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- 17.04.2007
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Sachliches vs. dichterisch-assoziatives Erzählen
Achtung, es geht nicht um objektiv und subjektiv im allgemeingebräuchlichen Sinne. Bitte meine Erklärungen genau lesen!
Mir ist aufgefallen, dass es zwei Arten gibt, Dinge zu beschreiben: Wird etwas objektiv beschrieben, kann es sich der Leser in allen Einzelheiten vorstellen. Subjektiv hingegen schwingt auch eine Emotion mit.
Beispiel objektiv: "Sie verengte die Augen zu Schlitzen, verzog das Gesicht und atmete scharf durch die Nase." Dasselbe subjektiv: "Sie sah aus, als wollte sie mich schlagen."
Noch ein Beispiel: Man könnte einfach sagen "dunkelbraune Haare", aber wenn man stattdessen schreibt "Haare wie Zartbitterschokolade", so schwingt noch ein gewisses Empfinden über die beschriebene Person mit. Es überträgt sich quasi die Süße mit auf den Charakter.
Daher meine Frage: Ist eines vom beiden dem anderen vorzuziehen, ist es von der Geschichte abhängig oder sollte man grundsätzlich mischen?
Hat man z.B. einen neutralen Erzähler, muss man ja darauf achten, dass man nicht wertet. Bei Dingen wie "das Haus ist weiß" (objektiv), "das Haus ist weiß wie Mehl" (wirkt gewöhnlich), "das Haus ist weiß wie Nebel" (wirkt geheimnisvoll), "das Haus ist weiß wie Vogelschiss" (wirkt abwertend) ist es durchaus noch möglich, das Subjektive wegzulassen. Hat man aber eine emotionsgeladene Situation, z.B. "sie hockte eng zusammengekauert in einer Ecke" oder "sie sah aus, wie eine Maus im Käfig, die mit einer Katze zusammengesperrt wurde", kommt mit der subjektiven Erzählweise mehr beim Leser an, allerdings ist es auch eine eigentlich verbotene Wertung der Situation, bzw. des Ausdrucks der Person.
Also wie steht ihr dazu? Und vor allem: Was zieht ihr vor?