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S11-Altona

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11.02.2017
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S11-Altona

Hamburg Altona, dort, wo die großen Züge eintreffen.
Es ist ein kalter Herbstmorgen an einem kalten und hektischen Bahnhof.
Leute irren umher. Migranten sprechen Wildfremde an und suchen verzweifelt nach Arbeit, Obdachlose essen die kalten Fritten vom Vortag, die andere Leute weggeschmissen haben.
Inmitten dieses Gewusels sitzt der kleine James mit seinem Vater auf einer Parkbank und füttert Tauben mit jenen Brotkrümmeln, die in seiner Butterbrotsdose übriggeblieben sind. Er beobachtet das Geschehen.
In die eine Richtung gehen Leute mit schicken Anzügen und Aktentaschen, in die andere gehen Leute mit zerrissenen Kleidern und Bierflaschen. Er fragt sich wohin all diese Leute gehen.
Auf einmal ertönt ein lautes Signal und eine schrille Stimme ruft durch einen der zahlreichen Lautsprecher, dass die S11 bald eintreffe.
„Steh auf!“, sagt James Vater und reißt ihn aus seinem Gedankengang. „Unser Zug kommt, wir müssen los“, brummt er. Sie eilen zur Straßenbahn und bahnen sich ihren Weg zu den Eingangstüren der S11. Diese öffnen sich, Menschen strömen hinaus. Hektik- sie wurschteln sich ihren Weg in die Straßenbahn mitten ins Getöse, vorbei an Kopfhörer- und Smartphonejunkies, die lieber in ihrer eigenen kleinen, perversen Welt der Sicherheit und Anonymität gefangen bleiben, als sich ihren Mitmenschen mitzuteilen. James nimmt das donnernde Getöse und Rauschen immer intensiver wahr, das sich durch die Mischung der verschiedenen Musikrichtungen aus aller Welt und das Tippen der Finger auf diversen elektronischen Geräten ergibt. Ein furchtbarer Lärm- der Klang der Verzweiflung aufgrund von gescheiterter Kommunikation, hervorgerufen durch den technischen Fortschritt, ein Schrei nach Hilfe, den niemand realisiert vor lauter Informationsfluss und Bling-Bling der leuchtenden Apfeltelefone. James fragt sich wo all diese Menschen hinwollen, welchen Weg sie gehen.

Und so rangeln sie sich durch das Abteil bis hin zu zwei aneinander liegenden freien Plätzen. Sie nehmen Platz. Gegenüber von ihnen sitzen ein alter Mann, der ebenfalls das Schauspiel innerhalb des Waggons betrachtet und eine junge blonde Dame, die ebenfalls der Sucht der Smartphones und Kopfhörer verfallen ist. Der alte Mann wundert sich, wie so viele Menschen nebeneinander sitzen können ohne miteinander zu sein.
„Papa?“ fragt James. „Wohin gehen eigentlich all diese Leute?“
„Die meisten Leute gehen zur Arbeit, James“, antwortet der Vater.
„Und warum gehen all diese Leute so früh zur Arbeit?“, hinterfragt James weiter.
„Nun…also das machen Menschen eben. Sie machen das, um glücklich zu werden…also, um sich ihre Träume erfüllen zu können“, behauptet der Vater entschlossen das Richtige gesagt zu haben.
„Aber diese Leute hier sehen alle nicht glücklich aus“, stellt James fordernd fest.
Erstaunt blickt der Vater sich um und starrt in lauter leere und geistlose Fratzen, die noch müder aussehen als ein dutzend bekiffter Koalabären. Er war sprachlos. Plötzlich lacht der alte Mann, der ihnen gegenüber sitzt aus vollem Hals:
„Entschuldigen Sie, dass ich mich einmische, aber der Junge hat Recht! Niemand hier sieht wirklich glücklich aus! Niemand hier weiß wirklich wohin er geht, weil die Meisten diese Frage aus den Augen verloren haben!“
Der Vater schweigt.
„Wieso haben die meisten Leute diese Frage aus den Augen verloren?“ entgegnet James dem alten Mann.
„Nun ja…das ist einfacher als es zu sein scheint…aber die Antwort lautet- der Geist der Zeit. Es ist die Familie und es ist die Gesellschaft, die die Leute vergessen lassen, wohin sie wirklich gehen wollten und stattdessen fragen sich viele Leute ihr Leben lang die schlimmste aller Fragen: Was wäre gewesen, wenn...?- Der Geist der Zeit…“, philosophiert der alte Mann.
Ein lautes Signal ertönt- Haltestelle. Der alte Mann erhebt sich und verschwindet mit einem Lächeln in seinem faltigen Gesicht, bevor das Gewusel der Smartphonezombies und Schlipsträger ihn verschlingt.
Der Vater murmelt entgeistert die letzten Worte des alten Mannes vor sich hin.
Der Geist der Zeit…was wäre gewesen, wenn…?
Hamburg Altona, dort, wo die großen Züge eintreffen.

