Sünde
Sünde
Was für ein wunderschöner Tag. Ich sah der Sonne eine ganze Weile zu wie sie gen Norden ausblutete, und den Mond wie er aus der Finsternis neu geboren wurde. Es war ein Abend von dem man dachte das Apollos Laterne niemals wieder den Zenit erreichen würde.Ja, ein Abend der unter anderen Umständen, glücklicheren Umständen, hätte schön werden können, doch leider musste ich in Anbetracht jüngster Ereignisse meine Einstellung zu Abenden wie diesen rapide verändern, tatsächlich bin ich nun wahrscheinlich das was ihr möglicherweise einen Zyniker nennt. Ich genoss dennoch die letzten Momente in der die Sonnenstrahlen mein Gesicht kitzelten. Der Mond der daraufhin durch eines der Fenster meines Lofts eindrang, färbte das Purpur das den Boden bedeckte auf eine theatralische Art beinahe komplett schwarz, doch die Schwärze meines Innersten glich diese nicht im geringsten Maße. Zugleich man, wenn man mich so sieht, meinen könnte das ich nichts mehr fühlte, trat doch der bitter-süße Schmerz der gottgleichzustellenden Entgültigkeit meiner Tat ein. Ich fragte mich ob ich bereuen würde was ich tat. Und ich spürte wie das Blut das anfangs meine Hände wärmte begann zu erkälten, genau wie die leere Hülle die zu meinen Füßen lag, und genau wie der Rest der grausamen Welt. War ich nun noch der gleiche? Oder würde sich mein neues Leben beinahe, oder sogar komplett von meinem alten unterscheiden? Nun war ich ein Mörder ich war das fleischgewordene Sodom und Gomorra, mein Geist wurde nun Heimat der Sünde. Ich fühlte mich nicht anders, vielmehr nahm ich mich selber so war, wie jemanden der mir völlig fremd war. Obgleich ich wusste das mir Gottes Vergebung nicht zustand hoffe ich bis heute das er mich dennoch in sein Reich einlädt, sofern es ein solches Reich geben sollte. Aber was war der Grund für eine Tat mit solchem Ausmaße, die Erinnerung wird schwächer, als würde man durch einen sanften Rauch blicken, der droht einen komplett einzuhüllen und dich dennoch in seinen Bann zieht. Nichtmal die Erinnerung bleibt und die Gewissheit nichtsmehr ändern zu können.
Denn nun ist es zu spät, zu spät herauszufinden was das Leben aus mir gemacht hätte. Zumindest bin ich nun frei. Ich war schon immer ein Feigling. Und für alle Zwiegespalltenden dort draußen. Meiner Erfahrung nach verursacht es einem Mann wie mir an den Adern keine großen Schmerzen.
von: lennard krapp