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Sabotage

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06.08.2005
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Sabotage

Ich sitze in einem bequemen Stuhl, mein Rücken wird gut unterstützt, meine Füße ruhen auf einem Schemel. Vor mir hockt ein Mann, ich kann ihn noch kaum erkennen. Zuerst wollte ich ihn nicht, es widerspricht meiner Haltung, dass da jemand vor mir kauert und sich um meine Füße kümmert. Aber er sieht mich freundlich an und flüstert: "Lass dich drauf ein."

Das versuche ich. Ich spüre, wie er erst einen, dann den anderen Fuß in seine kundigen Hände nimmt, und ihn langsam, sorgfältig mit dem Balsam bedeckt. Ein biblisches Wohlgefühl kommt auf. So fühlt sich Füße salben an? Immer wieder streichen seine Finger zart über meine Füße, ich spüre intensiv, wie gut es ihnen tut, wie das heilende Öl durch die Poren dringt und die Haut nährt. Selig, so fühle ich mich. Völlig entspannt. Ich will mich nur diesem Gefühl hingeben, nichts denken, nichts tun. Alles schwindet aus meiner Aufmerksamkeit, ich will jetzt nur Füße sein, nur diese Wohltat spüren. Nicht überlegen, wohin diese Füße mich morgen tragen sollen.

EIGENTLICH HÄTTEN SIE DAS GESTERN SCHON!

Ich schieße hoch aus dieser Situation, durch das dichte Gewässer der Träume, verlasse wie ein Schwertwal auf Jagd kurzzeitig das umgebende Nass und klatsche schwer zurück auf die strudelnde Oberfläche auf. Ich bin wieder wach. Ich versuche, mich zurück in den Halbtraum zu wühlen, suche die Salbe für meine Füße und den freundlichen Menschen, der für mich sorgte - alles weg. Auch ein Einkuscheln zwischen Kissen und Bettdecke bringt die Bilder nicht wieder, vorbei. Stattdessen rattern die Gedanken, der Antrag im Amt, das Schreiben, das ich dringend beantworten muss, überhaupt, wann war denn noch der Termin? Und wie lange geht die Frist? Ja, und ich habe vergessen, die Bücher in die Bücherei zu bringen, das kostet ja jetzt schon ab dem ersten Tag der Verspätung, und ein Euro fünfzig pro Buch, wie viele Bücher sind denn wohl überfällig? ... An Schlaf ist nicht zu denken.

JETZT IST DIE ZEIT ZU RUHEN, sage ich mir. Es hat keinen Zweck, dass ich jetzt Probleme wälze und morgen abgekämpft und unausgeschlafen in den Tag gehe. ZEIT ZU RUHEN. Ein Zauberwort. Meine Gedanken, diese nachtaktiven Saboteure, ebben langsam ab, werden leise, und ich suche eine neue Fantasie, um in den Schlaf zu kommen. Ich wechsele die Seite, erfühle ganz bewusst, welche Teile meines Körpers die Unterlage berühren. Meine Knie liegen im rechten Winkel zu meinem Rumpf, genauso meine Ellbogen, und ich lenke meine ganze Aufmerksamkeit auf die linke Hälfte meines Brustkastens, spüre die Rippen, die das Gewicht meines Oberkörpers ableiten in die Matratze. Ich atme ruhig, bei jedem Einatmen hebt sich mein Brustkorb gegen die Bettdecke, bei jedem Ausatmen sinke ich tiefer in den Untergrund. ICH LASSE LOS. WERDE GETRAGEN. Angenehm. Ich lasse es zu, dieses Ein und Aus, gleite dahin.