Nichiavelli

 

Hallo, Nichiavelli,

Vielen Dank für deine Story und herzlich willkommen bei den wortkriegern! Ich hoffe, Du wirst dich hier wohl fühlen mit deinen weiteren Geschichten.

Jetzt zu deiner KG. Sie ist wirklich kurz und "irgendwie" interessant. Vielleicht für manche Hanseaten, die fern der alten Heimat ihre Wurzeln geschlagen haben.

Ich sehe mich aber trotzdem in der Pflicht, die alte gute S11 verteidigen zu müssen. S11, das ist eine der längsten Strecke der HVV: zwischen der Blanken Nase und Poppenbüttel. Ich glaube, nur S3 ist länger.

Also, das ist nicht nur der Altonaer Bahnhof. Also, der Titel ist irreführend! Außerdem würde ich nicht unbedingt, diese Strecke nehmen, um die o.b. Zustande ansprechen zu wollen. Es gibt auch die Strecke nach Wilhelmsburg. Mümmelmannsberg - wunderherrlich! Vom Hauptbahn vergessen? Dammtor mit den "glücklichsten" Menschen auf der ganzen Welt, den Studenten, ganz zu schweigen!

Du versucht die Geschichte fast nur "aus" der Perspektive eines kleinen Jungen James (ein komischer Name für einen Jungen aus Hamburg) zu schreiben. Das ist gut. Die schönsten Geschichten, die besten Gedanken verkauft man am besten durch kleine nichtige naive unerfahrene Menschen (siehe Skaz als Richtung). So kommst Du als Autor unversehrt von jeder erdenklichen Kritik. Da habe ich als Leser nichts gegen Dich als Autor! Ich kann Dich nicht eines schlechten Geschmacks, einer unausgereiften Idee/Gedanken beschuldigen. Das Kind bleibt halt immer ein Kind, dem man alles erlaubt, selbst einem König vor die Nase zu schieben, dass er nackt ist.

Dennoch möchte ich Dich darauf hinweisen, dass dein kleiner Held LEIDER mit der Perspektive eines erwachsenen Autors angesteckt ist. Zum Beispiel, schon allein im Titel sieht man das! Kein Kind wird sich dafür interessieren, ob es um eine S11 oder F102934, Monaco oder Altona geht. Hier und da, überall - kaum zu übersehen sind die Wörtchen, die Redewendungen, die Erkenntnisse über die sozialen Zustände, was richtig und falsch, gut und böse ist, modern und veraltet, zu entdecken. So was trägt kein Kind in der Welt im Kopf. Dein Autor verrät sich! Aus welchem Grund auch immer!

Du schaffst es leider nicht, als Autor, hinter einem kleinen Kind zu verstecken und diese soziale Zustände, die Du anprangern willst, "effektvoll" aufzudecken. Deswegen machst Du dich als Autor für jede erdenkliche Kritik seitens der Leser angreifbar: deine Ideen, deine Sichtweise auf die sozialen Zuständen etc. sind nichts Neues und eigentlich ziemlich tendenziös. Man kann lange darüber streiten...

