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- 24.05.2002
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S
S
Da de damm damm, Da de damm damm ... ich stürze los. Ein einfaches PIEP reicht mir nicht für eine SMS, Löwenzahn musste es sein, es muss immer ein bisschen mehr sein, als bei Anderen und Stil muss es haben, wenn es den nicht gibt, dann zumindest Kult. Löwenzahn ist kultig ... Peter Lustig ... ich bin heut gar nicht lustig.
Wo ist dieses verdammte Handy? Ich könnte schwören, es lag auf meinem Bett! Mist! Festnetz ... ich rufe mich an – klar, dass ich nicht gleich darauf gekommen bin.
Die Fraggles tönen durch den Raum – auch sehr kultig! Ich halte die Luft an und lausche. Sherlock Holmes wäre stolz auf mich, alle Sinne sind geschärft. Oh es reicht wohl nur für Watson, es liegt doch auf dem Bett – da lag es vorhin nicht! Egal.
Anna Handy! Mein Herz rast.: „Hab gerade Deine Mail gelesen. Vielen Dank. Du hast mich um Antwort gebeten. Es gibt nur eine: Ich kann nicht mehr s“
Was -S- ???? S wie - sorry ... S wie - so weiter machen wie bisher? S - wie Salute?
Sie kann nicht mehr, meint sie das ernst? Ich mein, ist es jetzt vorbei? Schluss?
Ich hab ja befürchtet, dass sie so reagieren wird nach meiner Mail, aber - verdammt - ich habe es doch nicht wirklich geglaubt. Alles vorbei, einfach so? Was bildet sie sich ein, so schlimm war es nun auch wieder nicht. Oder? Hätte ich ihr nicht sagen dürfen, dass es ein Problem für mich ist, wenn sie definitiv in Köln bleibt. Ich in Berlin, sie in Köln - für unabsehbare Zeit ... SICHER ist es ein Problem für mich. Köln hat viele schöne Frauen – Versuchungen sind groß und überhaupt ich bin nicht gern allein, ich war noch nie gern allein. Aber ich sagte ihr doch, es gibt für alles eine Lösung, sagte ihr, dass ich nicht gehen werde, dass ich sie liebe – wie peinlich – wie stehe ich jetzt da? Gib jemanden die Fäden in die Hand und Du bekommst sie als Strick um den Hals zurück.
Mir ist schlecht. Mein Tabak ist alle, immer wenn ich ein Problem habe ist mein Tabak alle, warum? Keiner kann mich leiden, mich konnte noch nie jemand wirklich leiden. Wie konnte ich nur denken bei ihr wird es anders sein? Ich Idiot! Ich mein, sie ist älter als ich – warum sollte sie sich mit meinen Problemen belasten, sie wird aus dem Alter heraus sein. Probleme sind definitiv nicht kultig.
Hätte ich doch nur gesagt: „ Kein Problem Anna, ich freue mich für Dich. Du hast den Job so sehr gewollt. Ich gratuliere ... Ein Problem? – Ach was, Hauptsache Du bist glücklich meine Schöne. Köln ist doch nicht aus der Welt. – Sicher liebe ich Dich, egal wo Du bist ... ja Anna, ich freue mich für Dich. Wirklich!“
Aber nein! Ich bin ja ein Trampel, erst reden, dann denken. Ich war immer sehr ungeschickt und Diplomatie ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Fremdwort für mich.
Scheiße, jetzt heule ich auch noch. Ich Schwächling! Anna würde triumphieren könnte sie mich jetzt sehen, jemanden wie mich muss man ja verlassen. Es wäre eh nicht gut gegangen, niemals!
Es war von Anfang an zum Scheitern verurteilt gewesen, wir hätten es wissen müssen. Internet-Bekannschaft – schon alleine dieses Wort. Man verläuft sich in einer virtuellen Welt und hofft die Seifenblasen-Träume in das Leben übertragen zu können.
Ein halbes Jahr ist es jetzt her. Es war eine Katastrophe, sie im Zug und ich im Bad mit der Schermaschine in der Hand. Ich war nie die Ruhe selbst und wählte natürlich den falschen Aufsatz – RATSCH – in den Haaren klaffte eine Riesenlücke. Panik! Ich hatte schon oft sehr kurze Haare, aber an dem Tag waren sie mir ein Graus. Eine verzweifelte SMS meinerseits: Du kannst nicht nach Berlin kommen! Meine Haare! Ihre Antwort: Was??? Ich sitze im Zug!!!