Plötzlich gleißendes Licht in meinem Schlafzimmer. Der Bewegungsmelder der Nachbarn gegenüber scheint direkt herein. Also ist jetzt Sechs Uhr Zwanzig, ich setze mich im Bett auf. Da fährt mein Nachbar vor, das Auto ist schon aus der Garage geholt, er schließt das Tor, und heute ist sogar seine Frau an der Haustür. Neid kommt auf: sie ist mit ihm aufgestanden, sie haben gemeinsam gefrühstückt, und bestimmt geben sie sich jetzt einen Kuss. Doch sie deutet nur auf etwas, er folgt ihrem Zeigefinger. Andererseits, ich muss mit niemandem aufstehen, ich darf noch gut zwei Stunden schlafen, wenn ich es denn schaffe. Ich will mich gerade wieder hinlegen, da küssen sie sich doch noch, der Mann steigt ein, fährt los, hupt. Ich frage mich, warum er jeden Morgen hupt, ob er keine Angst hat, die Nachbarn zu wecken. Allerdings bin ich noch nie davon wachgeworden, immer sind es meine Gedanken, die mich aus dem Schlaf katapultieren.

Aber ich will schlafen. Ich lausche auf die nahe Autobahn, von der sich bei feuchtem Wetter ein Rauschen ausbreitet, und ich stelle mir die Masse an Autos vor, die vorüberziehen, wie eine ganze Schafsherde. Jedes einzelne zieht vorbei, und ich folge jedem mit meinem Blick, der müder und müder wird. Es bleibt nur die Bewegung, eine Gleichmäßigkeit, selbst die Sirene in der Ferne ist ein Teil in diesem Fahrkonzert. Sirene? Krankenwagen? MIST, WANN BESUCHE ICH MEINE MUTTER IM KRANKENHAUS?

Ich zucke zusammen, meine Muskeln spannen sich, bereit zur Tat. Flucht oder Kampf. Dabei will ich jetzt doch gar nichts. Ich stehe auf, um meinen Körper zu bewegen, stolpere durch den dunklen Flur zum Klo, pinkle, kühle Hände und Stirn mit Wasser. Kurz überlege ich, ob ich den Computer anwerfe, den Tag schon jetzt beginne. Aber eigentlich bin ich müde und brauche Schlaf. Wenn nur alle meine Teile zusammenwirken, mich keiner sabotieren würde!

Die verbleibende Nacht ist begrenzt. Wenn ich jetzt nicht schlafe ... Ich versuche, nicht unter Druck zu geraten mit der Zeit. Inzwischen kenne ich mich damit aus, dass Zwang nun gar nichts bringt. Oder Hetze. Ich trinke noch zwei Schlucke Wasser aus der Flasche am Bett und lege mich wieder auf die rechte Seite. Versuche, der Flüssigkeit in mir zu folgen. Jetzt fließt sie sicher aus dem Magen, am Zwölffingerdarm vorbei, und ich stelle mir die Windungen in meinem Inneren vor und die Freude der Zellen über diese Zufuhr. Wie gut das tut.

Ein Piepen weckt mich auf. Acht Uhr Dreißig. Na also, geht doch.

 

Hallo Elisha,
schaust du auch mal wieder vorbei :)

Die Grundidee deiner Geschichte gefällt mir, diese Abwechslung von Ruhe und Stress. Aber die Umsetzung ... das finde ich noch sehr sperrig. Allein der Einstieg, das liest sich nicht. Das ist so ein Adjektiv/Adverb Overkill und ich seh da jetzt nicht die Funktion der Erläuterungen
Warum ist es wichtig, dass er welliges Haar hat? Freundlich und aufmerksam, hach, das klingt so aufdringlich. Und dass es dem Wesen des Prot eigentlich widerstrebt ... nee, das muss doch durch den Text kommen, das hat insgesamt sowas von Aufsatz.

