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Samaels Weg
Es war ein kühler Herbsttag. Der pfeifende Wind trieb die farbigen, welken Blätter vor sich her und Blomsund sah ihnen dabei zu. Das Farben- und Wirbelspiel der Blätter lenkte ihn von seinen eigenen, trüben Gedanken ab.
Man hatte ihm eine schier unlösbare Aufgabe übertragen. Er sollte alle Menschen glücklich machen und hatte keine Ahnung, wie er das anstellen sollte. Die Weltwirtschaftskrise war in diesem Jahr – dem Jahr 1931 – mit dem Zusammenbruch mehrerer Banken zu einem neuen traurigen Höhepunkt gelangt und die Menschen hatten kein Geld und tausend andere Sorgen; Angefangen bei ihrer eigenen Existenz und dem Kampf ums Überleben. Und da sollte er eine Idee haben, wie er ihnen ein Lächeln auf die Gesichter zaubern und ihnen das Weihnachtsfest retten konnte – ganz uneigennützig im Namen seiner Firma, versteht sich.
Wie immer, wenn seine Arbeit ihn wahnsinnig zu machen drohte, flüchtete er aus seinem kleinen Büro und suchte sein Lieblingskaffeehaus auf. Die Beobachtung einer halbwegs natürlichen Umgebung und von den Menschen, die in diesem teuren Cafe verkehrten, hatte ihn schon oft auf die besten Ideen gebracht. Bis jetzt hatte sich allerdings noch keine passable Idee einstellen wollen und langsam begann Blomsund an sich zu verzweifeln. Sein Blick wanderte vom Fenster zu den Kaffeehausbesuchern zurück und er zuckte zusammen.
Direkt neben ihm stand ein Mann in feinsten Zwirn gekleidet und lächelte ihn freundlich an. Er war unübersehbar ein reicher Müßiggänger, denn seine Kleidung und vor allem der zahlreiche Schmuck an Händen und Hals mussten mehr wert sein als Blomsunds Jahresgehalt.
Ihn hatte das Pech des so genannten ‚Schwarzen Freitags’ – der ja eigentlich eher ein Donnerstag gewesen war – anscheinend nicht getroffen.
„Ich hoffe, ich habe sie nicht erschreckt“, sagte der Fremde. „Mein Name ist Samuel Aeshma. Ich bin Philosoph und Freidenker. Ich beobachte Menschen und unterhalte mich bei Gelegenheit mit ihnen. Das ist immer sehr erfrischend. Sie sahen so in sich gekehrt und besorgt aus. Das interessierte mich. Vielleicht kann ich ihnen ja helfen. Darf ich mich zu ihnen setzen?“
Und noch bevor Blomsund in der Lage war, auch nur den Mund zu öffnen, hatte der Fremde sich bereits an seinen Tisch gesetzt. Ob er ein Nein akzeptiert hätte?
„Äh… sicher… machen Sie nur. Ich kann ein bisschen Zerstreuung gebrauchen.“
Und das stimmte tatsächlich. Wie oft verbohrte man sich in ein Problem, nur um nach einem angenehmen Gespräch über andere Dinge und Geschehnisse wie aus dem Nichts plötzlich einen neuen Blickwinkel zu erhalten.
Nachdem die beiden wie alte Bekannte die Problematik der Weltwirtschaftskrise diskutiert hatten, musste Blomsund zugeben, dass Aeshma einwirklich angenehmer Gesprächspartner war. Auf der einen Seite zurückhaltend, wenn es um die eigene Meinung ging, war er doch in der Lage mit einem einzigen pointierten Satz dem Gespräch, wenn es einzuschlafen drohte, eine überraschende Wendung zu geben und neue Diskussionsmöglichkeiten zu eröffnen. Die Zeit verging wie im Fluge und nach drei Stunden anregender Diskussion, wagte der Werber Blomsund dann doch, sein Problem zumindest anzuschneiden – wenn er den Namen seiner Auftraggeber auch wohlweislich heraushielt.
