S@ntaClaus rettet Weihnachten
Kapitel 1 - Weihnachten steht vor der Türe
"Last Christmas" - Andi konnte dieses Lied nicht mehr hören. Es gab aber nichts, was ihm, Andreas Wiehland, heute sein Lächeln von den Lippen nehmen konnte. Dem letzten Jahr gebührte der zweifelhafte Ruhm, das schlimmste gewesen zu sein, das er in seinem bisherigen Leben durchzumachen hatte. Andi konnte sich noch lebhaft an den 23.12. vor zwölf Monaten erinnern. Er war damals noch bei "Extreme IT" als Projektleiter und Softwareentwickler angestellt. "Extrem" war in dem Laden wirklich alles. Am Anfang war er noch glücklich über die überraschend große Verantwortung, die man ihm als relativ jungen Projektleiter übertragen hatte. Es dauerte allerdings keine vier Wochen, bis ihm klar war, warum er so hoch einsteigen konnte. Viel zu viele Projekte, chronischer Entwicklermangel, höllischer Zeitdruck und niemand, den er hätte um Hilfe bitten können. Letztes Jahr zu Weihnachten kam es dann zum Supergau. Eigentlich hätte es das schönste Weihnachtsfest sein müssen. Seine Frau Nadine und er hatten vier Wochen davor eine Tochter bekommen. Immer schon wollte er eine große Familie, hatte sich dieses erste Fest mit einem kleinen Kind, seinem Kind, bis ins kleinste Detail ausgemalt. Die Realität hatte aber anders ausgesehen: Es war 9:30 Uhr in der Früh des 25.12. als er von der Arbeit nach Hause gekommen war. Am Vortag war das schlimmste Eingetreten, was er sich hatte ausmalen können. Sein Projekt musste noch vor dem Jahreswechsel ausgeliefert werden. Er war alleine verantwortlich und das Überleben der gesamten Firma hing daran. Andi hatte damals tagelang durchgearbeitet und schließlich das unglaubliche geschafft und alles durchgezogen - als er aber am 25. daheim ankam, waren Nadine und seine kleine Tochter weg.
Es dauerte sechs Wochen und unzählige Gespräche bis er Nadine davon überzeugen konnte, zu ihm zurückzukommen. Die Bedingung war, dass es nie wieder soweit kommen sollte. Er war einverstanden, seinen Job zu kündigen. Andi wusste zwar, dass ihm die Eigentümer von "Extreme IT" nach seinem Einsatz den Himmel zu Füßen gelegt hätten. Seine Familie war ihm aber wichtiger. Er kündigte und war fest davon überzeugt, dass er binnen kürzester Zeit einen neuen, interessanten Job finden würde. Es kam alles anders. Nach drei Monaten nervtötendem Suchen war er bereit, jeden Kompromiss einzugehen, nur um wieder eine spannende Arbeit zu haben. Natürlich, er hätte nur wegziehen müssen aus ihrer kleinen Heimatgemeinde. In den größeren Städten wäre ein Job kein Problem gewesen. Seine Beziehung hing aber an einem seidenen Faden und Nadine an der Stadt, in der sie aufgewachsen war. Also fügte er sich seinem Schicksal und sagte schlussendlich einem Jobangebot als "Chief Security Officer" bei der lokalen Handelsfirma "ShopMasters" zu. Verglichen mit Extreme war seine neue Firma riesig. Knapp 100 Millionen Euro Jahresumsatz waren schon beeindruckend. Er war für die Sicherheit der IT verantwortlich. Die IT-Landschaft der Firma war einfach; ein überschaubares aber trotzdem interessantes Aufgabengebiet - wäre da nur sein Chef nicht gewesen. Alexander von Gründberg, ein Mann, der Wert auf sein "von" legte. Andi schätzte ihn nach ihrem ersten Gespräch als Emporkömmling ein, der über Leichen gehen würde, um von ihrem Unternehmen aus einen Chefposten in dem Schweizer Konzern zu bekommen, dem "ShopMasters" gehörte. Andi akzeptierte von Gründberg als notwendiges Übel. Schließlich hatte er endlich wieder eine Aufgabe. Klar, er musste einwandfreie Arbeit leisten. Es war aber klar, dass der Job keine endlosen Überstunden mit sich bringen würde. Das war Andi das wichtigste. Seine Familie sollte wieder zusammenwachsen.