Aber das durchzieht so für mich die ganze Geschichte

Ich spüre, wie er erst einen, dann den anderen Fuß in seine kundigen Hände nimmt, und ihn langsam, sorgfältig mit der weißen Creme bedeckt.
langsam und sorfältig, also das finde ich redundant, beide Wörter drücken übrigens nicht halb so gut aus, was du schon mit dem starken Verb kundig zum Ausdruck gebracht hast. Da würde ich noch mal suchen, nach was passendem
bedecken hingegen ist das falsche Verb, also das Bedecken, was kommt da für ein Bild auf, ich glaube, es geht doch um was anderes hier
So fühlt sich Füße salben an? Immer wieder streichen seine Finger zart über meine Füße,
Füße salben???
Immer wieder ist eine lahme Wendung, gefolgt von Wdh Füße in Verbindung mit zart ...
Weiß nicht, ob dir meine Besipiele helfen, ich finde, das klingt alles wie im Moment der Idee niedergeschrieben. Ungeschliffen.
EIGENTLICH HÄTTEN SIE DAS GESTERN SCHON!
das hier ist nicht mal ein Satz :confused:

Hm, also wie gesagt, dieses Brechen der Entspannung durch die Hektik und den Lärm des Alltags, das finde ich spannend, aber das hier liest sich alles noch sehr roh.
Ich hoffe, du kannst was mit meinen Anregungen anfangen :)

grüßlichst
weltenläufer

 

Hallo weltenläufer,

schaust du auch mal wieder vorbei
Ja, immer wieder gern ;)

Hm, also wie gesagt, dieses Brechen der Entspannung durch die Hektik und den Lärm des Alltags, das finde ich spannend, aber das hier liest sich alles noch sehr roh.
Ich freu mich ja, dass dir das gefällt; mit dem "roh" oder runtergeschrieben stimmt es nicht so. Die Geschichte hat schon ein paar Korrektur-Durchgänge hinter sich.

Ich habe auch erst gezögert, sie hier einzustellen, weil ja die meisten Fantasien intensive Körpergefühle sind und ich dazu bewusst die Sprache von Körperarbeit und -erfahrung nutze. Und ich war gespannt, ob sie per se als "schmalzig" oder so empfunden wird. Dein Feedback war ja "aufdringlich" und "redundant". Da ist mir nicht klar, ob das Geschmackssache ist oder wirklich ein Formfehler.

Warum ist es wichtig, dass er welliges Haar hat?
Gar nicht wichtig. Ich wollte aber etwas zu ihm schreiben, ihn aber nicht zu persönlich werden lassen ; schließlich ist das ja nur eine Gestalt aus einer Fantasie.
Und dass es dem Wesen des Prot eigentlich widerstrebt ... nee, das muss doch durch den Text kommen
Auch das ist nicht wirklich wichtig, aber ich fand es schon witzig zu erwähnen, dass d. Prot im eigenen Traum politisch korrekt sein will.
was du schon mit dem starken Verb kundig zum Ausdruck gebracht hast
ich würde es mal Adjektiv nennen :p , aber DANKE
Füße salben???
Ich bin bibelfest aufgewachsen, und als Kind fand ich die Waschung und Salbung von Jesu Füßen schon eindrucksvoll. Dir sagt das anscheinend nichts.
EIGENTLICH HÄTTEN SIE DAS GESTERN SCHON!
das hier ist nicht mal ein Satz
Ist doch nur ein Gedanke!
Ich hoffe, du kannst was mit meinen Anregungen anfangen
Natürlich. Seitdem liege ich nachts wach und denke über sie nach. ;)

Also, vielen Dank fürs Feedback.
Gruß, Elisha

P.S.Gerade habe ich übrigens Jack Torrance in der "Unterhaltung am Wochenende" (WDR5-Comedy-Sendung) gehört ...

 

Hallo Elisha,

irgendwie mochte ich die Geschichte, auf der anderen Seite ist sie mir zu - fällt jetzt schwer, das richtige Wort zu finden - eindimensional?

Dieses sich zur Ruhe zwingen müssen, das ist ja ein Gefühl, was wohl viele kennen. Das einem der Alltag ständig im Weg rumsteht und dazwischenfunkt. Das gefällt mir gut. Nur sind eben Ruhe und "normaler" Alltag nicht gerade das, wofür Leser von Haus aus großes Interesse aufbringen. Und eine weitere Ebene hat der Text ja nicht.

