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Sachen gibt's...

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06.02.2001
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Sachen gibt's...

Sachen gibt’s...

Gestern – da hatte ich ein Erlebnis.
Ich fuhr so mit dem Auto die Straße neben unserem großen Wald entlang, ne, und plötzlich... wie aus dem Nichts... Kam mir dieser Trunkenbold mit seinem LKW auf meiner Fahrseite entgegen – und BOOM BOOF, krachte voll mit mir zusammen. Weil ich nur einen alten Golf fahre, war das natürlich bitter; ich überschlug mich mehrere Male und landete im Straßengraben.
Und kaum kam ich zu mir, schrie ich um Hilfe.
Der Kerl, der mich gerammt hat und einfach auf meiner Straßenseite gefahren ist, beugte sich wie aus heiterem Himmel plötzlich über mich. Ich sah ihn wie durch einen Nebelschleier...
Er grinste und fragte: „Hast du Kinder?“
Ich war natürlich völlig perplex; alles tat mir weh, vor allem mein Bein. Ich war eingeklemmt... Wußte nicht, was ich tun sollte... Geriet langsam aber sicher in Panik... Und da fragte mich dieser Mistkerl, der auch noch Schuld an allem war, ob ich Kinder hätte?
„Nein. Bitte... bitte... helfen... Sie mir doch...“, keuchte ich.
Schmerzen.
Blut. Ich sah das Blut an der Windschutzscheibe, die sonderbarerweise nur ein Loch hatte.
Ich fühlte mich schrecklich...
Der Kerl sah auf seine Uhr, schüttelte den Kopf und zuckte mit den Schultern. Er setzte eine mitleidige Miene auf, als er sagte: „Nein, tut mir leid - ich kann nicht. Muß meinen Sohn vom Kindergarten abholen.“
Und mit diesen Worten war er auch schon verschwunden.

Das alles ging wahnsinnig schnell. Ich hatte kaum Zeit nachzudenken. Ich wollte das auch gar nicht...
Und plötzlich hörte ich ein quietschendes Geräusch... Ganz so, als würde jemand mit einem Nagel über Lack streichen...
IIIIIIIII IIIIIIIIIIIIIIIII
„Hallo...“, flüsterte ich. Der Schweiß lief mir in Strömen von der Stirn.
IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII
„Ist da jemand?“
Aber ich konnte meinen Kopf nur unter Schmerzen bewegen. Ich war total eingequetscht... Und ich wollte mir nichts auskugeln oder so – also blieb ich exakt so, wie ich aufgewacht war.
Irgendwie war das Geräusch... unheimlich...
Ich erinnerte mich an meine Kindheit. An diese vielen Freddy-Krueger-Nightmare-on-Elm-Street-Filme... Damals war ich voll scharf auf dieses Quietschen – jetzt, wo ich es hörte, da hätte ich heulen können vor Angst.
Nie wieder, so schwor ich mir, würde ich einen Horrorfilm ansehen...
Und plötzlich...
... ein Gesicht am eingeschlagenen Fenster. Ganz deutlich.
Ich kannte es.
Das war Eddie. Der Typ, den ich in der Kneipe immer bediente. Dort arbeitete ich nämlich seit meinem 16. Lebensjahr, um mir mein Taschengeld aufzubessern.
Eddie kam immer so gegen neun Uhr Abends in die Kneipe. Er war der Letzte der kam und der Erste, der ging.
Nach zwei Bier war er voll. Und trotzdem beugte er sich immer wieder zu seinen Kneipenbrüdern vor und wollte mit ihnen ein Wettsaufen veranstalten.
Jaja – dieser Eddie.
Was – zur Hölle – machte der hier?
Aber egal. Endlich kam Hilfe!
„Ed...“
„O hallo, mein Freund. Weißt du zufällig, wie spät es ist?“
Ich lag hier in einem Wrack von einem Auto und der fragte mich nach der Uhrzeit? Das mußte ein schlechter Film sein...
„Eddie... hilf... hilf... hilf...“
Er verzog das Gesicht, lehnte sich ans Fenster und zündete sich eine Zigarette an. Den Rauch blies er mir ins blutige, verschwitzte Gesicht.
„Sach ma‘... Ich muß det nämlich wiss’n, ne. Ist wischdig. Hab’n neu’n Job. Bei Aral. Tankstelle, Alter.“
„Ich weiß... nicht... Eddie... bitte...“
„Ach so. Na denn... Alter Freund.“
„HILF MIR HIER RAUS!!! BITTE!!!!“
Er sah mich an, als wäre ich verrückt geworden - oder so.
„Isch? Isch muß doch arbeeten, Mensch.“
Mit diesen Worten ging Eddie. Ich hörte seine Schritte im Gras. Sie entfernten sich langsam.
Ich schloß die Augen und versuchte, gegen die Schwindelgefühle anzukämpfen.