Klar wollte ich das sie kommt, aber ich musste der Nervosität ja eine Chance geben.
19:00 Uhr Weltzeituhr Berlin und nur eine blonde Frau zu sehen, ich wusste sofort sie ist es! Ein Blick in ihre Augen und der Abend war gelaufen. Es ging nichts mehr, Katastrophe pur! Ich lief mit ihr in die Bank – Geheimnummer vergessen. Ich war sicher sie stimmt, sie konnte nicht falsch sein – ich vergaß nie eine Nummer. Zweiter Versuch – nichts! Dritter Versuch –nichts! Es war so peinlich. Sie lachte, ich war pleite. Gut ich hatte noch 15€, aber hey ... es war unser erster Abend.
Wir änderten die Route in eines der kostengünstigen (was ich ihr natürlich nicht sagte) Bars in Friedrichshain. Alles besetzt, nur an einem Tisch ist noch Platz und wer saß da breit grinsend?? Meine Ex! Warum hab ich nur immer so ein Pech!
Es gab noch mehr Kneipen, es gibt dort ja fast nur Kneipen. Nach zwei Drinks ging es nach Hause. „Soll ich in einem Hotel schlafen?“ ...“Öhhhmmmm“, stotter: „Du bist mein Gast, es wäre mir peinlich, Dich ins Hotel zu schicken. Du kannst natürlich bei mir schlafen.“ ... vielleicht mit mir wisperten meine Gedanken.
Die Wohnung war blitze blank, selbst weiße Handschuhe hatten keine Chance! Alles war perfekt vorbereitet gewesen – dachte ich! Ich irrte mich, bei mir ist nie etwas perfekt! Ich ging als Erste ins Bett ... tapp tapp die Leiter hoch. Fast wäre ich sie vor Schreck wieder rückwärts herunter gefallen! MIST! Schön aufgefädelt hingen dort meine Hand- und Fußfesseln und meine neunschwänzige Peitsche, ein paar Ketten und mein Lieblingsdildo lag auch wie zum sofortigen Gebrauch bereit.. Ich hatte es vergessen. Es ist nur Dekoration (bis auf den Dildo), aber das hätte sie mir nie geglaubt!
Mir entflutschte ein unüberhörbares: “SCHEIßE!“
Ihre Neugier war geweckt, sie dachte gar nicht daran ins Bad zu gehen und sich vielleicht mal schon die Zähne zu putzen. Ich war in einer verzweifelten Lage und unfähig zu denken. Das Nächstliegende, was mir einfiel, war eine Tasche zu holen und den Versuch zu starten, die Utensilien so geräuschlos wie nur möglich in ihr zu verstauen. Es klapperte und schepperte und mein Kopf war hochrot! Ich hab mich selten so geschämt. Sie grinste über das ganze Gesicht. Ich wurde klein wie ein Schulmädchen.
Dann lagen wir beide im Halbdunkel im Bett und mein Herz raste. Ich überlegte fieberhaft unter welchem Vorwand ich mich ihr nähern konnte, ich wollte diese Lippen kosten, wollte wissen wie es sich anfühlt sie zu streicheln und ... RUMMS – ehe ich mich versah lag sie auf mir. Ich kam nicht dazu mir eine Strategie auszudenken. Sie presste ihren Mund auf meinen. Es war alles andere als romantisch, alles andere als geplant, alles andere als kalkulierbar. Mir wurde heiß und kalt. Es fühlte sich unendlich gut an. KO in der ersten Runde ...
Da de damm damm, Da de damm damm ... erst jetzt fällt mir auf wie ich noch immer krampfhaft das Handy in der Hand halte. Ich lockere meinen Griff und überwinde meine Angst.
Anna Handy:“...schlafen ohne Dich, aufwachen ohne Dich – leben ohne Dich. In Liebe Anna“
)) Mich selbst wird die Story alsbald nicht mehr interessieren, bei mir muss fast alles neu und frisch sein ... halt ein ungeduldiger Mensch 