Ich sitze in einem bequemen Stuhl, mein Rücken wird gut unterstützt, meine Füße ruhen auf einem Schemel. Vor mir hockt ein Mann, mit welligen Haaren und klaren Augen.
Zuerst wollte ich ihn nicht, es widerspricht meiner Haltung, dass da jemand vor mir kauert und sich um meine Füße kümmert. Aber er sieht mich einfach freundlich an, aufmerksam, und flüstert: "Lass dich drauf ein."

Den Bruch in ihren Gedanken empfand ich als befremdlich. Wenn ich mir was schönes zusammenfantasiere, dann achte ich dabei sicher nicht darauf, politisch korrekt zu sein. Und eine Dienstleistung (und als solche empfinde ich sie), ist ein Dienstleistung. Ich hab ja auch kein schlechtes Gewissen, wenn ein Kellner für mich läuft, ein Koch für mich schwitzt, oder die Reinigung meine schmutzige Wäsche wäscht. Also, da passt für ich weder der Aspekt als solcher hinein, noch ist die Tatsache an sich für mich ein no go.
Als Einstieg würde ich es für angenehmer empfinden, wenn ich weiß, hier handelt es sich um eine Situation, in der es ausschließlich um Entspannung geht. Das ist dein Thema und da schon gleich am Anfang ein Kuddelmuddel reinzubringen, erachte ich für ungünstig.
Und wenn der Mann unwichtig für die Geschichte ist, dann ist sein Aussehen erst recht ohne Bedeutung. Dann sollte er auch nicht mehr Aufmerksamkeit bekommen, als er braucht.

Völlig entspannt. Ich will mich nur dem Gefühl hingeben, nichts denken, nichts tun. Alles schwindet aus meiner Aufmerksamkeit, ...

Die Sätze klingen, wie aus einem Entspannungslehrbuch :). Die klingen nicht nach - es fühlt sich gut an, sondern wie eine Liste, die man abarbeiten muss.

Ich schieße wie in eine Rakete geklemmt aus dieser Situation,

Eine eingeklemmte Rakete? Ich hab dazu kein Bild im Kopf und ich bekomme auch keines rein.

das Gewässer der Träume spritzt auf, und ich, wie ein Schwertwal auf Jagd verlasse kurzzeitig das umgebende Nass und klatsche auf die Oberfläche auf.

Sie taucht auf. Also, die Bewegung kommt von unten nach oben. Auf eine Oberfläche aufklatschen suggeriert aber eine Bewegung von oben nach unten. Ein Sprung etwa. Das hat mich sehr irritiert, das aufklatschen.

... spüre die Rippen, die das Gewicht meines Oberkörpers ableiten in die Matratze. Ich atme ruhig, bei jedem Einatmen hebt sich mein Brustkorb gegen die Bettdecke, bei jedem Ausatmen sinke ich tiefer in den Untergrund. ICH LASSE LOS. WERDE GETRAGEN. Angenehm. Ich lasse es zu, dieses Ein und Aus, gleite dahin.

Das sind auch so Entspannungstechniken aus dem Lehrbuch. Aber okay, es funktioniert ja auch :). Nur so klingen muss es ja nicht.

Neid kommt auf: sie ist mit ihm aufgestanden, sie haben gemeinsam gefrühstückt, und bestimmt geben sie sich jetzt einen Kuss.

Das ist die einzige Stelle, wo ich wirklich das Gefühl hab, der Prot. näher zu kommen, wo sie mich in ihre Welt lässt, weil ich hier etwas über sie erfahre. Etwas, was ihr Inneres ausmacht und nicht, dass sie noch zum Amt oder zur Bibliothek muss.
Alles vorher und nachher trägt universellen Charakter.

