Was ist neu

Sammler

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06.01.2003
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Sammler

Niemand weiß, wie lange das kleine Raumschiff schon so durch das All trieb. Viele kleine Einschläge von Mini-Asteroiden ließen nur erahnen, wie lange das schon der Fall war. Seine Form war recht unspektakulär, glich sie doch in etwa einer der Apollo-Kapseln des amerikanischen Weltraumprogrammes. Doch es war älter. Es mußte älter sein. Viele Millionen Jahre trieb es wohl schon so durch das All mit einer derart gemächlichen Geschwindigkeit, die fast an die der Galileo-Sonde heranreichte. Irgendwie hatte das kleine Raumschiff es in den vielen Ewigkeiten geschafft, der Anziehungskraft schwarzer Löcher, glühender Sonnen mit ihren Planeten und explodierender Supernovaen zu entkommen, dabei stetig, einem langsamen Walzer gleich, sich anmutig um die eigene Achse drehend.
Iregendwann hatte der Zufall beschlossen, daß sich die Wege des kleinen Raumschiffes und des Sonnensystems in seiner Bahn um den Mittelpunkt der Milchstraße zu kreuzen hatten.

Es kreuzte die Bahn von Pluto, dem kahlen Felsen, sowie der Giganten Jupiter und Saturn, um schließlich in die Nähe eines kleinen blauen Planeten zu kommen, der von einem winzigen grauen Trabanten umkreist wurde. Irgendwie muß wohl die Schwerkraft des Planeten und die Nähe des kleinen Raumschiffes ausgereicht haben, um es mit sanftem Zug an den Planeten zu binden. So nahm das kleine Raumschiff eine immer enger werdende Kreisbahn ein, ohne freilich seine anmutige Drehung um die eigene Achse zu unterlassen. Immer enger wurde die Bahn und immer schneller flog das kleine Raumschiff, bis es schließlich den äußeren Rand der Atmosphäre streifte und hart abgebremmst wurde. Es beschrieb einen scharfen Knick und drang glühend in die Atmosphäre ein, wobei seine Eigendrehung schnell gestoppt wurde. Einem hell flammenden Kiesel gleich stürzte es durch die dicke Wolkendecke hinab. Irgendwann riß die Wolkendecke auf und gab den Blick auf eine weiße Landschaft frei. Die Flammen wichen einer dicken Rauchfahne und dann schlug das kleine Raumschiff mit einem ohrenbetäubendem Knall in die Weiße Masse ein und vergrub sich tief darin.

Der Lärm erweckte das Aufsehen einer kleinen Herde großer dickfelliger Vierbeiner mit langen gebogenen Stoßzähnen. Frei von Angst trotteten sie in ihrer gemächlichen Art heran, als sich der Staub des Einschlages gelegt hatte. Das Eis war an der Stelle noch geschmolzen und bildete einen kleinen See, und so nutzten die Tiere die ungewöhnliche Situation und tranken zum ersten mal in ihrem Leben warmes Wasser von dem Gletscher. Nachdem der Ort seinen Reiz verlor, trottete die Herde weiter und hatte schon bald wieder das Geschehen vergessen.

Es dauerte nicht lange, da hatten sich die eisigen Temperaturen wieder des Wassers bemächtigt und den See wieder zufrieren lassen. Und so wanderte das kleine Raumschiff mit den Jahren mit dem Gletscher Zentimeter für Zentimeter tiefer in das Tal, bis es schließlich nach Jahrhunderten, in denen es den gewaltigen Kräften des Eises widerstand, in einen See gelangte und so auf den Grund hinabsank, wo es die nächsten hunderttausend Jahre blieb und von der Evolution auf der Erde ebensowenig Notiz nahm, wie von den gelegentlichen Erdbeben, die die Schicht von Sand und Steinen auf dem kleinen Raumschiff stetig anwachsen ließ.

