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Sammler
Niemand weiß, wie lange das kleine Raumschiff schon so durch das All trieb. Viele kleine Einschläge von Mini-Asteroiden ließen nur erahnen, wie lange das schon der Fall war. Seine Form war recht unspektakulär, glich sie doch in etwa einer der Apollo-Kapseln des amerikanischen Weltraumprogrammes. Doch es war älter. Es mußte älter sein. Viele Millionen Jahre trieb es wohl schon so durch das All mit einer derart gemächlichen Geschwindigkeit, die fast an die der Galileo-Sonde heranreichte. Irgendwie hatte das kleine Raumschiff es in den vielen Ewigkeiten geschafft, der Anziehungskraft schwarzer Löcher, glühender Sonnen mit ihren Planeten und explodierender Supernovaen zu entkommen, dabei stetig, einem langsamen Walzer gleich, sich anmutig um die eigene Achse drehend.
Iregendwann hatte der Zufall beschlossen, daß sich die Wege des kleinen Raumschiffes und des Sonnensystems in seiner Bahn um den Mittelpunkt der Milchstraße zu kreuzen hatten.
Es kreuzte die Bahn von Pluto, dem kahlen Felsen, sowie der Giganten Jupiter und Saturn, um schließlich in die Nähe eines kleinen blauen Planeten zu kommen, der von einem winzigen grauen Trabanten umkreist wurde. Irgendwie muß wohl die Schwerkraft des Planeten und die Nähe des kleinen Raumschiffes ausgereicht haben, um es mit sanftem Zug an den Planeten zu binden. So nahm das kleine Raumschiff eine immer enger werdende Kreisbahn ein, ohne freilich seine anmutige Drehung um die eigene Achse zu unterlassen. Immer enger wurde die Bahn und immer schneller flog das kleine Raumschiff, bis es schließlich den äußeren Rand der Atmosphäre streifte und hart abgebremmst wurde. Es beschrieb einen scharfen Knick und drang glühend in die Atmosphäre ein, wobei seine Eigendrehung schnell gestoppt wurde. Einem hell flammenden Kiesel gleich stürzte es durch die dicke Wolkendecke hinab. Irgendwann riß die Wolkendecke auf und gab den Blick auf eine weiße Landschaft frei. Die Flammen wichen einer dicken Rauchfahne und dann schlug das kleine Raumschiff mit einem ohrenbetäubendem Knall in die Weiße Masse ein und vergrub sich tief darin.
Der Lärm erweckte das Aufsehen einer kleinen Herde großer dickfelliger Vierbeiner mit langen gebogenen Stoßzähnen. Frei von Angst trotteten sie in ihrer gemächlichen Art heran, als sich der Staub des Einschlages gelegt hatte. Das Eis war an der Stelle noch geschmolzen und bildete einen kleinen See, und so nutzten die Tiere die ungewöhnliche Situation und tranken zum ersten mal in ihrem Leben warmes Wasser von dem Gletscher. Nachdem der Ort seinen Reiz verlor, trottete die Herde weiter und hatte schon bald wieder das Geschehen vergessen.
Es dauerte nicht lange, da hatten sich die eisigen Temperaturen wieder des Wassers bemächtigt und den See wieder zufrieren lassen. Und so wanderte das kleine Raumschiff mit den Jahren mit dem Gletscher Zentimeter für Zentimeter tiefer in das Tal, bis es schließlich nach Jahrhunderten, in denen es den gewaltigen Kräften des Eises widerstand, in einen See gelangte und so auf den Grund hinabsank, wo es die nächsten hunderttausend Jahre blieb und von der Evolution auf der Erde ebensowenig Notiz nahm, wie von den gelegentlichen Erdbeben, die die Schicht von Sand und Steinen auf dem kleinen Raumschiff stetig anwachsen ließ.
*
Große Luftblasen stiegen zur Wasseroberfläche empor, während die beiden Taucher immer tiefer in das Dunkel des Sees hinabsanken. Durch die eng am Ufer stehenden Bäume war das eh' schon nur spärlich vorhandene Licht noch weiter eingeschränkt, so daß die Strahlen der Taschenlampen der beiden Taucher wie tastende Finger über den schroffen Felsen glitten. Ein Strahl hielt plötzlich inne und der Taucher gestikulierte wild mit dem linken Arm zu seinem Kollegen hinüber. Dann schwamm er auf den Felsen zu und der andere folgte ihm. Obwohl man kaum etwas erkennen konnte, mochte ein Beobachter sehr wohl die wachsende Erregung der beiden Männer da unten im Wasser bemerken.