Ich will mich gerade wieder hinlegen, da küssen sie sich doch noch, der Mann steigt ein, fährt los,

Und ich frag mich, wie sie das alles sieht, so von ihrem Bett aus. Fenster bis zum Boden und keine Vorhänge, aber wenn mein Schlafzimmer direkt vor der Haustür der Nachbarn ist, dann ... ich habe Zeit mir während des Lesens solche Gedanken zu machen, das ist glaub ich der Punkt, der wichtiger ist ;).

Also, das Thema finde ich schon gut. Alle hetzen von a nach b, Kaffee wird im Gehen getrunken und Zeit ist immer viel zu knapp - also, sich da selbst mal wichtig und raus nehmen, sich bewusst dazu zwingen, mal abzuschalten, dass ist schon sehr relevant und aktuell. Nur die Bearbeitung, die ist mir eben zu geradlinig. Es wiederholt sich ja auch alles irgendwie. Fantasie - Alltag - andere Fantasie - Alltag. Gleiches Strickmuster, keine Steigerung, keine Wendung. Aber ich hab das jetzt deshalb nicht ungern gelesen. Irgendwie lullt der Text einen auch ein und das ist schön :).

Beste Grüße Fliege

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Fliege,

wow, du bist schon Senior-Mitglied, und wir hatten noch gar nicht das Vergnügen. Ich war wirklich lange nicht mehr da. Vielen Dank für deine Mühe.

so, ich habe jetzt mal die Geschichte überarbeitet, nachdem ich nachts nun mit euren Kritiken beschäftigt war. ;) Wobei vllt nicht alles so geändert wurde, wie ihr gedacht habt.

Wenn ich mir was schönes zusammenfantasiere, dann achte ich dabei sicher nicht darauf, politisch korrekt zu sein.
Ja du. ;) Das ist eben ein Wesensanteil d. Prot, den ich erzählen wollte. PC in Fantasien.
Als Einstieg würde ich es für angenehmer empfinden, wenn ich weiß, hier handelt es sich um eine Situation, in der es ausschließlich um Entspannung geht.
Nee, das wollte ich gerade nicht. Ich schreibe sonst gern Pointen-Geschichten (bei denen Wirklichkeitsebenen kippen oder Bedeutungszusammenhänge wechseln) und lese selbst gern Stories, bei denen man sich erst mal reinfinden muss in die Situation.
Aber: Aussehen des Mannes ist jetzt weg.

Die Sätze klingen, wie aus einem Entspannungslehrbuch . Die klingen nicht nach - es fühlt sich gut an, sondern wie eine Liste, die man abarbeiten muss.
Daran knabbere ich immer noch. Dass es so klingt, ist vermutlich schlecht vermeidbar, aber es sollte sich angenehm lesen lassen.
Ich schieße wie in eine Rakete geklemmt aus dieser Situation,
War natürlich "in" eine Rakete geklemmt, nicht eingeklemmte Rakete. Hab ich trotzdem gestrichen, weil ich zwei unterschiedliche Bilder aneinandergereiht hatte. Ich dachte, dieses Gefühl sei universell: wenn man aus dem Traum oder Halbschlaf gerissen wird, erlebt man das als ein rasendes Aufsteigen. Dazu passt für mich dieses Bild der Schwertwale, die der Beute hinterher aus dem Wasser schießen und durch die Schwerkraft wieder aufs Wasser klatschen.
Das ist die einzige Stelle, wo ich wirklich das Gefühl hab, der Prot. näher zu kommen ... Alles vorher und nachher trägt universellen Charakter.
Merkwürdig! Ich dachte, das Eigentümliche an d. Prot sei: ein Katalog von Einschlaf-Fantasien, die z.T. auch noch zensiert werden und die Idee, von eigenen Teilen sabotiert zu werden.
Und ich frag mich, wie sie das alles sieht ... ich habe Zeit mir während des Lesens solche Gedanken zu machen, das ist glaub ich der Punkt, der wichtiger ist
Zum einen: Parterre, das klappt. Zum anderen: stimmt, deshalb gekürzt. ;)
Zum Thema bin ich durch Gespräche mit Freundinnen gekommen, die durch Gedanken aus dem Schlaf gerissen werden. Scheint in einem gewissen Alter oder einer Lebensphase verbreitet zu sein.

