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[Sad/Depri]Abschied...
„Es tut mir leid...es tut mir so leid!“ Immer wieder kämpfe ich gegen meine Tränen an und immer wieder verliere ich….
Du stehst so hilflos vor mir…weißt nicht, wie du sie aufhalten sollst...die Tränen...
Und doch...vielleicht müssen sie ja fließen… mir die Sicht nehmen… wer weiß...vielleicht hat das einen Sinn…wenn schon die anderen Dinge keinen haben...
Warum muss ich fort, wo ich doch zuhause bin…warum muss ich das verlassen, was ich am meisten liebe?
Wie kann etwas, was ich nicht verstehen kann…einen Sinn haben? Immer heftiger werden die Tränenströme und meine Bewegungen, diese zu stillen, immer unbeholfener...
Du machst unfreiwillige Witze...versuchst mich aufzubauen...irgendwie da zu sein...
„Tut mir leid...es tut mir so leid…ich wollte nicht weinen...“ Die Worte scheinen ins Leere zu driften, denn es hat schon lange nichts mehr mit ‚wollen’ zu tun.
„Achtung auf Gleis 11, der Zug von Düsseldorf, über Hamm, nach Dresden fährt ein.“
Plötzlich verstummen auch deine Witze….
Bitte…rede weiter...rede einfach auf mich ein…mach das gesagt ungesprochen...mach etwas…nur hilf mir aus meiner Ohnmacht…
Doch du sagst nichts…gar nichts…oder höre ich dich einfach nicht mehr?
„Du hast einen schönen Zug…“ Ich drehe mich zu dir und sehe dir in deine blauen Augen, die mir all die Tage soviel Vertrauen und Kraft gespendet haben…
Und wieder lösen sich Tränen…wieder rinnen sie meine Wangen hinunter und brennen so verdammt…
Du beugst dich zu mir hinunter und küsst noch einmal ganz sanft meine Lippen, bis deine Lippen zu meinen Augen abgleiten…
Schmecktest du das Salz…meine Angst? Meine Hände steuern auf meine Tasche zu…
Schnell und hastig umschließe ich die Griffe… zieh das einzige, was ich mitbrachte hoch…
Soviel mehr habe ich gewonnen… und soviel mehr lasse ich zurück…
Ich wollte mich nicht mehr umdrehen… ich wollte nicht noch einmal zu dir sehen…
„Ich liebe dich…!“ Schmecken so Abschiede?
Ich glaube mein „Ich liebe dich auch...“ verschwindet unscheinbar, wie nie gehört… Unscheinbar unter dem Gewühl der Menschen, die ebenso in den Zug drängen. Nur bei denen ist es anders...glaube ich...
Bei denen kann es nicht auch so schmerzhaft sein, wie bei mir. Und vielleicht bin ich jetzt egoistisch, wenn ich mir für diesen Moment die einzige Traurigkeit zuspreche... ja, vielleicht bin ich egoistisch... doch leider habe ich nicht genug Egoismus zu fordern, nicht einsteigen zu müssen...
Den Zug einfach vorbei fahren zu lassen... einfach so...
Einfach so? Ich beginne zu lächeln, als ich die Treppen hochsteige. Ein Lächeln der Freude, der Erwartung war in diesem Moment völlig undenkbar. Es ist mehr ein bitteres Lächeln...passend zu der Stimmung, die noch heute diesen bitteren Nachgeschmack trägt...
Ich glaube es sind jene Momente, die einen Menschen formen… in welche Richtung auch immer... und aus welchen Gründen auch immer...plötzlich holt einem die Realität genauso schnell wieder ein, wie man sie einst überrundet hat...
Ob es mehr wehtun würde, wäre ich plötzlich, ganz unvermittelt von dir weggerissen worden?
Mit jeder Stufe mehr die ich erklimme... fällt ein Stück mehr meines Herzens zusammen...
Ich muss ganz schnell sein... so schnell, dass ich all meinen Empfindungen entfliehen kann. Zu schnell, als das die Realität ganz Besitz von mir nehmen kann...
Schneller....
Die Tasche drückt sich in meine Hände und das Blut wird gewaltvoll aus meinen Fingerspitzen gesogen.
Nicht nur dort.... auch in meinen Herzen wird es auf einmal still vor Verzweiflung und Trauer…
Ich versuche irgendwie nicht aufzufallen... irgendwie die Tränen zu verstecken...
Doch plötzlich kommen mir genau in jenem Moment Zweifel, in dem ich meine Hand erhebe um die lästigen Sichtnehmer weg zu streichen...
Sind es nicht genau jene Tränen, die uns genau jetzt noch verbinden? Würde ich damit... nicht auch dich verleugnen...nicht auch dich fortwischen?
Immer weiter geht der Zug der Menschen, die sich an mir vorbeidrücken…vorbeizwängen...
Vorsichtig schiebe ich mich in eines der Abteile... die Tasche steht genau vor mir…mitsamt den Erinnerungen: Herzluftballons, bunte Rosen, ein Kuscheltier…
Geschenke, für den Abschied…damit ich dich nicht vergesse...
Doch sag: Wie könnte ich jemals dieses Lächeln vergesse? Wie könnte ich jemals diese Hände vergessen, die mich in den Schlaf gestreichelt haben…die mir unsagbaren Halt geschenkt haben? Kannst du mir sagen, wieso ich das alles aufgegeben habe? Aufgegeben genau in jenem Moment, als ich den Zug bestieg?
Ich kann dich nun nicht länger spüren… und erneut zeigen sich Zweifel…schleichen sich heimtückisch ein und erdrosseln mich von hinten: Habe ich dir auch Momente gegeben, an die du dich erinnern wirst? Habe ich dir auch genug gezeigt, was du mir bedeutest?
Gegen meinen Willen sehe ich aus dem Fenster…noch steht er…der Zug...
Ich sehe dich... und du siehst mich einfach an… keine Träne zeigt sich in deinen Augen…
Ich lächele – Jungs weinen nicht... Jungen weinen niemals, auch wenn du es in der Vergangenheit nicht nur einmal widerlegt hast…
Aber in solchen Momenten weint man einfach nicht… man sollte vernünftig sein...den Abschied nicht noch mehr erschweren durch die Last der Tränen.
Ach würdest du doch... würde doch nur eine Tränen deine Wangen verbrennen… genau wie sie es bei mir taten, mit jeder Sekunde mehr. Oh würdest du nur weinen und mir zeigen, dass ich mich nicht für meine Tränen schämen muss, die mich so entstellen.
Ich traue mich nicht, meine Hand zu heben...sie an das Fenster zu pressen. Ich habe Angst, die Scheiben zwischen uns würden mir noch bewusster werden. Würden mir noch mehr den Atem nehmen...
Ich habe dir noch lange hinterher gesehen…wollte nicht…tat es doch.
Wie ich so vieles nicht wollte... und so vieles doch getan habe…
Wie ich mich, wie so oft, selbst belogen habe… mich, wie so oft, nicht an meine eigenen Regeln gehalten habe...
Wir werden uns wieder sehn...ja…wir werden uns wieder sehen...
Ob du weißt, dass du mir das wertvollste geschenkt hast, was du überhaupt hättest geben können?
Ob du weißt, dass du mir Erinnerungen geschenkt hast?