Ich weiss, ungebetene Tipps sind schlimmer als einer Beleidigung. Nimm es trotzdem gelassen: Arbeite mehr an den Perspektiven und Perspektivenwechseln in deiner Story. Deine im Text versteckten Ideen werden davon nur profitieren.

Viele Grüße,
Herr Schuster.

 

Hallo Nichiavelli,

herzlich willkommen bei den Wortkriegern. Ich hoffe, du hast dich warm angezogen, denn das Nachfolgende, das ich dir zu sagen habe, wird dir nicht gefallen.

Ich habe deine Geschichte allein deswegen angeklickt, weil der Titel mich anzog. Meine alte Heimat, Altona. Klar, darüber muss ich alles lesen. :)

Aber, was muss ich lesen? Du behauptest innerhalb der Geschichte, die ja in der heutigen Zeit spielt, dass es sich bei der Bezeichnung S-Bahn um eine Straßenbahn handelt.
NEIN! Eine Straßenbahn haben wir in Hamburg doch schon lange nirgendwo mehr fahren, was übrigens in der Nachschau betrachtet, ein Fehler war, sie abzuschaffen. Aber das ist eine andere Baustelle. Der Begriff Straßenbahn ist leider schon vergeben für all die Bahnen, die quasi innerhalb der Straßen fahren. Die S-Bahn hat aber nicht nur ein eigenes Gleisbett (nungut, das haben auch manche Strecken in anderen Städten auch), sondern teilt sich garantiert nicht zusammen mit den PKWs den Bereich.

Ich habe dir mal schnell dasjenige via Wikipedia rauskopiert, das dir den Begriff S-Bahn ein wenig erhellen soll:

In Berlin, wo ab 1924 ein ähnliches System elektrischer Stadtschnellbahnen auf den dortigen Stadt-, Ring- und Vorortbahnen entstand, wurde für dieses 1930 die prägnante Kurzform S-Bahn eingeführt. Mit diesem Begriff bezeichnete die Reichsbahn ab 1934 auch ihre Hamburg-Altonaer Stadt- und Vorortbahn. Darüber hinaus wurde er auf die nicht elektrisch betriebenen Strecken innerhalb des örtlichen Vororttarifs angewandt; dieser galt auch auf den dampfbetriebenen Strecken von Blankenese nach Wedel, von Altona nach Elmshorn und von Hamburg nach Friedrichsruh und nach Harburg. Quelle Wikipedia

Und dann hat mich noch gestört:

In die eine Richtung gehen Leute mit schicken Anzügen und Aktentaschen, in die andere gehen Leute mit zerrissenen Kleidern und Bierflaschen.

Also das ist mir dort noch nie aufgefallen und das wage ich auch zu bezweifeln. Im Bahnhofsgebiet laufen alle möglichen Leute in alle möglichen Richtungen in allen möglichen Kleidungen. Das wäre sicherlich etwas anderes, wenn es eine bestimmte Anlaufstelle für Obdachlose in der Nähe des Bahnhof Altona gäbe. Aber dem ist nicht so.

Nun, was hängt sich diese lakita so sehr an diesem nebensächlichen Themen auf? Das wirst du dich sicherlich fragen. Ich tue es, weil auch bei Nebensächlichkeiten es vermutlich immer irgendwo einen Leser geben wird, der es exakt anders weiß und der sich dann über Ungenauigkeiten dieser Art sehr ärgert. Und verärgern willst du den Leser doch nicht, nicht wahr?

Ich denke, es macht immer Sinn, dort wo man reale Gegenden darstellt oder Dinge schildert, die wirklich passieren, so genau wie möglich und damit authentisch zu sein.

So und nun zum Inhalt der Geschichte.
Der Titel selbst hat, auch wenn er es war, der mich gerade anzog, leider mit der Geschichte in ihrem Innern nichts zu tun. Es geht um die gesellschaftlichen Probleme des Einzelnen, der sich in einer anonymen Menge unwohl fühlt und sich fragt, warum das so ist. Es geht um den Verlust des Glücks in seinem weitesten Sinne, nicht wahr?

