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Salz
Spuren waren in dem feinkörnigen, rostig roten Sand zu erkennen. Sie waren der einzige Hinweis, der auf den hier entlang gewanderten einsamen Spaziergänger hinwies. Wolken von der Form zarter weißer Brautschleier zogen langsam über den dunkelorangen Himmel hinweg, der, ebenso wie die darunter befindliche Erde, kein weiteres Zeichen von Bewegung oder auch Leben erkennen ließ.
Die stehende Luft flimmerte vor Hitze und dem Mann tropfte der Schweiß vom herunterhängenden Kopf in den trockenen, staubartigen Sand, den dieser sofort gierig aufsog. - Ein Fuß folgte monoton dem anderen. –
Stunden reihten sich an Stunden und vereinigten sich schließlich zu einem halben Tag, seit er seinen Marsch begonnen hatte. Er strich sich mit dem Handrücken die klebrige Feuchtigkeit von der Stirn und blickte müde blinzelnd auf die Landschaft vor sich. In weiter Ferne konnte er erkennen, dass sich die Wüste sanft zu senken begann, während die links und rechts angrenzende Umgebung in nichts von den hinter ihm liegenden Meilen unterscheidbar war. Er betastete vorsichtig seinen kahlen, nur von einem schmalen Haarkranz umschlossenen Schädel und biss gleichzeitig seine Zähne, durch einen stechenden Schmerz bedingt, fest aufeinander. Blasen und verästelte, blutige Risse waren die peinigende und gnädigerweise, zumindest teilweise, vom ungleich schlimmeren Durst ablenkende Ursache. – Kontinuierlich schleppte er sich weiter fort. –
Plötzlich war etwas anders. Ein kaum spürbarer Windhauch umschmeichelte ihn. Der Ursprung schien in der weitreichenden Ebene frontal vor ihm zu liegen, an der er vor kurzem angelangt war. Ein würziger Geruch lag in der Luft und der Wanderer fuhr sich forschend mit der Zunge über die Lippen. Ein verwunderter Gesichtsausdruck war das Resultat. Salz! Ein schneller Blick nach unten, das Aufsammeln von etwas Sand und ein vorsichtiges Ablecken seiner Finger bestätigte seine nun leider bewiesene Vermutung. Die weite Fläche, an deren Rand er gerade angelangt war musste ein ausgetrocknetes Meer sein, da der hohe Nitratgehalt des Bodens einfach keine andere Vermutung zuließ. ’Die Endphase.’ Seine Schultern sanken etwas herab.
Die rotglühende Sonnenscheibe hatte mittlerweile ihren Höhepunkt erreicht und brannte jetzt mit unbarmherziger Kraft auf den ausgezehrten Menschen nieder, zwang ihn nun endlich in die Knie. Seine Augen schließend, grub er seinen Kopf in den heißen Sand und verschränkte die Hände im Nacken. Hoffnungen zersprangen wie ein sich vom Dachsims gelöster Eiszapfen auf hartem Boden. Gedanken fluteten durcheinander und vereinigten sich zu einer irisierenden Schwärze, in der sein Bewusstsein eine letzte Zuflucht fand.
Weit draußen blähte sich der Stern Sol langsam aber kontinuierlich auf, pulsierte ungleichmäßig wie das schwächer werdende Herz des verlorenen Lebewesens auf einem Planeten, der den letzen Augenblicken seiner Existenz entgegensah.
Erschöpft drehte er seinen geschundenen Körper auf den Rücken und betrachtete fasziniert das wunderschöne Spiel einzelner Eruptionen auf der Oberfläche des ausladenden Gasballes hoch droben. Schwach, zitternd vor Anstrengung, reckte sich ein Arm dem brüllenden Inferno entgegen. Versuchte.....das Licht.....nahm ihn auf.
Sonnenstrahlen trugen seine Seele fort.
10 MR. AC.