein paar wunderschöne Tage erleben durfte.

Doch jetzt war alles anders. Alles war irgendwie schlechter und in ein diffuses Licht getaucht.

Google, die Fußballergebnisse – Nein, es war wirklich kein Wunder mehr geschehen in den letzten Minuten des Spiels, Nachrichten aus aller Welt, Facebook… Er arbeitete seine ganz persönliche Internetroutine ab, als würde er ernsthaft glauben, dass ihn das aufmuntern würde.

Das Bier war bald leer, gleich müsste er wieder heruntergehen und sich unter Umständen eine Ausrede einfallen lassen, warum er nicht gleich unten bliebe. Mit etwas Glück könnte er sich auch einfach unbemerkt vorbeischleichen. Aber nein, so betrunken war er nach diesem Bier noch lange nicht um es darauf ankommen zu lassen. Sicher hatten sie auch schon darüber gesprochen, dass er in letzter Zeit etwas ruhiger gewesen war, etwas in sich gekehrt, nachdenklich und auch unglücklich. „Es würde ihnen nur Futter für ihre Spekulationen geben, wenn sie mich jetzt kriechenderweise vor dem Bierkasten entdecken.“ dachte er sich und verwarf diesen Gedanken endgültig. Er sollte einfach runtergehen, sich ein neues Bier holen und wieder hinaufgehen. Alle aufkommenden Kommentare würde er mit „Ich checke gerade die Finanzen und Versicherungsverträge, soll man ja hin und wieder mal erledigen.“ beantworten und schneller wieder in seinem Büro verschwunden sein, als weitere Fragen aufkommen könnten.

Ein verstohlener Blick aus der Küche, wo sie gerade rauchend über die Arbeit sprachen, mehr passierte nicht. Die Reaktion, die er sich erhoffte. Er hasste sie trotzdem. Er brauchte jetzt dringend etwas, was ihn aufbaute, aber dass er es heute Abend bekommen würde war selbst für einen Wunschgedanken zu optimistisch.

Es war schließlich schwer etwas zu erhoffen, was man noch nicht einmal selbst beschreiben konnte.

Dabei hatte er genau die Freundin, die er für diese Art der Empathie bewunderte. Er hatte das Gefühl, dass sie alles bemerken würde und auf alles eine Lösung hat. Sie hatte momentan allerdings auch andere, ganz eigene Probleme, das wusste er. In jeder anderen Zeit wäre er für sie dagewesen, hätte sie aufgebaut, sie abgelenkt und ihr aufmunternde Worte geschenkt, aber nicht jetzt. Er konnte es nicht. Tief im Inneren war er glücklich mit ihr zusammen zu sein, ohne Frage, war sie doch die Art von Frau, die er sich schon immer gewünscht hatte, aber dennoch überwog in diesen Tagen die Depression. Sie merkte es - natürlich, hatte jedoch selbst nicht die Energie ihm ein besseres Gefühl zu geben und er machte es ihr schliesslich auch alles andere als einfach an ihn heranzukommen. Wie sollte er auch? Worüber sollte er mit ihr reden? Was könnte er ihr als Ursache nennen, wenn er sie selbst nicht so genau kennen würde? Es war eine schwierige Situation für beide Seiten, aber für den Moment hatte er den Kopf nicht frei, sich über diese Dualität Gedanken zu machen. Er selbst war jetzt wichtig.

„Nur ein fröhlicher Mensch kann andere Menschen glücklich machen.“ dachte er hin und wieder.

Würde die Beziehung daran scheitern? Wohl kaum, dafür liebten sie sich zu sehr. Auch wenn sie beide unterschiedliche Methoden hatten mit ihren Problemen umzugehen, die zueinander in keinster Weise kompatibel waren und die immer wieder für ein eher ungesundes Maß an Reibung sorgten, so war er doch sicher, dass sie die Richtige ist.

Die Dunkelheit übermannte den Tag und tauchte die Nachbarschaft in ein unheimliches rot. Man merkte deutlich, dass die Tage kürzer wurden und auch er merkte, dass sich genau jetzt etwas ändern muss. Er hatte sein viertes Bier gerade ausgetrunken und spürte, wie die wohlige Wärme des Alkohols langsam in seinem Körper zu wirken begann. Ein kurzer Druck auf den Monitorschalter, der PC würde eingeschaltet bleiben. Er stand auf, streckte die Schultern nach hinten und ein angenehmes Knacken befreite seinen Rücken von der leichten Verspannung, die sich immer wieder einstellte wenn er zu lange auf seinem Chefsessel saß.

Er löschte das Licht, öffnete die Tür und vernahm leise die Stimmen der beiden Damen im Erdgeschoss. Wahrscheinlich waren sie jetzt gerade im Wohnzimmer, aber was spielte das schon für eine Rolle. Unbeachtet zog er seine Schuhe an, griff nach seiner Jacke, ging in den Flur und öffnete die Tür.
„Was machst duuuuuu?“ war das letzte was er hörte.