Ich fürchte, die Menschen in den 30er Jahren hätten eine ähnliche Geschichte wie diese geschrieben, natürlich nicht mit den Handys und so, und diejenigen der 50er hätten sowas erlebt und der 60er und so weiter. Das von dir gewählte Thema ist folglich leider kein Neues.

Natürlich verlangt niemand von dir, dass du das Rad neu erfindest, somit ist es auch völlig legitim, sich Themen anzunehmen, die es schon häufig gegeben hat. Aber wenn man so etwas tut, dann ist es um so wichtiger, dafür eine neue innovative Verpackung zu wählen.
Und genau daran hapert es in deiner Geschichte. Das Ganze kommt derartig bieder und schlicht daher, als Thementransporteur nimmst du den Lütten und als die Weisen, den Vater und den Greis. Da fehlt jegliche Form der überraschenden Unterbringung des Themas, das ist einfach nur sehr schlicht gehalten.
Ich will gar nicht mal sagen, dass es langweilig ist, aber eben auch nicht packend.


Ich möchte, so wie ich es heute ebenfalls einem Neuling gegenüber getan habe, dich fragen, ob du ein Konzept hast und genau weißt, für welchen Leser du schreibst. Wen willst du mit diesem Thema und dieser Umsetzung oder nennen wir es auch gern Verpackung des Themas erreichen?
Würdest du als dein eigener Leser am Ende der Geschichte zufrieden sein mit ihr?

Dann befinden sich in der Geschichte jede Menge Rechtsschreib- und Interpunktions- und sogar Zeitfehler. Bitte schicke das Ding doch noch mal durch ein Rechtschreibprogramm und verbessere das alles. Es sind oftmals Fehler, die einfach nur darauf hinweisen, dass du vermutlich unaufmerksam warst.
Das Problem kennt ihr fast jeder. Man liest seinen eigenen Text Korrektur und findet kaum einen Fehler, tatsächlich hat man aber jede Menge einfach übersehen, weil man nicht wie ein Fremder den Text durchstöbert hat, sondern wie ein guter Freund, der ja mit dem Inhalt gut vertraut ist. Dafür sind dann aber die Rechtschreibprogramme gut, die sich tatsächlich höchst unfreundlich zu benehmen wissen. :D

Tut mir leid, dass ich so viel zu kritisieren haben. Aber bitte glaube mir, ich hätte jetzt auch lieber eine richtig dolle Geschichte aus meiner sozusagen alten Heimat gelesen.

Lieben Gruß

lakita

 
Zuletzt bearbeitet:

Heisånn,

Ich kann was Hamburg an begeht nicht mitreden, da ich Berliner und jetzt Bergianer in Norwegen bin. Trotzdem will mich mal ein wenig üben im Kritik geben. Hier meine Gedanken:

Hamburg Altona, dort, wo die großen Züge eintreffen.
Es ist ein kalter Herbstmorgen an einem kalten und hektischen Bahnhof.
Leute irren umher. Migranten sprechen Wildfremde an und suchen verzweifelt nach Arbeit, Obdachlose essen die kalten Fritten vom Vortag, die andere Leute weggeschmissen haben.

Wir befinden uns auf einem Bahnhof in Hamburg. Da dort grosse Züge eintreffen, vermute ich einen grossen Bahnhof mit mehr als nur zwei Gleisen.

Dass es auf dem Bahnhof hektisch ist. würde ich weglassen, weil du das hinterher beschreibst. Mache daraus zum Beispiel: Es ist ein kalter Herbstmorgen und Leute irren umher. Migranten sprechen ...

Inmitten dieses Gewusels sitzt der kleine James mit seinem Vater auf einer Parkbank und füttert Tauben mit jenen Brotkrümmeln, die in seiner Butterbrotsdose übriggeblieben sind. Er beobachtet das Geschehen.

Jetzt wird es schon merkwürdig, weil ich eine Parkbank grundsätzlich in den Park stelle, wo ich die Wiese mit dem Betreten verboten Schild vor mir habe. Kann der Junge also vom Park den Bahnhof bzw Bahnsteig sehen? Ist der Park der Bahnhof? Wenn es um eine Bank auf dem Bahnsteig geht, solltest du den Abschnitt nochmal umformulieren.