Tom. Normalerweise Thomas – aber alle nannten ihn Tom. Er ging mit mir in eine Klasse, als wir noch auf dem Gymnasium waren. Und jetzt studierte er an der Nachbarsuniversität Biologie und Chemiewissenschaft.
Ab und zu trafen wir uns in unserer Freizeit und zogen durch die Discos von München.
Ich mochte Thomas, weil er ein irrer Kerl war; spritzig, humorvoll. Man wußte eigentlich nie, woran man bei ihm war.
Außerdem schätzte ich bis vor kurzem seine Freundin Clarice, aus Amerika.
Ich weiß nicht, wo er sie aufgabelte, aber eines Tages, da brachte er sie auf unseren Streifzügen einfach mit – und ich verliebte mich sofort in sie. Es folgten ein paar Auseinandersetzungen, dann ging die Sache mit ihm und Clarice auseinander.
Und meine Verliebheit verflog wie im Fluge, als ich das Mädchen mal am Straßenrand in Nuttenkleidern herumstehen sah...
Jedenfalls... Nach dem Jahr Freundschaftspause, wurden wir wieder dicke, Tom und ich.
Ich wußte nicht, wie das passieren konnte, aber während ich so dasaß und mit geschlossenen Augen an Tom und seine Ex dachte, klopfte mir jemand an den Kopf.
Mir war, als würde ich ein hohles TOCK TOCK hören.
Als ich mich umdrehte, sah ich in Toms strahlendes Gesicht.
Und plötzlich mußte ich kotzen.

Ich übergab mich über dem Lenkrad und kaum war alles draußen, fühlte ich mich besser.
Es war dunkel geworden. Komisch, daß mir das erst jetzt auffiel.
„Hey, aufpass’n! Verschluckst dich noch an deiner eigenen Kotze!“
Und er klopfte mir auf die Schulter.
Das tat höllisch weh, aber ich verkniff mir einen Kommentar.
Das muß ein Traum sein... dachte ich, ein ganz schlechter Traum...
Tom holte sein Haargel heraus, das er immer bei sich hatte - und bot mir was an.
„Willste `n bißchen? Würde dir gut tun. Deine Haare sind so wirr...“
Na klar, du Arschloch. Nach einem Autounfall sind die Haare wirr, was du nicht sagst!... Gott, wo bin ich?
„Hilf... hilf mir...“, stotterte ich und blickte ihm schmerzverzerrt ins Gesicht.
„Hey, is nicht mein Job, Mann.“ Er breitete die Arme aus und ging einen Schritt zurück. „Hast dich selbst in die Scheiße hier gebracht. Holst dich auch selbst wieder raus.“
Die Hölle. Ich bin in der Hölle...
„SCHEISSE WARUM HILFT MIR DENN KEINER???“

Der Speichel sprühte mir nur so von den Lippen. Ich fühlte mich elend. Ich fühlte mich... tot.
„Hey“, er kam wieder her und lehnte sich gegen das Auto. Dann hatte er plötzlich eine Bierdose in der Hand und sagte: „Willste auch `nen Schluck? Schmeckt widerlich. Aber das hat dieses bescheuerte Uni-Bier ja wohl so an sich. Schmeckt alles...“
„IST MIR SCHEISSEGAL WIE DAS BIER SCHMECKT!!! HOL MICH HIER RAUS, GOTT, HOL MICH HIER ENDLICH RAUS!!!!“
„Hey Mann...“, sagte er wieder und breitete die Arme aus, „is nicht mein Problem, Mann. Bist selber Schuld. Was hast mir auch damals die Freundin ausspannen wollen. Jaja – so Gott will hat das alles ein Nachspiel, mein Lieber.“
Und mit diesen Worten ging er.
Ich schrie so lange, bis mir die Luft ausging.