Er ging zwei Schritte voran und ließ die Haustür ins Schloss fallen.
Dort wo er jetzt hinginge, würde ihm auch keiner irgendwelche Antworten geben können. Wahrscheinlich würde sein Besuch noch nicht einmal irgendjemandem auffallen. Dennoch hatte er dieses Verlangen genau dort hinzugehen und zwar jetzt.

Schließlich war er, entgegen seiner Ex-Frau, in der vergangenen Woche auch nicht dort gewesen, und das obwohl es sich zum vierten Mal gejährt hatte.

Er hatte mal wieder vergessen eine Kerze mitzunehmen.

Aber er wusste, dass sein Sohn ihm das nicht übel nehmen würde.

 
Zuletzt bearbeitet:

Beitrag gelöscht aufgrund eines ziemlich blöden gedanklichen Fehlers ;)

 

Sehr geehrte User. Dieser Text ist in etwa einer Dreiviertelstunde geschrieben worden, ohne dass ich großen Wert auf irgendwas gelegt hätte. Es ist mir durchaus bewusst, dass dieses keine in sich abgeschlossene Geschichte ist. Ich habe auch nicht beabsichtigt, in irgendeiner Weise einen tieferen Sinn hineinzusetzen. Im Grunde kommt es mir nur darauf an herauszufinden, wie mein „intuitiver“ Schreibstil so ankommt, ob die Geschichte schlüssig und logisch in sich ist und ob sie Lust aufs Weiterlesen macht.
Ich wäre dankbar über jede Art von Kritik, positive wie auch konstruktive negative.

Vielen Dank im Voraus.

Taritara – strömt herbei, ihr Kritiker und lest meine Zeilen. Es tut mir leid, dass ich nur wenige Minuten investieren konnte, aber ihr werdet doch Zeit haben, eine kleine Stunde oder zwei, für mein Geschreibsel, was natürlich keine Geschichte ist, aber doch so intuitiv und das ist schön.

Ganz im Ernst, EffJay, weißt du, was für Zeit bei einer fundierten Kritik bei drauf geht? Eine Stunde ist da nichts. Tut mir leid, die habe ich gerade nicht.

Herzlichst Heiner

 

Hallo EffJay,

gut, dass ich immer erst nachschaue, ob der Autor einen Kommentar hinterher geschoben hat.

Nach

ohne dass ich großen Wert auf irgendwas gelegt hätte
habe ich dann auch direkt aufgehört weiterzulesen.
Warum sollte ich Zeit auf so was verwenden?

Gruß,
PSS

 

Hallo EffJay

Ich habe den Text vollständig gelesen, irgendwie ist es schon eine Geschichte, aber sie hinterlässt mir stark den Eindruck einer Nabelschau. Die Zeilen, die du ursprünglich kommentierend nachgeschaltet und wieder gelöscht hast, sind durch heiner konserviert. Es läuft synchron mit der Geschichte, eine Unzufriedenheit mit sich selbst und seinen Perspektiven, seiner Orientierung. Insofern nichts Ungewöhnliches, ein Leben wie es viele führen. Doch nun zur Geschichte:

Es ist immer schwierig über einen Ich-Erzähler zu schreiben, der nicht mit einem Dritten in den Dialog tritt. Deswegen aber nicht unmöglich. Was hier nicht gross aufkommt, ist Spannung. Der Konflikt ist dürftig, ergibt sich in den letzten Zeilen dadurch, dass er seine Ex-Frau aufsucht. Es ist schon der Stoff, auf dem manche Geschichten basieren, doch muss sie mit Handlung gefüllt werden, Bier saufen und Fussballergebnisse googeln, wirkt da auf mich als Leser eher tödlich. Dabei hast du durchaus die Ansätze zum Konflikt gesetzt:

Dass daraus nichts werden würde[KOMMA] ahnte er bereits während der Sportschau.

Die Figur des Couch-Potato, der die Geduld seiner Partnerin mit seinem Verhalten völlig ausreizt, hast du schon korrekt gezeichnet. Aber der Konflikt bricht nicht aus, jeder bröselt auf seine Weise dahin. Da wäre ein Zeitsprung dienlich, dahin, wo seiner Partnerin der Kragen endgültig platzt und der Knatsch ausgetragen wird. Der Stil, die Wortwahl, mit dem du an die Sache gehst fand ich nicht schlecht. Doch wenn du ernst genommen werden möchtest, schreib es um, mach aus dem Inhalt mehr als einfach nur ein schwaches Abbild des vom amerikanischen Cartoonisten Armstrong inspirierten faulen Menschen, der es im Gegensatz zu den Gesundheits-Fanatikern sah. Ich denke zumindest, du könntest mehr.

Schöne Grüsse

Anakreon

 

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