- Brotkrümel, nicht "Brotkrümmel" ?
- Brotdose, oder sagt man auch Butterbrotsdose (mit "s" ??) in Hamburg?

Auf einmal ertönt ein lautes Signal und eine schrille Stimme ruft durch einen der zahlreichen Lautsprecher, dass die S11 bald eintreffe.

Grosser Bahnhof, viele Menschen. Ich vermutete einen grossen langen Zug, der sogar mit Ansage langsam in den Bahnhof rollt. Ein Regionalzug, ein Schnellzug vielleicht, weil du ja so etwas bereits geschrieben hattest. Aber dann ...

„Steh auf!“, sagt James Vater und reißt ihn aus seinem Gedankengang. „Unser Zug kommt, wir müssen los“, brummt er. Sie eilen zur Straßenbahn und bahnen sich ihren Weg zu den Eingangstüren der S11.

Eine Strassenbahn. Eine kleine, süsse Strassenbahn. Natürlich kann an einem grossen Hauptbahnhof auch die Strassenbahn vorbei fahren, aber da hättest du anders auf die Szene hin arbeiten müssen.

Diese öffnen sich, Menschen strömen hinaus. Hektik- sie wurschteln sich ihren Weg in die Straßenbahn mitten ins Getöse, vorbei an Kopfhörer- und Smartphonejunkies, die lieber in ihrer eigenen kleinen, perversen Welt der Sicherheit und Anonymität gefangen bleiben, als sich ihren Mitmenschen mitzuteilen.

Die digitale Welt als "klein" und "pervers" zu bezeichnen finde ich falsch. Der Erzähler sollte vorerst neutral und seriös auftreten. Wenn eine Hauptfigur das so denkt, ist das wieder ein anderer Schuh. Davon abgesehen sind die sozialen Netzwerke, E-Mail usw. weder "sicher" noch "anonym". Der Erzähler wirft mich hier zum dritten Mal so richtig hart ins flüssige Stickstoff.

(...) und Bling-Bling der leuchtenden Apfeltelefone.

Mag ich nicht! Nenne die Dinger doch einfach Telefone.

„Nun ja…das ist einfacher als es zu sein scheint…aber die Antwort lautet- der Geist der Zeit. Es ist die Familie und es ist die Gesellschaft, die die Leute vergessen lassen, wohin sie wirklich gehen wollten und stattdessen fragen sich viele Leute ihr Leben lang die schlimmste aller Fragen: Was wäre gewesen, wenn...?- Der Geist der Zeit…“, philosophiert der alte Mann.
Ein lautes Signal ertönt- Haltestelle. Der alte Mann erhebt sich und verschwindet mit einem Lächeln in seinem faltigen Gesicht, bevor das Gewusel der Smartphonezombies und Schlipsträger ihn verschlingt.

Ich bin mir unsicher ob die "was wäre wenn .. " Frage hier ausreicht. Der alte Mann sollte weise und lebenserfahren auftreten, demnach hätte er durchaus bessere ethische Fragen aufwerfen können.

Hamburg Altona, dort, wo die großen Züge eintreffen.

Und dann dieser Abschluss, ich finde da hättest du mehr bringen sollen.


// -- //

Ich muss sagen, dass ich mich am Anfang verwirrt gefühlt habe, was den Ort, bzw. die Position der Hauptfiguren betrifft. Ich hätte mir mehr Beschreibung von dem Bahnhof gewünscht. Es ist nicht genug zu sagen, dass dort grosse Züge fahren usw. denn für jemanden der nicht aus Hamburg ist und sich da nicht auskennt, ist es doch recht schwierig sich den Bahnhof vorzustellen.

Dann waren da diese eigenartigen und voreingenommenen Beschreibungen vom Erzähler, die ich überhaupt nicht mochte. Hier solltest du den Leser mehr detailliert und seriös in die Materie einführen, indem du mir mehr zeigst. Wähle hier das "show".