Jetzt stand wieder Weihnachten vor der Türe. Die Zeit hatte viele Wunden heilen lassen. Ja, er musste nach seinem Start in der neuen Firma Vollgas geben, im Herbst hatte sich seine Beziehung zu Nadine wieder gebessert. Er legte großen Wert auf Geburts-, Hochzeits- und Valentinstag und war sich sicher, dass ein schönes Weihnachtsfest alles wieder endgültig ins Lot bringen würde. Im Oktober hatte es für Andi noch eine unangenehme Überraschung gegeben. Er hatte sich mit dem IT-Leiter von "ShopMasters", einem netten, aufgeschlossener Kerl namens Thomas Fricks, angefreundet. Tom erzählte ihm im Vertrauen, was mit seinem Vorgänger passiert war. Nach einem Datenverlust, der seiner Firma gerade mal 17.000 Euro gekostet hatte - nicht einmal ein Promille des Jahresgewinnes -, hatte ihn das Arschloch von Gründberg fristlos gefeuert und auf Schadenersatz verklagt. Keiner glaubte, dass der frühere Sicherheitschef den Prozess verlieren hätte können. Von Gründberg hatte aber das ganze finanzielle Gewicht seines Unternehmens in die Waagschale geworfen und ihn auf eine unaussprechbar hohe Summe verklagt. Der Prozess lief immer noch und sein bemitleidenswerter Vorgänger musste bereits Haus und Hof verpfänden, um sich die Anwaltskosten leisten zu können. Andi beschloss, es bei sich auf keinen Fall soweit kommen zu lassen. Er war extrem aufmerksam und nahm seine Aufgabe so ernst wie nur irgendwie möglich. In dieser Hinsicht war sein Job einwandfrei. Andi hatte ausreichend Zeit, sich wirklich genau mit den Themen zu beschäftigen, auf die es ankam, ohne jede Nacht und jedes Wochenende durcharbeiten zu müssen. Alles in allem war er zufrieden, er freute sich auf das anstehende Fest. "Last Christmas" im Radio erinnerte ihn an die Katastrophe vom letzten Jahr, heuer war aber alles vorbereitet, alles würde gut werden.
Kapitel 2 - Was ist los?
"Account Lockout Event - your account has been lock out" - stirnrunzelnd sah Andi die Nachricht, die gerade in seinem Posteingangsordner erschienen war. Die meisten Administratoren ignorierten solche Nachrichten. Solange sich niemand beschwert und alles seinen gewohnten Gang nimmt, sollte man nichts angreifen. Irgenwie war das ein ungeschriebenes Gesetz. Seine Aufgabe aber war es, für Sicherheit zu sorgen. Also hatte er sich angewohnt, niemals solche Meldungen zu ignorieren. Dem Mailtext entnahm er, dass jemand zu oft versucht hatte, sich anzumelden, jedoch immer ein falsches Passwort eingegeben hatte. Eigenartig, er achtet peinlich genau darauf, dass sein Domain Admin Benutzer in keinem Dienst als Dienstkonto eingetragen war. Das hätte die Meldung erklären können, da Andi schließlich jeden dritten Tag sein Passwort auf eine neue, mit einem Tool generierte Folge von Zeichen und Ziffern änderte. Das Telefon riss ihn aus seinen Gedanken.
"Hi Andi! Ich bin's, Doris. Ich arbeite heute von daheim aus und mein Outlook behauptet gerade, dass mein Benutzer oder Passwort falsch ist. Hast du irgendwas umgestellt?". Doris war eine seiner Kolleginnen vom Helpdesk. Eine nette, junge Blondine, bei der sich niemand vorstellen konnte, dass sie ein Ass in Sachen Softwareentwicklung war.
"Doris, gib's zu, du hast dein Passwort umgestellt und vergessen". Andi hörte den Klopfton, der ihm anzeigte, dass jemand anderer versuchte ihn zu erreichen, während er mit Doris telefonierte.
"Garantiert nicht, ich bin doch nicht blöd. Warte, ich probier's nochmals. Ah, jetzt geht's. Komisch, wahrscheinlich hab ich mich vertippt."
Andi grinste. "Das sind mir die liebsten Problem, die, die sich von selbst erledigen. Arbeit nicht zu lange - Weihnachten steht vor der Türe".
"Blödsinn, ich werd durcharbeiten. Ich hasse Weihnachten. Zu viele Verwandte, zu viele Kalorien. Naja, feier du mal schön zuhause. Tschüss Andi!".
"Ciao Doris".