Es dauerte nicht lange, da verschwanden die beiden Taucher zwischen einer in der Dunkelheit kaum auszumachenden Felsspalte und sofort wurden sie von der vollkommenen Dunkelheit verschluckt. Nur Ihrer großen Erfahrenheit und den kleinen schwachen Lichtern ihrer Lampen sei Dank konnten sich die Männer halbwegs orientieren. Eine Weile schienen Sie sich zu beraten, während sie scheinbar wirre Gesten mit Händen und Armen vollführten. Dann drangen sie weiter in die Höhle ein.
*
Das kleine Raumschiff lag immer noch so da. Aber irgendwie hatte sich durch den Lauf der Zeit eine kleine Höhle gebildet, in der das Schiff noch halb vergraben dalag. Eigentlich hätte vollkommene Dunkelheit herrschen müssen, hier, mehrere huindert Meter unter dem Berg, doch ein seltsames Licht erfüllte den Raum aus Felsgestein und Sand. Und wenn man dies bemerkte, so bemerkte man auch, daß sich an dem kleinen Raumschiff etwas verändert hatte. Das seltsame Licht strömte aus eine Öffnung des Schiffes und es drang auch etwas davon in das nahe gelegene Wasserloch, aus dem schon die ersten Luftblasen aufstiegen. Kurz darauf tauchte der erste Kopf des Schwimmers aus dem Wasser und schaute sich interessiert um, ohne indes die Atemmaske abzunehmen. Wenig später gesellte dich der zweite Taucher dazu.
Verwundert schauten sie sich noch eine Weile ob des unwirklichen Lichtes um um und nahmen kurz darauf ihre Masken ab.
"Was hältst Du davon?"
"Weiß nicht."
Sie entstiegen dem kleinen Wasserloch und ruhten sich kurz aus. Noch hatten sie das kleine Raumschiff nicht bemerkt, waren aber des seltsamen Lichtscheines Gewahr und so versuchte jeder still auf seine Weise, eine Erklärung für dieses seltsame Phänomenen zu finden.
"Laß uns ein bißchen umschauen."
Sie schnallten ihre Sauerstoffflaschen und Flossen ab und bewegten sich vorsichtig tiefer in die Höhle hinein.
"Da liegt was."
"Sieht aus wie ein Kontainer."
"Das schauen wir uns näher an!"
Vorsichtig gingen die beiden Männer näher und jetzt konnten sie auch schon die Öffnung in dem kleinen Raumschiff erkennen, aus der das Licht drang. Unschlüsslig blieben sie davor stehen.
"Kannst Du was erkennen?"
"Nein, nicht wirklich. Ich gehe rein."
"Bist Du wahnsinnig? Vielleicht ist das radioaktive Strahlung."
"Unsinn!"
Langsam stieg er durch die Luke in das innere der Kapsel. Sie war gerade groß genug für ihn. Im Inneren erwartete ihn nichts außer einer weichen Polsterung aus einem fremden Material, die den gesammten Innenraum ausfüllte. Keine Knöpfe, keine Schalter, nichts.
"Und?" drang die Stimme von draußen herein.
"Ich weiß nicht. Das ergibt keinen Sinn. Warte! ich kommen wieder raus."
Urplötzlich und binnen eines Wimpernschlages schloß sich die kleine Luke und sofort begann das kleine Raumschiff zu vibrieren.
"Aufmachen!" Der Taucher schlug von außen auf die Metallhülle ein, ohne jedoch eine Wirkung zu erzielen. Kein Laut seinen Freundes drang aus der Kapsel heraus. Mit einem Ruck lößte sich das kleine Raumschiff von seiner Schlafstatt und stieg mit atemberaubender Kraft und Geschwindigkeit durch den Felsen des Berges in die Höhe und so begruben Staub und herabstürzende Felsen den Zurückgebliebenen.
*
Na? Was hast Du mir denn heute schönes mitgebracht? Etwas aus der Milchstraße? Schön.
Oh! Das ist ja wunderbar. Sieh Dir diese zerbrechlichen Gliedmaßen an. Na sowas. Genitalien und Herz sind ja so gut wie ungeschützt!? Wo stammt das her, sagst Du? Erde im Sol-System? Aber Du solltest Mir doch eine überlegene Rasse besorgen. Sieh Dir das an. Dieser weiche Schutz drumherum. Keine Klauen und diese kleinen Zähne. Wie soll es sich bloß verteidigen? Naja. Ausnahmen gibt es immer wieder. Aber es sieht wirklich elegant aus. Ich werde dieses Exemplar zu den anderen in die Galerie stellen. Morgen möchte ich dafür aber eine Intelligente Spezies.