Und zum Schluss kamen wir dann endlich zum Kern, der viel zu kurz gehalten ist. Wie oben schon beschrieben, hätte man die Situation umfangreicher einführen können. Die Gesellschaftskritik ist nicht gelungen. Und einfach nur als alter Mann dort zu sitzen und "Zeit-Geist" raus zuhauen, ist in meinen Augen schwach. Inhaltlich hätte ich mir mehr von den Gedanken des Jungen gewünscht. Wie nimmt er den alten Mann wahr, macht es wirklich Sinn was er sagt? Für Kinder ist es oftmals eigenartig wenn fremde einfach mitreden, aber das hat James ja ziemlich gelassen genommen!

Gruss
Tio

 

God kveld, Tio,

schön Dich hier aus dem fernen Norwegen miterleben zu dürfen!

Kurz zur Info. Diese Geschichte "erwische den Leser" am Altonaer S-Bahn-Bahnhof. Bitte nicht verwechseln, mit dem Altona-Bahnhof - der Endstation für viele Regionalzüge und ICEs, ein paar Rolltreppen höher. Nein, am Altonaer S-Bahn-Bahnhof kommen keine grossen Zügen,nur die S-Bahnen und inzwischen kleine Bummelzüge, die Richtung Norden nach Kaltenkirchen fahren. Mehr nicht! Es handelt sich um eine kleine kuschelige inzwischen hoffentlich neu sanierte S-Bahnstation mit vier Gleisen. Man sieht dort sehr selten Menschen in Anzügen: die fahren in der Regel aus Blankenesener Gegend direkt bis Jungfernstieg.

Was die Geschichte wirklich spannend macht: das Kind mit dem Vater steigen in Altona ein, fahren mit dem Alten eine Station, reden miteinander, beobachten die Fahrgäste, der Alte steigt aus, und der Leser hat das Gefühl, wieder in Altona mit ausgestiegen zu sein. Die Geschichte endet pathetisch mit dem Satz: "Hamburg Altona, dort, wo die großen Züge eintreffen".

Ach ja, die S-Bahn hat nichts mit Straßen-Bahn, sondern mit Stadtschnellbahn zu tun. Ein Begriff aus den 30-ern, Berlin.

Vær også!
Herr Schuster

 
Zuletzt bearbeitet:

Herr Schuster

Danke für das Hintergrundwissen, aber das bedeutet umso mehr dass Nichiavelli dem Leser dieses Hintergrundwissen vielleicht etwas mehr vermitteln sollte? Ich habe die Geschichte so kommentiert, wie ich sie empfunden hatte und bleibe dabei. Trotz Hintergrundwissen ist es für mich jetzt erst recht klar, dass viele Formulierungen inhaltlich Falsch sind.

Ach ja, die S-Bahn hat nichts mit Straßen-Bahn, sondern mit Stadtschnellbahn zu tun. Ein Begriff aus den 30-ern, Berlin.

Ich bin mir durchaus im Klaren was eine S-Bahn ist. Nein, aber es wurde doch eine Strassenbahn im Text erwähnt? Wenn Nichiavelli Strassenbahn schreibt, dann verstehe ich das auch als "Strassenbahn". Das Gefühl, an der gleichen Station zu sein wie vorher, kann ich nicht nachvollziehen. In meinem Kopf sind wir eine Station mit der Strassenbahn in Hamburg gefahren, die es scheinbar gar nicht gibt.

Vær også!
Herr Schuster

Okay, das ist neu, auch nach so vielen Jahren Norwegen :D !!! Wohl eher "Takk for meg" oder "Hilsen" oder "vær så god" oder sowas ;) "Vær også! Herr Schuster" bedeutet so viel wie "Sei auch! Herr Schuster", dazu sagen wir mal lieber nein, ich bleibe Tio.