Plötzlich kniff mich jemand in die blutverschmierte Wange.
Ich öffnete flatternd meine Augen.
Ich stöhnte und drehte den Kopf mühsam in Richtung Fenster...
Nur nicht mein Deutschlehrer... und auch nicht Harald Schmidt... Alles andere ist mir egal. Aber nicht...
Ich öffnete sie nur kurz, die Augen, schloß sie dann aber sofort wieder, weil ich soviel Grausamkeit nicht ertragen konnte.
Da stand meine Mutter. Mit ihren rosa-pink-leuchtenden Lockenwicklern im Haar.
GUTZI GUTZI, vor einem Jahr warst du noch ein Kind!“, schrie sie. Kniff mich wieder. Und dann war es vorbei – sie zog die Hand zurück.
Gott sei Dank.
„Berthi, komm her und schau dir unseren großen Jungen an!“
Ihre hohe, feminine Stimme überschlug sich zu einem kreischen.
Nein..., flehte ich... Alles, nur nicht das... ALLES...
„Mami... hol mich hier raus, bitte. Mami...“
Hey, das waren meine Eltern, die würden mich schon aus diesem Wrack herausholen. Die hatten mich aufgezogen. Ich hatte an Mamis Brust gesaugt. Einige Zeit lang... Und dann auf ihren Wickeltisch gekackt – ja, sie mußten mir einfach helfen. Nicht so wie dieser LKW-Fahrer, wie Eddie und wie Tom. Das waren Schweinehunde. Unberechenbar. Aber nicht so meine Eltern...
„Red‘ nicht, mein Sohn. BEEERRRTHHIIIII!!!!“
Und da kam auch schon mein Vater. Mit seiner Horrorbrille. Seiner großen, eckigen Nase...
„Ja, Rosi?“
„Da ist unser Sohn!“
Mein Vater zog sich den Hosenschlitz zu.
Ich konnte hinter ihm ein nacktes Mädchen in den Wald rennen sehen.
„O“, machte er und stemmte die Arme in die Hüften.
„Ja und er sagt, wir sollen ihm helfen!“
„Ihm helfen, sagt er?“
„Ja. Er möchte aus diesem...“, sie verzog das Gesicht, „Wrack raus...“
„Möchte er das?“, mein Vater zog die Augenbraue hoch.
„Ja, möchte er.“
Ich nickte bekräftigend und zauberte ein hoffnungsvolles Lächeln auf meine blutverkrusteten Lippen.
„Räumt er auch sein Zimmer auf, wenn wir ihm helfen? Und wird er seinen Freundeskreis wechseln? Wird er in der Uni nur noch gute Zensuren bekommen? Und wird er sich endlich mal eine andere Freundin zulegen? Wird er mit dem Hund auch mal Gassi gehen und wird er seiner Mutter beim Geschirrspülen helfen?“
Ich nickte. Und nickte. Und nickte. Aber das nahmen sie gar nicht zur Kenntnis.
„Ich weiß nicht, ob er das tun wird“, überlegte meine Mutter...
Ich hauchte ein „Nein“...
„Na siehst du, Rosi. Komm, gehen wir.“
„NEEEIIINNN!!!! IHR KÖNNT MICH DOCH NICHT EINFACH SO VERRECKEN LASSEN!!!! MAMA!!!! PAPA!!! BIIIITTTEEEE!!! ICH STERBE!!! ICH STERBE!!!!“
Ich sah, wie er einen Arm um meine Mutter legte und sich langsam in Bewegung setzte.
Ich sah das nackte Mädchen am Waldrand und ich sah, wie mein Vater ihr einen Handkuß zuwarf.
„Sterben, so so - wenigstens etwas, was du gut machst“, sagte er. „Wenigstens etwas...“
Häh? Meine Eltern? Würden die sowas sagen? Würden die so reagieren? Habe ich Wahnvorstellungen???
Und dann war mir, als würde ich mich wieder übergeben müssen.

Ich saß noch eine ganze Weile einfach so da (konnte ja sowieso nichts anderes tun); eingeklemmt und meinem Schicksal überlassen. Ich fühlte mich matt und spürte, wie das Blut aus allen meinen Wunden quoll – zum Glück wußte ich von den wenigsten. Ich wußte nur, daß ich Blut im Mund hatte und öfters mal ausspucken mußte. Dann grinste mich ein großer, roter Klumpen Blut auf dem kaputten Armaturenbrett, auf der Windschutzscheibe oder einfach auf mir selbst, an. Ich wußte auch, daß meine Füße eingeklemmt waren und ich eine Kopfverletzung hatte.
Ich dachte an gar nichts mehr. Ich war nun überzeugt davon, daß das ein Traum war. Konnte ja nicht anders sein.
Und plötzlich, da sah ich eine Gestalt vor mir... einen weißen Engel.
„Du wirst sterben...“, sagte dieser weiße Engel.
„Was du nicht sagst“, gab ich zurück.
„Sie haben sich von dir distanziert...“
„Ach nein...“
„Ändere dein Leben.“
„Was? Dazu muß ich aber erst hier rauskommen!“
Beleidigt zog der Engel die Mundwinkel herunter und entfernte sich.
„HEY KOMM ZURÜCK!!! ICH HAB DAS NICHT SO GEMEINT!!! VERDAMMT BITTE KOMM DOCH ZURÜCK!!!!“
Und plötzlich... plötzlich spürte ich... nichts mehr.
Ich hörte... wie aus weiter Ferne... hörte... ein... Klicken. Nein, ein Ticken... – direkt in meinem Kopf...
Und dann eine Stimme... --- Es war meine eigene.
Du bist selber dran schuld. Selber dran schuld. Selber dran schuld...