*


Große Luftblasen stiegen zur Wasseroberfläche empor, während die beiden Taucher immer tiefer in das Dunkel des Sees hinabsanken. Durch die eng am Ufer stehenden Bäume war das eh' schon nur spärlich vorhandene Licht noch weiter eingeschränkt, so daß die Strahlen der Taschenlampen der beiden Taucher wie tastende Finger über den schroffen Felsen glitten. Ein Strahl hielt plötzlich inne und der Taucher gestikulierte wild mit dem linken Arm zu seinem Kollegen hinüber. Dann schwamm er auf den Felsen zu und der andere folgte ihm. Obwohl man kaum etwas erkennen konnte, mochte ein Beobachter sehr wohl die wachsende Erregung der beiden Männer da unten im Wasser bemerken.
Es dauerte nicht lange, da verschwanden die beiden Taucher zwischen einer in der Dunkelheit kaum auszumachenden Felsspalte und sofort wurden sie von der vollkommenen Dunkelheit verschluckt. Nur Ihrer großen Erfahrenheit und den kleinen schwachen Lichtern ihrer Lampen sei Dank konnten sich die Männer halbwegs orientieren. Eine Weile schienen Sie sich zu beraten, während sie scheinbar wirre Gesten mit Händen und Armen vollführten. Dann drangen sie weiter in die Höhle ein.

*

Das kleine Raumschiff lag immer noch so da. Aber irgendwie hatte sich durch den Lauf der Zeit eine kleine Höhle gebildet, in der das Schiff noch halb vergraben dalag. Eigentlich hätte vollkommene Dunkelheit herrschen müssen, hier, mehrere huindert Meter unter dem Berg, doch ein seltsames Licht erfüllte den Raum aus Felsgestein und Sand. Und wenn man dies bemerkte, so bemerkte man auch, daß sich an dem kleinen Raumschiff etwas verändert hatte. Das seltsame Licht strömte aus eine Öffnung des Schiffes und es drang auch etwas davon in das nahe gelegene Wasserloch, aus dem schon die ersten Luftblasen aufstiegen. Kurz darauf tauchte der erste Kopf des Schwimmers aus dem Wasser und schaute sich interessiert um, ohne indes die Atemmaske abzunehmen. Wenig später gesellte dich der zweite Taucher dazu.
Verwundert schauten sie sich noch eine Weile ob des unwirklichen Lichtes um um und nahmen kurz darauf ihre Masken ab.
"Was hältst Du davon?"
"Weiß nicht."
Sie entstiegen dem kleinen Wasserloch und ruhten sich kurz aus. Noch hatten sie das kleine Raumschiff nicht bemerkt, waren aber des seltsamen Lichtscheines Gewahr und so versuchte jeder still auf seine Weise, eine Erklärung für dieses seltsame Phänomenen zu finden.
"Laß uns ein bißchen umschauen."
Sie schnallten ihre Sauerstoffflaschen und Flossen ab und bewegten sich vorsichtig tiefer in die Höhle hinein.
"Da liegt was."
"Sieht aus wie ein Kontainer."
"Das schauen wir uns näher an!"
Vorsichtig gingen die beiden Männer näher und jetzt konnten sie auch schon die Öffnung in dem kleinen Raumschiff erkennen, aus der das Licht drang. Unschlüsslig blieben sie davor stehen.
"Kannst Du was erkennen?"
"Nein, nicht wirklich. Ich gehe rein."
"Bist Du wahnsinnig? Vielleicht ist das radioaktive Strahlung."
"Unsinn!"
Langsam stieg er durch die Luke in das innere der Kapsel. Sie war gerade groß genug für ihn. Im Inneren erwartete ihn nichts außer einer weichen Polsterung aus einem fremden Material, die den gesammten Innenraum ausfüllte. Keine Knöpfe, keine Schalter, nichts.
"Und?" drang die Stimme von draußen herein.
"Ich weiß nicht. Das ergibt keinen Sinn. Warte! ich kommen wieder raus."
Urplötzlich und binnen eines Wimpernschlages schloß sich die kleine Luke und sofort begann das kleine Raumschiff zu vibrieren.
"Aufmachen!" Der Taucher schlug von außen auf die Metallhülle ein, ohne jedoch eine Wirkung zu erzielen. Kein Laut seinen Freundes drang aus der Kapsel heraus. Mit einem Ruck lößte sich das kleine Raumschiff von seiner Schlafstatt und stieg mit atemberaubender Kraft und Geschwindigkeit durch den Felsen des Berges in die Höhe und so begruben Staub und herabstürzende Felsen den Zurückgebliebenen.

*

Na? Was hast Du mir denn heute schönes mitgebracht? Etwas aus der Milchstraße? Schön.
Oh! Das ist ja wunderbar. Sieh Dir diese zerbrechlichen Gliedmaßen an. Na sowas. Genitalien und Herz sind ja so gut wie ungeschützt!? Wo stammt das her, sagst Du? Erde im Sol-System? Aber Du solltest Mir doch eine überlegene Rasse besorgen. Sieh Dir das an. Dieser weiche Schutz drumherum. Keine Klauen und diese kleinen Zähne. Wie soll es sich bloß verteidigen? Naja. Ausnahmen gibt es immer wieder. Aber es sieht wirklich elegant aus. Ich werde dieses Exemplar zu den anderen in die Galerie stellen. Morgen möchte ich dafür aber eine Intelligente Spezies.