Andi legte auf und sein Telefon zeigte ihm, dass jemand aus der Fakturierung ihn angerufen hatte. Dort war heute der Teufel los. Das Weihnachtsgeschäft war die Hölle bei "ShopMasters". Dort entschied sich, ob es Grund zum Feiern gab oder die Firma den Bach hinunter ging. Andi rief deshalb sofort zurück. Ein Problem in der Fakturierung durfte es einfach nicht geben.
"Was ist los bei euch da oben?", brüllte ihm Franz, der 120 Kilogramm schwere Leiter der Buchhaltung ins Ohr. "Vor ein paar Minuten sind wir alle hier aus dem System geflogen und dann konnte sich keiner mehr anmelden. Die Hotline hatte wieder mal keine Ahnung, weiß der Kuckuck was die gemacht haben aber jetzt können wir wieder rein. Jetzt heißt es aber überall irgendwas mit 'Cannot access database'. Andi, schau dir das an. Wir wollen ENDLICH fertig werden und heim!"
"Franz, mal langsam", sagte Andi. Er klemmte sich den Telefonhörer zwischen Schulter und Kopf ein und meldete sich über Remote Desktop am Domain Controller an. "Was siehst du genau für eine Fehlermeldung?"
"Ach, Scheiße. Mein Telefonkabel ist zu kurz. Ich seh von hier aus nicht zum PC rüber. Sekunde...". Andi hörte wie Franz den Hörer auf den Tisch knallte während er das Management Studio öffnete, mit dem er einen Blick auf den Datenbankserver werfen konnte.
"Ha, Ha, Ha. Willst du uns verarschen?? Jetzt sind alle Schirme schwarz bis auf die Meldung 'Santa Klaus schickt euch nach haus'".
Andi's Finger wurden feucht. Er hatte das ihm wohl bekannte Gefühl von Panik, das sich ganz langsam von seinem Bauch ausbreitete. Er begann am ganzen Körper zu schwitzen. Das lag nicht nur an dem, was Franz ihm gerade am Telefon mit seinem Gebrüll erzählt hatte. Es war jetzt auch das Management Studio offen - und es war leer, vollkommen leer. Am zentralen Datenbankcluster war keine einzige Datenbank zu sehen.
Es war drei Uhr am Nachmittag des 23.12. und Andi hatte Nadine versprochen, sie in gerade mal einer Stunde zu Hause abzuholen und mit ihr die letzten Weihnachtsgeschenke zu besorgen.
Kapitel 3 - Panik?
"Franz, ich melde mich wieder.", stammelte Andi und legte auf. Es dauerte keine zwei Sekunden bis es wieder zu klingeln begann. Er ignorierte es. Windows Event Log - leer. SQL Server Event Log - leer. Das Herzstück ihrer IT - völlig jungfräulich.
Andi hatte das Gefühl für Zeit verloren. Er hörte seinen Herzschlag in seinen Ohren pochen. Seine Finger flogen über die Tasten und er suchte verzweifelt nach dem Grund des Problems. Das Telefon war mittlerweile ruhig, Andi hatte irgendwann den Hörer abgenommen und daneben gelegt.
Als von Gründberg die Türe von Andi's Büro aufriss, konnte man das Krachen der Klinke gegen die Wand wahrscheinlich im ganzen Haus hören. Dem roten Kopf des Chefs nach hätte Andi damit gerechnet, zusammengeschlagen zu werden oder zumindest vom Brüllen einen Gehörsturz zu erleiden. Nicht dergleichen passierte jedoch. Von Gründberg ging zu seinem Schreibtisch und sagte, vielmehr flüsterte er, dass "sie, Hr. Wiehland, das Problem sofort zu beheben haben. Ich habe ihren inkompetenten Vorgänger wegen einer Sache fertig gemacht, die im Vergleich zu ihrem Versagen eine Lappalie war. Es ist mir völlig egal was sie machen, wie sie es machen oder wie lange es dauert - sorgen sie dafür, dass die Buchhaltung wieder verrechnen kann oder sie können sich eingraben". Beim Hinausgehen knallte von Gründberg die Türe hinter sich zu und lies Andi verzweifelt hinter seinem Schreibtisch sitzen.
Unzählige Bücher hatte Andi über die richtige Reaktion in Stresssituationen gelesen. Irgendwann hatte er einen Workshop über den Umgang mit Katastrophen bei einem Mitarbeiter des Roten Kreuzes gemacht, der ihm erklärt hatte, dass die meisten scheinbar schlimmen Situationen relativiert werden, wenn man einmal nach einem Flugzeugabsturz als erster zur Absturzstelle gekommen war. All das half Andi nichts, als in dieser Situation sein privates Handy klingelte und er sah, dass Nadine dran war. Er war am Ende, konnte keinen klaren Gedanken fassen. Alles wiederholte sich.