Als ich wieder aufwachte, mein Schädel schlimmer denn je brummte, das Blut mein Gesicht verklebte, hatte ich abgeschlossen mit meinem Leben. Ich spürte die Sonnenstrahlen, die meine Nase kitzelten – und zum ersten Mal registrierte ich auch das viele Blut um mich herum. Gott, ich blutete wie Schwein. Ich war total am Arsch...
Ich sah mich ein letztes Mal um... und dann... dann fiel mein Blick plötzlich auf meinen Notizblock, der auf dem Beifahrersitz lag. Ich dachte; schreibste halt wenigstens alles uff, bevor de abkratzt... aber ich war zu schwach. Ich war voll am Arsch. Voll hinüber – ich kann’s nicht oft genug sagen.
Und es war ja auch gar nicht wichtig.
Mein Leben ändern – soso. Und wie, wenn ich hier nicht wegkam?
Es ist eine scheiß Art, so zu sterben. Es ist die reinste Sauerei. Ich wünsche das niemandem – nicht Tom, nicht meinen Eltern und auch nicht diesem Korintenkacker von einem schlechten LKW-Fahrer.
Aber einen Trost hatte und habe ich ja noch. Und an den klammerte und klammere ich mich.
Keiner würde und wird es je erfahren, - keiner - nicht wahr?

29.09.2001

 

Hm...

Warum schreibst du "Gestern - da hatte ich ein Erlebnis"???

Ansonsten ziemlich abgefahren. Die Szene, wo die Eltern ankommen, Daddy sich den Hosenschlitz zumacht und im Hintergrund ein nacktes Mädchen in den Wald rennt... HeHe... echt krank!

Alles in allem nicht schlecht, nur zwei Sachen noch:

1)
Das mit Harald Schmidt hätte ich weggelassen. Kann ja sein, daß du den Typen nicht leiden kannst, aber der Story hat die Einbringung des Grimme-Preisträgers nur geschadet.

2)
"BIIIIIIIIITTTTTTTEEEEEEEEEE"
"HIIIIIILLLLLLLFFFFFFFEEEEEEEEEEEEE"
"MAAAAAAAMMMMMMMAAAAAAAAA"

Hm... das nervt irgendwie, und dann auch noch alles kursiv (völlig überflüssig) gesetzt...

Übrigens:

MAMA!!!!

Das hast du aus dem IKEA-Spot geklaut, haha!

Sodele!

Poncher

 

Hey, danke für die Kritik, Ponch!

Okay, dann will ich das mal mit dem ollen Harry Schmidt rausschmeißen... Weiß ja selbst nicht, wie ich druff gekommen bin... :rolleyes:

kursiv; irgendwie hab ich so ne Eigenart, das, was geschrieen wird, kursiv und groß zu schreiben... :rolleyes: Sollte ich mir vielleicht mal abgewöhnen, wa? :D

Ähm... was für ein IKEA-Spot??????????????? :confused: Du sprichst in Rätseln, Ponch!!! :rolleyes:

Nochmals; thanx!

Grizze
stephy

P.S.: Ach ja, glatt vergessen
:D ; ich hab "Gestern" geschrieben, weil sich das ganze über einen Tag hinweg zieht. Irgendwo steht, daß die Sonne aufgeht oder sowas in der Art... gloob ick zumindest... *gg*

 

Deine Haare sind so wirr...

hihi

Stephy, stephy, muß ich dich hier so antreffen? Mit so ner Geschichte? Ich schmeiß mich weg. Echt supi :D

Aber muß ich auf diese Weise davon erfahren?

:( Kory

 

:) Was soll ich sagen? Irgendwie wirklich gut, genial, geil... hmm... ich weiß nicht... Die Geschichte ist ziemlich seltsam... Hmm... abgefahren? Am Anfang dachte ich: Ach Du Scheiße! Aber je mehr ich gelesen habe... Ich fands eigentlich ziemlich witzig.... Ach scheiße, ich weiß echt nicht, wie ich schreiben soll!Die Geschichte ist einfach was besonderes. So, damit wäre so gut wie nichts gesagt, was ich sagen wollte. Kompliment, ich bin begeistert, so halb...hä!?

Cu thorny

:hmm: :thumbsup:
Frohe Weihnachten :xmas:

 

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