„Sehe ich das richtig?“ schlussfolgerte sein Gegenüber. „Sie sollen also eine Werbekampagne gestalten, die den…“ Hier stockte Samuel kurz, als ob er den Namen nicht richtig oder nur schwerlich aussprechen konnte. „…h-h-heiligen Nikolaus von Myra den Menschen näher bringt, aber ihn gleichzeitig mit dem gewünschten Produkt verbindet?“
„Ja – Genau das.“
Aeshma runzelte die Stirn. „Welche Farbe hat das Produkt denn?“
„Hmmm, eigentlich ist es eher dunkel – zumindest wenn man es das erste Mal sieht. Aber wenn man nur wenig davon benutzt und in ein Glas… äh, eine Schale gibt, dann wirkt es rötlich, wenn auch dunkelrot.“
„Nun, das passt ja schon halbwegs zu dem Talar, den… N-N-Nikolaus in der… K-K-Kirche immer trägt.“
„Finden Sie? Na ja, eigentlich ist das Produkt noch etwas dunkler. Aber eigentlich ist das doch egal. Die Frage ist, wie ich es den armen Menschen da draußen nahe bringen kann.“
„Schenken Sie es ihnen.“
„Was???“ Blomsund riss erschrocken die Augen auf. „Wenn ich den Vorschlag mache, bin ich bestimmt sofort arbeitslos und kann mich in der Schlange der Arbeitslosen ganz hinten anstellen. Das kann nicht ihr Ernst sein.“
„Sie müssen ja nicht gleich das Produkt verschenken. Aber die Leute hier…“ Dabei machte er eine Geste nach draußen und es war klar, dass er die Leute auf der Strasse meinte, auch wenn sie in diesem Viertel nicht auftauchten. „…kriegen vom Leben momentan nichts geschenkt. Sie würden sich über jede Gabe freuen, egal wie klein. Der Gedanke, etwas uneigennützig überlassen zu bekommen ist das, was jeden schwach macht. Und wenn dann der Name ihres Produkts dahinter auftaucht, werden sie sagen: ‚Was für feine Leute, dass sie einem Menschen wie mir einfach so etwas schenken.’ Und ihr Produkt wird sie alle im Sturm erobern.“
„Natürlich. Was für eine großartige Idee. Sie werden so dankbar sein, dass sie gar nicht mehr wissen, wem sie dankbarer sein sollen. Dem heiligen Nikolaus – Santa Claus – oder … Das wird auch die unglückselige Affäre der Vergangenheit auf immer vergessen machen.“
„Was für eine Affäre denn?“
„Nicht so wichtig“, versuchte Blomsund das Gespräch abzuwiegeln und den Gedanken an Kokain zu verdrängen. Er wechselte das Thema:
„Aber das wird doch nur für ein Weihnachtsfest reichen. Schließlich kann mein Auftraggeber doch nicht jedes Jahr was verschenken. Wie sorgen wir dafür, dass der Gedanke an Santa Claus und vor allem das Produkt wach bleibt?“
„Jedes Jahr bestimmt nicht, aber solange es ihnen schlecht geht. Die Leute werden sich daran erinnern, wenn es ihnen besser geht. Ach ja, und verpassen Sie dem… S-S-Santa Claus ein neues Gesicht und einen neuen Hintergrund, der es den Kindern leicht macht, an ihn zu glauben. Etwas Fantastisches, Spannendes, das die Fantasie der Kinder beflügelt. Haben Sie die Kinder erst mal an der Hand, werden die Erwachsenen ihnen folgen. Sie können ja nicht anders…“
Ein fast schon diabolisches Grinsen verzog das Gesicht seines Gegenübers Samuel bei diesen Worten und Blomsund wurde ganz warm, wenn er an die Möglichkeiten dachte, die sich ihm grade eröffneten. Die Fülle der Details war so überwältigend, dass er vermeinte, Rauchkringel aus der Nase und den Ohren von Aeshma schweben zu sehen, die sich jedoch sofort wieder auflösten.
„Welch ein Glück, dass ich grade sie getroffen habe. Jetzt liegt alles vor mir. Wir können Weihnachtsmänner einstellen, zu denen die Kinder in Begleitung ihrer Eltern hingehen und sich was wünschen können. Und das ist nur an Weihnachten möglich, denn den Rest des Jahres muss Santa ja die Geschenke der Kinder basteln. Aber das kann er unmöglich allein… HA! Wir stellen ihm eine Herde von Gehilfen an die Seite, süße kleine Geschöpfe, die vor sich hinwerkeln – so was wie die Wichtel, nein, Elfen – Hilfselfen, das ist eine gute Idee… Aber, was soll ich machen, wenn die Kinder – die ja immer so neugierig sind – diese Helferlein sehen wollen… Wo lassen wir ihn arbeiten? Im Himmel?“
„Auf keinen Fall!!!“ brauste Samuel auf und schlug unvorsichtigerweise ein Glas auf den Boden, das klirrend zersprang. Erschrocken über sein eigenes Aufbegehren wurde sein Gesicht feuerrot und schien fast zu glühen. Es sah tatsächlich aus, als würden jeden Moment Flammen aus seinen Nasenlöchern schlagen. Aber genauso schnell wie sich die Gesichtsfarbe gerötet hatte, verblasste sie auch schon wieder.