"Hallo mein Schatz", Andi hatte mechanisch das Telefonat mit seiner Frau angenommen."
"Hallo", antwortete er.
"Bitte vergiss nicht, das Brot vom Bäcker beim Nachhauseweg mitzunehmen". Nadine wusste, wie vergesslich er war.
"Mach ich, bis später.", sagte Andi und legte auf. Er hatte nicht die Kraft, Nadie zu sagen, dass er wieder einmal Weihnachten ruinieren würde.
Kapitel 4 - S@ntaClaus
Als Andi den Kopf hob und auf den Bildschirm sah, traute er seinen Augen nicht. Jemand steuerte den Server, seinen Domain Controller, fern. Die Maus bewegte sich, ein Command Prompt Fenster ging auf und der Eindringling begann, die Platte des Servers zu durchsuchen. Andi griff selbst zur Maus. Er konnte den Zeiger bewegen, offenbar teilten sie sich die Kontrolle. Wie konnte das sein. Die letzten Monate hatte er alles gelesen, was ihm zum Thema Absicherung von Computernetzwerken in die Finger gekommen war. Er hatte das Unmögliche geschafft und von Gründberg einen riesigen Betrag zur Erneuerung der Firewall-Infrastruktur abgeschwatzt. Externe Sicherheitsberater hatten alles auf Herz und Nieren getestet und ihn für seine Arbeit beglückwünscht - und jetzt das.
Natürlich hatte der Angreifer die Mausbewegung bemerkt und wartete jetzt offenbar, was passieren würde. Im Moment war alles ruhig. Andi öffnete ein Editor-Fenster und schrieb: "Wer bist du?"
"S@antaClaus - und ich schick dich nach Haus."
"Was wollen Sie?", tippte Andi und merkte gleich, wie dumm das klang.
"Sag diesem Arschloch von Gründberg, dass er sich warm anziehen kann. Kein fetter Braten heuer zum Fest."
In Andi brach ein Damm. Er verachtete Kriminelle, ganz besonders Cyberkriminelle. Sein Hass gegen diesen S@antaClaus war aber anders. Noch nie in seinem Leben hatte er das Gefühl, dass er jemanden gerne umbringen würde. Dieser Jemand war gerade dabei, sein mühsam wieder zurecht geflicktes Leben endgültig das Klo hinunter zu spülen. Andi griff zur Tastatur und schrieb:
"Wenn hier jemand ein Arschloch ist, dann bist du das. Wen glaubst du, dass du mit deiner scheiß Aktion triffst? Von Gründberg? Schwachsinn!!! Ich habe keine Ahnung, wie du das geschafft hast, aber ich werd dafür fertig gemacht. Dank dir bin ich am Ende! Mir werden die Eier abgerissen, aber ich hoffe, du bist stolz darauf. Meine 15 Monate alte Tochter wird alleine Weihnachten feiern. Eigentlich nicht einmal das weil ihre Mutter in ein paar Stunden mit ihr im Auto sitzt und ich beide nie wieder sehen werde. Es ist mir scheißegal, was du treibst, ich werde auch nichts gegen dich unternehmen. Ich hoffe, die Polizei erwischt dich und dein Leben ist genauso im Arsch wie meines. DANKE du blöder Wichser!"
Außer seinen Fingern hatte Andi sich nicht bewegt, trotzdem war er außer Atem. Alles rund um ihn war still. Am Bildschirm bewegte sich nichts, er fixierte den blinkenden Cursor.
"Wer bist du?", konnte Andi plötzlich lesen.
"Eigentlich geht dich das einen Scheißdreck an", antwortete er, "du sollst aber ruhig wissen, wessen Leben du ruinierst. Mein Name ist Andreas Wiehland."
"Der Sicherheitschief, war klar...", schrieb der virtuelle Eindringling.
Wieder gab es eine Pause. Andi bewegte sich nicht. Er konnte nicht. Die Uhr stand schon auf halb vier. In spätestens zwei Stunden würde das Theater mit Nadine losgehen, da war er sich sicher. Und er konnte es ihr nicht verdenken.
Kapitel 5 - Das Weihnachtswunder
"Ok. S@ntaClaus ist großzügig zu Weihnachten. Sorry, Mann, dir wollte ich keine Schwierigkeiten machen. Ich schlag dir folgenden Deal vor:". Andi fragte sich, was jetzt plötzlich los war.