Gruss
Tio

 

Hallo Nichiavelli,

mir hat die Geschichte gar nicht gefallen. Die Motivation der Figuren bleibt im Dunkeln, aber um die geht es auch nicht in diesem Stück. Der Erzähler benutzt sie nur als Vehikel, um mir seine Sicht auf die Welt aufzudrücken. Smartphone Zombies also. Und die haben alle vergessen, worauf es im Leben ankommt. Klingt nach meinem Opa mit drei Schnaps hinter der Binde. Jetzt wäre es mindestens angebracht, irgendeine umwerfende Erkenntnis zu präsentieren, aber anscheinend hat auch der Erzähler keine Ahnung, was den Menschen zum Glück fehlt. Statt dessen wird etwas über einen ominösen Zeitgeist lamentiert. Als wäre eine geistlose Zeit etwas Erstrebenswertes.
Tut mir leid, das ist mir zu oberflächlich und streckenweise arg klischeehaft. Die Reste-fressenden Obdachlosen, die Smartphones, die arbeitsuchenden Ausländer - die in Altona wahrscheinlich eher auf Junkies warten ...

Vielleicht klappt es mit uns bei der nächsten Story.

Gruß der Keller-Migrant

 

Hallo Nichiavelli,
herzlich willkommen!

Ja, der Zeitgeist. Viel gefrönt und doch verpönt, oder so ähnlich. Wer gegen den Zeitgeist wettert, wünscht sich noch lange nicht eine geistlose Zeit herbei. Von daher ist dein Thema ganz in Ordnung, nur die Herangehensweise vielleicht etwas zu gewöhnlich. Da fehlt mir wenigstens eine neue Sichtweise, eine Überraschung. Ist aber auch nicht so schlimm, man muss ja nicht mit jeder Geschichte nach dem Pulitzer-Preis greifen wollen.

Ob das dürftige Lokalkolorit nötig ist oder nicht, sei dahingestellt. Mich hat es nicht gestört.
Viel störender ist die fehlende Trennung zwischen dem Figurentext und dem Erzählertext.
Beispiel:

„Steh auf!“, sagt James Vater und reißt ihn aus seinem Gedankengang. „Unser Zug kommt, wir müssen los“, brummt er. Sie eilen zur Straßenbahn und bahnen sich ihren Weg zu den Eingangstüren der S11. Diese öffnen sich, Menschen strömen hinaus. Hektik- sie wurschteln sich ihren Weg in die Straßenbahn mitten ins Getöse, vorbei an Kopfhörer- und Smartphonejunkies, die lieber in ihrer eigenen kleinen, perversen Welt der Sicherheit und Anonymität gefangen bleiben, als sich ihren Mitmenschen mitzuteilen. James nimmt das donnernde Getöse und Rauschen immer intensiver wahr, das sich durch die Mischung der verschiedenen Musikrichtungen aus aller Welt und das Tippen der Finger auf diversen elektronischen Geräten ergibt. Ein furchtbarer Lärm- der Klang der Verzweiflung aufgrund von gescheiterter Kommunikation, hervorgerufen durch den technischen Fortschritt, ein Schrei nach Hilfe, den niemand realisiert vor lauter Informationsfluss und Bling-Bling der leuchtenden Apfeltelefone. James fragt sich wo all diese Menschen hinwollen, welchen Weg sie gehen.
Wie alt mag wohl der „kleine“ James sein? Irgendwo zwischen 3 und 12, würd ich sagen. Im Text liest es sich stellenweise jedoch so, als sei er mindestens 20 aber klein-wüchsig. Da kommen Begriffe wie Smartphonejunkies, Musikrichtungen aus aller Welt, Schrei nach Hilfe, gescheiterter Kommunikation, niemand realisiert.
Das könnten allenfalls Gedanken des Vaters sein. Oder eben des Erzählers. Ganz bestimmt nicht die Gedanken des „kleinen“ James.

Es gibt nun mehrere Möglichkeiten.
Du kannst durch Absätze und andere Maßnahmen eine erkennbare Zuordnung schaffen. Was nimmt der Vater wahr, was denkt er dabei. Was nimmt James wahr und was denkt er dabei. Was ist Wertung des Erzählers.

Es gibt dabei aber auch noch zu bedenken, dass Wertungen des Erzählers den Leser meist nerven. Der Leser möchte viel lieber wissen, was die Figuren denken.

Lieben Gruß

Asterix

 

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