„Entschuldigung! Das war ungeschickt von mir“, entgegnete er dann, mit einer Handbewegung auf das zerbrochene Glas, das gerade in aller Eile von einem Kellner fortgebracht und durch ein neues ersetzt wurde.
„Was ich aber eigentlich sagen wollte, ist Folgendes“, setzte Samuel seinen angefangenen Einwand mit ruhigerer Stimme fort. „Nehmen Sie doch lieber den Nordpol. Jedes Kind kann auf einer Karte den Nordpol nachschlagen, es kommt aber niemals dorthin. Es ist weniger abstrakt als wenn sie den… H-H-H-H-…“
„Himmel?“
„Genau den. Als wenn sie den nehmen. Stellen sie sich all die Wunschbriefe an ihn vor, die die Kleinen an den Nordpol senden. Sie könnten in einem Postfach aufgefangen werden…“
„Welche Möglichkeiten! Mir schwirrt schon jetzt der Kopf. Und dabei hatte ich noch vor fünf Stunden keine Ahnung, wie ich diese Aufgabe bewältigen sollte. Welch glücklicher Zufall, der uns zusammengebracht hat. Wären Sie arbeitslos, ich würde sie sofort als meinen Berater – ach was sag ich, als meinen Partner – einstellen.“
„Tut mir leid, da muss ich leider passen. Ich mache mein Geld bereits anderweitig.“
„Das sehe ich. Und anscheinend auch nicht schlecht. Darf ich fragen, wie?“
„Sicherlich. Ich bin in einer riesigen Fabrik tätig, sozusagen als Vorarbeiter und mache Leuten Feuer unter dem Hintern.“
Dabei zwinkerte er viel sagend und mit einem hintergründigen Lächeln, als ob er einen gelungenen Witz erzählt hätte. Blomsund nahm an, dass er Chef einer hiesigen Werksfabrik war und sich bei Gelegenheit eine Auszeit nahm. Trotzdem war er überraschend belesen und weltoffen. Man wurde vom Leben doch immer wieder überrascht.
Plötzlich fiel ihm etwas ein.
„Oh nein! Das Schwierigste habe ich vergessen. Wie soll denn so ein Weihnachtsmann, der für alle da ist, aussehen?“
„Das ist doch gar kein Problem. Sie nehmen einen roten Wintermantel, garnieren ihn mit weißer Watte – als Zeichen des Schnees vom Nordpol – und fertig ist der Weihnachtsmann. Natürlich ist er ein alter, gemessener Herr, den nichts aus der Ruhe bringen kann, nicht mal eine Horde kreischender Kinder und er muss einen langen, wallenden Bart haben… Hören Sie mir überhaupt zu?“
Blomsund starrte mit offenem Mund aus dem Fenster. Das gab es ja überhaupt nicht. Als hätte er auf die Beschreibung von Aeshma gewartet, spazierte ein beleibter, behäbig wirkender Mann mit weißem, vollem Bart auf der anderen Straßenseite vorbei. Und Blomsund kannte den Mann auch noch. Wie von der Tarantel gestochen, sprang er von seinem Stuhl auf und griff nach seinem Mantel. „Ich muss los. So eine Chance kommt nie wieder…“
„Kein Problem“, entgegnete Samuel grinsend. „Und die Rechnung… übernehme ich.“
„Ich bin ihnen ja so zu Dank verpflichtet. Wie kann ich das je wieder gut machen? Und werden wir uns noch mal wieder sehen? Ich könnte mehr solcher erhellender Gespräche gebrauchen.“
„Tut mir leid. Ich bin leider sehr beschäftigt, aber keine Angst. Wir sehen uns wieder.“ Und wieder trat dieser verschmitzte Gesichtsausdruck in sein Gesicht. „Wir sehen uns wieder.“
Und während Blomsund seinem ehemaligen, pensionierten Kollegen hinterher rannte, um ihm die Rolle seines Lebens zu schenken, zahlte Samuel Aeshma die Rechnung und verließ das Kaffeehaus ebenfalls. Er wandte sich dem nächsten Kanaldeckel zu, hob den dreizehn Kilogramm schweren Deckel mit einer lässigen Bewegung hoch und sprang hinunter. Unten erwarteten ihn bereits drei riesige behörnte Gestalten, die ihn sofort packten und festhielten, während einer ihm ins Gesicht fauchte:
„Der Chef Will Dich Sprechen!“
Es war ein heißer Ort.
