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Samantha
Sie war schön.
Ihre Brüste schimmerten fast weiß und boten so einen hinreißenden Kontrast zu dem schwarzen, wallenden Haar. Es fiel über die Schultern, umschmeichelte ihr Gesicht und gab ihr gleichzeitig etwas Verwegenes.
Samantha nannte sie sich, und dieser Name passte. Sie besaß Feuer, daran bestand kein Zweifel. Ihre Augen funkelten bei jeder ihrer Bewegungen, ihre sinnlichen Lippen versprachen den Himmel auf Erden und ihr schlanker Körper schien biegsamer als der einer chinesischen Akrobatin.
Nackt, lasziv und mit dem gewissen Augenaufschlag räkelte sie sich auf meinem Bett, kroch näher zu mir und drehte ihr Becken so, dass sich mein Blick unweigerlich zwischen ihren Schenkeln verfing.
Kein Haar störte dort, verdeckte ihre erregend glitzernde Muschel. Alles an ihr war pure Verlockung.
„Lass uns etwas Spaß haben. Ich weiß, was du möchtest. Ich weiß es genau.“
Ihre Stimme – rauchig und verführerisch. Sie war exakt so, wie man sich eine Frau wünschte. Nein, falsch. Sie war so, wie ich mir eine Frau wünschte. Und ja – sie wusste in der Tat, was ich wollte. Sie las es direkt aus meinen Gedanken, witterte es regelrecht. Nicht mein männlich herber Duft, eine Mischung aus Aftershave und Schweiß und auch nicht meine deutlich sichtbare Erregung. Nicht mein Blick und nicht meine nervösen Gesten, während sie näher zu mir kroch, einer kleinen Wildkatze gleich. Es waren meine Gedanken, die ihr verrieten, was ich von ihr wollte. Gedanken, die sie direkt aus meinem Kopf zu saugen schien.
Ihr Kopf senkte sich etwas, während sie noch einmal ihre Beine nach vorne schob. Nun hatte sie mich erreicht. Ihre Lippen berührten mein Intimstes, gefolgt von ihrer Zungenspitze. Die Erregung in mir wuchs, und mit einem wohligen Seufzen bot ich ihr meine Männlichkeit, lehnte mich zurück. Sie erfüllte mir meinen Wunsch, küsste, liebkoste und schleckte. Gieriger nun, und intensiver. Mit geschlossenen Augen genoss ich, was sie tat. Gab mich ihr hin. Wollte den Moment absoluter Lust hinauszögern. Ihn so intensiv erleben, wie nie zuvor. Schon kündigte sich mein Höhepunkt an, spürte ich dieses so verräterische Ziehen in den Lenden, das Prickeln, welches die Wirbelsäule entlang nach unten kroch. Wie lange konnte ich den Moment noch vermeiden, ihre Lippen an meinem Glied genießen? Sekunden nur noch, vielleicht vier, fünf…
Plötzlich endete es. Kurz vor meinem Orgasmus und ohne jegliche Vorwarnung. Irritiert schaute ich auf. Dunkelheit umfing mich. Das Licht an der Decke war ebenso erloschen wie der Holo-Projektor. Wütend riss ich mir das Daten-Netz vom Kopf. Jenes Spielzeug, welches die Impulse des Projektors über dem Bett direkt in mein Gehirn projizierte und gleichzeitig in meinem Kopf forschte, was ich von der Maschine wollte. An jenem Abend hatte mir der Projektor Samantha geschickt. Sam, die kleine Wildkatze. Nicht neu, und doch immer wieder geil. Zumindest, so lange der Strom nicht ausfiel.
Noch immer verärgert stand ich auf und stellte mich an das Fenster, schaute hinaus in den grauen Tag und über die Dächer des Molochs. Eine Zigarette musste her. Lungenkrebs bekam man ohnehin – ob mit Glimmstängel oder ohne.
Während ich den Rauch inhalierte, dachte ich an früher. Bevor das System zusammenbrach, der Krieg ausbrach und LDV – der „Life Destruktiv Virus“ ein Thema wurden. Damals konnte man noch mit Frauen schlafen, ohne dass der Sex einem russischen Roulette ähnelte. Echter Sex mit einem echten Menschen. Kein Datennetz, kein Holo-Projektor und kein schales Gefühl nach dem Orgasmus. Wie mochte es gewesen sein? Ich vermochte es mir nur vorzustellen, hatte es nie erlebt. Aber jene, die es noch kannten sagten, es sei unvergleichlich gewesen. Einfach unvergleichlich.
Ende