Zur Form: Fantasie Körpererfahrung - innere Störung - andere Fantasie Körpererfahrung- äußere Störung - Fantasie "alternatives Schäfchenzählen" - innere Störung - unter Druck Fantasie - Lösung.
Dazu eingestreute Gedanken. Das finde ich in Ordnung. ;) Mehr dürfte es für diese kleine Geschichte nicht sein, finde ich.

Also, nochmals danke für deine Aufmerksamkeit.

Gruß, Elisha

 

Hallo Elisha,

Schön, dass du die Seite wieder besuchst. Dazu mit einer Geschichte. Ich habe sie gleich angeklickt und dachte zunächst, wieso Alltag? Erotik! das Lass dich darauf ein, war jedoch eine falsche Spur, meine Liebe ;)

Dann taucht die Erzählerin aus ihren Traum auf. Dieses Übergang finde ich zu sperrig. Aus einem Traum zu erwachen kann abrupt geschehen oder fließend.
Wie meinst du diese Szene?

Ich schieße hoch aus dieser Situation, das Gewässer der Träume spritzt auf, und ich, wie ein Schwertwal auf Jagd verlasse kurzzeitig das umgebende Nass und klatsche auf die Oberfläche auf. Ich bin wieder wach. Ich versuche, mich zurück in den Halbtraum zu wühlen, suche die Salbe für meine Füße und den freundlichen Menschen, der für mich sorgte - alles weg.

Vor meinen Augen teilt ein Schwertwal das Wasser als er auftaucht. Dieses Bild habe ich in Natur schon gesehen. Gespritzt hat es aber erst , als er wieder eintauchte. Dies nennt man auch Splash. Deswegen empfinde ich das Aufspritzen des Gewässers der Träume beim Hochschießen aus dem Traum als ein weniger gut gelungenes Bild. Was ich auch noch anmerken möchte, dass hier eine Metapher von Wasser für den Traum benutzt wird, ohne dass dabei eine Verknüpfung stattgefunden hat. Die benützte Metapher ist nur eine Abwandlung einer gängigen Bedeutungsübertragung für Träume und verliert an Wirkung, weil die Verknüpfung zwischen Traum und Erwachen fehlt. Die Verknüpfung würde ich aus den Inhalten des Traumes und den Inhalten des Wachseins bilden, denn meistens hat das Erwachen einen realistischen Bezug zum Traum.
Bei dem Traum ging es doch um einen Stuhl und Fußmassage! Ein metaphorischer Übergang sollte diese Traumaspekte hin zum Erwachen begleiten oder andersrum von außen in den Traum hinein spielen.

Obschon ich diese metaphorische Beschreibung des Traumes nicht gelungen finde, habe ich verstehen können, dass die Protagonistin bemüht ist, das Gefühl des Erwachens zu beschreiben. Bei mir kommt an: unsanft, aus dem Nichts heraus und verstörend.

Ich mag deine Geschichte. Finde aber, dass sie sprachlich nicht glänzt. Das Thema spricht mich an, was passiert eigentlich, wenn der Zyklus von Stress und Entspannung aus dem Ruder läuft.

Die Geschichte spricht von Sabotage. Soll das eine Metapher für Schlafstörungen sein? Sabotage ist eine absichtliche Störung um Einfluss auf den Ablauf zu einem gewollten Ziel zu nehmen.