Aber Samael – alias Samuel Aeshma – gefiel es.
Was ihm weniger gefiel war die Wut seines Herrn, die er an ihm auszulassen drohte, ohne ihn vorher angehört zu haben. Er hatte gerade siebzehn Hilfsdämonen gemeuchelt und noch immer war seine Wut nicht verraucht, dabei hatte er gar keinen Grund auf ihn wütend zu sein.
Die Tatsache, dass nicht einmal der Lichtbringer selbst seinen Plan durchschaute, hätte seine Brust am Liebsten vor Stolz anschwellen lassen, wenn nicht die Gefahr bestanden hätte, spätestens dann den Tod zwischen den Krallen des gefallenen Engels zu finden.
So sah er lieber zu, wie eine weitere Anzahl von Hilfsdämonen ein unrühmliches Ende fand, bis Luzifer sich beruhigt hatte. In die Stille seines abebbenden Wutschnaubens hinein, wagte Samael zu fragen:
„Darf ich es erklären?“
OB DU ES ERKLÄREN DARFST??? ICH VERLANGE EINE ERKLÄRUNG!!! hallte es in seinem Schädel nach. Sein Herr konnte ziemlich deutlich werden, wenn er wütend war. ERKLÄRE MIR, WARUM DER DÄMON DER VERSCHWENDUNG SICH AUFFÜHRT WIE EIN HEILIGER MANN UND MENSCHENUNRAT TIPS GIBT, WIE MAN SICH GEGENSEITIG ZUM FEST UNSERES UNTERGANGS BESCHENKT!!!
Samael, Dämon der Verschwendung, machte sich möglichst klein und stieß schnell hervor:
„Um die Menschen ins Verderben zu stürzen, natürlich!“
Schweigen breitete sich in dem Thronsaal des Schreckens aus. Samael zwang sich, weiterhin auf den Boden zu starren. Er wusste haargenau, dass er sein Grinsen sonst nicht würde beherrschen können. Allein die Vorstellung von verblüfften Dämonen ist Gold wert. Sie zu sehen, würde ihn in einen hysterischen Lachanfall stürzen – und seinen Tod bedeuten. Also zählte er die dahin ziehenden Sekunden. Als er bei 347 angekommen war, ertönte die Stimme seines Herrn.
„Ich höre!“
Er sprach mit seinem Maul, was ein gutes Zeichen war. Samael hatte schon so gut wie gewonnen. Langsam hob er seinen Kopf und warf einen Blick in die Runde. Wie erwartet, hatten alle Dämonen innerhalb des Thronsaals eine abwartende Haltung angenommen und harrten seiner Erklärung.
„Nun, Herr, habe ich Euch je hintergangen?“ begann er.
„Hmmm, jedenfalls nicht so, dass ich es hätte beweisen können.“
„Nun, dann wäre ich wohl kaum so dumm, mich in aller Öffentlichkeit mit einem Menschen zu treffen, um mich über… G-G-Gott und die… H-H-Herrlichkeit des… H-H-Himmels zu unterhalten.“ Wie ihn diese Worte schon wieder ins Schwitzen brachten. Aber hier war es ja nicht so schlimm, wenn er ein wenig dampfte.
„Ich muss zugeben, dass ich mich über eine derartige Dreistigkeit und Unverfrorenheit schon ein wenig“ AUFGEREGT „hatte…“
„Niemand kennt die Menschen so gut wie ich – außer Euch natürlich…“
„Schleimer!“ Aber ein durchaus wohlwollender Klang lag dabei in seiner Stimme.
„Was wird also passieren? Am Anfang natürlich das, was sich alle wünschen. Ein alter Herr mit Namen… S-S-Santa Claus wird Geschenke an die Bedürftigen verschenken und für einen Moment sind alle glücklich. Für einen kleinen und sehr kurzen Moment. Denn wie es die Art der Menschen nun mal ist, können sie von einem Geschenk nie genug bekommen und wollen immer mehr. Ganz egal für was hier geworben werden sollte, das Produkt wird mit der Zeit in den Hintergrund treten und übrig bleiben wird der nette, alte Herr, der alle beschenkt, der ein Freund der Kinder ist und die… G-G-Güte in Person. Aber dem ist nicht so…“
Samael wartete ab, bis sein Herr ungeduldig wurde. Das hier war sein Spiel.
