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Sackaffen
Neulich beim Urologen.
„Was meinen Sie mit Sackaffen?“
Der auf Pillemänner spezialisierte Facharzt blickt mir aus einem ernsten Gesicht tief in die Augen.
Ich fühle mich unwohl, was aber vorwiegend daran liegt, dass er dabei meine Hoden in seiner Hand hält.
„Haben Sie in letzter Zeit ungeschützten Verkehr gehabt?“, will er wissen.
„Außer mit meiner Hand?“
„Ja, die zähl nicht.“
„Ich hatte eine kurze aber leidenschaftliche Affäre mit einem Faultier.“
„Mit einem Faultier?“
„Ja, das ist eher was für Genießer. Man braucht viel Geduld, weil das Tier so träge ist.“
„Das ist ja ekelig!“
„Wenn jemand auf der Autobahnraststätte Klosteine lutscht, das ist ekelig.“
„Sie haben ja nicht alle Tassen im Schrank!“
„Dafür jetzt aber scheinbar Sackaffen. Auch wenn ich keine Ahnung habe, was das überhaupt ist!“
Begriffserklärung:
Der Sackaffe (Cebus Pubis) ist eine Primatenart aus der Gattung der Kapuzineraffen (Cebus) und gilt mit einer Körperlänge von 1,5 Millimeter als der kleinste Vertreter seiner Spezies. Es ist das einzig bekannte am Menschen parasitierende Säugetier. Sackaffen sind nachtaktive Scharmhaarbewohner, die sich bevorzugt im männlichen Genitalbereich einnisten. Sie leben in Gruppen von zehn bis zwanzig Tieren am Boden … beziehungsweise am Hoden, wo sie keine natürlichen Feinde zu befürchten haben.
Ich habe also Sackaffen.
Na gut, was soll’s.
Ich mag Tiere.
An meinem zwölften Geburtstag bekam ich einen Hamster.
Sein Name war Goldie.
Ich wurde damals in der Schule oft gehänselt, vor allem wegen meiner Brille und der Akne, die bei mir solche Ausmaße annahm, dass Menschen die mich in der Stadt sahen die Straßenseite wechselten … oder sich erbrachen.
Aus Trotz hatte ich mich dazu entschieden die Weltherrschaft an mich zu reißen und Goldie würde mein Werkzeug der Zerstörung werden.
Aus Teilen eines Toasters, einer Spielzeugeisenbahn und dem Vibrator meiner Mutter, baute ich ein kleines Maschinengewehr, dass ich dem Hamster auf dem Rücken tackerte.
Leider hatte ich das Gewicht des MGs unterschätzt.
Goldie, der sonst stundenlang wie unter Koks-Einfluss sein Laufrad malträtierte, kroch nun unmotiviert über den Parkettboden und das in einem Tempo, das für meine Pläne eher kontraproduktiv war.
Doch ich cleveres Kerlchen schnitt dem Hamster einfach die Beine ab, um ihn dann mit Panzerklebeband auf den Unterbau meines ferngesteuerten Monster-Trucks zu befestigen.
Auf die Seite schrieb ich mit einem goldenen Edding „Mothefuckin‘ Goldie from Hell!“.
Das war übrigens das letzte Mal, dass meine Eltern mir ein Haustier schenkten.
Einen Hund hatte ich auch mal.
Er hieß Mossad, weil er immer anschlug, wenn er jemanden erblickte, der auch nur ansatzweise aussah wie ein Araber oder ein Nazi.
Mossad war ein total netter Köter, hat aber auch fürchterlich aus dem Maul gestunken.
Jedes Mal wenn er neben mir auf dem Sofa saß und sich die Eier geleckt hat, kam es mir vor, als hätte ich meinen Kopf in einen Müllcontainer gesteckt.
Irgendwann wurde er mir zu bunt und habe ich damit angefangen Mossad Odol ins Trinkwasser zu mischen.
Das hat dann tatsächlich geholfen, auch wenn ich nicht sicher bin, ob das Mundwasser nicht eine geringe Mitschuld daran trug, dass mein Hund ein paar Wochen später starb.
Ich war gerade damit beschäftigt bei einer Reportage über den 11. September zu masturbieren, als Moassad zu mir herüber getrottet kam, einmal heiser bellte, seinen Darm auf meinem Pokemon-Teppich entleerte, sich umdrehte, um dann kopfüber tot in seine Ausscheidungen zu fallen.
Immerhin roch die Scheiße nach Pfefferminz.
Ich habe mir jetzt extra eine Lupe besorgt, um die Sackaffen zu beobachten. Dafür musste erst ich einige Stunden Dehnübungen in Kauf nehmen, denn ich gehöre nicht zu der Sorte Mann, die darauf trainiert ist sich selbst einen zu blasen.
Doch die Arbeit hat sich gelohnt.
Mein Sackaffen-Rudel fühlt sich scheinbar sehr wohl.
Sie haben bereits Nachwuchs gezeugt.
Die Tierchen erinnern mich irgendwie an die Sea-Monkeys, die man früher für 5 D-Mark kaufen konnte.
Auf der Verpackung war eine glückliche Familie Unterwasseraffen sehen, die grenzdebil den genauso glücklich grenzdebilen Käufer des Pakets anlächelte.
Das Weibchen hatte sogar eine rote Schleife im Haar.
Nach drei Tagen war die Enttäuschung groß, als mir klar wurde, dass die Viecher aussahen wie schwimmende Kakerlaken. Und ich kann ihnen sagen, es war verdammt schwer denen eine Schleife um den Kopf zu binden.
Inzwischen bin ich so begeistert von meinen Sackaffen, dass ich mich dazu entschieden habe, sie zu züchten und in kleine Terrarien zu verkaufen.
Nur die künstlichen Hoden machen mir noch etwas Sorgen.
Erst habe ich Hackfleisch benutzt und mit ein paar meiner Sackhaare garniert.
Allerdings hat das Zeug die schlechte Angewohnheit nach ein paar Tagen zu stinken.
Da half auch kein Odol.
Dann bin ich auf Kokosnüsse umgestiegen.
Sackaffen sind zwar von Natur her Fleischfresser, die sich vorwiegend von Sack-Hautfetzen ernähren, aber es ist mir tatsächlich gelungen einen vegetarischen Stamm zu züchten.
Erst gestern habe ich mir eine Internet-Domain gesichert für meinen Online-Shop gesichert:
-www.mothefuckin-sackaffen-from-hell.de-
Da soll noch einer sagen Geschlechtskrankheiten hätten nichts Gutes.