So wären in meinen Augen zunächst die Nachbarn die Saboteure, (echt morgens mit Hupkonzert!) Oder die kranke Mutter, die geliehenen Bücher wären als Saboteure zu verstehen. Die Protagonistin ist bemüht dem entgegen zu steuern, trinkt Wasser, zählt Autos, scannt den Körper, um doch irgendwie in den Schlaf zurück zu finden.
Dann kommt folgendes:

Wenn nur alle meine Teile zusammenwirken, mich keiner sabotieren würde!
Die Protagonistin denkt, von sich, kurioserweise aufgesplittet in Teilen, der Saboteur zu sein. Irgendwie verdreht. Wie kommt sie darauf? Darüber könnte man noch viel mehr schreiben ;)
Der Schluss wirkt auf mich dann ungewollt komisch, als der Wecker piept und nur noch der Grund des Erwachens ist. Der Wecker ist kein Saboteur?
Mein Fazit:
Ein Sieg wurde errungen. Ein mühsamer Sieg mit dem Beigeschmack einer Niederlage.

Gerne hätte ich mehr erfahren, aber die Geschichte endet hier. Fliege schreibt, die Geschichte wäre eindimensional, ich glaube, dass die Geschichte zu vorsichtig geschrieben ist. Eigentlich ist da noch mehr drin, dass erzählt werden und durch die Geschichte getragen werden möchte.

Neid kommt auf: sie ist mit ihm aufgestanden, sie haben gemeinsam gefrühstückt, und bestimmt geben sie sich jetzt einen Kuss. Doch sie deutet nur auf etwas, er folgt ihrem Zeigefinger. Andererseits, ich muss mit niemandem aufstehen, ich darf noch gut zwei Stunden schlafen, wenn ich es denn schaffe. Ich will mich gerade wieder hinlegen, da küssen sie sich doch noch,

Trauer und Schmerz.

Lieben Gruß und toll, dass du wieder hier postest.

Goldene Dame

 

Liebe Goldene Dame,

jetzt ist es schon so lange her, dass du geschrieben hast. Ich habe meine Geschichte längst in einigem angepasst, z.B. das Auftauchen aus dem Halbschlaf etwas umgeschrieben. Aber ich finde das Bild immer noch am passendsten: diese Aufwärtsbewegung und dann das Zurückfallen finde ich typisch dafür, so erlebe ich das immer und verknüpfe das mit dem Wal.

Und wie der Wechsel zwischen den Bildern abrupt ist (Fußmassage - Schwertwal), so ist ja auch dieser plötzliche Abbruch des Halbschlafes krass.

Und zu den Teilen:

Die Protagonistin denkt, von sich, kurioserweise aufgesplittet in Teilen, der Saboteur zu sein. Irgendwie verdreht. Wie kommt sie darauf? Darüber könnte man noch viel mehr schreiben
Als systemische Therapeutin habe ich vermutlich ein anderes Bild vom Menschen als du. Ich habe deine Bemerkung (u.a.) mal als Anlass genommen, dazu mehr zu schreiben, also eine Geschichte genau dazu. ;)

Gruß, Elisha

 

Hallo Elisha,

unaufgeregt, mit schönen Formulierungen ein wenig dahin plätschernd: Dein Text hat mir gefallen. Wenn er auch mehr ein Innensicht als eine Geschichte ist, durch die Kürze passt das.
Kleine Sachen:

Termin?, und wie lange geht die Frist?
"... Termin? Und wie lange geht die Frist?"
Ich schieße hoch aus dieser Situation, durch das dichte Gewässer der Träume, verlasse wie ein Schwertwal auf Jagd kurzzeitig das umgebende Nass und klatsche schwer zurück auf die strudelnde Oberfläche auf.
Das Bild gefällt mir gut, ich klatsche regelrecht mit ... Nur das Wort 'Situation' finde ich nicht so passend, vielleicht einfach weglassen? Der Sinn bliebe ja trotzdem klar.
Gern gelesen,
Grüße,

Eva

 

Hallo Eva,

danke wieder für den Kommentar!

Den ersten Vorschlag habe ich gleich übernommen, bei der "Situation" überlege ich noch. Wenn ich sie streiche, klingt das wie ein körperliches Hochschießen, nicht wie ein innerliches.

Gruß, Elisha

 

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