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Salzluft ( Das Mädchen am Fenster )
Salzluft
Es ist genau der gleiche Geruch wie damals. Die salzige Meeresbrise steigt mir in die Nase und vernebelt meine Gedanken. Sie ruft tausende Erinnerungen in mir hervor.
Plötzlich steht er neben mir am Fenster. Finn.
Ich mache ein Schritt nach hinten und kneife meine Augen fest zusammen. Die Dielen knarren laut in der Stille. Lautlos zähle ich bin fünf.
Eins. Fischgeruch dringt aus der Küche ins Zimmer. Zwei. Meine Haare tanzen im Wind.
Drei. Finn stand vor wenigen Tagen genau hier. Vier, Fünf. Ich öffne die Augen und er ist weg.
Mutter öffnet die Tür einen Spalt breit und steckt ihren Kopf hinein. „Es gibt Essen“, sagt sie sanft und geht zurück in die Küche. Ich lehne mich so weit wie möglich aus dem Fenster, ich will die salzige Luft in mir aufbewahren. Es ist so als wäre er bei mir.
Mit großen, leisen Schritten schnelle ich zur Tür, um dem Geräusch der Dielen zu entkommen.
Ich setze mich an den Esstisch, essen tu ich nichts.
Er hat mich verlassen. Ohne ein Wort. Er hat mich verlassen.
Ich stehe auf und verlasse meine Mutter. Ohne ein Wort – So wie er es tat.
Sie fragt wohin ich gehe.
Lautstark ziehe ich die Tür hinter mir zu.
Ich denke nicht. Ich laufe. Dahin, wohin meine Füße mich tragen.
Regentropfen trommeln auf meinen Kopf.
Sie laufen mir die Wangen herunter. Niemand kann sehen, dass ich weine.
Als ich dann auf der Bank sitze bereue ich es hierher gekommen zu sein. Es ist der Ort an dem wo wir uns zum ersten Mal trafen.
Ich hatte nie daran geglaubt. An die Liebe auf den ersten Blick. Doch es war so. Nur ein Blick.
Jemand nimmt meine Hand.
Ich erschrecke so sehr, dass ich aufspringe.
Sein Anblick ist unerträglich. Wieder kneife ich die Augen zusammen, beginne schon zu zählen.
„Ich bin hier, Tess“, sagt er, „Es ist die Realität.“
Seine Stimme klingt noch Minuten nach.
Die Tränen schießen mir in die Augen. Mein Körper ist wie aus Stein.
Ich weiß einfach nicht was ich tun soll.
Er hat mich verlassen und taucht jetzt hier auf als wäre nichts gewesen.
Das Meer hinter uns rauscht.
Lass uns tanzen, denke ich. Lass uns im Takt des Meeres tanzen.
Dann schaut er mich an, mit einem atemberaubendem Blick, der alles entschuldigt, der sagt: „Ich kann dir alles erklären. Doch lass uns erst mal die verlorene Zeit nachholen.“
Ich senke meinen Blick. Finn weiß, was ich damit sagen will. Ich gebe ihm damit eine Erlaubnis.
Er macht einen Schritt auf mich zu und breitet seine Arme aus.
Durch die Erleichterung, die ich empfinde, sacke ich in seinen Armen zusammen. Gemeinsam gehen wir zu Boden.