"Ich rette deinen Arsch und du sorgst dafür, dass dieser Gründberg die Überraschung seines Lebens präsentiert bekommt.".
Was dann kam, raubte Andi den Atem. Der Einbrecher gab ihm wieder Zugriff auf seine Mails und schickte ihm eine ZIP-Datei mit Logs und Bildern, die offenbar über von Gründbergs Benutzer heruntergeladen worden waren. Offenbar hatte dieser Großkotz sehr abstoßende sexuelle Neigungen. Der Diamant in dem Paket waren Chat-Mitschriften, in denen Gründberg unter seinem Online-Synonym "HartWieStahl666" einem anderen Benutzer genau beschrieb, was er mit ihm machen möchte.
"Nimm das Zeug, halt es dem Gründi unter die Nase und zwing ihn dazu, seinen Sessel zu räumen. Eigentlich wollte ich alles an seine Frau und seine lieben Kinderlein schicken, aber weil Weihnachten ist, lasse ich dir den Vortritt".
Andi traute seinen Augen nicht, als im Management Studio plötzlich wieder Datenbanken auftauchten. Die Erleichterung, die er spürte, war unbeschreiblich.
"Danke", war alles was er im Moment schreiben konnte. Dann fiel ihm jedoch noch etwas ein.
"Eines noch - wie hast du es geschafft, bei uns reinzukommen?"
"Na wie wohl? Ich bin einer der Chatpartner von unserem geilen Chef und hab ihm ein paar manipulierte Programme geschickt. Dein lieber Boss, der dich wegen DEINER Inkompetenz fertig machen wollte, hat mich quasi zur Vordertüre hereingebeten."
Kapitel 6 - Gerechtigkeit
Als Andi sich umdrehte, um die Türe des Büros von von Gründberg zu schließen, warf er nochmals einen Blick auf das Gesicht seines Chefs, seines baldigen Ex-Chefs. Von Gründberg hatte unerwartet reagiert.
"Sie kleiner Wicht meinen mich erpressen zu können?", hatte er gesagt. Die Schweißperlen, die auf seiner Stirn auftauchten, sprachen aber Bände. Andi war sich sicher, dass die Ausdrucke, die er auf den Tisch geknallt hatte, ihre Wirkung nicht verfehlt hatten. Von Gründberg setzte noch wollte ihn noch weiter beschimpfen, seine Stimme überschlug sich aber plötzlich und er bekam kein Wort mehr heraus. Bevor er sich erholt hatte, lächelte Andi ihn an und meinte: "Ja, genau das mache ich. Sie erpressen. Und sie können sich gar nicht vorstellen, wie sehr ich es genieße."
Alles war wieder im Lot. Andi zögerte keinen Moment. Er kontrollierte nicht einmal, ob wirklich alles Systeme wieder liefen. S@ntaClaus hatte Dinge geschafft, von denen er selbst keine Ahnung hatte, wie dieser raffinierte Einbrecher sie zu Wege gebracht hatte. Andi war sich sicher, dass S@nta auch das Aufräumen so perfekt machen würde, wie das Einbrechen.
Als er im Erdgeschoß aus dem Lift stieg, stieß er mit einem lustig aussehenden Mann zusammen. Er fiel ihm durch seinen Dreadlocks auf, die so gar nicht zu seinem Alter passten. Der Mann war sicher über 40.
"Sie sehen aus, als hätten Sie einen harten Tag hinter sich."
"Wenn Sie wüssten.", antwortete Andi.
"Keine Sorgen, zu Weihnachten kann man sich schließlich auf Santa Claus verlassen.". Ein Augenzwinkern und der Mann war hinter den Aufzugtüren verschwunden. Andi blieb verwirrt zurück. Was war das?
"Wer war das?", fragte Andi den Wachmann der privaten Sicherheitsfirma, der den Eingang bewachte. Der Wachmann war schon da gewesen, als Andi bei der Firma angefangen hatte.
"Das war Hr. Siegmann, Günther Sigmann. Soweit ich mich erinnern kann war er ihr Vorgänger, Hr. Wiehland. Er hat gesagt, dass er zum IT-Leiter, also zu Hrn. Fricks möchte. Das ist doch in Ordnung, oder?".
Andi zögerte kurz. Dann lächelte er.
"Aber ja, natürlich ist das in Ordnung."
Andi vergaß auf dem Nachhauseweg das Brot beim Bäcker abzuholen. Das war aber zu verschmerzen. Es wurde ein wunderschönes Weihnachtsfest, Andi, Nadine und ihre kleine Tochter Claudia waren glücklich.