„Und wieso nicht?“
„Nun. Er existiert nicht. Er ist nur ein Abklatsch einer uns schmerzenden Legende. Niemand wohnt am Nordpol und bastelt Geschenke. Niemand hat ein Ohr für die Wünsche der Kleinen, weil einfach niemand da ist. Die einzigen, die für die Erfüllung der Wünsche der Kinder verantwortlich sind, sind ihre Eltern. Und hier beginnt mein Plan!“
„Was für ein Plan?“
„Horden von Kindern werden auf den ersten… S-S-Santa Claus einstürmen. So viele, dass er sich alleine nicht darum kümmern kann. Also werden diesem einen andere nachfolgen. Natürlich können auch diese nicht alles erledigen, und wieder folgen neue nach. Am Ende breitet sich das ganze aus, denn schließlich ist die Idee, etwas zu Schenken eine gute Sache. Das glauben die Menschen tatsächlich immer noch.
Tatsächlich werden die Wünsche der Kinder aber nicht von… S-S-Santa Claus erfüllt, sondern von ihren eigenen Eltern. Wenn sie aber die Wünsche ihrer Kinder erfüllen, bekommen sie keine Dankbarkeit dafür, denn die erhält ja der alte Mann vom Nordpol. Stattdessen werden sie immer unverfrorener mit Wünschen eingedeckt, denn einem Mann der ein Jahr Zeit hat, Geschenke zu basteln, kann nichts unmöglich sein. Die Eltern werden immer mehr ins Hintertreffen geraten, denn sie können unmöglich alle Wünsche ihrer Rangen erfüllen – und dafür bekommen sie die Schuld und nicht der Weihnachtsmann. Und das ist erst der Anfang. Wenn das Kind älter wird, dann wird es feststellen, dass es… S-S-Santa Claus nie gegeben hat und er nur eine Erfindung – von wem eigentlich? – war. Und so wird es seinen Eltern die Schuld geben, die es nicht nur belogen, sondern ihm auch die wichtigen, notwendigen Geschenke unterschlagen haben, die es als schutzloses Kind gerne gehabt hätte. Es wird seine Eltern gering schätzen und vielleicht sogar verachten, weil es doch letztendlich ihre Schuld ist. Und auch das ist noch nicht das Beste an der ganzen Sache.“
„Nun, eigentlich hat es mir bis hierher schon gefallen“, grinste Luzifer. „Wie willst Du das denn noch verbessern?“
„Ganz einfach. Über die Zeit werden wir damit unseren alten Feind schwächen und zwar gehörig. Denn was wird passieren, wenn die Eltern und später auch ihre Kinder unterwegs sind, um ein Geschenk für das Fest der Liebe zu besorgen? Wenn sie in Massen durch die Strassen und Kaufhäuser strömen, um ja ein – wenn nicht DAS – Geschenk vor den anderen Leuten zu bekommen, um ihre Brut oder auch nur ihr Herz ruhig zu stellen. Sie werden wie Tiere übereinander herfallen, könnt ihr Euch das vorstellen. Die Geschenke werden zu einem Symbol ihres Status. Man wird sich nach Weihnachten nicht mehr über… G-G-Gottes Sohn unterhalten, sondern nur fragen, was für Geschenke der Andere bekommen hat. Statt Friede und Freude wird fortan Neid und Missgunst herrschen, und wir müssen nur noch zuschauen. Sicherlich werden einige wenige Unverbesserliche noch ihren Teil des Guten tun, aber für den größten Teil der Welt wird Weihnachten fortan nicht mehr das Fest von Liebe und… C-C-Christi Geburt sein, sondern man wird mit Schmerzen daran denken, was man schon wieder zu tun gezwungen ist – und das im Namen des… H-H-Herrn. Das Glockengeläut der… K-K-Kirchen wird fortan mit anderen Augen gesehen werden. Nichts wird wieder so sein wie es war und dass nur, weil die Menschen es gewagt haben, eine Sinngestalt der… H-H-Heiligen zur Vermarktung ihres Produktes einzusetzen. Sie haben sich selbst verdorben und wir müssen nur noch zuschauen und ihre Seelen einsammeln.“
„Das ist ein wahres Schurkenstück!“ rief Luzifer erfreut aus. „Wenn alles wirklich so eintritt wie Du sagst, wird Dir ein Platz im Buch des Bösen sicher sein!“
Jetzt erlaubte sich Samael, seine Brust vor Stolz anschwellen zu lassen, während die anderen Dämonen ihn feierten und ihm lobend auf die Arme hieben. Doch Luzifer brachte sie alle mit einer Geste zum Schweigen.
„Eine letzte Frage noch, Samael. Welchen Namen soll Dein Schurkenstück in den Annalen bekommen?“
„Na, das ist doch klar: SATAN CLAUS!!!“