 

har har
falle!

also ich les deine geschichten unheimlich gerne!!!

finster

 

Sehr schön geschrieben, so romatisch und dann ists eine Fall, gefällt mir gut.
Titel verrät etwas zuviel


Grüße
Bernhard

 

Hi,

die beiden Taucher benehmen sich wie die letzten Idioten, diese Szene wirkt ohnehin total konstruiert und das Motiv ist sowieso alles andere als neu - aber immerhin ganz nett geschrieben. Der Schlussabsatz ist der sprichwörtliche moralische Zeigefinger und ziemlich überflüssig.

Fazit: ganz gut geschriebene Standard-SF, aber keine neue Idee.

Uwe

 

Hi
Ja, aeh - Probleme mit der Relativität machen mir bei der Geschichte Kopfzerbrechen! Eine Kapsel treibt seit Jahrmillionen herum; landet auf der Erde; wieder vergehen Jahrmillionen; Taucher entdecken des Dings und einer iss so deppat und steigt hinein, ohne sein Kill-o-Zap-Gerät mitzunehmen *sorry* Schwupps geht die Lucke dicht, die Kapsel macht sich auf den Rückweg.
Wahrscheinlich Jahrmillionen Jahre später: Wesen macht Kapsel auf, findet da drinnen:
- einen Menschen (in Stasis oder sowas?)
- einen Haufen Staub (jaja, Jahrmillionen dauern)
- eine Ansichtskarte von der Erde (Taucher hat sein kill-o-zap Gerät verwendet und sich nach Hause gebeamt)

---> Heute war mal wieder was interessantes drinnen in der Kapsel! aeh, wirklich?

Langer Häme kurzer Sinn: Die zeitliche Relevanz/der zeitliche Bezug fehlt imo komplett.

 

@Serge
Was für einen Menschen Jahrmillionen sind, können für ein anderes Wesen nur einige Tage sein... Zeit ist total relativ, oder wer hat's erfunden? Wahrscheinlich die Schweizer. Allerdings glaube ich kaum, dass Gott sich oft beeilen muss, damit er nicht zu spät kommt.

 

Das schöne an Science Fiction ist eben, wie der Name schon sagt, die Fiction. Und demnach schere ich mich recht wenig um unsere erbärmlichen wissenschaftlichen Erkenntnisse und unseren beschränkten Geist, der sich u.a. von der Zeit einsperren läßt.
Was in meiner Vorstellung geht, das geht. Und das ist Scince Fiction. Ich lasse mich dabei weder von Albert Einstein, Isaac Newton, Bill Gates oder irgendwelchen Hobbyastronomen aufhalten. Das ist nur hinderlich.
Deshalb schweife ich bei meinen Geschichten auch nicht in die Theorien und Funktionsweisen irgendwelcher Maschinen oder irgendeines Zeitgeschehens aus, sondern lasse lieber die hoffentlich vorhandene Fantasie des Lesers wirken.
Mancher mag vielleicht etwas ratlos davor sitzen, aber vielleicht macht es ja irgendwann "klick" und eine neue Welt tut sich auf, oder man hat einfach Spaß an der Geschichte. In beiden Fällen bin ich zufrieden.

 

@Catseyes - ich habe den zeitlichen Bezug angeführt, da (imo) der Autor dies sehr wohl auf "unsere" zeitliche Ebene gebracht hat:

Geschrieben von jameson1001
Na? Was hast Du mir denn HEUTE schönes mitgebracht? MORGEN möchte ich dafür aber eine Intelligente Spezies.
Einerseits Heute und Morgen und dann Jahrmillionen - das klingt für mich halt ... unpassend ... Ich gebe aber gerne zu, dass fremde Intelligenzen Zeit mit anderen Sinnen und Relationen wahrnehmen können als wir. Hier wird jedoch von einem Wesen berichtet, welches eine andere Entität (den Menschen) durchaus als Lebewesen zu betrachten scheint:
Sieh Dir diese zerbrechlichen Gliedmaßen an. Na sowas. Genitalien und Herz sind ja so gut wie ungeschützt!?
Um derartige Details zu beschreiben, muss m.E. ein Grundverständnis des "gefangenen Organismus" vorhanden sein. Streng logisch sollten also beide Entitäten in etwa den selben Zeitbezug haben.
--> Kann ein Lebewesen, dass die Lebensspanne einer Sonne hat oder gar schlichtweg unsterblich ist, ein soo kurzlebiges Wesen wie einen Menschen auch nur ansatzweise verstehen? Zumindest soweit, dass es die menschliche Anatomie derart analysiert?
Natürlich liegt es im Ermessen des Autors, dies so auszulegen wie es ihm/ihr erscheint. Ich würde aber gerne anregen, sich nicht zu weit von grundsätzlicher Logik zu entfernen.
Auch bitte ich, meine erste eher "hämische" post nicht allzusehr ernst zu nehmen, ich will niemanden beleidigen.

 

Ein kleines Beispiel:

Obwohl wir Menschen kaum die Gefühle und Lebensweie von Insekten verstehen, so werden sie doch in schöner Regelmäßigkeit von uns gefangen, aufgespießt, in kleine Glaskästen gepackt und so auf Weihnachtsmärkten verkauft.
Niemand kann sagen, was für einen Zeitbezug z.B. ein Schmetterling hat. Hat er regelmäßige "Schlafzeiten"? Möglicherweise hat so ein Insekt ein "heute" und ein "morgen", doch muß dies nicht unbedingt mit Sonnenauf- und Untergang zusammenhängen. Statt "morgen" hätte das Wesen vielleicht sagen sollen: "bei der nächsten Viertelumdrehung der Milchstraße"? Das wäre ja fürchterlich :) Von daher bedeutet ein "heute" und ein "morgen" nicht unbedingt unser "heute" und unser "morgen".
Begreift das Insekt, was mit ihm geschieht, wenn es plötzlich im Netz hängt und sich kurz darauf die Nadel durch seinen Rumpf bohrt?
Der Schmetterlingssammler ist für den Schmetterling genauso entrückt und unbegreiflich, wie das zeitlose Wesen für uns Menschen in der Geschichte. Und
Es mag Dinge in der weiten Undendlichkeit des Alls geben, die wir zwar bemerken, doch wohl kaum verstehen können, da wir im Vergleich nichts anderes sind, als ... kleine Insekten.

 

Hi Jameson
Von der Insekten-sammelnden Warte aus betrachtet gebe ich dir gerne recht was den Zeitbezug angeht - zumindest teilweise: Wie hoch ist die Lebensspanne des Objektes (Insekt) verglichen mit der des Sammlers (Mensch)? Die Lebensspanne eines Insektes reicht ja von einem Tag (Eintagsfliege) bis hin zu mehreren menschlichen Jahren (Bienenkönigin).
Ich will deine Geschichte aber nicht weiter mit meiner doch sehr subjektiven Meinung in zeitlichen Misskredit bringen :) weswegen ich nur anmerke, dass ich wohl von den Jahrmillionen zu sehr beeinflusst worden bin :)

 

Ich finde die Story o.k. Der Schluß überrascht zwar nicht wirklich (der Titel verrät einiges), aber was soll's. Die Diskussionen über die Zeit find ich hier nicht nötig. Die Geschichte soll unterhalten und ich finde, daß sie es tut.

 

@serge

So betrachtet hast du wohl recht, wenn für mich Jahrmillionen ein Tag sind, dann nehme ich einen Menschen in dieser Zeit wohl nicht wahr. Ich muss jetzt etwas nachdenken....

 

@Catseyes - letzten Endes ist die Wahl des zeitlichen Rahmens/Bezuges wohl Geschmackssache, dichterische Freiheit udglm; mich hat eigentlich nur die Sorglosigkeit gestört, mit der für unsereins unvorstellbare Zeitspannen eingebracht werden.
Dies auf vernünftigere Ausmaße zu reduzieren, wäre m.E. nach sinnvoller.
Wenns dem Autor nicht gefällt - just forget it ;)

 

@ die die sich in ihrem zeitgefühl getroffen fühlen
:)
wenn ich mich recht erinnere dreht sich die milchstrasse in etwa 200 mio jahren um sich selbst, ob wir menschen das jetzt als galaktisches jahr oder tag bezeichnet wird weis ich nich mehr.

wenn der Sammler dies als tag bezeichnet!?
dann wird er selbst als eintagsfliege ziemlich alt, gelle?

 

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